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Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193106175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310617
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1931
- Monat1931-06
- Tag1931-06-17
- Monat1931-06
- Jahr1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1931
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Vie Keile vorläulig beigelegl Brünings Kraftprobe. Schwierige Lage ver Sozial demokratie. Das Kennzeichen der Krijenzeilen ist der schnelle Wechsel tm Bild der politischen Lage. Von einer Stunde zur anderen kann es völlig anders aussehen. So auch in der jetzigen Krise. Während noch am Montag Abend die Entwicklung allgemein zuversichtlich beurteil! wurde, brach plötzlich in den Nachtstunden wieder kalte Krisenluft ein. Und am Dienstag Morgen sah es so aus, als ob es keinen anderen Ausweg mehr gäbe, als Rücktritt der Regierung. Brüning stand plötzlich in scharfem Ge gensatz zur Sozialdemokratie. Alles wartete gespannt aus die Abstimmung tm Ältestenausschuß. Da kam die Entspannung: keine Einberufung des Reichtstags. Neue Hoffnungen in Regierungskreisen. Plötzlich wieder ein Umschwung: neue Drohung des Kanzlers an die Sozialdemokratie, die von ihrem Rus nach dem Haus- halisausschuß ntchi lassen wollte. Der Weg zum Kompromiß schien wieder verbaut, und die Verantwortung für das Schicksal des Kabinetts war plötzlich ganz der So zialdemokratie zuaeschoben. Schnelle Entscheidung im Ältestenrat. In der Sitzung des Ältestenrates des Reichstages ist die Entscheidung über Nichteinberufung des Reichstages wider Erwarten schnell gefallen. In der Abstimmung stellte Präsident Löbe fest, daß sich die Nationalsozialisten mit IV7, die Deutschnationalen mit 41, die Kommunisten mit 77, die Wtrtschaftspartei mit 22 und die Landvolk partei mit 18 Stimmen für die Einberufung aus- gesprochen haben, das sind zusammen 265 Stimmen, während zur Einberufung des Reichstages 289 Stimmen erforderlich gewesen wären. Alle anderen Parteien haben sichgcgendie Einberufung ausgesprochen, so auch die Deutsche Volkspartei. Erklärungen der Volkspartei. Nach der Abstimmung tm Allestenrat veröffentlichte die Deutsche Volkspariei eine Rechtferltgung ihres Stellungs wechsels. Zunächst wird ln der Erklärung betont, daß die Deutsche Volkspartei an ihrer Forderung nach Umbildung der Regierung testhalte, die Partei vertraue daraus, daß ihre Wünsche aus tributpolitischem und innenpolitischem Gebiet durch Verhandlungen ihres Führers mit dem Kanzler erreicht werden können Tann heißt es weiter: „Die tnsolge der Trtbutkrtse entstandene Krifengesahr für das ganze Reich und seine Wirtschaft erfordert schnellstes Handeln. Die Gefähr dung der Zahlungsfähigkeit des Reiches ist gleichbedeutend mit einer Gefährdung der Ertstenz des Beamtentums, der gefamten Wirtschaft und ungeheurer Vermehrung der Arbeits losigkeit. Die Reichsiagsfraktion weist daraus hin, daß die Deutschnationale und die Nationalsozialistische Partei fede Bereitschaft, auch bei Erfüllung der von der Deutschen Volks- Partei ausgestellten Bedingungen, eine Mitverantwortung zu übernehmen, für die beiden genannten Parteien eindeutig ab- gelehni haben Aus allen diesen Gründen hat die Retchslagssraktion der Deutschen Volkspariei die tm Ältesten rat gestellten Anträge aus Einberusung des Reichstages ab- gelehnt. Die Retchslagssraktion des Ehrt st lichsozialen Volksdienstes und der Konservativen Volkspartei er klärt, sie behalte sich eine erneute Stellungnahme ausdrücklich vor, wenn nicht in kürzester Frist weitere Schritte in der Tributsrage erfolgen. Nur unter dieser Vor- ausseyung sehe der Volksdtenst von der Forderung eine so- wrttgen Änderung der Notverordnung ab. Die Fraktion Hai zur Person des Reichskanzlers Vertrauen. Sie hält aber einzelne Mitglieder des Kabinetts für eine schwere Belastung und wird daraus bet gegebener Gelegenheit die Folgerungen ziehen Ser Kamps um den SaushaliSausschuß Nachdem die Entscheidung im Ältestenrat des Reichstages gefallen war, wandte sich das Interesse dem Kamps um den Hausbaltsausschuß zu. Es schien ursprünglich so, als wollte sich Brüning mit der Beratung der Notverordnung tm Haus- tzaltsausschutz einverstanden erklären. Zur allgemeinen Über raschung ließ aber Brüning nach der Abstimmung tm Ältesten rat erklären, er lehne auch ven Haushalisausschuß ab und würde zurücklrelen, wenn die Fraktionen anders beschließen sollten. Diese Er klärung war an vle Adresse der Sozialdemokraten gerichtet. In Verbindung mit dieser Erklärung entstanden sosori allerhand Gerüchte So hieß es, Hindenburg sei schon unterwegs nach Berlin — was später dementiert wurde. Wetter Hleb es, Hlndenburg werde tm Falle Brünings Rücktritt wfon den Führer der Deuftchnanonalen, Dl Hugenberg, mti der Kabinettsbildung betrauen, oder auch den Nattonal- wztalisten Dr F r i ct Käme innerhalb zwölf Stunden kein neues Kabinen zustande, dann würde Brüning mit neuen, diesmal unbegrenzten Vollmachten betraut werden. Ja, es schwirrten sogar Gerüchte von Belagerungszustand und ähnlichem herum Zum Kamps um den Haushaltsausschuß gaben die Deuischnaiionalen die Erklärung ab, daß sie an Ver handlungen im Haushaltsausschuß kein Interesse hätten. Die Wirtschastspariei vertrat die Auffassung, daß man tm Haushaltsausschutz eine unverzügliche Aufrollung der Reparattonsfrage doch nicht erreichen könne und datz sie deshalb auf die Einberufung des Ausschußes keinen Wen lege. * Kein Zusammentritt des Saushaltsausschuffes. Berlin. Der Ältestenrat des Reichstages trat am Dienstag abend zusammen, nm über den Antrag zu beraten, den Haushaltsausschutz des Reichstages einzuberufen, der sich mit der Notverordnung beschäftigen sollte, nachdem der Ältestenrat schon vorher eine Einberufung des Reichstags- Plenums abgelehnt hatte. Der Ältcstenausschutz beschlotz nach kurzer Beratung, auch die Einberufung des Hansl,altsaus- schusses abzulehnen. Wie es heißt, soll die Regierung in Aussicht gestellt haben, den Haushalisausschuß demnächst einzuberufen, sie hat sich jedoch ausdrücklich den Termin für diese Einberusung vor- bebalten. * Der Haushalisausschuß des Reichstages. Kein formeller Antrag der Sozialdemokraten ans Einberufung. Über die Sitzung des Ältestenrates des Reichstages, die nur eine Viertelstunde in Anspruch nahm, erfahren wir noch, datz es sich bei dem abgelehnten Antrag auf Einberufung des Haushaltsausschusses des Reichstages um einen Antrag der Kommunisten gehandelt hat. Der Antrag der Sozialdemokraten auf Einberufung des Haushaltsausschusses war formell überhaupt noch nicht eingebracht worden. Für den Antrag, den Ausschutz einzuberufen, haben sich die Kom munisten, die Nationalsozialisten und die Deutschnationalen eingesetzt. Da diese Parteien im Reichstage nur 225 Ab geordnete hinter sich haben, gilt der Antrag als abgelehnt. Dir Sozialdemokraten hatten in dieser Sitzung darauf ver zichtet, einen formellen Antrag auf Ein berufung des Ausschusses einzubringen. Die SPD. begründet ihre Haltung. über ihre am Dienstag abgehaltenen Sitzungen gibt die Sozialdemokratische Reichstagsfraktion einen Bericht heraus, in dem es heitzt, datz die Fraktion zunächst beschlossen habe, die Einberufung des Haushaltsausschusses des Reichstages zu ver langen, um dort die Möglichkeiten der Verbesserung der Not verordnung zu prüfen. Von entscheidender Bedeu tung für die Haltung der Sozialdemokratischen Fraktion war eine Erklärung des Reichskanzlers, er sei bereit, unter der Voraussetzung, daß das finanzielle Gesamtergebnis nicht ge fährdet werde, die Verhandlungen mit der Sozialdemokratischen Fraktion fortzusetzen. Er sei auch gewillt, im gegebenen Zeit punkt der Einberufung des Reichshaushaltsausschußes zuzu stimmen, und an seinen Arbeiten mitzuwirken. Daraufhin nahm die Sozialdemokratische Fraktion von der Einberufung des Haushaltsausschusses angesichts der bedrohlichen Finanz- und Wirtschaftslage im gegenwärtigen Zeitpunkt Abstand. Die Haltung der Deutschen Volkspariei. Zu dem im Gegensatz zu ihrer ersten Stellungnahme ge faßten Beschluß ver Deutschen Volkspartei, gegen eine Einbe rufung des Reichstages zu stimmen, sei die Reichstagsfraktion gekommen, da nach einer parteioffiziellen Mitteilung eine neue Lage geschaffen worden sei. Das Kabinett müsse durch Gewinnung neuer und bedeutender Männer ein neues Gesicht erhalten, es mutz befähigt werden, ein Höchst maß von Aktivität und Autorität zu entwickeln, um im Innern Ruhe und Ordnung ausrechtzuerhalten, und nach außen hin verhandlungssähig zu sein. Die Reichstagsfraktion der DVP. vertraut daraus, daß die Abmachungen, die ihr Führer mit dem Reichskanzler getroffen hat, alsbald in Taten umgesetzt werden. * Haushaliausschuß in -er zweiten Hälfte August. Zu der offiziellen Erklärung der sozialdemokratische« Reichstaasfraktion verlautet, daß mit der Milderung von Härten in erster Linie die Frage der jugendlichen Arbeits losen gemeint ist. Hier hat sich der Reichskanzler zu Mil derungen bereit erklärt. Das Problem der Saisonarbeiter soll im rwufe des Sommers mit Vertretern der Gewerk schaften und Parteien noch einmal überprüft werden. Die Zusage Dr. Brünings, datz im gegebenen Zeitpunkt der Haushaliausschuß des Reichstages sich mit der Notverord nung beschäftigen soll, bedeutet nur eine Selbstverständ lichkeit. Für den Beginn der Arbeiten des Haushaltaus- fchusses ist ein Termin in der zweiten Hälfte des August ins Auge gefaßt worden. Ob es gelingen wird, an diesem Zeitpunkt fcstzuhalten, dürfte nicht zuletzt von der finan ziellen und reparationspolitischen Entwicklung abhängen Sturz der Oldenburger Regierung. Nach Annahme eines nationalsozia listischen Mitztrauensantrages. Der von den Nationalsozialisten gegen das olden burgische Beamtenkabrnett Caßebohm eingcbrachte Mitz- traucnsantrag wurde vom Landtag mit 24 gegen vier Stimmen bei 29 Enthaltungen angenommen. Dafür stimmten neben den Antragstellern die Deutfchnationale Volkspartei und die Landvollpartei Der Stimme ent hielten sich Zentrum und Sozialdemokratie. Ter Mintsterpräsideni erklärte, die Regierung trete zurück und erwarte, datz ver Landtag sich eine beschleunigte Neubildung des Kabinetts angelegen sein lasse Es ist an zunehmen, datz vte Rechlsparteien versuchen werden, eine Neu- bzw. Umbildung ves Kabinetts herbetzusühren. Ob sich dabct eine Erweiterung nach rechts ergeben wird, ist noch sraglich, da die SPD., das Zentrum und die Kommu nisten sowie die Staalspartei über insgesami 24 von 48 Stimmen verfügen Regierungskrise in Österreich. Kabinett Ender zurückgetreten. Der Vertreter des österreichischen Landbundes in der österreichischen Regierung, Innenminister Winkler, Hai seinen R ü ck t r i 1 t erklärt. Der Rücktritt wird damit be gründet, datz seine Partei nicht die Verantwortung dafür übernehmen könne, datz die Regierung weitere Haf- lungen für die Kreditanstalt eingeye, wovon vie nächste 80 Millionen Dollar betragen müßte. Auf die Demission des Ministers Winkler hin wurde der auf Urlaub weilende Heeresminister Vaugoin verstän digt, der aus seinem Urlaub im Auto tu Wien eintras. Sofort nach seinem Eintreffen trat der Ministerrat zu einer kurzen Sitzung zusammen, in der beschlossen wurde, dem Bundespräsidenten die Demission des Gesamt- kabinctts bekannt zu geben. Wie es heißt, wird Bundeskanzler Dr. Ender mit einem Versuch betraut werden, eine neue Regierung zu bilden. Oesterreich unter französischem Druck. Zum Rücktritt des Kabinetts Ender. Der Rücktritt der Regierung Ender ist aus den Vor stoß der Franzosen zurückzusühren. In Wien ist offen von dem französischen Verlangen gesprochen worden, den jetzigen Außenminister von seiner Stelle zu beseitigen. Es ist klar, daß man dabei nichi allein die Person Schobers meinte, sondern den Kurs, dem durch Zollunion und An schlußwillen die Richtpunkte gegeben sind. Die 120 ausländischen Gläubiger der Kreditanstalt machen ihre Bereitwilligkeit zur Auflegung der Kredite davon abhängig, daß der Bund für diese die Haftung über nimmt. Es handelt sich um rund 14 Millionen englische Pfund oder 80 Millionen Dollar. Briands Kammersieg. Franklin Bouillons Mitztrauensantrag abgelehnt. Im Verlauf der Kammersitzung wurde über den Miß trauensantrag Franklin Bouillons abgestimmt, nachdem dieser seine gegen das Fernbleiben Bri-ands im Kabinett gerichtete Interpellation eingehend begründet hatte. Die Regierung erzielte mit 310 gegen 267 Stimmen eine Mehrheit von 43 Stimmen. Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage La vals erzielte die Regierung eine Mehrheit von 52 Stimmen. Oer Vatikan protestiert. Gegen Ausweisung des Kardinals Segura aus Spanien. Der Heilige Stuhl hat dem Nuntius in Madrid die Weisung erteilt, bei der spanischen Regierung wegen der Ausweisung des Kardinalprimas Segura Protest zu er heben. Katholiken in Spanien schwer mißhandelt. Eintausenddreihundert Versammlungsteilnehmer, die von einer katholischen Massenversammlung mit dem Zuge nach Sarragossa zurückkehrten, wurden auf einer Zwischen station von einer taufendköpfigen Menge angegriffen. Sie schlugen auf die Teilnehmer mit Steinen und Stöcken ein, holten sie aus den Wagen heraus, darunter viele Frauen und Priester, und ließen sie Spießrutenlaufen. Eine Person kam unter die Räder und wurde zermalmt. Der Pöpel verhinderte die Weitersahrt durch Abhängen der Lokomotive. Die Polizei sah ohnmächtig dem Treiben tzu. Auf dem Bahngleis blieben zahlreiche Verletzte liegen. Viele Reisende versuchten mit Automobilen ihre Fahrt fortzusetzen, wurden aber von einer Bande angegriffen, die sechs Autos in Brand setzte und die Insassen ver prügelte. König Zogu von Manien ermordet ? Die amtliche ungarische Telegraphenagentur meldet aus Belgrad, daß König Zogu von Albanien ermordet worden ist. Eine Bestätigung dieser Meldung von anderer Seite liegt noch nicht vor. Belgrad, 17. Mm. Die Londoner Meldung, datz der König von Albanien Achmed Zogu in Tirana ermordet worden sei, hat in Belgrad die gleiche Ueberraschung hervorgerufen wie der Umstand, datz als Quelle der Nachricht Belgrad bezeichnet wird. In Belgrad Weitz niemand etwas über einen Anschlag auf Achmed Zogu. Ser AmmNner Dr. Butler sSr Annullierung oller KkieiMMii Berlin. Der Präsident der Columbia-Universität Dr. Butler halte, Wie der Berliner Börfenzestung aus Paris berich tet wird, mit Außenminister Briand eine längere Konserenz. Butler erklärt, er habe der französischen Regierung einen Plan zur Lösung der intenlationaten Krise vvrgelegt und n>erde diesen Plan auch den Regierungen Englands, Frankreichs, Ungarns und der Tschechoslowakei unterbreiten. Er wies darauf hin, datz es in den Vereinigten Staaten bereits eine mächtige Strömung gebe, die die Annullierung sämtlicher Kriegsschulden fordere, um das Gleichgewicht der Weltwirtschaft wieder herzustellen. Der aus Sowjelrutzland drohenden Gefahr müsse ein inter nationaler Wirtschaftsplan gegenübergestellt werden. Dieser Plan müße zweifellos mit der Regelung der Reparationszah lungen beginnen. Die Idee dieser Reparationszahlungen sei der erste Irrtum gewesen, der GrMd des Uebels denn was man verlor, sei einfach infolge des Krieges zugrunde gegangen, nicht aber durch die Schuld der einen oder der anderen Nation. Was verloren wmde, müsse auf Verlustkonto gebucht werden. Wieder gutmachung kön«e nirgends und auf keine Weise erfolgen. Die Annullierung der Kriegsschulden, der einheitliche Weltwirt- schaftsplon und die internationale Abrüstung seien notwendig. In Pariser Politischen Kreisen betrachtet map diese Reise Butlers in die europäischen Hauptstoaten als eine Megvorbereitung für die Reisen Stimfons und Mellons. Wilsdruff, am 17. Juni 193l. Merkblatt für vcn 18. Ium. Sonnenaufgang 3" I Mondausgäng 5°° Sonnenuntergang 20'° f Monduntergang 22^ 1839: Dichter Martin Greis geb. — 1895: Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals. Oie Zeucht, die nicht satt macht. Eine mittelalterliche Legende erzählt, daß ote Mutter Gottes einst über Land im Gewände einer armen Frau wan delnd, Kindern begegnete, die tm Walde Erdbeeren gesammelt hatten und die mit Laub bedeckten Körbchen nach Hause trugen. Aus die Frage, was sie gesammelt hätten, behaupteten vte Kinder, aus Angst, die fremde Frau könne sie um einen Teil der mühsam gepflückien Ernie bitten, sie hätten nichis, nur Laub sür die Ziegen. Da antwortete die Mutier Gottes traurig: „Weil ihr gelogen babl und sagt, datz es nichts sei. so sollen euch die Erdbeeren nicht satt machen." Seither ist das so geblieben. Die Erdbeeren machen nie mand satt, aber sie erfrischen und sind von einer beträchtlichen Heilkraft, die schon den Völkern des Alieriums bekannt war und tm Mittelalter noch bedeutend höher geschätzt wurde als heute, wo Erdbeerenkuren besonders sür Leute, dte zu Stoff wechselkrankheiten neigen, ärztlich empfohlen werden. Im Mittelalter verordnete man den regelmäßigen Genuß dieser frühesten etnhetmtschen Frucht auch gegen Schwachheit des ganzen Körpers, gegen hitzige Gebrechen des Magens, der Nieren, der Leber und der Milz. Man hielt dte Erdbeere auch, und dieser Glaube findet sich in ärztlichen Lehrbüchern bis vor etwa hundertfünfzig Jahren, für ein Gegenmittel gegen Gifte; zu dieser Annahme war man dadurch gekommen, daß man beobachtet hatte, wie Kreuzottern über die Ausläuferranken ver Erdbeeren hinweglrochen, ohne daß die Früchte deswegen Gift angenommen hatten. Auch der Genuß von Erdbeeren in süßer und saurer Sahne und in nach dem Geschmack der früheren Zeit stark gewürzten Wein- und Likörbowlen wurde ärztlich eifrig gefördert, was heute ntchi mehr nölig ist. Bis in das achlzehnte Jahrhundert hinein war man für vie Gärten fast ausschließlich aus Vie verschiedenen einhei mischen Erdbeerarlen angewiesen, deren schönste Siauden mast in den Wäldern sammelie, um sie bei besserer Pflege zu größeren Früchten und höherem Ertrage zu züchten. Dabei
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