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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 13.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192010131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19201013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19201013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1920
- Monat1920-10
- Tag1920-10-13
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- Jahr1920
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- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 13.10.1920
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Keih und Arbeiktüchtigkeit in langen Jahren zu Wohlstand Mracht hatten, zu ruinieren. Treu ihrem Kaiserhause, hat- 1« die österreichischen Deutschen sich lebhaft an der Zeich- mmg der Kriegsanleihen in der Nachbarmonarchie beteiligt Als nun das österreichische Staatswesen auseinanderbrach und di« tschechisch« Republik sich bildete, forderten die Böhmen zur Einlösung der österreichischen Kriegsanleihen eine Nach zahlung von 75 Prozent, und die meisten Deutschen waren natürlich nicht imstande, diese Summen aufzubringen, Deut sche, die den tschechischen Wirtschaftsoerbänden nicht ange hörten, müssen bei Ein- und Ausfuhrbewilligungen doppeltes Bestechungsgeld zahlen. Zu gleicher Zeit versuchen die Tsche chen, die Deutschen in den Gebieten, in denen sie in kom pakter Masse sitzen, dadurch auszurotten oder zur Abwande rung zu treiben, datz sie ihnen -licht genügend Lebens mittel liefern. Während man in Prag in Weißbrot schwelgt, haben die unglücklichen Deutschen in den Gebirgen, die immer schon ein karges Leben fristeten, ständig den Hungertod vor Augen, und besonders die unglücklichen Kinder leiden unter der brutalen Grausamkeit der feindlich gesinnten tschechischen Bevölkerung. Die deutschen Schulen in Böhmen, durch deut scher Hände Arbeit erbaut und durch deutsches Geld erhalten, werden mit Gewalt tschechisiert. Es wird in Böhmen ein Ver- nichtungskampf gegen alles Deutsche ausgefochten, wie die Welt ihn seit Jahrhunderten nicht unerhörter gesehen hat. Um die Abhaltung des deutschen Tages in Troppau zu ver hindern, wurde der kulturelle Schutzverein Weltschlesien „Nordmark" kurzerhand aufgelöst. Auch der „Bund der Deutschen in Böhmen", der mit seinen 70000 Mitgliedern ein rein kultureller Verein ist und keinerlei politische Tätigkeit verfolgt, ist aufgefordert worden, in kürzester Frist seine Satzungen zu ändern, widrigenfalls er die behördliche Auf lösung zu erwarten hätte. Die deutschen Abgeordneten und Senatoren der tschecho-slowakischen Republik haben - wie bereits früher berichtet -- im Hinblick auf die ständigen Hebelgriffe der Tschechen, die gegen den Vertrag von St. Germain verstoßen, beim Völkerbund eine Denkschrift einge reicht, in der darauf hingewiesen wird, daß sie den Willen von etwa 6 Millionen Menschen vertreten, die durch die „Rechte des Stärkeren" in offenem Widerspruch mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker vergewaltigt werden. Die Denkschrift erhebt vor aller Welt die Anklage, daß die tsche- cho-slowakische Republik in den ersten drei Halbjahren ihres Bestehens, gestützt auf eine nationalchauvinistische Beamten schaft und auf die Gewalt der Bajonette, in Gesetzgebung und Verwaltung die brutalste Tschechisierungspolitik betreibt Die Denkschrift fordert vom Völkerbund, daß die tschecho slowakische Regierung die von ihr im Vertrag von St. Germain gegenüber ihren nationalen Minderheiten übernom menen Verpflichtungen durchführt und daß eine unparteiische internationale Kommission in die Tschecho-Slowakei zur Prü fung der Beschwerden des deutschen Millionenvolkes entsendet wird. Lll MIN MttW Kasseh 11. Oktober. Die laufende Woche wird nicht nur zwei, sondern vor aussichtlich drei sozialistische Kongresse bringen. In Kassel kamen die Sozialisten, in Halle die bisher in einer Parte- vereinigten Gegner und Anhänger des Anschlusses an Mos kau zusammen. Schon der heutige Montag wird Vorbe sprechungen über die Gültigkeit der Mandate bringen, ob sich dabei die Mehrheit für oder gegen Moskau entscheidet, ist gleichgültig. Sicher ist stur, daß die Frage des An schlusses allein in Halle beraten wird, während der rechte Flü gel in Leipzig verhandelt und dort über die neue Zersplitte rung beraten wird, wo die Entwicklung der äußersten Lin ken und deren Erfolg bei den letzten Reichstagswahlen von der alten Partei mit einer gewissen Sorge beobachtet wor den war. Auch die Zuversichtlichkeit in der sozialistischen Partei wird natürlich neu belebt und alle Reden in Kassel sind er füllt von der sicheren Hoffnung, daß die weiter links stehende Partei nunmehr gründlich abgewirtschaftet haben dürfte. Der Parteioorstand Wels brachte einen mehrstündigen politischen Bericht über die Tätigkeit der Parteileitung. Der Bolschewismus sei der Bruder des Militarismus und stärke durch sein Kriegsgeschrei die Politik der Sozialisten. Bei dem Kommunistenkongrctz in Baku habe Sinowjew vor den Ara bern und Persern den heiligen Krieg des Islam gepredigt. 2000 Bolschewisten hätten die Schwerter gespitzt und dew Jubelrufe zugestimmt. Mit großer Ausführlichkeit besprach Wels die auswärtige Politik, fordert für die deutsche So zialdemokratie Revision des Versailler Vertrages nach den Gesichtspunkten der zweiten Internationale, sofortige Inan griffnahme und Durchführung des Wiederaufbaues der zer- fstörten Gebiete in Belgien und Frankreich, Schaffung eines internationalen politischen Generalstabes und sofortige Wie deraufnahme der politischen und wirtschaftlichen Beziehun gen zu Rußland. Die Sozialisten haben sich immer als die treuesten Deut schen erwiesen und halten am Reiche fest. Den wirtschaftlichen Problemen stehen Kapitalisten und Börsianer ratlos gegen über. Der wirtschaftliche Wiederaufbau ist ein Weltproblem. Die Kohlenförderung hängt heute von dem guten Willen der Bergarbeiter ab. Für Kohle, Eisen, Kali und Stickstoff, für Kraftquellen müssen wir die Eemeinwirtschaft haben. Wir müssen das ordentliche kaufmännische Geschäft wieder aufrichten. Die Valuta kann nur auf internationalem Wege stabilisiert werden. Arbeitslöhne und Arbeitszeit sind inter national zu regeln. Gegenüber den Spaltungen der U.S. P.D. und der K.P.D. ist unsere Partei die einzige Hoff nung der deutschen Arbeiter. Wir sind guten Muts und unseres Sieges gewiß. Mit uns das Volk, mit uns der Sieg! (Beifall und Händeklatschen.) An diesen Bericht schloß sich eine lebhafte Aussprache, die am Dienstag beendet churde. In seinem Schlußwort erklärt sich der Parteivorsitzende Wels im ganzen sehr befriedigt von der sachlichen Kritik an dem Bericht des Parteivorstandes. Cohen, der eifrige Apo stel Millerands, sei gründlich zugedeckt worden. Millerand sei zwar Sozialist gewesen, aber jetzt der Vertrauensmann der französischen Reaktionäre. Wels wendet sich dann den ein zelnen Anträgen zu und empfiehlt insbesondere einen Antrag des Parieivorstandes, der die Haltung des Parteivorständes und der Reichstags fraktion zur Regierungsbildung ausdrücklich billigt und am Schlüsse sagt: Ein Wiedereintritt der Sozialdemokratischen Partei in die Reichsregierung kann nur in Frage kommen, wenn die Interessen des Proletariats, die vor allem die De mokratisierung der Verwaltung, die Republikanisierung der Reichswehr, die Sozialisierung der dafür reifen Wirt schaftszweige und eine pazifistische auswärtige Politik er heischen, ihn zwingend erfordern. (Die Sitzung dauert fort.) Sll VMM W SÄk Der Parteitag der U.S.P.D. wurde gestern vormittag eröffnet. Die Stimmung war von vornherein sehr lebhaft, das Interesse der Delegierten offenbar ungeteilt auf er wartete Kämpfe gerichtet. Die Saalordner unterschieden mit hallender Stimme beim Anweisen der Plätze die Rechte von der Linken, ja sie sprachen von zwei Fraktionen, und selbst der Vorstandstisch ist in zwei Hälften rechts und links geteilt, und mit den entsprechenden Persönlichkeiten besetzt, also rechts u. a. mit Dittmann, Rosenfeld, Lede- bour, Hilferding, Luise Zietz, Crispien, Emil Barth, und links u. a. Adolf Hoffmann, Däumig, Eichhorn usw. Adolf Hoffmann kehrt der Rechten sogar den Rücken, wie es scheint, mit besonderem Behagen zu. Am die drohende Spaltung der Partei, mit der doch die meisten rechnen, noch in letzter Stunde zu vermeiden, ist ein Antrag Rosenfeld-Kunert eingebracht worden, der be sagt: „Erklären wir uns in Halle zunächst grundsätzlich zum Anschluß an die Drille Internationale bereit, aber unter Bedingungen, durch welche die Autonomie der Par tei gewahrt wird, schaffen wir zunächst selbst eine zentra listisch organisierte Kampfpartei, dann können wir die ganze Pattei möglichst geschlossen der Dritten Inter nationale zuführen." Crispiens Eröffnungsrede. Ohne besondere einleitende Begrüßungsworte eröffnete Crispien mit erheblicher Verspätung den Parteitag durch eine Ansprache, die nicht in Allgemeinheiten stecken blieb, son dern gleich in das Hauptproblem der ganzen Tagung hinein- fühtte und sofort entschlossen Stellung nahm. Er meinte zuuächst, d«r Kapitalismus hab« 'm allen Ländern dkvavmSW abgewirtschaftet, beflhe aber politisch nach «in« starke MachL und diese mässe ihm durch dar Proletariat entrissen werden. Dazu fei eine proletarische Internationale nötiger als jemals. In dieser entscheidungsvollen Lage sei eine Klärung inner halb der unabhängigen sozialistischen Partei Deutschlands ein dringlicher und unaufschiebbares Erfordernis gewesen. Die Lage sei durch die russischen Kommunisten kompliziert worden, die plötzlich die Frage aufgeworfen hätten, ob die Unabhängige Pattei Deutschlands bestehen bleiben oder in die K.P.D. ausgehen solle. Es werde verlangt, daß die Be nennung der Pattei geändert werde, und außerdem werde die Selbständigkeit der Partei bedroht, denn die Beschlüsse der kommunistischon Internationale sollten überall bindend sein. An dieser Stelle meldeten sich die ersten Entrüstungs- kundgebungen der Rechten. Die Mißbilligungen steigerten sich, als Crispien mitteilte, daß ein neues offenes Schreiben des russischen Exekutivkomitees, das neue Zumutungen und Angriffe enthielte, dem Zentralkomitee der deutschen Un abhängigen Pattei erst in diesem Augenblick zugänglich ge macht sei, wann er eine absichtliche Hinterhältigkeit erbliÄe. (Lebhafte Zustimmung der Rechten, die auf der Linken Un ruhe hervorruft, aber die Führer der Linken greifen be schwichtigend ein.) Crispien schloß seine sehr ruhig, aber auch sehr entschieden vorgetragene Rede mit erhobener Stimme und unter Händeklatschen der Rechten mit der Ver sicherung: Wir werden diese Machenschaften durchkreuzen, und die Pattei wird fester und geschlossener aus dieser Zeit hervorgehen. Nach Erledigung von verschiedenen Geschäfts- und Kas senberichten trat man nachmittags in die Diskussion über di« Internationale von Moskau ein, es sprachen dazu verschiedene Redner; interessant waren wieder Crispiens Ausführungen, der etwa sagte: Es ist leider dahin gekommen, daß unfertige Elemente, die noch nicht einmal das ABC des Klassenkampfes (stür mischer Beifall rechts) gelernt haben, in der Parteileitung sitzen, Elemente, die überhaupt nicht imstande sind, eine ge festigte Politik zu treiben, und daß weiter Genossen in der Leitung sind, die jede kommunistische Parole aufgreifen, in unsere Partei hineintragen und von uns verlangen, daß wir kommunistische Parolen vertreten sollen. Ich überlasse es dem Parteitag, Charaktere zu beurteilen, die jetzt auf offe nem Markte die intimsten Geheimnisse der Vorstandsberatun gen preisgeben, um sich reinzuwaschen. Solche Charaktere gönne ich der K.P.D. (Nach der Tribüne rufend: Herr Dr. Levi, ich gratuliere zu dem Gewinn, den Sie bekommen! Es sprach darauf nach unwichtigen Bemerkungen eines Redners der Linken Dißmann-Frankfurt: Der Mangel an gegenseitigem Vertrauen in der Leitung der Partei hat un sere Haltung im Kapp-Putsch geschwächt. Die einheitliche Kampffront ist von der Asa und dem Gewerkschaftsbund hergesteltt worden. Die Koenen und Genossen waren froh, sich ihnen an die Rockschötze hängen zu können. Wenn sie jetzt mit Entstellungen auftreten, so hat der ehrliche Arbeiter nur Verachtung für solche Methode der Verunglimpfung. Aber so ist es schon das ganze Jahr hindurch: Treulosigkeit ist an Stelle der Kameradschaft getreten und da ist es freilich höchste Zeit, daß man sich trennt. Wenn man uns verdächtigt, wir machten die Politik der S.P.D. mit, so stelle ich fest, daß die Politik der Rechtssozia- listen nimmermehr die unsere sein wird. Die überwältigende Mehrheit der U.S.P.D. auf dem Betriebsrätekongretz ist für die Organisation der Betriebsräte in Verbindung mit dem revolutionären Teil der Gewerkschaften eingetreten. Wir werden unseren Kurs siegreich weitersteuern. Ihr aber (nach links gewendet) werdet unter die Räder kommen. (Uhu- Rufe auf der Linken; schallender Beifall auf der Rechten.) (Die Sitzung dauert fort.) Zur Streiklage. Dresden, 13. Oktober. Ueber den Stand der Lage im Eemeindearbeiterstreik in Sachsen liegen folgende Meldungen vor: In Leipzig wol len am Mittwoch die Aerzte in den Abwehrstreik treten, falls der Begriff „Notstandsarbeiten" seitens der Streikenden nicht erweitert wird. Verhandlungen darüber schweben bereit Gegebenenfalls mutz dort mit dem Einsetzen der Technischen Um Aeg «»ü Ael. Original-Roman von Margarete Wolff-Meder. 18. Nachdruck verboten. „Einen anonymen Brief haben Sie bekommen? O, pfui!" Auch auf Inges Gesicht malte sich Abscheu, und ihre Hand streckte sich nur zögernd nach dem Zeugnis niedriger Gesinnung aus. Doch ehe sie noch zufassen tonnte, hatte Irmingard den Fetzen Papier wieder zerknittert und ließ ihn nun m die Tasche zurückgleiten. „Nein, ein, lassen Sie nur. Die Ollmann'sche Familie wird darin zu sehr angeschwärzt. Von der Zeit der Kontinental sverre her. wo die Ollmanns ihren Reichtum durch Schmuggel erworben hätten bis auf den heutigen Tag. wäre nur ün- egliches Blut in unseren Adern gewesen, schreibt mir die christ liche Seele." Irmingard lachte schneidend auf. Daran müssen Sie sich nicht kehren. Das ist dummes Ge schwätz." In Inges Augen trat ebenfalls ein zorniges Glühen. Am liebsten hätte sie ihrem Zorn rückhaltslos Ausdruck ge geben. aber das Mädchen da vor ihr war hochgradig erregt und mutzte beruhigt werden, und so sagte sie denn in scherzen dem Tone: „Wenn die Menschen weiter nichts ausfindig machen können, dann grämen Sie sich nicht. Wer ist denn so töricht, den Ädelsfamilien ihre raubritterlichen Vorfahren zum Bor wurf zu machen?" Irmingard lächelte schwach, doch das Lächeln verschwand gleich wieder. Tiefrote Glut stand wieder auf dem Gesicht und schmerzlicher Zorn. „Wenn man meinen Vater nur in Ruhe lassen wollte", fuhr sie auf. „Er ist ja tot. Aber nein, di« Verirrung, die er mit dem Leben bezahlte, die muß breit getreten werden. O, diese Pharisäer! . . . Was wissen die vom Unglück einer Liebe . . . Diese glücklichen Temperament losen. Was wissen die . . . Die kriechen, heucheln, lügen, die büken unerlaubte Liebe nicht mit dem Tode, die nicht!" . . Ihre Stimm« überschlug sie setzt, ihre ganze grobe, prachtvolle Gestalt bebte und schwankte. Und jetzt sank sie auf den sessel nieder und schluchzte wild auf. Inge ging um den Tisch herum der zwischen ihnen stand, setzte sich auf die Seitenlehne de; sesjelchens und legte die Arnie um die Schluchzende. Dies Mädchen hier tat ihr un endlich leid. . . Worte fand sie nicht gleich. Sie bedauerte in Irmingard in diesem Augenblick nicht die tief Beleidigte, auch nicht die Tochter, die um den Vater weinte, ihr Be dauern war anderer Art ... Es durchrieselte sie ein Schreck, eine Bangigkeit, es war ein Mitleid mit dem stürmischen Leben, mit dem leidenschaftlichen Temperament, das Irmingard Ott man in jeder Diber zuckte. „Soviel Kraft . . . Wird unser armseliges Leben die ungebrochen lassen? . . . sann sie und legte den Arm immer fester und inniger um die Weinende. So satzen sie eine ganze Weile da. Irmingard schluchzte laut und heftig, wie nur ein Kind schluchzt, das sich durch Tränen von jenem Schmerze befreti, um bald wieder lachen zu können. Inge aber schaute mit weiten Augen in die Stäubchen, die sich zitternd im Sonnenlicht bewegten. Es schlich eine Empfin dung über sie, als ob alle die zitternden Stäubchen in ihrem Blute wären. Es war wie ein Singen und «ummen, und Irmingard leidenschaftliches Schluchzen klang darüber, und der eigen« Schmerz kroch aus den Winkeln der Seele heraus. Und es war als müßte sie die Stirne neigen, um mit dieser hier mitzuschluchzen. Und dann wieder kam ein anderer Gedanke, der stellte ihre eben noch so mitleidige Auffassung auf den Kopf. „Wenn die einmal liebt, die hier", raunte es in ihr, während sie auf Irmingards lotgoldenen Haarknoten niedersgh, die wird sich nicht Mit Klügeleien und stolzer Zurückhaltung quälen, die wirft den komplizierten, aufgepfropften Kulturmen schen ab und gehorcht der eigenen Wahrheit. In den Zwiespalt bleibt die nicht stocken." Irmingard beruhigte sich jetzt. ,,O, was denken Sie von mir, Fräulein Hindenberg. Was müssen sie von mir denken," stotterte sie. indem sie ihre Tränen trocknete. „Da hat man nichts zu denken, nur mitzu fühlen", ent gegnete Inge: „Sie guter Mensch, Sie!" Irmingard Ollmann haschte nach Inges Hand And drückte einen impulsiven Kutz darauf. Nachdem s« dann, lauf Inge» Bitten hin. Paletot und Hut abgelegt hatte, satzen sie sich wieder am Tische gegen über. Das Stubenmädchen brachte Süßigkeiten und Erfrischun gen. und Inge nötigte zum Zulangen. „Wann bekamen Sie denn den abscheulichen Brief, Fräu lein Ollmann, und haben sie eine Ahnung, von wem er fern kann?" Inge öffnete eine Krachmandel, sah aber dabei ihr Gegenüber scharf und prüfend an. „Von wem?" . . . Irmingard schwieg eine ganze Weil«^ sie zögerte, dann bog sie den Oberkörper vor und flüsterte loise: „Von der.Tochter des Kreisarztes." „Und das glauben Sie wirklich?" Inge fragte ernst uni» eindringlich, das Gewissen der änderen wachrufend. „Ich glaube es wirklich und wahrhaftig, Fräulein Hinden berg." Auch Irmingard sah ernst aus und Inge glaubte ihr, datz sie leine leichtfertige Beschuldigung ausspräch. Irmingard erzählte nun von der besonderen Abneigung der Dame gege» sie. Demnach war die Kreisarzttochter eine klein, recht kleinlich«^ nachtragende Seele, die der rrwachsenden Irmingard die Streiche noch nicht vergeben konnten die ihr einst die wilde zwöst- und dreizehnjährige Apothekerrange gespielt hatte, als vor Jah ren beide Familien nachbarlich beieinander wohnten. Irmingard berichtete einige dieser Streich«, sie waren aller dings arg genug, immerhin aber hätte sich die Kreisarzttochter an den schallenden Ohrfeigen, die sie dafür ausgeteilt, genüge« lassen können, allein sie hatte seither oft bewiesen, datz st« Irmingard das wilde, übermütige Mädel von einst nicht ver zieh, und das war nun ein Kapital, bei dem Lie lachend« Stimm« der Erzählerin einen wispernden Ton anschlug. Nach alledem, und wenn fie dann noch des Sträub«»» der Kreisarzttochter gedachte, Irmingard Ollmann ln den Zittel aufzunehmet,, erschien es nun auch Inge nicht mehr zweifelhaft, wer die Schreiberin des anonymen Briefes sei. „Für soviel Kleinlichkeit und Hinterlist hab« ich gar le« Verständnis, Fräulein Ollmann", meinte lie. „Aber ich will Ihnen etwas sagen: „Wir geben beim nächsten Vereinsabendi di« Geschichte bekannt. Und klärt sich die Sache sticht aus, lege ich mein Amt als Schatzmeisterm nieder und tret« Üb«« Haupt ausl" (Fortsetzung folgt-t Nothilfe gerechnet aurgSrochen. Die St mier^ um das Gaswe seit gestern vormittag Bahnhof und KrankenI den mit Strom belief« nung. In der Easan Für Kamenz und Osch Disteln ist alles ruh,! Mittweida erklärten, ni In Dresden sind dur Gasarbeiter Stratzenbo einzelne Haushalt in 3 Vertretern des Rates u unter Mitwirkung de Staatsarbeiter Verhau städtischen Arbeiter d« Technischen Nothilfe di übernommen haben, 1 auf ein Drittel der m lassen worden. Es lätzi sehen. In Chemnitz ist datz heute früh der Fe sich mit Kerzenlicht. wird uns noch geschri, die Streiktaktik insofern als früher lebensnotwe, gemeinhett von den E aber wird die Parole notwendigen Betriebe wendigen weiterarbeiter einem Teil ihres Lohi ,, mutz auch die Attgemei T>ere Stellung einnehm hat sich im Interesse dieser Frage eingehend I Entwicklung abhängen, l ihre Lebensinteressen zi wird die Gefahr dann i Privatkliniken in ihrem durch das Versagen vot Heute nachmittag finde giums im Rathause stat ordnung die Besprechun den städtischen Gas- uni hat. — Die Sitzung di in der Verurteilung des 1 gewih ziemlich grotz sein. - wird es abhängen, ob d j Die Notwendigkeit dürf datz kein Gas und Licht j auch gestern abend schoi t ohne Gas und Strom, 1 rationen an lebensgefäl ' Teil der übrigen Kran r Erwähnt sei noch, datz d 1000 Fachleute zur Der Aus N Licht * - Diebstahl. Zwe an einem Diebstähle I Dampfmühle ausgeführ suchung wurden 6 Zentt Hafer vorgesunden. M aber dann nach Feststen der frei. *— Die Kammern Mittwoch- und Donner lich schönes Programm Mädchen und die Man, -wie das entzückende Lust ken. Autzerdem werden Prachtfilm „Veritas oin sucher erfreuen wird. r Städtisch« G«werl i Hermann Rentsch, bisher sein hiesiges Amt als Gew schuldrrektor Dittmann bi Lehrerschaft als Amtsqeno Ansprache die Persönttchke allem auf die erziehlichen bauen habe, genau so, w Vorstellungen und Erfahru aus dem Berufsleben mit Wirkungen des Berufes di erzeugnisse gewertet werde ganz« Volk auszunützen. 2 Nebenerzeugnisse jetzt auhe und hervorragende Wette teer), io müssten auch die rufslebrns durch geeignete ziehungsergebnissen führen, schule, bei jeder Gelegenhei staatsbürgerliche Vorstellw greifen. — Hierauf oerpf Schulwesens, Herr Bürge Rentsch als Gewerbelehrer seinen anschliehenden Aus Zügen sein Programm üb, i gewerblichen Schulwesens dessen Entwicklungs- und Live» Einblick i« am Dienstag nachmittag Dr. Schmidt-Leonhardt or vor einigen Monaten dur Sympathien erworben, eil treten, der Umgebung unt r«its vollzogenen bezw. I Zwangswirtschaft einiger t die Zwangswirtschaft der j und ganzen beseitigt ist, Regierung, die in dem ws Dunkle steht, sollen demn und Saftrflvckev. dem fr« 1. Dezember soll auch di unverändert bleibt jedoch des S«tr«ide», der B«tt«i führung vost W«i»mthl ü für Yutttrzwecke, nicht so setreides vorgesehen. Di« »enmehl in grötzer«m Ma! Mehr von Getreide. d«ss«n
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