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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192402043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19240204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19240204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-04
- Monat1924-02
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IL L)awes rm ärmsten Berlin. Der Vorsitzende der ersten Sachverständigenkommission, General Dawes, stattete am Freitag in Begleitung einiger persönlicher Freunde dem Leiter des Hauptbureaus der amerikanischen Kinderspeisung, Mr. Henry T. Brown, und dem mit der Durchführung der amerikanischen Kinderspeisung betrauten deutschen Z«ntralausschuß für die Auslandshilfe einen Besuch ab. Nachdem er sich über das von den ameri kanischen 'Quäkern in Zusammenarbeit mit dem deutschen Zentralausschuß für die Auslandshilfe organisierte ameri kanische Kinderhilfswerk hatte Vortrag halten lassen, be sichtigten die Herren unter Führung des Geschäftsführers des deutschen Zentralausschusses für die Auslandhilfe das städtische Tagesheim für tuberkulöse Kinder in der Schwedter Straße, in dem 250 an Knochen- und Gelcnktuberkulose er krankte Kinder einer Freiluftbehandlung unterzogen werden. Hier Lot sich den Besuchern Gelegenheit, der amerikanisch- deutschen Frühstücksspeisung beizuwohnen, bei der die kleinen Patienten täglich aus amerikanischen Mitteln frische Milch und Brötchen erhalten. Im Anschluß daran besichtigten die Herren eine Volksschule im höchsten Norden Berlins, um sich ein auf eigener Anschauung begründetes Bild von der Lage der Berliner Schuljugend machen zu können. Sinojew rüttelt die süchfischen Kommunisten Die ausführlichen Berichte über das Referat, das Sinojew <n vr. Moskauer Parteikonferenz über die internationale Lage »gehalten hat, zeigen, daß der größte Teil der Rede den Er eignissen innerhalb dcr kommunistischen Partei Deutschlands in, Jahre 1823 gewidmet war. Im Herbst hätte die russische Partei und ebenso die kommunistische Internationale sicher mit den, Ausbruch einer proletarischen Revolution in Deutschland als einem ganz nahestehenden Ereignis gerechnet. In so ent- süMenden Wochen wie die vor dem von der KPD. geplanten sAntifaschistentag es waren, hätten sich verhängnisvolle Mei nungsverschiedenheiten ergeben, insofern Sinojew und Bucharin dieses Unternehmen befürwortet und begrüßt, Radek und Trotzki sich dagegen eingesetzt hätten. Ebenso mißlungen nannte Sinowjew das Manöver der sächsischen Kommunisten, deren Eintritt in die Negierung Sachsen er zunächst als Er oberung eines Aufmarschgeländes begrüßt habe. Aber als dieses Manöver nur zu einer ganz gewöhnlichen Koalition mit dem SPD. führte und „in der echt deutsäum Ehrfurcht vor Staatskanzleien" versandete, da sei das Erelutivkommitee der kommunistischen Internationale vor einer scharfen Kritik nicht zurückgeschreckt und.habe der KPD. in einem Schreiben zum Ausdruck gebracht, daß man mit einer Posse keine Re volution vorbereit«. Das sächsisch« Experiment habe den rus sischen Genossen manche schon gcargwöhnt« Schwächen der deutschen Komnnmisbenpartei deutlich gezeigt. „Briese für mich da, Frau ' „Nee, grellem — nischt." Die Mutter schlief, aber sie hörte Iulius die Treppe herauf- kommen. Es geschah zuweilen, daß er abends noch einmal vor sprach; sie legte nie besonderen Wert darauf, heute wollte sie ihn unter keinen Umständen hhen. „Wenn mein Bruder noch anklopfen sollte, sagen Sie, ich sei schon lange zu Hause und schliefe schon. Gute Nacht!" „Schön, Freisein, mach ick." Sie schlüpfte in ihr Stübchen und riegelte die Tür hinter sich ab — schluchzend warf sie sich auf ihr Bett. Sprengfioffkatasirophe in Charkow. Am Freitag mittag ereignete sich in Ch a r k o w auf dem gentralplatz in dem siebenstöckigen Hause des Ver pflegungsamtes in einer Waffenhandlung eine ge- waltige Sprengstoffexplosion, durch die die Decken dreier Stockwerke zum Einsturz gebracht wurden. Die im Laden anwesenden Personen und ein vorüberfahrender Fuhrmann wurden getötet, mehrere Straßenpassanke» schwer verletzt. Durch die Explosion geriet das ganz« Haus in Brand. Einige der im Hause beschäftigten Personen wurden auf Feuerleitern gereift, mehrere anbar« sprangen aus dem siebenten Stockwerk, wobei sie den Toit fanden. Bisher wurden neun verkohlte Leich»« gefunden. Die genaue Zahl der Opfer steht noch nicht fest. auf, echterhalteu worden. Eie bleiben N c t ch s b c a m t c. Sollen über die Dienstbeziige der Beamten der deutschen Neichspost neue Vorschriften erlassen werden, soweit sie nicht Reichsgcsetz sind, ist davon dem Reichsfinanzminister Mit- tetlung zu machen. Das Gesetz tritt am 1. April 1924 in Kraft. Interessant waren die Ausführungen, die der Minist« am Schlüsse machte hinsichtlich der Entwicklung des Rund- fnnks. Hier habe sich bereits das kaufmännisch, wirtschaftliche Prinzip der neuen deutschen Reichs- vost bewährt. Am nächsten Morgen mit der ersten Post kam der ersehnte Brief: „Liebe Gertrud! Entschuldigen Eie, wenn ich heut nicht kam; es war unmöglich. Morgen werbe ich um so pünktlicher fein' und bitte, mich zu derselben Stunde und an demselben Ort zu erwarten. F- R." Wie eine Erlösung kam es über sie — allo batte er sie nicht ohne weiteres aufgegeben. O, nun konnte alles gut werden! Es regnete und da sie an diesem Tage nicht zu dem Pro fessor zu gehen brauchte, blieb sie zu Hause und tippte eifrig ein Manuskript, das sie bann gegen Abend abliefern wollte: «s bot ihr einen guten Vorwand, bei dem schlechten Wetter auszugehen. Warum nun auch gerade bas Wetter so schlecht war! Ob ihn das hindern würde? Sie lächelte. Nein, bas gewiß nicht, sie hatten sich schon in schlimmerem Wetter getrosten. „Heute noch fort?" fragte bi« Mutter, als sie gegen 6 Uhr zu ihr in» Zimmer trat im Regenmantel und den Schirm in der Hand. Julius rekelte sich auf dem Sofa und blinzelt« au» halb geschlossenen Augen listig zu ihr hinüber. „Ich muß das Manuskript in der Negentenstraße abliesern." Der lange, überschlanke Mensch gähnte herzhaft, richtete sich, auf den Ellenbogen gestützt, halb auf. „Soll ich dir den Gang abnehmen?" fragte er ganz.Legen seine Gewohnheit höflich und zuvorkommend. Gertrud sah ihn erstaunt an. „Du?" Sie lächelte spöttisch. „Wie kommst denn du zu dieser Liebenswürdigkeit? Nein, ich danke, ich gehe gern ein bißchen an die frische Luft, llebrlgens hat es zu regnen ausge- hört, wie Ich sehe." „Bist du zum Abendbrot hier?" fragte Frau Gabebusch, ihre Näherei unterbrechend, um ihre Brille zu putzen. „Möglich 'ck weiß es nicht, vielleicht gebe ick auch auf! Heimgefunden. Roman von B. v. b. Lancken. Ntj <Abdruck ohne vorherig« Vereinbarung nicht gestattet.) Gin Schandfleck Unter dieser Ueberschrift schreibt die sozialistische Halbmonatsschrift „Der Firn": »In Zwickau ist der sozialdemokratische Landtagsabge- vrdnete Langhorst von seinem Posten als Bezirksleiter des Bergarbeiterverbandes zurückgetreten, lieber die Gründe zu diesem Schritte sagt er in dem Dresdner Parteiblatt: „Weil ich bei der Regierungsbildung am 30. Oktober mit der Mehrheit der Landtagsfraktion für die Bildung der so- zialistischen Minderhertsregierung gestimmt hab«, bin tch zum Rücktritt von meinem Posten veranlaßt worden, dadurch, daß in mehreren Zahlstellen meines Verbandes besch'ossen wurde, daß dieser meiner Abstimmung wegen die Verbandsbeiträge so lange gesperrt würden, bis ich von meinem Posten ver schwunden sei. Durch einen Anschlag gleichen Inhalts wur den auf dem Kohlenwerke „Morgenstern" im Zwickauer Re vier die Mitglieder des Bergarbeiterverbandes zu demselben Vorgehen aufgesordert. Durch dieses Vorgehen wurde die gegen die „Gewerischaftsbonzen" seit langen genährte allge meine Mißstimmung so stark verschärft, daß ich mich! entschloß, von meinem Posten als Bezirksleiter zurückzutreten." Was Langhorst hier entrollt ist geradezu ein politisches Kulturbild. Weil ein Par'amentarier nach seiner Gesinnung abstimmt, nehmen ihm die Arbeiter seine Stellung. Langhorst ist seit 30 Jahren in der Arbeiterbewegung tätig. In dem Augenblicke, wo er gewissen Neigungen seiner Verbands- iollegen zuwiderhandelt, wird er unter der Anwendung ver werflichster Mittel aus seiner Stellung mgt. Folge den Instinkte» der Masse oder hungere! Oeza. en wir Dich, so pariere! Der Gedanke erscheint auf den ersten Blick verflucht gescheit, nur wird er herzlich dumm, wenn man ihn aus folgender Persp«ktive ansieht: Mit welchem Recht wenden sich die Arbeiter noch gegen die Verfolgungen irgendwelcher . Gegner? Welche mcralischen Faktoren wollen sie ins Feld führen, wenn einmal ihnen zugemutet werden sollte: „Wes Brot ich eß', des Lied ich singe". Heimat m»d Vaterland Frankenberg, den 4. Februar 1624. Amtlich? Mitteilungen ans den Watssttznnge» Sitzung vom 29. Januar 1924. 1. Dem Zweigausschuß Sachsen der Deutschen Jugcnd« Herbergen werden auf sein Rundschreiben 130 Goldmark als Unterstützung gewährt. 2. Die Kosten zur Beschaffung von 3 in den Kasern«»« anlagen noch vorhandenen Wäscherollen werden bewilligt. 3. Für die bei «iner Auktion von Einrichtungsgegenständen in den Kasernenanlagen erstandenen Gegenstände werd« dkv erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt. 4. Die Zahl der ständigen städtisch:» Arbeiter wird auf 10 herabgesetzt; dem somit überzählig werdenden Teil» d« Arbeiter ist zu kündigen. Mit heimlicher Ungeduld im Herzen schritt sie an, nächsten ^loend in der Nähe der Löwenbrücke hin und her. bald auf der- l: den sichen bleibend und, über bas Geländer gene-'gt, ins Wasser schauend, bald den Weg entlang spähend, den Rudolf kommen mußte. Es war das erstemal, daß er nicht pünktlick war, sie warten ließ. Bei dem Gedanken, daß er gar nicht kommen, baß « ihr zürnen könnte, überkam sie ein« quälende Angst und seht merke sie doppelt, wie sie an ihm hing, ihn liebte und daß ein Leben ohne ihn unerträglich fein müßte. Ihn verlieren und weiter sieben zu sollen schien ihr furchtbar und unmöglich. Und darum jnahm sie manches auf sich, was sie nicht hätte auf sick nehmen idürfen, was ein anderer Mann als Rudolf Fellinger ihr niemals zugemutet hätte. Minute auf Minute, Viertelstunde auf Vier telstunde verrann, er kam nicht, die Sonne ging unter, ihr ver glühendes Rot leuchtete durch die Bäume, lag auf dem stillen, «fast reglosen Wasser, ringsumher wurde es stiller und nur ein Vöglem zirpte hier unb da im Laubwerk. Gertrud sah auf Ihre Uhr. Eg war acht vorbei, fast ein Viertel neun, bis um halb wollte sie warten, länger nicht eine Minute und bann wartete ft« doch noch, noch eine Viertelstunde. Ein Herr ging vorüber, kam zurück. Als er sie beim zweiten Male noch antraf, redete er sie an. Sie eilte davon wie gejagt, bis sie In der Siegesallee an kam, ging dann langsam in der Richtung des Rolandbrunnens Ler Stadt zu. Das Herz lag ihr schwer In der Brust unb sie kämpfte mit aufsteigenden Tränen. Wie konnte man iemand so lieben und es gar nicht gewußt haben? Nach Hause mochte sie nicht, ziellos bummelte sie über den Potsdamer Platz, die Leip ziger Straße entlang, blieb an den Schaufenstern der Läden stehen, die auch in der Nacht beleuchtet wurden und starrt« die Auslagen an, ganz gedankenlos. Schließlich fröstelte sie und war kobmüde. Da rasselte ihr alter guter Fkund, der Omnibus, an Ihr vorbei, mechanisch winkte sie, stieg «in. So geborgen fühlte sie sich in dem engen Gefährt mit dem bärtigen Schaffner als Türhüter und den beiden braven Schimmel», die mit gesenkten Köpfen unermüdlich weiter trotteten. — Vielleicht fand sie einen Rohrpostbrief zu Hause. Sie stürzte die Treppe zu Ihrer Woh nung herauf. Frau Pommeränke stand noch In der Küche und wusch auf; der Mann lag auf dem Bett, halb ausgezogen unb schnarchte, er mochte wobl wieder betrunken belmaekebrt lein. menmg. Der Ausnahmezustand ist etwas Vorübergehendes, eine Frage der Zeit. Wir müssen Sachsen so weit konsoli-- dieren, daß, wenn er aufgehoben wird, trotzdem in Sachsen Ruhe und Ordnung verbürgt bleiben. Hüten wir uns bw- vor, die Rücksicht auf die Partei ooranzusbellen; die Politik muß dem Ganzen Lienen, dem deutschen Bokke. Inland und Ausland Ein »euer Minff^riildft^ktor im sächsisch« Volksbildung^ ministerimm. Anstelle Les am 1. Februar m Len Ruhestand getretenen Ministerialdirektors Michel ist Ministerialrat Wölker zum Ministerialdirektor der zweiten Abteilung d«M Volksbildungsministeriums ernannt worden. Als vortragender Rat hat Dr. Wölcker die juristischen Vorarbeiten filr Li« Verfassung des Freistaates Sachsen geleitet und der allgemein maßgebliche Kommentar zur Verfassung stammt aus seine» Feder. Dr. Wölcker erfreute sich de» Vertrauen» der Kabinett« . Dr. Gradnauers und Buck». Er wurde zusammen mit dem Geheimen Legationsrat Schmidt in weitesten Kreisen Deutsch lands bekannt durch die ehrliche mannhafte Erklärung, mit der die beiden genannten Beamten dem Ministerpräsidenten Dr. Zeigncr erklärten, seine ganz in reichzfeindlichen Fah» wasser laufende Politik nicht mehr mitmachen zu können. Die Botschafter für Paris und Brüssel ernannt. Der Reichspräsident hat den Geschäftsträger in Paris, v. Hoesch, zum Botschafter in Paris und den bisherigen Gesandten in Brüssel, vr. v. Keller, zum Botschafter in Brüssel «v- ncmut. Sowohl das Agrement der französischen Regierung für Herrn v. Hoesch als auch das Agrement der belgischen Negierung für Herrn v. Keller lagen bereits seit emiger Zeit in Berlin vor. Landung eines französischen Militärflugzeuges km ««be setzten Gebiet. Am Freitag nachmittag gegen 4 Uhr mußte ein französisches Flugzeug wegen Motordefekta zwischen Ladenburg und Ilvesheim auf freiem Felde landen. Das Flugzeug war mit einem Sergeanten und, einem Unteroffizier besetzt, die in Mainz in Garnison sind. Die Piloten werden heute wieder nach Mainz zu ihrem Regi- ment zurückkchren. Die Gendarmerie nimmt die nötigen Ermittlungen vor und bewacht den Apparat. Auflebe« der nationalliberalen Partei? Die Telc- graphen-Union gibt eine Meldung der Halleschen Zeitung weiter, wonach im Wahlbezirk Halle-Merseburg Verhandlun gen im Gange sein sollen, die nationalliberale Partei wieder erstehen zu lassen. In der Presse wird im Zusammenhang damit von einer Spaltung der Deutschen Volkspartei ge sprochen. Wie die Nationalliberale Korrespondenz mitteilt, entbehrt die ganze Meldung jeglicher Grundlage, Der Landesverband der Deutschen Volkspartei im Wahft kreise Halle-Merseburg hat erst vor wenigen Tagen ein« Tagung abgehalten, in der er sich einmütig hinter die Positiv der Parteileitung stellt und ihr sein uneingeschränktes Ver trauen ausgesprochen hat. Sozial-Attach-s an den britische« Botschaften. Dem diplomatischen Berichterstatter der „Daily Mail" zufolge soll MacDonald die Ernennung von Attaches bei den britischen Botschaften erwägen, deren besondere Aufgabe es sein werd«, Fühlung mit der sozialen Bewegung in d«« betreffenden Ländern zu halten. Mr branchen die Bolksqememschaft Minister Dr. Kaiser über die Lage in Sachs«». In «in«r oolksparteilichrn Versammlung in Dresden Hiatt Volksbildungsminister Dr. Kaiser eine Red«, jn der er u. v. «usführte: Deutschland kann heute keine aktive Außenpolitik treiben. Es muß erst den Aufbau im Innern durchführen mit dem Ziel« der inneren Einhalt. Ehe wir wieder als Valk nach außen auftreten können, muß die Volksgemein schaft erreicht werden. Die Grundlage für die Volksgemein schaft ist gerade in Sachsen nicht schlecht. Das Ertrcme unter dem System Zeigner hält vielen die Augen geöffnet. Al ar der Erfolg der Gemein de wählen hat in manchen Kreisen «inen gewissen llebermut groß gezogen. Hüten wir uns davor! Wir müssen jetzt zeigen, daß unsere Politik ehrlich war, daß wir zwar die Macht, aber mit ihr nur jene Zuiammenarbett erstrebt hoben. Aber die Arbeiterschaft muß ihrerseits den Klassenstandpunkt anfgeben. Eine Vollsacmeinsmaft muß auch im Wirtschaftsleben immer mehr Naum gewinnen. Dann müssen aber beide Seiten Verständnis für einander zeigen. Vielfach ist das auf beiden Seiten heute der Fall. Freilich darf die Rcntenmarl nicht den Weg der Hapiermark gehen. Deswegen müssen euch die harten Sparmaßnahmen, denen wir unterworfen ttnd, ertragen werde». Die Nadslstichpolitik muß aufbören. Deshalb mußten auch die Kampfvcrvrdnungen meines Vorgänger» Fleißner beseitigt werden. Aber niemand darf gezwungen werden, zum Beispiel am Schiulgebet teil- zunehmen. Grundlegend« Aendcrnngen an« llebergangsschulgesetz wer ben unterbleiben müssen. Es kommen sehr viele schwere Kla gen über Zustände an den Volksschulen aus Lehrer- und Elternkreisen. Ganze Klassen suchen sich der Volksschule zu entziehen» übrigens zum Beispiel auch Kinder kommunistischer Kreise. Man fordert neue Serien an den höheren Schulen. Diese Flucht aus d«r Volksschule ist bedauerlich und muß durch Verbesserungen der Volksschule geändert werden. Zier eröffnet sich «in weites Gebiet für die sächsisch: Lehrerschaft lelbstz begangene Fehler zu erkennen und auf ihre Beseitigung 'inzustreben. Jedenfalls darf die Seele de» Kindes nicht Objekt der Politik sein. Es war die höchste Zeit, daß die Koalition kam. Man sliand nicht nur in der höheren Schule vor der Zertrüm- Der Regen hatte wirklich aufgehört, hier und da lugte «in Stückchen blauer Himmel durch grau-weißes Gewölk, ble Bäum« des Tiergartens standen glänzend vor Nässe, von den Blätter« tropfte es, die Lust war feucht-warm. Kaum fünf Minuten hatte Gertrud gewartet, da sah sie Felsingers elegante Gestalt den Weg entlang kommen. W« «r ganz nahe war, machte sie ihm einen Schritt entgegen. Er lüstete den Hut, die zaghaft ausgestreckte Hand schien et nicht zu sehen. Ohne Umschweife ging er auf sei» Ziel los, nachdem er sich mit ein paar Worlen wegen seine» Ausbleibens am vorhergenben Tage entschuldigt. Es war wegen der Groß mutter gewesen, heute ging es bedeutend besser kein Grund zur Sorge weiter. „Sie werb« es begreiflich finden, Fräulein Gerftub, bat ich Sie bitte, mit zu sagen, was es mit dem Mausoleum»b«such auf sich hatte. Da» wat hoch nur ein« Finte." l, „Nein bas war es nicht", sagte sie, ihn voll ansehenb. „Wit kamen wirklich daher. Weshalb sollen wir lügen? Können »ft alle drei nicht tun «nb lassen, was wir »oll«?" tKortlekuaa kvlattt einen Sprung zu Adele mit heran. Die Großmutter ist krank. Man muß sich doch höflichkeitshalber mal umsehkn und —" „Jawohl, man muß immer höflich und zuvorkommend kein km Leben, besonders wenn man was davon hat," fiel ihr Iuliu» in» Wort. „Ich denke, die sind nach Hamburg gefahren für kitt paar Tage? „Die Reise ist um die alte Dame aufgegeben —" „Ach wirklich? Sieh mal an, wie da» klappt!" griente „Was hast du eigentlich, Dummkopf!" rief sie ärgerlich. „Sehr gut — am Ende bin ich jar »ich so'n Dummkopf —> Schwesterchen, wer weiß, wer der Dümmste Is von uns zwei, He?" „Gott, ob ihr wohl jemals freundlich unb wie es Geschl- stern zukommt miteinander verkehrt," klagte bkeMntter. „Schreck»' sich ist bas." Sie schob eine neue Arbeit auf die Maschine «md Gertrud ging ohne ein Wort der Entgegnung. Julius sah shr grinsend nach: „So'n Schaf, so'n dumme» Mächen —" Die Mutter hörte seine Worte nicht, die Maschine rattert« schon wieder.
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