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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192410200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19241020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19241020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-20
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Hrankenberger Tageblatt c>a» ragk!>lall »rlchrlu« a>! !«d-m MerNa»: Mo»aI»-V«tU»»vr«I» -» l. April: vr! Abholung In den ilulgatkfikllen drr Stadl 1.80 M« , tn de» An^abesteNen de« Sanddezirke« 1.00 Mi-, del Aulragung >m Sladlgcblel i >^ Mk., bei Kutcn g»ng lm Sandgeblet 2.00 Mi. Mochenkatt-N SOM. lkI»i«liiunlM. 10Big., C-nnadendnumm. SOM. aoMch«Sl»>>»0« t elpilg s»20i. r:e,„«lnd«alroronloi stranlenberg r. N«r»p>». «i. <c»ea»aui«i« » ageblatt graniendergla-len Bezirks- mD Anzeiger Auj,lzr,inr«i«> Dar aronbpret» fSr die »« MM breite einsp»ltt,k Petit»:«« »«trügt »0 Soldpfenni^ sür die l«7 «n, breite amtliche geile SO BoldPfennH, sür di« b» »m breit« Zeke ti» Niduktt»»>clle AO S-rlddlenulg. Sl-lu- «n»ei«n find bei Sliifgat« 4» b«t<chle«. Mir NachMeW und Vermittlung 1 ge l« Teudergebilb». — Für schwierige «adarte» n>sd bei Platzdorschrist,n Ausschlag, «ei grbderen AustrIIge» und Im Wieder« »olungiaddruck Sr»<IYIg>»ig nach feftsl-bend-r Tiafiel. Dieses Blatt enthält dl« amtlichen Bekanntmachimgen der Amtrhauptmannschast Flöha, de« Amtsgericht, und de, Stadtrate» zu Frankenberg und der Gemeinde Niederwiesa Notationedruck und Verlag: T. G. Rossberg (Inhaber Ernst Rohberg jun.) in Frankenberg. — Verantwortlich für die Redaktion: Karl Liegert, Frankenberg .V 246 Montag den 20. Oktober 1924 nachmittags 8S. Jahrgang i 's!! »»MIIILUUMIWMIMIIIWSIWIIMIMMSMMIIEIWIWIIMSWMI»»««^ «ZLll Stresemann zur Lage Go geht es nicht weiter Die Stabilisierung gestattete nach langen wirren In- fKrtionsmaß,lahmen endlich wieder Vergleiche und feste Maß. stäbe. Sehr schnell zeigte sich, daß zum mindesten ebensosehr wie der Versailler Vertrag Inflationsgewohnhetlen uni» Ab« wehrmaßnahmen, sowie di« aus der Inflation sich ergebenden sozialpolitischen und wirtschaftlichen Experiment« zu einer Verteuerung der deutschen Preise geführt hatten, die dies« pom Weltmarkt ausschloß. Nach einer ersten Scheinkonjunktur trat bald eine Absatz- und Wirtschaftskrise eiin. Die in. ländische Kaufkraft war trotzs starken Warenbedarfs den deutschen Preisen nicht gewachsen, und das Ausland weigert« W, die weit über dm Weltmarktpreisen liegenden deutschen Waren abzunehmen. Dazu kam, daß die Aufzehrung des mobilen Kapitals in den Inflotlonsjahren jetzt deutlicher sichtbar wurde und als Kapitalmangel und Kreditnot in Er scheinung trat. Die Betriebe konnten, selbst weim genügende Wusträge vorlagen, nur teilweise arbeiten, rveil es an Mitteln Kur Beschaffung der Rohstoffe und zur Einstellung großer .Arbeiterzahlen fehlte. Wenn überhaupt, waren diese nur zu Zinssätzen zu beschaffen, die eine so hohe Belastung der SeM- tosten bedeuteten, daß wiederum der Absatz gefährdet war. Schließlich erreichte di« aus Inflationsverhaltnisse zu- geschnittene Besteuerung in Zeiten stabiler Währung eins Höhe, die auf die Produktion erdrosselnd wirken und eine Allgemeine Unmoral erzeugen mußte. Am deutlichsten trat nach außen hin von Monat zu Monat stärker di« inländisch» Ueberteuerung in zwei Folgeerscheinungen hervor, de» Passivität des Außenhandels und der Steigerung der Kon- mirfe und Arbeitslosenzahlen tm Inlande. Man erkannt« bald, daß die Verbilligung der deutschen Waren und ihrer Herstellungskosten und als Folge dieser Verbilligung di« Steigerung der Warenerzeugung und des Absatzes die wich« tigste wirtschaftspolitische Aufgabe sein mußte. Es bemum die Periode der Preisabbanbennigungen. Durch Beschaffung von Krediten für Exportgeschäfte ein- schließlich der Rohstoffeinkäufe, durch Drosselung der Reichs» Bankkredit« für alle anderen Zivecke, die zwangslveis« Ver- «Hßerung des Warenangebotes veranlassen sollte, durch den Erlaß der Kartellverordnung und durch Aufrechterhaltung der Wucherverordnungen und Gerichte suchte man zunächst hem Preise zu Leibe zu gehen. Teilweise wurden dies« Ver- vronungen durch das Durcheinanderarbeiten der verschriebenen setzung der Zinssätze ausgeikbten Druck auch das Leihkapital etwas reichlicher und billiger zugänglich gemacht. Zwei Fak toren traten allerdings der Vevdilllgungsaktton hemmend ent« gegen, dse Verteuerung der Meten und «in tm Zusammen^ Hang mit der WelttnaÄtbewegung einsetzendes Anziehen de« Preis« für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Beide hätten sich aber zunächst nicht hemmend auswirken dürfen^ da int allgemeinen bisher nicht dieser Verteuerung der Lebenshaltung entsprechende Lohnerhöhung«« eingetreten sind, ein« direkt«! Mehrbelastung der Erzeugungskosten also noch nicht ein» getreten ist. Wohl aber trat für einige wichtige industriell» Rohstoffe auch am Weltmarkt eine Preisermäßigung ein. Die Preisermäßigung im Inlande ist aper auf diq wenigen oben erwähnten grundlegende« Maßnahmen be- schränv geblieben, und in sehr vielen «Meven Artikeln ist stattdessen gerade in den letzten Wochen eine neu« Der» ieuerung «ingetreten, die den Großhandelsindex im Sep. tember und der ersten Oktoberhälft« ständig anziehen ließ. Gründe für diese Entwicklung sind bei den Beteiligten billig wie Brombeeren, aber di« Oeffentlichkeit ist mit wachsendes Frankfurt a. M., iS. 10. Reichsaußenminüttr Dr. Strese mann hielt vor dem Parteitag der Deutschen Volk,Partei von H-ssm-Nassau ein« Red« über di« politische Lage. Er betont« eingang«, daß «rfrtulichirweise gegenwärtig ein« weitgehend« Einigkeit über die Richtlinien d«r Außenpolitik besteh«. Mit Ausnahme der extremen Rechten und Linken herrsch« U-bereinitimmung darüber, daß di« Politik de« Reiches sich auf den In London getroffenen Vereinbarungen aufbauen könne. Die Bedrückung bl«ib« schwer, und man müsse vor allen dingen betonen, daß di« baldige Ruhrräumung und di« ver- , ragsmäßige Räumung der nördlichen rheinischen Zone Deutsch- and erst in die Lage setzt, die auf ihm ruhenden Last«» zu ' ragen. Da« Vertrauen, daß di« politische und wirtschaftliche kntwISIuna Deutschland, wieder beginn« und di« Ueberzeich- ping der Anleihe seien gut« Anzeichen. Der Zeppeiinflua habe bewiesen, was Deutschland an ideellen und technischen Werten der Welt zu geben vermag, -öffentlich werd« e« Deutschland ermöglicht, auf diesem Gebiet weiter,uarbeitrn. Zur Haltung gegenüber dem Völkerbund über di« ebenfall« weitgehende Einigkeit bestehe, sagt« d«r Reich»- aüßenmlnift«: Wir können «« al« einen Erfolg buchen, daß der von un« «strebt« ständig« Ratesstz von all«n jetzt tm Rat« ver tretenen Nationen Deutschland zuerkannt wird. Wir werden aber auch darüber dirkutlerrn müssen, da» man Deutschland sticht zumuten kann, Konsequenzen au« der Exekutive der VSIker- bundes in der Form der Mitwirkung an Kriegen oder an der Blockade zu stehen, solang« der Zustand andauert, daß Deutsch land der einzige entwaffnete Staat Ist, der von waffemtarrenden Nachbarn umgeben Ist. Wenn man der Schweiz ein« Ausnahme Von dl«ser Bestimmung de« Völkerbundes gewährt hat, wird man sie auch Deutschland gewähren müssen. Zur Innenpolitik führte Dr. Stresemann au«, man begegn« leider ein«r starken Zerrissenheit kn der Frag« der Negierungsumbildnua Die Deutsche Volks pari«! hab« Ihr Ideal der Volksgemeinschaft sticht aufgegeben, und st- werde e» ablehnen, sich auf «inen Weg drangen zu lassen, welcher ditz Soflaldemokraten prinzipiell von der Miiarbeit am Staat« ausschiirht. Da« Zusammen arbeiten der Mitte, an die sich gegenwärtig die Kräfte von techt« angliedern müssen, müsse bestehen bleiben. Die Soziai- dcmokratle sollte daran denken, daß ihr zweimalige« Aurscheid«n au« dem Kabinett der großen Koalition naturgemäß zu einer Entwicklung nach recht« führen mußte. Nach den Malwahlen konnte man gerade vom demokratischen Gesicht,punkte au« an der Stärkung der Deutschnatlonalen nicht vorbetgehen. Ver handlungen mit Ihnen über den Eintritt tn die Regierung könne man heut« nicht ablehnrn, nachdem st« sich einmütig zu den Richtlinim der Außenpolitik bekannt und ibre Forderung auf Rücktritt d«, Kanzler« und de» Außenminister« zurückgezogen haben. Mann müsse bedenken, welch« Störungen di« Außen politik durch ein« hemmungflos« Opposition der Deutsch- Nationalen erfahren würde. Wenn st« aber tn die Neichrregi«- nma «intreten, so mürd« da« ""n maßgebendem Einfluß auf die Haltung großer nationaler Organisationen imsichflich der Haltung der Demokratischen Partei rte Redner daran, daß Friedrich Naumann im Jahr« die Politik de« Bürgerblock« unt«rstüht bat, die ebenfalls ei >e Zusammenfassung namentlich der r«cht,ltebenden bürger lichen Kräfte grwesen sei. Dr. Stresemann schloß, indem er er- bei der Preisbildung spielen. Nachdem es stitzer ganz ander» klang und sich selbst der Laie gewisse Verbilligungen der Selbstkosten an den Fingern errechnen kann. Eg ist heulst festzustellen, daß das Gesamtpreisniveau und auch dasjenige für Ind-ustrteerzeugntsse allein ein« wesentliche Senkung trotz der Vertbilligungsaktion nicht erfahren hat, daß die deutschen Preise in sehr vielen Fällen immer noch über dem Weltmarkt- Niveau liegen und daß, was wirtschaftlich und innenpolitisch viel schlimmer ist, sich die Fälle mehren, wo deutsche Werke und Kartelle dem Ausland unter Inlandpveis verkaufen. E» bedarf kaum längerer Beweisführung, wie sehr durch dies« Entwicklung die bevorstehenden tnnerpolittschen und beson. ders sozialpolitischen Kämpf« um Lohnniveau und Arbeits zeit verschärft werden müssen, und wie sehr überhaupt Deutschlands wirtschaftliche Gesundung dadurch gefährdet wird. Auch die Rückwirkungen auf die Verhandlungen übest die Zolltarife können bei einer solchen Entwicklung keine bei Industrie erwünschten sein, da die Freihandelsanhäng« täglich neues Wasser auf ihre Mühlen erhalten. Noch sieht die Regierung den Dingen-zu» aber es sind Anzeichen genug vorhanden, daß sie bald leicht wieder tn eine industrie- gegnerische, zwangswirtschastskvundliche Stellung hinein- gedrängt werden durfte. So geht es nicht weiter! Die Frage ist augenblicklich, ob die Wirtschaft allein den Weg zu änderest Entwicklung findet oder in eine neu« Periode staatlicher Eiwi griffe hineinkommen will, die diesmal durch die Schuld der Wirtschaft ungleich stärkere Sympathien in der Bevölkerung haben würde als früher und darum weit gefährlicher wäre. L)ie Ausrandwerbungen um Zeppelin- lizenzen. Nachdem sich der Z. N. Hl auf seiner Ozeanfahrt nach Amerika als Verkehrsmittel für di« weitesten strecken bewährt hat, be wirbt sich bas gesamte Ausland, an erster Stell« Am «4 rika und England, um Vertrüge mit den deutschen Luftschiff- bau-Gesellschaflen, die ihn«n gestatten sollen, im eigenen Landst nach dem Muster der deutschen Zeppeline Derkehrsluftfchifs« ztt bauen. In d«r deutschen politischen Oeffentlichkeit ist daher gegen« wärtig die Streitfrage entstanden, ob es im nationales Zitterest« Deutschlands statthaft wäre, dem Ausland« die Mögliche keit zu bl«ten, unser« Zeppelinluftschisf« nachzubauen, und damit auch gleichzeitig den ungeheuren Vorsprung, deip Deutschland durch sein« Vollkommenheit im Ba« von Zeppelinluftschifken erreicht Hatz prei»z»4 geben. Die Beurteilung dieser wichtigen Frage ist sehr verschie den. Selbstverständlich kann ein solches Problem nicht gelöst wer den, ohne daß die sachverständigen Fachleut« selbst endgültig ihr« Meinung zum Ausdruck bringen. Wie wir von unterrichtetes. Stell« erfahren, hat die Reichsregierung zunächst nicht die A b s i ch t, sich an den Diskussionen über die Frage der Zweck. Mäßigkeit der Vergebung von Auslandlizenzen zum Dau voy ßeppelinluftschiffen zu beteiligen. Schon mit Rücksicht auf di« außenpolitische Lage erfordert das Interesse Deutschlands dl« größt« Zurückhaltung des Reichskabin-etis, das ja auch von sich ans Mit der ganzen Angelegenheit direkt nichts zu tun hat. Die Re gierung selbst kann, wie ja auch die Erfahrungen aus der Zeit vor dem Krieg« gelehrt halum, keinem Erfinder verbieten, seine Er- findung im Auslände zu verwerten, solange die Regierung selbst nicht stch von vornherein das Recht dir alleinigen Ausbeutung ge sichert hat. Nun Ist es aber au» sehr naheliegenden Grünten der Reichsregicrung gar nicht möglich, «Inen derartigen Vertrag mit den Zeppelinwerken abzuschließen. Vielmehr muß sie es dem Ver- antwortungsbewußtftin der leitenden Männer der Zeppelingefcll- schaften überlasten, ob sie es für tragbar halten, der ganzen Welt den Bau von Zeppslinluftschiffen zu ermöglich«^ so daß dies« im höchsten Grade leistungsfähigen Lustschiff« im Bevlauf« d«r näch- sten Entwicklung möglicherweise den Rang eines internationalen Verkehrsmittels sinnchmen werden. Von fachmännischer Seite wird uns mitgeteiltz daß an stch keine schwerwiegenden Bedenken dagegen bestehen, cm das Aus land derartige Lizenzen zu vergeben. Die Aeppelinlnfischiss« sind ihrer eigentlichen Natur nach Verkehrsmittel und haben bestiin, niungsgeinüf, den Zweck, auf dem Luftwege Personen und Lasten auf die denkbar weitesten Strecken hinaus zu befördern. Ein« etwaige militärische Bedeutung dieser Luftschiffe wurde nicht allzu groß sein, zumal das militärische Flugwesen ja in erster Linie ans die viel leichter beweglichen Flieger angewiesen istr Es ist also von vornherein zweifelhaft, ob man dem Ausland« mit dem Bau von Zeppelinen eine militärisch« Wass« tn die Hand geben würde. Wenn man diese Fragen überhaupt erörtertz so ist es selbstver ständlich wichtig, daß Deutschland sich von vornherein auf den Standpunkt stellt, g«mäß den internationalen Verträgen überhaupt kein Knegsmaterial an da» Ausland zu liefern. Die ganze Kuk- turwelt erblickt aber in den Zeppelinluftschiffen kein Kriegsmate- rial. Es ist auch ganz entschieden zu bezweifeln, ob Amerika den Z. R. lll für ausgesprochen militärische Zivecke verwenden wird, Solang« diese Frage noch unentschieden istz kann nach Auffassung der unterrichteten »kreise natürlich noch kein endgültig«» Urteil abgegeben werden. Zurzeit besteht vielmehr lediglich da» Inter« esse, den deutschen Luftschiffbau überhaupt am Leben zu erhalte» klärt«, dl« Auslösung de» Rrlchflage« wär« unerfreulich, well st» - da« auskimende Vertrauen dr» Auslände» zu «In«r itttlgey Entwickelung in Deutschland untergraben würd«. Jit ein« vo- sltioe Lösung nicht zu erreichen, so müssen bei den Wahlen sich diejenigen Kräfte zusammenschließen, di« aus dem Boden ein« nationalen Realpolitik alle Kräfte zulammenfussen wollen, die ru einer Negierung,blldung aus drr Grundlaa« der Fortführung drr Richtlinien drr brütigen Politik sich bereit finden. Noch kein Kabinettsbeschluß. Berlin, LO. Oktober. Die Montags-Kabinettssitzung hat nichtsuelnemAbschluß der Regierungskrise geführt. Von zuständiger Stelle wird folgendes nfltgeteiltr Die Verhandlungen, die der Reichskanzler über die Forde- xungen der Reicheregierung geführt hat, haben noch nicht ein abschließendes Ergebnis gezeitigt. Der Reichskanzler beab sichtigt, die Verhandlungen bis Montag abend zü Ende zu führen. Reichstagszusammentritt am 22. Oktober. Berlin, 20. Oktober. Der Reichstagsprästdent hat nun mehr endgültig die nächste Plenarsitzung des Reichstages auf Mittwoch, den 22. Oktober, nachmittag 3 Uhr anberaumt. Der Präsident hat auf di» Tagesordnung der Reichstagssitzung folgende Punkte gesetzt: Gesetzentwurf" über eine Aenoerung der Personalabbauver ordnung in Verbindung mit einer Reihe von Anträgen ver schiedener Parteien über Beamtenangelegenheiten, Antrags über Vorlegung eines Beamtengesetzes und Errichtung von Deamtenvertretungen. Ferner soll über eine große Anzahl von Anträgen über Wohnungs- und Siedlungsfragen beraten werden, darunter besonders Uber einen Antrag auf Aende- rung des Gesetzes Uber die Mietzwangswirtschaft und über einen Antrag auf Vorlegung eines Bodenreformgesetzes. Der Präsident hat sich Vorbehalten, weitere Gegenstände auf die Tagesordnung zu setzen. Falls bis dahin eine neue Ne gierung zustande kommt, ist zu erwarten,'daß noch dis Entgegennahme der Regierungserklärung auf die Tagesordnung gesetzt wird. Hierüber wird der auf Dienstag nachmittag ö Uhr einberufene Aeltestenrat ent- scheiden. Die Sonnabend-Sitzung der deutschnatlonalen Reichstags fraktion. Berkin, 20. Oktober. Die deutschnationale Reichstagsfrak- tton hielt am Sonnabend nachmittag gegen 3 Uhr nochmals «ine kurze Sitzung ab. Hierauf erfährt die T.-U., baß von den Deutschnationalen bisher noch keine Ministerli ste dem Reichskanzler überreicht worden sei, weil die Voraussetzungen dazu noch nicht gegeben waren. Die Fraktion erklärt weiter, daß die in der Presse bisher gemachte Vermutung über die deutschnationale Mmisterliste ber Grundlage entbehrt. Im übrigen machte sich in oer Fraktionssitzung großes Befremden über das Verhalten der Demokratischen Partei bemerkbar, da dies eine weitere Hinausschiebung der Entscheidung verur sacht habe. Die Fraktion hat ein« neue Sitzung auf Montag nachmittag 6 Uhr anberaumt. Ressorts ihrer Wirkung bevarckt, teilweise brachte aber vor allem die Kreditbeschränkung und der bringende Geldbedarf der Warenbesitzer einen ziemlich starken, wenn auch ungleich- mäßigen und anorganischen Preisabbau. Man hielt noch immer grundsätzlich am Sachwert fest und opferte ihn nur notgedrungen, und der Grad des Preisabbaus wurde für dte Geschäftswelt nicht durch Gestehungskosten oder Wett- bewerbsverhältnisse, sondern durch die Dringlichkeit des Geld- bedarfs beim einzelnen Kaufmann bestimmt. Bald aber zeigte sich, daß hiermit wenig geholfen war Und die Wirtschaft auf diese Weis« zum langsamen Erliegen kommen mußte. Der Preisabbau brachte die deutschen Er zeugnisse mit ganz wenigen Ausnahmen nicht auf die Melt- marktsätze hinunter, so daß der Export weiter zurückging, während gleichzetttg infolge Geldmangels die Einfuhr noch stärker abnahm, und lediglich die tm Inland« vorhandenen Vorräte an Auslandsrohstoffen verarbeitot wurden. Dip Aufnahmefähigkeit de» tnlänoischen Markies aber wurde in folge ver Konkurs« und der Arbetterentlassungen imm«v geringer, und auf diesem verengerten Markt sah sich dte inländische Industrie noch dem Wettbewerb der billigeren ausländischen Fabrikate gegenüber. 'Cs mußte etwas ge schoben, aber die Eiteriger und der Handel erklärten einen weiteren Preisabbau angesichts der vernichtenden Wirkung der hohen Steuern und sozialen Lasten, der hohen Fracht sätze und der hohen Preise für inländische Kohlen und Roh stoffe sowie vor allem infolge der Kreditknappheit und der Hohen Zinssätze für unmöglich. In dieser Lage entschloß stch die Negierung, zusammen Mit wichtigen Fachverbänven, trotz aller grundsätzlichen Be- tvnumi der Freiheit des Wirtschaftsleben zu einer großzügigen Verbilligungsaktion, die den bisher ausgebliebenen organischen Preisabbau, also die Herabsetzung aller Bestandteile der Selbstkosten, erreichen sollte. Der Augenblick schien nach der Annahnie des Dawesvlanes und einer vorläufigen Einbalan- eierung der Handelsbilanz günstig gewühlt. Die Umsatz, steuer, die nach Ausweis der Kalkulationen tn vielen hoch- wertigen Erzeugnissen bereits bis zehn Prozent des Preises ansmachtv, wurde um ein Fünftel, der Kohlenprcts, ber bei den Kosten jeder einzelnen Bearbettungsstufe wiederlchrt, um «tn Zehntel und die Höhe der Frachtensätze verschieden, durch,' schnittlich aber auch reichlich um etn Zehntel hembgesetzt- Gleichzeittg wurde durch Lockerung der Kreditsperre dev Reichsbank und durch einen aus di« Banken zwecks Herab-
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