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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 16.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192903169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19290316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19290316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1929
- Monat1929-03
- Tag1929-03-16
- Monat1929-03
- Jahr1929
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Sobald Ke l^üsode Karner für aas mch damft fstr^iUand erledigt ist, nehme ich meinen Urlaub und komme." Sie starrte ihn an, als hab« sie ihn nicht richtig verstanden. „Sobald die Episode ... erledigt ist!" sagte sie langsam und ließ keinen Blick von ihm. „Das wagst du, der Präsident dieses Landes zu sprechen. Das Größte soll Rußland er- sahren, ein Geschenk ohnegleichen soll Rußland aus der Hand Karners erhalten, und du, ihr alle wollt es verhindern, weil es euch nicht genehm ist, weil dieser Gigant über euer enges Parteiprogramm hinausgeht. Das heißt Rußland verraten!" Tanoff ging auf ihre Worte nicht ein. „Lu wirst reisend „Nein!" „Dann werde ich dich zroingsck" „Wagst est" Ein grausamer Zug erschien auf seinem Anttttz. „Ich wage es!" sagte er ruhig und trat zur Tür Er öffnete sie, und vier Soldaten traten ein. Feodora Tomary wurde blaß »md zitterte, aber sie hat^ sich bald wieder in der Gewalt. „Du ... gibst mich der Tscheka?" „Ja! Du wirst solange unter der Obhut der Tscheka sein, bis die Episode Karner vorbei ist und du den Wunsch äußerst, wieder zu mir zurückzukehren/ Mit einem Blick unsäglicher Verachtung sah sie ihn an. Sie sprach kein Wort, sondern kleidete sich an und folgt« den Soldaten noch dem Wagen. Das Volk in der Rahe des Präsidentenpalastes ab« er kannte den Wagen. Sie sahen einander an und flüsterten: Lie Tscheka hat wieder ein Opfer geholt. Aus des Präsiden ten Nähei Wer mag es sein?" Los russische Doll war aufgewühlt. Arbeiterschaft und Bauernschaft in gleichem Maße standen hinter Karner, denn sie waren es, die Sie Knechtung am Am nächsten Tag war keine Sitzung des allrussischen Kon gresses. Genosse Bentschikow suchte fest«» Chef auf mü> fand ihn übelgelaunt. „Was gibt es, Bentschikow?" fragte Tanoff. „Viel und nichts Gutes!" entgegnete der Sekretär. „Nach richten aus allen Tellen Rußlands, di« erkennen lasten, daß das russische Volk von Karners Reden begeistert ist. Warum mußten wir seine Reden durch den Moskauer Sender in die Welt funke»?!" „Der allrussische Kongreß steht gegen Karners Verlangen?" La ... und auch wieder nein! Das ist schwer zu beurteilen. Die Mehrzahl steht wohl noch hinter dem Sowjetgedanken, will nicht davon abgehen, aber... die Genosten Karmasoff und Kalycin bearbeiten einen Deputierten nach dem andern und anscheinend nicht ohne Erfolg. Bestimmt stehen fast alle Vertreter des asiatischen Rußlands Karner wohlwollend gegenüber. Morgen muß die Entscheidung fallen. Ent weder Karner oder Sowjetrußland. Das Rußland, das Kar ner aufbauen wird, hat mit dem Sowjetrußland keine Aehn- lichkeit mehr." Tanoffs Hände spielten nervös auf der Schreibtischplatte. „Unfaßbar ist mir alles!" stieß er dann hervor. „Kommt ein einzelner Mann nach Rußland, stellt sich vor den all russischen Kongreß und diktiert seine Wünsche. Verstehst du das, Bentschikow? Und sie hören ihm zu, werfen sich ihm entgegen, aber keiner kommt auf den Gedanken, daß es das gescheiteste für Rußland wäre, dies«! Mann über die Grenze abzuschieben." Bentschikow lachte kurz auf. > La, lieber Tanoff, Karner ist ein gewaltiger Faktor in der Welt, mit dem zu rechnen ist. Das hat er bewiesen und das mußten wir wissen, als wir ihn riefen." „Wir haben ihn nicht gerufen!" sagte Tanoff heftig. „Ge nosse Karmasott bandelte eiaenmächtia " „Ja, aber die Regierung hat es stillschweigend gebilligt. Keiner war allerdings darauf vorbereitet, daß dieser Mann mit solch gewaltigen Forderungen kommen würde." Tanoff überlegte lange. Lch weiß, welch ungeheuere Bedeutung der Mann hat, ich weiß, daß Rußland viel von ihm haben würde. Ueber eins kommen wir nicht hinweg; an unserem Programm des Sowjetstaates darf nicht gerüttelt werden. Lieber muß Ruß land auf Karners Wert verzichten." Finster blickte Bentschikow vor sich hin. „Wenn das jetzt noch möglich ist. Auf alle Fälle muß der allrussische Kon greß rasch entscheiden und auf keinen Fall dürfen Karners Reden weiter auf den Moskauer Sender übernommen werden." Lch werde heut« »och Befehle in dieser Hinsicht geben." Besonders di« Bauernschaft Rußlands war von Karners Worten begeistert. Denn große Einschätzung erfuhren sie durch Karners Worte, der den Mann, der das Land bebaute, an die erste Stelle stellte. Was nützte es ihnen, daß sie jetzt wieder die Herren ihres Bodens waren, was nützte ihnen aller Fleiß und noch so gute Ernten? Die Kommissare nahmen ihnen einen großen Teil als Steuer weg, und dann war nur das Getreide billig, alle anderen Dinge, die zum Leben ge hörten, aber unerschwinglich teuer. Der Arbeiter lebte schlechter denn je. Unendlich viel Arbeitslose gab es, um die sich die Regierung kaum kümmerte. — — Am dritten Tag, da Karner in Moskau meiste, kam« Tausende und Abertausende von begeisterten Bauern nach Moskau gezogen und jubelten Karner zu. Ganz Moskau war aufs tiefste erregt. Natürlich blieb die spontane Begeisterung für den Mann und sein Werk nicht ohne Eindruck auf die Vertreter des all russischen Kongresses. Karmasoff und Kalycin arbeiten mit Hochdruck. Unzählige Konferenzen pflegten sie an diesem Tage, und sie versuchten in vorsichtiger Weise für Karner einzutreten. * * * Aber auch das Ausland, Deutschland vor allen Dingen und die alliierten Siegerstaaten, standen im Zeichen größter Erregung. Der englische Ministerpräsident fuhr im Flugzeug nach Parts und nahm dort mit dem Minister des Auswärtigen Rücksprache, an der sich auch der Gesandte Italiens beteiligte. Depeschen folgten hin und her. Die alliierten Botschafter in Berlin konferierten mit der deutschen Regierung, versuchten sie zu einem Vertrag zu ge winnen, der im Falle einer Diktatur Karner in Rußland zu einer Aktivität gegen Rußland zwang. Die deutsche Regierung lehnte ab. Auch unter den Offizieren und Soldaten Sowjetrußlands gärte es. Nun hatte Karner zwar gesagt, daß das Heer unproduktiv für das Land sei. Dies hatte anfangs nicht gefallen und es hätte unter Umständen dazu führen können, daß sich das Heer gegen Karner stellte. Aber die Unzufriedenheit un Heere war sehr groß, es verdroß Offiziere und Soldaten, daß sie nichts anderes waren als die Vollstrecker der Befehle der Kommissare. Die Soldaten waren Leute aus dem Volte und die Politik des Sowjetstaates behagte ihnen nicht. Karner hatte von einem Arbsitsheer gesprochen. Seine Ausführungen darüber wurden in den Kasern«!, «M. OMreren wse MamM asten, leidenschaftlich diskutiert- Karner wartete am dritten Tag auf den Besuch Feodora Tomarys. Aber der erfolgte nicht. Als es Abend geworden war, sprach er sich mit Maxim Donell darüber aus. Donell überlegte kurz und sagte: „Tanoff bat gehört, daß sich Feodora Tomary auf Ihre Seite stellte? La." Las besagt eigentlich, daß Tanoff an die Tscheka gedacht hat. Erlauben Sie, daß ich einmal im Präsidentenpalais anklingele?" Donell tat es und kam nach wenigen Augenblicken wieder ins Zimmer. „Feodora Tomary ist abgereist, sagte mir der Beamte der Zentrale." Las heißt..." Lie Tscheka hat sich ihrer auf Tanoffs Wunsch an genommen." Karner war sichtlich bestürzt. „Wir müssen etwas tun, Donell!" „Unbedingt! Ich vermute, daß man sie nach dem Frauen gefängnis gebracht hat. Es ist im linken Flügel der Tscheka- Kaserne. Sie wissen, daß die Tscheka jetzt in der einstigen Kaferne des Infanterie-Regiments Nr. 17 untergebracht ist." „Ich hörte davon. Sagen Sie, Donell, wem untersteht die Tscheka?" Donell überlegte. La, das ist schwer zu sagen. Die Tscheka nimmt gewissermaßen eine Stellung für sich ein. Sie wurde zwar vor Jahresfrist dem Volkskommissar für die Justiz unterstellt, aber ich befürchte, das war nur formell." Karner stand auf. „Wir müssen etwas tun. Bringen Sie mir den Volkskommissar für die Justiz. Diese Feodora Tomary ist oder war zwar die Favoritin des Präsidenten, aber ich habe das Gefühl, daß sie, die fanatisch ihre Heimat liebt, mir als Mitarbeiterin sehr wertvoll sein kann. Auf alle Fälle muß ich sie haben. Sie wissen: Mitarbeiter, die für mich wertvoll sind, sind selten."
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