Erzgebirgischer Volksfreund : 10.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191904106
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-04
- Tag1919-04-10
- Monat1919-04
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- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.04.1919
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KWlWerMMfW«- 72. Jahrg. Donnerstag, den 10. April 1919 Nr. 83 WeUere amtlich« »«zeigen besindea sich im Beibla«. shrer auf dein Voder zuverlässigen Ofsiz!«r- sind und Ledebour sofort aus der Haft zu entlassen ist*, der schließ lich angenommen wurde. Verlag van C. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. Fernsprech - Anschlüsse: Aue 81, Lößnitz (Amt Aue) 440, Schneeberg 10, Schwarzenberg iL Drahlanschnsi: Dolkssreunü Aueerzgebirg«. sei eine Groteske, die man eben nur nach Mtinchcn verlegen könne. Der Wilsonsche Völkerbund sei unsozialistisch. Wir wollen nicht untergeben. Wir wollen einen sozialistischen Bau errichten auf dem Boden der Demokratie, schloß der Nedner unter tosendem Beifall der Mehrheit. Darauf wurde die Weiterberatung auf Mittwoch vertagt. Negisrungskrnppen schützen den NRekongreh. Berlin, 8. April. Die Leitung de» Rälekonaresses wendet sich an Noske m!l dem Ersuchen, den Kongreß durch Regierung»« iruppen zu schützen, was der Minisler zusagle. Wie «vieynung oer naierepuonn IN Minrisrann««. tit. L« geht auch nicht an, innerhalb der neue« deutsch«» «epnnl», Nürnberg, 8. April. Die Mittelfränkischen Banernräte haben ei» Staatsglied za dulden, da» sich in seiner Staatsform nicht Hap», in einer gestrigen Sitzung ihre» Vollzugsausschusses «rkiärt: Di«'manisch «inglied«rt in di« Staataverfassung s«iner Sesamthrit. DiU! , —-— «n,<>,»«.«,»«»»« »er rl«k»inz, Nummer dt» »onnMag, » Udr «. »«, L.u-IjN<UN». II,Um. «« vn°«dr wr »I» «ubmhm, am »ors^<I>U«dmm Tag» «I«->> MW nl»i grgebni. »I«, für »I, RI»«g»M »« »«r» y«» Ip-e-drr °ulg»get>»nm Un^g». - 8«r NUckgad,,»»«^! a»g,l«ndl« SchrMUUck« «d«>Na>mI »I« SchNtN^M, »Un, v«r-»k»«Iung. - U-Indrtchu»««» d« «««»«- d«'rt,d« d^rUndm iln» «nlprUch,. DU Jgülii»»»-»», «nd anndor, «Um, Rod««, al» «IM «»EN. Sau»,g«lchLU»»,U«« I« u«, w-u». SU-««»«, «I» Schwarz«,»«,, Dle svddrulschen Negierungen gegen die AiNerepublik. Stuttgart, 8. April. Eine von dem württemberaischen Staats- Präsidenten Blos, dem badischen Ministerpräsidenten Grift, und dem hessischen Ministerpräsidenten Ullrich verösfentlichte Erklärung be sagt: Die Regierungen von Württemberg, Baden und Hessen sehen da» Ministerium Hoffmann nach wie vor als di« alle! nge recht» maßg« Regierung des Dolkostaate» Bayern an. Dl« Ablehnung -er Nülerepublik in Miklelsranften. l Aus Blatt 8 des Genossenschailsreaiilers ist die laul Satzung vom 17. Februar ISIS errichtete Elnftanfs-Genossenschas» -er Friseure siir Ane in Erzgeb. «nd Umgegend, eingetragene Ge nossenschaft mit belchrSnkiler Qaslpslirht mit dem Sitze in Ane heule eingelragen worden. Mitglieder des Vorstandes sind die Friseure Albert Otto Kebscher und Kart Paul Singel ln Aue. Gegenstand des Unternehmens ist der Einkauf von Waren in gröberen Mengen. Die Haftsumme eines jeden Genossen beträgt fünfzig Mark, sie erhöht sich um die Summe etwaiger weiterer Geschäftsanteile. Di« höchste Zahl der Geschäftsanteile, aus die ein Genosse sich betei ligen kann, ist aus vierzig bestimmt. Die von der Genossenschaft ausgehenden Dekannlmochungen erfolgen im jeweiligen Amlsblalle des Amtsgerichts Aue und sind von 2 Vorstandsmitgliedern, und wenn sie vom Aussichlsrale ausgehen, unter Nennung desselben vom Vorsitzenden des Aussichtsrales zu unlcrzeichnen. Willenserklärungen und Zeichnungen sür die Genossenschast sind verbindlich, wenn sie durch 2 Vorstandsmitglieder erfolgen. Eine Rede von besonderer Bedeutung hielt dann Kqlt»N (Mehr- heltssoz.), der ausführte: Auf den großen Umschwung der Revolu- tion sei man sehr schlecht gerüstet gewesen. Siu Schimpf für das deulsche Volk sei es, deutschen Boden ohne Not preiszugeben «nd ohne Not sei deutscher Boden preisgegeben worden. (Lebh. Deif. bei der Mehrheit.) Helfen könnte nur ein Volks Heer auf dein Boden der allgemeinen Dienstpflicht und mit einem zuverlässigen Offizier- korps sonst ei das deutsche Volk veilorcn. Komme der Zusammen bruch. so tragen die unabhängigen Sozialisten den größten Teil der Schuld. Unabhängige Sozialisten und Kommunisten hätten von dem wahrhaft revolutionären Geist keinen Hauch verspürt, wenn sie sich cnfach auf Kritik und Anklage zurückzögcn. Wenn man die Wirt schaft planmäßig durch sinnlose Streiks ruiniere, dann trage man gerade dazu bei, dasVolk dem Hungertod« zn überantworten. (Stür mischer Beifall bei der Mehrheit.) Die allgemeine Demoralisation habe auch das Proletariat ergriffen. Die bayerisch« RSteregierung Zugleich wird bekanntgemacht, das) di« Einsicht der Liste der Genossen während der Dienststuade»! des Gerichts sedem gestattet ist. ml«richt Aue, den 4. April ISIS. s Dle Umwälzung ln Bayern. Das DerhAlnls Bayerns zum Reich. Berlin, 8. April. Halbamtlich wird gemeldet: Nachdem in München die Räterepublik ansgerufeu ist, die bisherige Regierung München verlassen hat «nd der Landtag wider Recht »nd Gesetz auf gelöst worden Ist, ist da» Verhält nisBayern» zum Reich in ein neues Stadium getreten. Entsprechend der vorläufigen Verfassung dürfen im Staaten- ansschuft nur Regierungen vertreten sein, dl« ansallgemei neu Wahlen hervorgegange» sind «nd die das Ver trauen ihrer Volksvertretungen genießen. Beide Voraussetzungen tressen auf dl« R2ie«aierung ln München nicht zu. Sie kann also dem Staatenausschug nicht angehören. Die Reich »regier ung nimmt Kenntnis vo» der Erklä rung des bayerische» Ministerpräsidenten Hoffman«, wonach die bisherige Regierung nicht zurückgetreten ist, sondern nur ihren Sitz von München wcgverlegt hat. Sie betrachtet diese Regie rung nach wie vor als den Ausdruck des Mehrheft »willens des bay- erischen Volkes und ist mit ihr der Ansicht, daß sie einzige In- haberin der Höchstgewalt in Bayern und allein berech tigt ist, rechtswirksame Anordnungen zu erlassen nnd Befehle zu er teilen. Der weitere Verbleib ihres Vertreter» im Staatenausschntz wir- daher von der Rtichsreglerung al» zu Rechtbestehend anerkannt. Protest bayrischer Abgeordneter -er Nationalversammlung. Me'mar, 8. April. Gegen die Ausrufung der Räterepublik in München ist ein Protest in Form eines Aufrufes an das bayerische Volk erlassen worden in dem es u. a. heißt: „Abgeordnete aller bür gerlichen Parteien der tuet fränkischen Regierungsbezirke erheben einmütig Protest gegen die Ausrufung von Bayern zur Naterepu- bllk. Wir fordern die Beamtenschaft nnd das gesamte werktätige Volk Bayerns, Arbeiter, Bauern und Bürger ans, sich hinter den vom Volke gewählten Landtag zu stellen. Die gesamte Bevölkerung Nordbayerns sowie die Presse wird hiermit gewarnt, sich durch den Terror einer v«'1chwlnd«ndrn Minderheit, die vorwiegend geführt ist von Leuten ausländischen Geblüt», einschüchtcrn zn lassen. Der Augenblick ist so ernst wie noch nie. Bayern hängt über einem Ab grund. Wenn es vor dem Sturz nicht bewahrt wird, ist alles ver loren. Dann hat Bayern im Innein Drudermord nnd Plünderung und Hungrrsnot. Eine weitere Folge ist die wirtschaftliche Ab- sprengnng Bayerns, durch die ein völliges Erliegen unseres Wirt- schaftslebens, die Stillegung des Eisenbahnverkehrs, das Aufhören der Kohlen, und Lebensmittelzufuhren eintritt. Da» Ausland hat jede ErnährungsbeihIIfe an das bolschewistische Bayern abge'ehnt. Hilfe von Rußland und Ungarn ist ausgeschlossen, da d's^e Länder selbst durch Hungersnot gepeinigt sind. Der Friedensschluß wird verzögert. Viele Tausende von bayerischen Kriegsgefangenen blei- ben in Knechtschaft de» Auslande». Die Euch dies sagen, sind Eure Landsleute, nicht landfremde Subiekte, die von Bauern noch vor we nigen Monaten nichts wußten «nd denen Euer Schicksal gleichgültig ist. der Amlshaupkmannschaflen Schwarzen« ^ugemun * berg und Zwickau, sowie der Slaals- und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. D« .Or»s«»Ir»Uch« w»«»trr»»d- «<»«>» UgNch «U «vsnahm, »« Tage nach Sonn- «nd sseMagen. monattlch Mord I.50 durch dl» Nu,US»»» Ire! In» Kau»; durch du <poH b«jog»n vlerNYSHrltch S.lard»rS2, monattlch Mord I.S4. 4ln»c>s«nprel»! lm UmlobIaM'»,lrd g«, Rao» d«, I Ip. llolonrlirtt- MPla-. nuswSrl, R PIg., tm ,mIUch»,T»tt dl, tzall-»2MeI.40Md., >mN«l,lam«l<il dl«3«ll»IL2Nid. P»ftlch»a-«»»t»> «»Ipzlg Nr. 122«. Slretlwald. > Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- und Srgänzungssteuereinschähung d« Beilragspslichligen bekannt gegeben worden sind, werden gemäß der Bestimmungen in 8 48 de» Einkom mensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 bez. 8 28 des Ergänzungssteuergeseher vom 2. Juli 1902 alle Per»! sonen welch: hier ihre Sleuerpflicht zu erfüllen hoben denen aber die Sleuerzestel nicht haben behändigt! werben können, ausgefordert, wegen Mitteilung des Einfchätzungsergebnlsses sich bei jfder hiesigen Yrls-i steuereinnahme zu melden. > Streilwal-, den 8. April 19lS. Der Gemeindevvrslan-. " - ----- Bauernrate Mittckfrankens »»kerpütze» die Regierung Hoff««» mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und lehnen dle Räterepublik nach wie vor entschiede» ab. Ebenfalls ablehnend hat sich eine De legiertenversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte des dritte« bayerischen Armeekorps ausgesprochen, welch« mit 138 gegen 78 Stimmen dl« Räterepublik abgelehnt hat. Nürnberg, 8. April. Der Korpssoldatenrat de» 2. bayerische« Armeekorps beschloß die militärische Unterstützung des Ministeri ums Hoffmann gegen die Münchener Räte. Nach Meldungen au« München haben die Räte in München über dreißig politisch« Pew- söulichkeiten als Geiseln festgenommen. - Neustadt a. S., 8. April. Gestern nachmittag fand unter freie« Himmel eine gewaltige Volkskundgebuna statt. Redner au» alle» Parteien sprachen sich einmütig gegen die Herrschaft der München« Räteregierung aus und verlangten sofortige Tagung des Landtages» Passives Verhalte« -er Garnison«« i« Niederbayern. In fast allen größeren Orten Bayerns und der Oberpfalz sind Abgesandte derMünchener Räteregierung erschienen und haben ohne weiteres Befrage» der Bevölkekrung die Räterepublik proklamier^ den Belagerungszustand verkündet und Revolutionsgerichte einge setzt. Die Garnisonen in Niederbayern verhalten sich paff«. Kein« Kohle sür Bayer«. Berlin, S. April. In gutunterrichteten Kreisen Ist man zeugt, daß der Räterepublik München, die sich selbst aus dem schen Reiche ausgegliedert hat, unverzüglich jeglich« Zufuhr (Kohl« usw.) unterbunden werden wird. Die Galen»« verhandelt «ich! mit einer Näkerepn-lttb. ,Lamme libre* meldet: Die Vorgänge in Bayern verzögert den Friedensschluß mit Deutschland. Die Alliierten werden weder mit einer Räteregierung noch mit Verbündeten der russischen Sow* jels auch nur eine Stunde verhandeln. Pichon sagte im Kammer- i ausschuß, daß durch die bolschewistischen Vorgänge in Bayern es un»: möglich sei, oen Friedensschluß zustande zu bringen. Die Ereigniss« in Bayern verlangten neue eingehende Beratungen der Alliierten. „Morningpost" meldet aus Parts: Die Konferenzteilnehm«« sind einstimmig der Auffassung, daß die Proklamierung «ine« Räterepublik in Bayern den Ausschluß Bayer«» von de» Bestim mungen de» Frledensvertragr» zur Folge haben wird. Lenin ais Oberherr Bayerns. Haag, 8. April. „Sollandsch Nieuwsbüro* meldet aus Moskau? Lenin hat das folgende Telegrann an Bela Khan gerichtet: Ich ew suche Sie, in meinem Namen die bayerisch« Republik zu begrüßen. Ich bitte Sic, mich umgehend schriftlich detailliert über die Soziali sierung des Landes Bayern zu informieren. Dalukaflurz als Folge -er Münchener Vorgänge. Haag, 8. April. Auf die Nachricht, daß die Räterepublik i» München proklamiert worden ist, sank die Mark auf 2ÜX Lent«. Das Programm -er RSleregierung. München, 8. April. Die U. S. P. München gibt bekannt- daft Ihre Milglieder unler folgenden Bedingungen an der Regierung - leilnehmen: Dikialur des klassenbewußlen Prolelarlais, prinzipieller Ausbau der Arbeilerräle durch Wahl nach Br« lrieben und Berufen, Vergesellschaftung der Banken und des Großgrundbesitzer, Umwandlung der burcaukratifchen Slaals- und Gemeinde- Maschine im Sinne der Verballung durch die A.- und S.-Näle, Einführung der allgemeinen Arbeilspslicht auch für die Bourgeoisie,; vollkommene Umgestaltung des Gerichtswesen auf revolutionäre« Grundlage, Umaestallung des Wohnungs- und Siedlungswesens aus revo» lulionärer-fozialistischsr Grundlage, Trennung von Siaat und Hirche, sofortige Revolulionienmg des Schul- und Univerfllalswesens, Sozialisierung der Presse, Bildung einer Roten Armee, Bündnis mit den Solüatenrepubllken Rußland und Ungar», und Zustimmung zu den sich daraus ergebenden Maßnahmen. j Ferner seien von ihnen folgende Bedingungen gestellt und von , der anderen Seile angenommen worden: Der Zenlralrot letzt sich bis zur Neuwahl paritälisch zu-, sammen ans einer gleichen Zahl von Mitgliedern der U. S. P, drei kommunistischen Partei und derjenigen Mehrheiller und Bauern-- räle, die aus dem Boden der vbengenannlen programmatische» Fordrrunaen stehen. Für die Volksbcauslragten gilt das gleich» Kompromittier e Führer sind im Interesse der Sache auszuschallen. Den politischen Flüchtlingen aller Länder ist das Asyl recht gewähren. Kaftbesehle dürfen nicht ausgeführt werdeu. (Lenin wird seine Freude an dem Programm Haden, das dl» Unabhängigen ausgestellt hohen. Preissrage: Wo ist der Unterjchi«-, vom Bolschewismus russischer Arl? .E. V.") Der zweile RSkekongretz, dessen Sitzungen am gestrigen Dienstag in Berlin begannen, wird von großer Bedeutung sür unsere Zukunft sein. Leit dem ersten Näleiongreß im Dezember sind trotz der Nationalversammlung die inncrpoiitischen Deryältnisse auf den Gipfel der Verworrenheit ge stiegen. Wie erinnerlich hatte nach demZusamm-ntrilt der National versammlung der Zentralrat, das aussührende Organ des Kongres ses, seine politischen Rechte in die Hände der Nationalversammlung, also des ganzen Volkes, zuriickgelcgt, um in Zukunst nur ein be- scheidcncs Dasein aus wirtschaftlichem Gebieie zu fristen. Als die Frage: demokratische oder Näteverfassung durch die spartakistisch- unabhängige Agitation brennend wurde, war er wieder zu politi schem Leben aufer standen. Jetzt ist der Zustand der, daß die Nationalversammlung die am heutigen Mittwoch wieder ihre Veratungen aufnimmt, gegenüber dem Nätekongreß die bei weitem geringereNolle spielt, ein unnatür licher Zustand, hervorgerufen dadurch, daß weder sie noch die Negie rung sich den Verhältnissen gewachsen gezeigt haben. Besonders hat das stückweise Nachgebcn der Negierung m der Sozialisicrungsfragc, die mit der Nätcfrage aufs engste zusammcnhängt, hervorgenifen durch den Terrorismus der Unabhängigen und ihrer Gefolgschaft, ihrem nnd dem Ansehen derNatitonalversammlung unendlich gescha det. Das Sozialisierungsgcsctz ist eine halbe Maßnahme gewesen, es ist so verschwommen, daß man kein scharf umrisscnes Bild der künftigen Lozialisierung gewinnen kann. Nun hat da» Kabinett, um de» Nätekongreß etwa» positive» vorzuweisen, vor kurzem einen neuen Vorschlag über die Veranke rung der Nate in der Dcisassung gemacht, der ihre wirtscbaftliche und politische Nolle festlcgcn soll. Den Betriebsräten sollen Bezirks- räte übergeordnet sein, die wieder in einen Neichsarbciterrat zu- sammcngcfaßt werden. Mit den entsprechenden Organisationen der Unternehmer sollen die Arbeiterräte zu Wirtschaftsräten verbunden werden, die gcmeinwirtschaflliche Aufgaben zu erfüllen und bei der Durchführung der Sozialisierungsgesctze mitzuwrrkcn Halen. Ein Neichswirtschaftsrat soll selbst Eesede einbringcn dürfen. Bei aller Erweiterung der Siechte der Räte hält die Negierung daran fest, daß die diäte kern proletarischer Klassenausschuß sein sollen, sondern eine paritätische In-crcssenvertretung von Arbeiterschaft und Unterneh mertum. Der Unterschied zwischen der Auffassung der Münchener Nöteregierung und der Neichsrcgicrung liegt also klar zu Tage. Der Siäickongrcß weist eine stark mehrhcitssozialistisch-bürger- lichc Mehrheit auf. Damit ist noch nicht gesagt, daß er im Sinne der Negierung entscheiden wird. Die Parteidisziplin hat auch inner halb der alten Sozialdemokratie sehr gelitten, sodaß es zweifelhaft M, ob im Nätekongreß der demokratische Charakter des Reichs zum Ausdruck kommt. Schon die Entschließung, über die Begrüßung der bayerischen und ungarischen Räterepublik durch den Kongreß, die der „E. D/ an anderer Stelle wiedergibt, deutet darauf hin, daß man in einem stark radikalen Fahrwasser zn schwimmen geneigt ist. Die Anhänger der Haa^, Ledebour und Rosenfeld seden alles daran, den Kongreß ihren Zwecken dienstbar zn machen. Das ze'gt sich überall im Neicbe. das wicdereinmai an einer Echicksalsstunde angelangt ist. Die nächsten Tage werden dartun, ob die Neichsregie- rnng in Verbindung mit dem Bürgertum und den einsichtsvollen Kreisen der alten Sozialdemokratie den Sieg über die .skrupellose jPolitik spaitakistischer Hetzer*, wie sich die Chemnitzer „Volks- stimme" ausdrückt, davontragen wird — mit oder gegen den Nate- ! kongrcß. —l. Berlin, 8. April. Der zweite Kongreß der Arbeiter-, Dauern- nnd Soldatenräte Deutschlands nahm beute vormittag im großen Sitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses bei vollbesetztem Saal unh dichtgcfüllten Tribünen seinen Anfang. Im Auftrage des Zen- tralratcs eröffnete der Präsident der preußischen -Landcsversamm- lnng. Leinert, den Kongrcß mit dem Wunsche, daß es ihm besch!«- den sein möge, die Grundsä! e der Menschlichkeit endlich wieder nach außen wie nach innen zur Geltung zn bringen. Das deutsche Volk stehe vor einem Abgrund, wenn die Vernunft nicht siege. - Die Konstituierung des Kongresses hatte folgendes Ergebnis: Vorsitzender: Haufchild. Kassel, stellv. Vorsitzender: Richard Müller (Unabhängiger) und Schröder-München (Soldatcnfraktion), dam 8 Schriftführer. Der Kongreß zählt 243 Mitglieder, davon Sozialde mokraten 138, Unabhängige 65, wozu noch 9 Oesterreicher kommen, Soldatcnfraktion 21, Demokraten 12, Bauernbund 3, Nechtsbürger- llche 3, Kommunisten 1, parteilos 1. Dor dem Eintritt in die Tagesordnung stellte die U. S. P. D. den Antraa, feinende zwei Teleg'-amme abzukendsn: „An die RSterennbUk Ungarn. Der Zweite Nätekongreß zu Berlin sendet der Räterepublik Ungarn brüderliche Grüße.* „An die Räterepublik Bavern. Der Zwcfte Nätekongreß zu Berlin sendet der Räterepublik Bayern brüderliche Grüße. Er hofft, daß die Räterepublik ikre harten Widerstände überwinden wird, «nd daß bald der Umschwung der Verhältnisse ln Deutschland sein Werk vollende.* Hermann Müller (Mehrheitssoz.) protestierte gegen die Absen dung der Telegramme, in drm er ausführte, daß man dann den Kongreß bereits auf da» Rätclystem festlege. Dr. Rosenfeld (Unabh.): Wir bekennen uns offen zum Räte- jsystem. f In der Abstimmung wurde das Telegramm an d e «ngarnch« Republik zur Absendung angenommen. Dagegen wurde die Be schlußfassung über die Absendung des Telegramms an Bayern ver tagt. Nacki e>ne längere Debatte entfesselte der Antrag der U. S. P.: ^.Der Nätekongreß möge beschließen, daß sein« Mitglied«: immun -veriin, 8. April. Me osfiziöse „Deutsche Allg. 8-^ schreib- Ein Ausglei chzwischen der demokratischen Staatsform und de» Form des Aätesystemo läßt sich eben nur auf einer Grundlage schaffen, Lhnlich.wie sie jetzt für den neuen deutschen Staat geplaiH ist. E, geht auch nicht an, innerhalb d«r nrue« d«ulsch«» N«P«»M> :t» Slaat»g!i«d z« di " ' " -- <
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