Erzgebirgischer Volksfreund : 30.07.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-191907308
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19190730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1919
- Monat1919-07
- Tag1919-07-30
- Monat1919-07
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- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 30.07.1919
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drei ent- imu» >me» wi« der die >l«u- z«»- Sör- da» urst- Er. fern erte Her »r, N ter» üb« »de» 14 »«et «st» eilen mb«» ngt« «» üv- ist an da sich va» Ui- b» her ,kel hn« rtt» nnd rß-g neu >eru te»; mit rot» rÄl irea rll«. >en» an, rte» utt- den -üh- in :er» «erden kSanen. Der Bericht -es Grafen Ezerrria. Die lauten: wörtlichen Staatssekretärs v. Kühlmann gehalten? Mag die schwarz-rote Mehrheit ihren Erzberger an den Mauern anschlagen! Der Tag der Wahrheit kommt doch! revolutionären Vorgänge alles das wegschwemmen, wofür unsere Brüder und Söhne heute noch kämpfen und sterben. Die mnerikanische Kriegserklärung hat zweifellos die Eitüa- tion wesentlich verschärft. Es mag ja sein, daß Monate vergehen werden, bevor Amerika nennenswerte Kräfte auf den Kriegsschau, platz werfen kann, aber das moralische Moment, das Moment, daß dis Entente neue kräftige Hilfe erbofft, verschiebt Lie Situation zu unseren Ungunsten. Eine französisch-englisch«, wahrscheinlich auch eine italienische Offensive stehen unmittelbar bevor. Das glaube und hoffe ich, daß es uns gelingen wird, diese beiden Angriffe abzu- schlagen. Ist die sgelungen, dann müssen wir, bevor Amerika das militärische Bild neuerlich zu unseren Ungunsten verschiebt, einen weitergehenden detaillierten Friedensvorschlag machen und uns nicht davor scheuen, eventuell große, schwere Opfer zu bringen. Die Hoffnungen auf den Unterseebootkrieg halte ich für trügerisch. Es sind 2)4 Monate seit dem Beginn des Unterseebootkrieges vergan gen, und alle Nachrichten, die wir aus England haben, stimmen darin überein, daß an einen Niederbruch dieses gewaltigsten, gefähr lichsten unserer Gegner mich nicht einmal zu denken ist. Der Bericht schließt: Wir können noch einige Wochen warten und versuchen, ob sich die Möglichkeit ergebe, in Varis oder Pe tersburg zu sprechen. Gelingt dies nicht, dann müssen wir — noch rechtzeitig — unsere letzte Karte ausspielen unL jene äußerste Pro position machen, die wir früher angedeutet haben. Man kann es den Feinden nicht verdenken, wenn sie Atem schöpften, als ihnen durch die Schuld Erzbergers der Bericht be kannt wurde. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr groß, dass dadurch Friedensmöglichkeiten im Keime erstickt wurden! E. D. Dte amtlichen Bekanntmachungen befinde« sich im Beiblatt. Graf Czernin vermittelt der Presse ein Telegramm, dem wir folgende» ent- nehmen: , Die Rede Erzbergers gibt kein erschöpfendes Bild der Vorgänge. Diele, ungemein wichtige Vorfälle sind gar nicht erwähnt, und da durch entsteht ein falsches Gesamtbild. Mein Bericht war ausschließ, lich für die beiden Kaiser und den Reichskanzler bestimmt. Von einer nicht verantwortlichen Seite wurde dieser Bericht ohne mein Wissen und hinter meinem Rücken Hrn. Erzberger übergeben, wel- chcr denselben nicht geheim hielt. Der Inhalt des Berichtes kam durch das Vorgehen Erzbergers zur Kenntnis unserer Gegner. Ein jeder, der meinen Bericht liest, kann sich ein« Vorstellung von den Folgen machen. (Der „E. V." bringt ihn unten auszugsweise zur Kenntnis seiner Leser.) Die Darstellung des Grafen Wedel ist daher, soweit W mir be kannt ist, vollständia richtig. Die vom Grafen Wedel mit Erzberger iedt besprochenen Tatsachen sind aber nur Glieder einer aanzen Kette unverantwortlicher Nebenpolkpk, deren Ganzes ich erst ein Jahr später entdeckte und welche meine Demission veranlaßten. Neue Ausklärungsverfuche. Weimar, 28. Juli. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung der Nationalversammlung um 2 Uhr 20 Min. Reichsminister des Innern Dr. David: Die Frage nach der Schuld am Ausbruch des Krieges, nach der Verantwortung für seine Verlängerung und für seinen Verlust bewegt heute all« Teile unsere« Volkes aufs tiefste, und deshalb hat Lie Regierung Len -ringende» Wunsch, daß der Entwurf eine» Staatsgerichtshofes so rasch wie möglich verabschiedet wird. Auch die Nächstbeteiligten haben et» Interesse daran, daß «in solcher Staatsgerichtshof eingerichtet wird, er gewährt ihnen einen gewissen Schutz gegen den Spruch eine» einseitig zusammengesetzten Ententegerichts. Ein Antrag Löb« wünscht di« Veröffentlichung all«r -er Regierung bekannten Ge heimdokumente. Die Regierung hat zu erklären, daß die Deröffent. lichung aller dieser Dokumente in umfassendstem Ausmaße vorbe reitet, und auch die den Kriegsausbruch betreffenden werden schon in all« Kürz« in Druck gegeben werden. Abg. Gothei« (Dem.): Wir erblicken in der Wiederherstellung der Monarchie die schwerste Gefahr nach innen und außen und ver teidigen deshalb aufs schärfst« die republikanisch« Staatsform. Di« Mitteilungen Erzbergers Üb«r die Papstnote haben uns wohl all- erschüttert. Wir halten es aber für unbedingt notwendig, daß «n» auch die englische Note an den Papst, welche Erzberger nicht mit» geteilt hat, schleunigst bekannt gegeben wird. Daß der Ezerninsch« Bericht keinen Eindruck gemacht hat, ist ein Zeugnis vollständigster politischer Urteilslosigkeit. Die Beendigung des Kriege» im Jahr» 1917 hätte uns 800—800000 unserer besten Söhne gespart. E» kommt hinzu, daß nicht nur im Herbst 1917, sondern schon Ende 1016 und Anfang 1017 «ine noch günstigere Friodensflklegenheir oegeben war durch den Präsidenten Wilson. Auch die Mehrheit dr» Reichstages trägt hier ein« Mitschuld. - Minister de» Aeußeren Müsset: Es kann selbstverständlich nicht davon die Red« sein, -aß Deutschland der Alleinschüldige ist, ebenso wenig aber, daß di« gentralmächt« schuldlos sind, Ich hcche vr«W» Äühlmann schweigt. Berlin, 28. Juli. Der frühere Staatssekretär Kühlmann «, klärt in der „B. Z.": Ich halte mich zu Publikationen über vertrauliche Dorgäng» während meiner Amtszeit ohne Ermächtigung de» Auswärtige» Amte» nicht für befugt, möchte auch deren Nutzen für unser« G» samtpolitik bezweifeln. Eine wirkliche Klärung wir- wohl nur möglich sein Lurch ein Verfahren, wie da» vor Lem Staatsgericht«» Hof geplante, b«i welchem an der Hand des gesamten Aktenmate rials di« politischen Ereignisse in ihrem Zusammenhang geprüft In einem weiteren Artikel, »Erzberger» Volksbetruss' betitelt, macht Helfferich folgende Feststellungen, nachdem er weitere Nach- forschungen angestellt hat: hauptsächlich in Betracht kommenden Stellen des Bericht» Ich verweise bloß auf das zur Neige gehende RMna» terkal für Munitionserzeugung, auf das vollständig erschöpfte Ren- schrnmaterial und vor allem die dumpfe Verzweifln^, welche sich vor allem wegen der Unterernährung aller Volksschichten bemäch tigt hat unL welche ein weiteres Tragen der Kriegsleiden uvmöm» lich macht. Wenn ich auch hoff«, daß es uns gelingen wird, »och die allernächsten Monate durchzuhalten und eine erfolgreiche De fensive durchzuführen, so bin ich Loch vollständig klar darüber, daß eine weitere Winterkampagne vollftidMg ausgeschlossen ist, mit anderen Worten, daß im Spätsommer oüer Herbst um jeden Preis Schluß gemacht werden muß. Die größte Wichtigkeit liegt zweifellos auf dem Moment, di« Friedeusverhandlungeti in einem Augenblick zu beginnen, in wel chem unsere ersterbende Kraft Len Feinden noch nicht zum volle» Bewußtsein gekommen ist. Treten wir an die Entente heran i» einem Augenblick, in welchem Vorgänge im Innern -es Reiches de» bevorstehenden Zusammenbruch ersichtlich machen, so wird jede De« marche vergeblich sein und die Entente wird auf keine Bedin gung, außer auf di«, welche die vollständige Vernichtung d«r Zen tralmächte bedeutet, eingehen. Rechtzeitig zu beginnen ist vor. kardinaler Wichtigkeit. Ich glaube nicht, Laß die interne Situation in Deutschland w«^ sentlich anders steht als hier, nur fürchte ich. Laß man sich in Ber lin in den militärischen Kreisen gewissen TimschMngen hingibt. Ich hab« die feste lleberzeugung, daß auch Deutschland genau ebenso wir Ettel SchaumschtSgeret. Erzbergers Volksbelrug. ' Unter dieser Ueberschrift schreibt Helfferich in der „Kreuzztg.": l Erzberger steht unter der schweren Auflage, die ernsthafte Fr'e- , Lernmöglichkeit, die unter dem Druck des U-Bootkrieges im Som mer 1017 heranreift«, sabotiert zu haben. Er steht noch unter an deren Anklagen, die sich auf die Reinlichkeit seines politisch-geschäft lichen und geschäftlich-politischen Gebarens beziehen. Der Ken: seine» Gegenangriffe» ist die Behauptung, England sei im August i und September 1017 ernsthaft bereit gewesen, unter der Bedingung der Mederherstellung Belgiens und von Garantien für seine Unab hängigkeit Frieden mit Deutschland zu machen. " Ich möchte schon an dieser Stelle erklären, daß nach meiner Kenntnis der Dinge dieser Kern der Erzbergerschen Enilastungs- osfensive eitel Schaumschlägerei ist. !» Ich gebe die Daten, auf die es ankommt, im Zusammenhang: i 1. Am 31. Mräz 1017 schreibt Kaiser Karl den Brief an den Prinzen von Parma, daß er ,,mit allen Mitteln und unter Auf bietung allen seines persönlichen Einflusses" bei dem deutschen Kai- ser di« „gerechten französischen Ansprüche auf Elsaß-Lothringen" unterstützen werde, 2. Zn der ersten Aprilwoche sind Kaiser Karl und Kaiserin Zita Mit dem Grafen Czernin im deutschen Großen Hauptquartier. Der Versuch, das unbesiegte Deutschland, dessen Aussichten auf einen ehrenvollen Frieden durch den Ausbruch der russischen Revolution Heuochsen waren, um Verzicht auf Elsaß-Lothringen zu bewegen, findet keine Gegenliebe. 3. Am 14. April kommt der Wiener Hof auf seinen Versuch zurück, Deutschland zum Verzicht auf Elsaß-Lothringen zu veran lassen. Diesmal ist es der Zmmediatbericht des Grafen Czernin. 4. Acht Tage später ist Herr Erzberger in Wien. Er erhält von Kaiser Karl, was Herr Erzberger schamhaft verschweigt — vhne Wissen des Grafen Czernin! —, den Czerninschen Immediat- brricht. Mit dem Zmmediatbericht in der Hand treibt von Stunde an Herr Erzberger mit der ihm angeborenen gedankenlosen Ge- schästigtzit im Effekt habsburgische Politik. S. Graf Czernin sieht gleichfalls in Erzberger eine geeignete Per sönlichkeit, um den deutschen Willen zum Widerstand zu zermürben jund uns zu einem Abtretungsfrieden reif zu machen; er ermuntert Ihn zu seinem Iulivorstoß. 6. Am 6. Juli 1017 überfällt Hr. Erzberger im Hauptausschuß b-m Reichskanzler, ja seine eigene Fraktion mit dem zu einer großen Aktion gestempelten Antrag, eine Friedensentschließung des Reichs tages herveizusühren. Größte Sensation im Inland und Ausland. Allgemeiner Eindruck, daß Deutschland nicht mehr kämpfen will und sann, daß es am Zusammsnbrechen ist! 7. Wirkung auf das Ausland: Ertötung -er gerade -««als heranreisenden Neigung der Westmächte zu Friedensverhandlungen. Diese Neigung bestand. Hr. Erzberger wird dafür die Belege in den Akten des Auswärtigen Amtes finden. Wie Graf Wedel be richtet, waren Lloyd George und Ribot drauf und dran, nach Rom »u reisen, um über Friedensschritte zu sprechen. Da kam die Erz- bergersche Bombe im Hauptausschuß. Und es kam mehr. Es kam bir verbrecherische Indiskretion, mit der Herr Erzberger am 22. !Iuli vor dem Reichsausschuß der Zentrumspartei, also im grö ßeren Kreis, zu seiner persönlichen Verteidigung den zur Zer- Mürbung der Widerstandskraft des deutschen Kaisers gegen einen Abtretungsfrieden geschriebenen Czerninschen Geheimbericht preisgab. De« Bericht hat seinen Weg nach Paris gefunden, ist dort im Zu sammenhang mit der Erzbergerschen Aktion, als bare Münze und ials Anzeichen unseres nahe und sicher bevorstehenden Zusammen- pruchs genommen worden. Die Wirkung war, daß die Friedens- Mgung bei unseren Feinden einer hochgestimmten Siegeszuversicht rind einem entschlossenen Kriegswillen Platz machte. Die einzige ernsthafte Friedensmöglichkeit während des ganze« Krieges war durch Hrn. Erzbergers unerhörtes Vorgehe» zerschlagen. 8. Und nun der angebliche Friedensschritt Englands imrch ! Vermittlung des päpstlichen Stuhles Ende August 10171 Zum Ver ständnis dessen, was damals in Rom und Berlin vorgmg, muß ich ! daran erinnern, daß die vom 1. August datierte Friedensnote des Papstes gegen Mitte August den kriegführenden Mächten überreicht werden ist. Am 30. August hat dann der Münchener Nuntius dem Reichskanzler Abschrift eines Telegramms geschickt, das die britische Regierung an ihren Gesandten beim päpstlichen Stuhl gesandt hatte. Hr. Erzberger stellte es dar, als ob dieses Telegramm, dessen Wortlaut er nicht mitgeteilt hat, ein aus der Initiative der engll- .schcn Regierung hervorgegangener rFiedensschritt gewesen sei. ! Ich frage Hrn. Erzberger: War dieses Telegramm der britischen Negierung an ihren Gesandten beim päpstlichen Stuhl nicht vielmehr jeinfach «ine Rückäußerung auf Lie päpstliche Friedensnote? Ich frag« ferner Hrn. Erzberger: War nicht etwa in diesem Telegramm der ganze Wust der für ein unbesiegtes Volk unannHm- i baren Friedensbedingungen aufrechterhalten, den die Entente in ihrer unverschämten Antwort vom 10. Januar 1017 an den Präsi denten Wilson zusammengefaßt hatte? Nachdem Hr. Pacelli im Auftrage des Kardinalstagtssekretärs tmf Grund des Schrittes des britischen Gesandten beim Vatikan «ine speziell auf Belgien bezügliche Anfrag« an Deutschland ge dichtet batte, ist in Verbindung mit der Beantwortung der pävst- glichen Friedensnote die belgische Frage in Berlin erneut ausge nommen worden. Am 10. Sevkmber fand im Schloß Bellevue unter dem Vorsitz des Kaisers ein Kronrat über die belgische Frage statt. >Aeber den Verlauf dieses Kronrats möchte ich hier mitteilen: f Der Reichskanzler und Hr. v. Kühlmann machten geheimnis volle Andeutungen über eine Friedensmöglichkeit, die sich neuerdings Eröffnet habe, und zwar durch Mitteilungen eines von England be vustragten neutralen Vertreters. Voraussetzung für Friedensver- Handlungen sei unser völliaer und bedingungsloser Verzicht aus Belaien: sie befürworteten dicken Verzicht. Demgegenüber setzte sich der Cbef des Admiralstabe« dafür ein, daß jeder Friede uns d'ü flandrische Küste bringen müsse. Die Herren von der Obersten Hee resleitung gaben zwar die flandrisch« Külte »reis, General Luden dorff betonte jedoch dje militäriscbe Wichtigkeit einer Angliederung der Festung Lüttich und ibrer Umgegend. Dar Kaiser entschied AlichyS vn k« »-»-ycrs. sandten beim Vatikan, auf dessen Veröffentlichung im nngekiirzten I Wenn die Monarchen -er Zentralmächte nicht imstande sind, in de» Text und in der Ursprache unter allen Umständen bestanden werden k Monaten de» Frieden zu schließen) dann werden ihn die Völker muß, war in der Tat nichts, anderes als eine Stellungnahme zu der I über ihre Köpfe hinüber machen, rmd dann werden Lie Motzen der Friedensnote, Lie der Papst am'1. August an alle kriegführenden " " " " " Mächte gerichtet hatte. Das Telegramm war also kein Schritt aus der Initiative der englischen Regierung. 2. Der Inhalt des Telegramms war nichts weniger als ei« Friedensangebot; er unterschied sich kaum von der unverschämten Antwort, die von den Ententemächten am 10. Januar 1917 auf die Friedensnote des Präsidenten Wilson erteilt worden war und die im deutschen Volke bei allen Parteien, sogar bei Hrn. Erzberger, einhellige nnd entrüstete Ablehnung fand. Helfferich beweist dann aus russischen Geheimdokumenten, daß es England nicht ernst gewesen ist mit einem Friedensschluß und daß es überhaupt nur geantwortet hat, um die Stellung der deut schen Regierung vor dem eigenen Volke nicht zu stärken. Und dieser Hr. Erzberger, so fahrt Helfferich fort, der heute Sturm läutet, ging damals, als -er über Rom angeblich eingeleitete Versuch erledigt war, friedlich nach Hause. Dieser Hr. Erzberger, der sonst von Indiskretion überfließt, der die geheimsten Immsdiat- berichte in Partciversammlungen vorliest, verschloß das „Verbre- cheu", das er im Wetten beobachtet«, in den tiefsten Tiefen feines Herzens, um es nach zwei Jahren Hervorzuholen, gerade in dem Augenblick, als die verhnägnisvollen Folgen seiner entsetzlichen Fuhrwerkerci vom Sommer 1017 allen Augen offenbar werden! Wenn Hr. Erzberger als eine der ganz wenigen Personen, die den Schriftwechsel Pacelli-Michaelis damals schon kannte und in ihm das Verbrechen der Vereitelung eines ernstlichen britischen Friedens- versuche» sah, warum hat dann der mächtige Abgeordnete sich eine seinem Mesen gänzlich fremde Zurückhaltung auferlegt? Warum hat er nicht eingegriffen, um das Unheil zu verhüten oder wieder- gutzumochen? Warum hat er nach wie vor seine schützende Hand über den materiell für di« Behandlung des Pacelli-Briefes verant- Kerr v. Payer bittet Li« „Frankfurter Ztg.', festzustellen, Laß. Lubenhö^f «in« prinzipielle Geneigtheit zu einer Verständigung sofort zu erkennen gegeben habe. Nur über die Fassung des Verzichts auf Belgien habe es unter den Beteiligten große Schwierigkeiten gegeben, dje allerdings nicht so groß gewesen sind, daß Herr v. Paner sich, ver anlaßt gesehen hätte, dein Reichskanzler mit seinem Rücktritt zu drohen. < ... « « « " ' Kanzler und Staatssekretär Les Auswärtigen hatten also hin- sichtlich Belgiens vollkommen freie Hand. 9. Bleibt die Frage: Warum hat -er Nuntius erst am 21. Sep tember eine Antwort erhalten und warum hat Michaelis — wie Hr. Erzberger ausdeutet — ,/lbgelehnt"? Hier müßten zunächst einmal die Herren Michaelis und v. Kühlmann gehört werden. Dann wird — wie ich jetzt schon glaube sagen zu können — das ganze GebLude de» H«. Erzberger zufam- meubvtcheu. Helfferich erinnert -an» an das Leutsch-englisch« Frag«- und Antwortspiel und führt desselben Ende an, nämlich die Erklärung Lord Cecils tm Unterhaus: Lord Robert Cecil erklärt am 17. De zember, Li« britische Regierung habe »war wiederholt versucht, durch Ministerreden Aufklärung über Lie deutschen Kriegsziele zu erlan- gen; niemals ab«r sei mit Wissen der britischen Regierung von dritter Seite ein« solche Anfrag« an Deutschland gerichtet worden. Die Mitteilungen, die das britische Auswärtige Amt im Sep tember 1917 den Vertretern der verbündeten Mächte über «inen deutschen Friedensschritt macht« und Li« später von -er Sowjetre gierung veröffentlicht worden sind, bestätigen, daß die britische Re gierung ihrerseits keinen Friedensschritt veranlaßt hat, sondern un- ter dem Eindruck einer durch neutral« Vermittlung unternomme nen deutschen Frie-ensioittativ« stand. Mein schon daraus ergibt sich, daß die angebliche Friedens- bereitschaft Englands im August-September 1917 nichts als ein« (Seifenblase war, daß England gar nicht daran dachte, um den Preis der Wiederherstellung Belgiens Frieden zu machen, sondern auf dem Standpunkt der hochmütigen und siegessicheren Ablehnung eine» Verstäub! gungsfriedens beharrt«. Es bleibt dabei: Die einzige ernsthafte Friedensmöglichkeit wäh rend des ganzen Krieges bestand im Sommer 1917, und Liess Friedensmöglichkeit hat Hr. Erzberger zerstört. Dafür hat Hr. Erz berger sich zu verantworten. Für sein Verhalten während des Waffenstillstandes und bei den Friedensverhanolungen ebenso. Und das Gebiet der Reinlichkeit wird auch nicht vergessen werden. Schla gen Sie hinten, soviel Sie wollen, Herr Erzbergeri Ich bleibe Ihnen an der Klinge! WWW »a»«M »«Md« dftrlud« oa»p» vr. ur«. Mittwoch, den 30. Juli 1S1S. 72. Jahrg. Nr. 173. «»«»»,»pr«t» «««an» Mor» !.« durch dl, WMrHm tzch da »au»; durch dl, Poll dq-m« »«Wichrüch Word »«. owa-Ulch Mark > 7«. LidMälitMiiik.. l«R«»l°mM dULaul^oMk. pal«. «>, »«Hr ft, dl, «uniad« »V aa »«o^chaftaan La, »wl« -» d^Nnnul« SKL, ak» »Ich« «ft«»«, auch alchiftr »l« RlchN^P» da durch Sa» WSAAW'SSVDW Tageblatt - Amtsblatt und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Lartenskein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustadtet, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. «ud Noulmr» Radatleals »lchl Vail»»««. -ä»dft«sch»st»k<ll«a in Au^ Ldbul». Schnada» ' Verlag von C. M. Gürtner, Ane, Erzgeb. gemfprech - Anschlüsse: Au« 81, Lößnitz (Amt Au«) 440, Schneeberg 10, Schwarzenberg 1S. Drahtanschrift: Dolkssreund Süuerzgebirg«.
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