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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-192208304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19220830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19220830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1922
- Monat1922-08
- Tag1922-08-30
- Monat1922-08
- Jahr1922
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.08.1922
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Handlung durch die Engländer und laßt durchblicksn, daß Frankreich die von England neugeplanten Maßnahmen bil ligen werde. Heute werden in Paris die Würfel fallen, und man wird dann sehen, ob der französische Optimismus gerecht fertigt war. Deutsches Reich Sachsens Handelskammern und die Straßenoemsnstrationr» S. Z. Dresden. Die sächsischen Handelskammern Haden gemeinsam eine Eingabe an die Regierung gerichtet, in der es u. a. heißt: ,,Am 27. Juni und 4. Juli haben in vielen Orten sogenannte Demonstationon zum Schutze der Repu blik stattgefunden, die von der Regierung gewünscht und hervorgerufen, zum mindesten aber gebilligt worden sind. Die sächsischen Handelskammern billigen nicht nur den Stand punkt, sondern vertreten ihn auch selbst, daß in einem freien Staate jedem Staatsbürger das Recht der freien Meinungs äußerung gewährleistet sein muß. Diese Meinungsäußerung kann selbstverständlich auch in der Veranstaltung öffentlicher Umzüge rusgedrückt werden. Eine ganz andere Frage ist es rber, ob diese Umzüge während der ordnungsmäßigen Arbeitszeit oder nach deren Beendigung stattfinden sollen, und wie sich die Regierung gegenüber den geplanten Demon strationen verhalten soll. Sehr bemerkenswert ist in dieser Beziehung, daß die Regierung die Demonstrationen gegen die unsinnige Höhe der uns auferlegten Kriegsschulden ver boten. hat. Den sächsischen Handelskammern erscheint eine amtliche Unterstützung von Straßendemonstrationen äußerst bedenklich und gefährlich. In der Eingabe werden dann eine Reihe von Fällen angeführt, bei denen es zu schweren Ge walttätigkeiten kam und die Regierung wird aufgefordert, dafür zu sorgen, daß die Uebeltäter bestraft und daß solche Vorkommnisse nicht wiederholt werden können. Der Kampf gegen das Elend. Berlin. Die Ministerpräsidenten und Innenminister der Freistaaten, die Montag zu einer Konferenz über dir wirt schaftliche Not und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Teuerung zusammengetreten sind, blieben auch gestern in Berlin versammelt, ausgenommen (straf Lerchenfeld, den dringliche Geschäfte nach München zurückriefen. Nach Beendi gung der Konferenz der Ministerpräsidenten wird das Reichs kabinett endgültig jene gesetzgeberischen und verwaltungs technischen Maßnahmen festsetzrn, durch die der wirtschaft lichen Not in Deutschland gesteuert werden soll. Eine be sondere Konferenz der Ernährungsminister soll noch am nächsten Montag unter dem Vorsitze des Neichsernährungs- ministcrs Fehr in Hamburg abgehalten werden. Für Don nerstag abend hat der Reichskanzler die Führer sämtlicher Reichstagsfraktionen zu einer Besprechung eingeladen. Die Parteiführer sollen sowohl über den augenblicklichen Stand der Außenpolitik als auch dir Teuerungsmaßnahmen unter richtet werden, die die Regierung beschlossen hat. Reichswirtschaftsrat. Gestern fand eine gemeinsame Sitzung des wirtschafts politischen und des Reparationsausschusses des Reichswirt- sch.ftsrates statt.' Es wurde über die Ursache und die Fol gen. des Zusammenbruches der deutschen Währung und dis zu seiner Bekämpfung einzuleitenden Mittel beraten. Dr. Äugust Müller erstattete den Bericht. Ferner soll in den Be ratungen Stellung genommen werden zu dem vom Unter ausschuß für Ausfuhrbewilligungen gefaßten Entschließung über die Verwendung ausländischer Zahlungsmittel im Jn- landsverkehr. Die neue Kriegsdeschuldigtennote. Berlin. Der deutschen Botschaft in Paris ist in der Kriegsbeschuldigtensache eine neue Note der Botschaftskon- serenz zugegangrn. Die Note stellt fest, daß die einmütige Ansicht der Alliierten dahiugehe, daß, abgesehen vielleicht von emer kleinen Anzahl von Fällen das Reichsgericht in Leip zig insofern versagt habe, als keine genügenden Anstrengungen gemacht worden seien zur Begründung der Wahrheit. Ferner seien die Alliierten Regierungen einstimmig der Ansicht, daß das Reichsgericht in fast allen Fällen auch insofern versagt habe, als gewisse Angeklagte freigesprochen worden seien, l obwohl sie hätten verurteilt werden müssen, und daß selbst I in den Fällen, in denen der Angeklagte für schuldig befunden I worden sei, dis verhängte Strafe unzureichend war. Dis alliierten Regierungen müßten außerdem zu ihrem Bedauern feststellen, biß der Reichskanzler in seiner öffentlichen Erklä rung am 26. Januar 1922 in der Kriegsbeschuldigtenfrage dieselbe ablehnende Haltung wie seine Vorgänger eingenom men habe. Unter diesen Umständen seien die alliierten Regie rungen angesichts der Strafverfolgung und der Urteile her Meinung, daß die deutsche Regierung ihre Zusage, sachliche und lovale Justiz zu üben, nicht gehalten habe. Sie er klären diher, von jetzt ab die deutsche Strafverfolgung der vor dem Leipziger Gerichtshof bisher nicht erschienenen Be schuldigten völlig außer acht zu lassen. Sie nehmen alle ihnen irrst des Versailler Vertrages gegenwärtig und zu künftig zustehenden Rechte wieder auf. Insbesondere behalten sie sich selber vor, nötigenfalls in Abwesenheitsverfakren die Kriegsbeschult^ten zu verfolgen. Die Note ist unter zeichnet vom französischen Ministerpräsidenten Poincaree. Von amtlichcr deutscher Seite wird dazu bemerkt, diese Note müsse umsomehr befremden, als die völlige Unpartei lichkeit des Leipziger Gerichtshofes bei den bisherigen Ver fahren in erster Reihe besonders von englischer Seite v§r- schiedentlich unumwunden anerkannt worden sei. So habe der englisch? General Sir Ernest Pollock im Unterhaus erklärt, die Prozeßleitung in Leipzig habe d?n Wunsch er-- kennen lassen, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Auch^ die Urteilssällung erscheine über jeden Zweifel erhaben, ge genüber der Kritik an der Höhe der Strafen sei festzustellen, daß die betreffenden nach deutschem Recht abgeurteilt worden seien und daß die gefällten Strafen den deutschen Gesetzen entsprochen hätten. Wie die T.-U. erfährt, sind die zuständi gen Stellen über die weitere Behandlung der Angelegenheit durch die deutsche Regierung bereits in Beratungen einge treten, an denen auch der Oberreichsanwalt beteiligt sein wird. Die Uebergriffe der Besatzungstruppen. Die fast täglichen Ungehörigkeiten, Roheitsdelikte und Ucberfälle durch französische Besatzungstruppen haben jetzt endlick das Oberkommando der französischen Rhcinarmee ver anlaßt, einen Befehl herauszugeben, daß Unteroffiziere und Mannschaften nach 9 Uhr abends Wirtschaften nicht mehr betreten dürfen und daß alle farbigen Kolonialsoldaten um 9 Uhr abends in ihren Quartieren sein müssen. Infolge dieser Anordnungen haben die Ausschreitungen der Be satzungstruppen zwar etwas nachgelassen, jedoch keineswegs aufgehört. So drangen, wie jetzt erst bekannt wird, am 23. Juli rn einem Sonntagnachmittag 8 Soldaten der ersten Abteilung des 243. Feldartillerieregiments in Dotzenheim (Regierungsbezirk Wiesbadens in das Tanzlokal des Restau rants „Zum Rebstock" mit Gewalt ein, bedrohten den Kas sierer Fritz Schmelzer, der das festgesetzte Eintrittsgeld von ihnen verlangte, trieben allerlei Unfug und schlugen einem Fräulein Rosa Silbereisen ohne jede Veranlassung ins Ge sicht. Später überfielen sic, ebenfalls ohne jede Veran lassung, den auf deni Heimweg befindlichen Zementierer Belcker und schlugen ihn blutig. Ebenfalls jetzt erst wird ein Ueberfall bekannt, der am 29. Juli abends gegen 8 Uhr ein anscheinend angetrunkener französischer Soldat in Koblenz in der Kartheuserstraße auf die Frau und die Tochter Gerda des Justizobersekretärs Karl Buhl verübte. Der Franzose stürzte sich zunächst aus das junge Mädchen, das sich jedoch seiner zu erwehren vermochte, dann umklammerte er die Mut ter von rückwärts und suchte sie zu Boden zu werfen. Andere des Wegs kommende Soldaten befreiten die Frau von ihrem Angreifer, der kurze Zeit darauf die 16 Jahre alte Gertrud Kräutel in dec Nähe der Eisenbahnunterführung am Kaiser hof überfiel. Dem Mädchen gelang es ihrem Verfolger, dessen Name noch nicht bekannt ist, zu entkommen. Unsere Kriegsgefangenen in Frankreich. Aus der französischen Kriegsgefangenschaft, die er seit über sechs Jahren zu ertragen gehabt hat, kehrte dieser Tage der Jnsantrist Otto Demeter aus Hannover vom 73. Regiment zurück. Er berichtet, im Frühjahr 1918, nachdem er bereits fast zwei Jahre kriegsgefangen war, wegen Versuchs, eure Flasch? Kognak zu sürhen, D 5 Jah ren Zuchthaus verurteilt worden zu sein. Bon dieser Strafe sind ihm sieben Monate erlassen worden. Nach seinen An gaben wird im Oktober rin anderer Gefangener, der Ber liner Otto Seibold vom 140. Infanterieregiment, ent lassen werden. Seibold habe 10 Jahr? Zuchthaus erhalten, und Mar wegen „Banden-Diebstahls". Wie er ihn verübt hat, wird wohl Geheimnis französischer Kriegsgeschichte blei ben. Von diesen zehn Jahren sollen ihm zwei erlassen wer den. Außer Seibold sind noch 26 andere Kriegsgefangene im Fort Lamalgue bei Toulon. Ihre Freilassung wurde unlängst prahlerisch von den Pazifisten verkündigt. Die Fran zosen haben es aber nicht so eilig, wie diese ihre dienst beflissenen Freunde es uns gern vorreden. Ausland. Neue türkisch? Offensive in Kl inasien. London. „Daily Mail" berichtet aus Konstantinopel: Gerade jetzt, wo die Vorbereitungen zur Abhaltung einer Konferenz über den nahen Osten in Venedig getroffen wer den, unternahmen die türkischen Nationalisten eine Offen sive gegen die Griechen in Kleinasien. Große türkische Streit- kkräfte begannen einen Angriff gegen die Griechen bei Afium Karahissar, den strategischen Mittelpunkt 320 Kilometer öst lich von Smyrna. Die Griechen begannen einen Gegenangriff gegen die Türken deis Eskir Schehir, etwa 160 Kilometer nördlich von Afium Karahissar. Die Türken berichten Fort schritte von beiden Kampfstellen. Inzwischen konzentrieren die Griechen weiter? Truppen an der Tschataldschalinie in Thrazien. Südslawische Drohung:». Rani. Wie gemeldet wird, sind die gestern hier be ginnenden österreichisch-italienischen Finanzbesprechunzen ge stört worden durch Mobilisierungsdrohungen Südslawiens, über dir aber bestimmte Meldungen noch nicht varliegm. Die Drohungen Südslawiens, so heißt es in den italienischen Blättern, seien noch nicht ernst. Italien würde jedoch kein? Ueberraschungen durch Südslawien riskieren. Der morgige Ministerrat soll Beschlüsse über die Antwort auf die süd slawische Drohung fassen. Der Kriegsminister ist nach Rom zurückgetehrt und hat dem König Bericht erstattet. Der süd slawische Gesandte hat heute in der Consulta Vorgesprächen. Belgrader Blätter drohen ganz offen, die österreichisch-ita lienische Verständigung werde mit einem Einmarsch der süd slawischen Armee beantwortet werden. Der Kampf um die Herabsetzu.kg der Löhne in ser Tschechoslowakei. Prag. Gestern abend wurden die Verhandlungen der Grubenbesitzer im Ostrauer Revier mil den Bergarbeitern über die Lohnherabsetzung eröffnet. In der Arbeiterschaft ist eine starke Agitation im Gange, einen allgemeinen Ab- wehrkampf gegen das Vorgehen der Industriellen einzuleiten, und zwar mit der Begründung, daß die Steigerung der Valuta in der Herabsetzung der Lebenshaltungskosten bisher nicht zum Ausdruck gekommen sei. Der Hauptvertreter der Grubenbesitzer Generaldirektor Droltsch wies darauf hin, daß eine Herabsetzung der Löhne notwendig fei, um den Preis für die Kohle im Inland zu ermäßigen und damit den Ab satz zu steigern. Sonst werde auf eine Ausfuhr in absehbarer Zeit nicht mehr zu rechnen sein. Di? Verhandlungen wurden ergebnislos abgebrochen und bis auf den 8. September vertagt. Die Arbeitgeber sind nach Prag abgereist, um im Einvernehmen mit den Nachbarr.'vieren Verhandlungen mit den Bergarbeitern zu pflegen. Sie NM vor Sem IvsomMW Seslerreilvs. London, 28. August. Der Berichterstatter der „Daily News" in Belgrad er fährt von amtlicher Stelle, daß all? Mitglieder der Kleinen Entente eine aktive Rolle bei der finanziellen und wirt schaftlichen Herstellung Oesterreichs übernehmen würden, In politischen Kreisen sei die Stimmung entschieden gegen die teilweise Besetzung österreichischen Gebietes durch die Kleine Sos WkiMis vom vrmmekvos. Roman von Erich Eben st ein. 55. Nachdruck verboten. Sie schwieg. Ihr Mann aber, der sie nie so reden gehört hatte, starrte sie sprachlos an wie ein Wunder. Also auch ihr war das ausgegangcn, was ihm so oft das Gewissen beschwert hatte in schlaflosen Nächten? Konrad Fercher, der gleichfalls überrascht aufgehorcht, rief jetzt fröhlich: „Das war einmal ein gute-, braves Wort von Ihnen. Frau Iustina! Setzt merk' ich's erst, bah Sie doch auch ein Stück von meiner Marei in sich tragen, und um diesen .Preis hab' ich gern im Gefängnis gesessen!" Andres fand endlich auch wieder die Sprache. Er zog Ju stina in einen Winkel beiseite und blickte ihr in die Augen. „Und warum fragst gar nicht, weshalb ich Dich zuerst als Mörderin angegeben habe?". „Du mein — wirst halt vor Schrecken über die Verhaftung gar nicht gewußt haben, was Du redest!" „Nein. Justina, nein . . . das allein war's nicht. Aber Du sollst es jetzt wissm: närrisch war ich vor Eifersucht! Tee Bach wirtin hat mir so viel vorgeredet von Dir, und Konrad . . . La bin ich ganz verrückt geworden darüber und hab' mich rächen wollen an Dir — und ihm!" Justina starrte ihn erbleichend an. . „Tas hast Tu geglaubt? Tu — von mir?" „Zuerst ja! Später nicht mehr. Aber amangs war nur das in mir und alles andere war mir gleichgültig." „Andres! Es ging um unter aller Leben!" Er senkte zerknirscht den Kopf. „Sei nicht hart mit mir, Justina! Schau, gerade weil Du auch mit mir so hart und lieblos warft in der letzten 'Zeit, hab' ich's geglaubt! Und ich hab' T<ich lieb, Justina. Du bist mir viel!" „Hart war ich, weil Du Dich dem Trunk immer mehr er- geben hast! Auch ich habe Dich lieb. Andres, und hab'« nicht verwinden tonnen, daß Dm immer tiefer heruntcrgesunten bist." „Ts soll nie mehr geschehen. Justina, ich schwöre es Dir, heute, wo wir beide ein neues Leben anfangen wollen!" Andres! Wenn Du das halten längtest! Wie glücklich würden wir leben!" ,^Jch werde es! Der Doktor im Spital hat mir ja ge zeigt, wohin ich kommen würde, wenn ich das Trinken nicht lasse. Ta waren Leuts, Justina — ich kann Dir's nicht be schreiben. wie schrecklich die waren! Seitdem habe ich einen Ekel vor allem Trinken. Und brauch« ich den» Wirtshäuser? Hab- ich nicht Dich und dir Kinder und unsern schönen Hof?" ,Lin neuer Mensch! Ein neues Lsben!" Tiefaufatmenb trat Justina über die Schwelle ihres Heims, wo ihr dir Kinder entgegensprangen und ihr Kommen von Ma rri, Toni und Stina mit lauter Freude begrüßt wurde. Nachdem der erste Jubel sich gelegt batte, befanden Justina und Andres sich plötzlich mit den Kindern allem. Tie anderen waren verschwunden. Marei saß unten in der Boynenlaube in seligem Geflüster mit Konrad Fercher. Bastl aber trat in Tonis Stube. „Toni", sagte er verlegen lächelnd, „nun ist's für mich so weit, daß ich zurück nach Losendorf muß. Tie droben brauchen mich nicht mehr, und ich —" ,Was — fort willst Du?" stammelte sie erschrocken. ,^>a. Morgen früh schon. Ehe ich aber gehe, mutz ich Dich noch etwas fragen. Schau — das Alleinsein in Losendorf täte mich jetzt doppelt hart ankommen und Du bist ja nun, wo Tein Bruder wieder die Leitung hier übernimmt, auch nicht mehr vonnöten am Brintnerhof. Was meinst. . . wenn ich Dich bitten täte: Komm zu mir nach Losendorf als mein liebes Weib? Es ist schön bei uns unten und gefallen tät's Dir ge wiß . . . was ich Dir an den Augen abjehen könnte, würde ich Dir tun, Toni!" Tonis Augen füllten sich mit Tränen, aber sie blickte nicht z« ihm auf. „Hast mich denn wirklich lieb?" murmelte sie mit erstick ter Stimme halb »nglchchi«. Ta schlangen sich zwei starke Arme um sie und Bastis Stimme sagte herzlich: „Mußt mich das wirklich erst noch fra gen. Tu? Hast es nicht längst gemerkt? Wenn nur Tu mich auch f o magst —" - ' ich . . ! Mein Glück und Leden bist. Bastl, seit Tu mir damals zugeredet hast, am Brintnerhof zu bleiben!" Zur selben Stund? trugen es die Hücker und Schuster-Siffl brühwarm von Haus zu Haus: „Sie sind schon da, die Frei gesprochenen! Gan; unversehens sind sie vor einer Stund? heim gekommen! Und die Hoffahrt hat die Brimnenn in der Stadt vergessen — schier liebreich hat sie alle Hausleute begrüßt, als wären sie leibhaftige Geschwister von ihr!" Ta litt es die Kalkreuter nicht länger daheim. So gehäs sig man Justina einst nachgerrdet hatte, als sie verhaftet wurde, so wohlwollend gedacht« man ihrer jetzt. Es war. als wenn das öffentliche Gewissen erwacht wär« und jeder sich im stillen sag te: „Du hast ihr auch unrecht getan, jetzt eile Dich, es gut zu machen!" Und plötzlich erinnert? sich jedermann, daß man doch eigent lich immer gut mit dem Brintnerhof gestanden war und also wohl die Pflicht habe, den Geimgekehrten einen freundlichen Willkomm zu bieten. ' So kam es. daß auf einmal ein« kleine Völkerwanderung aus Kalkreut nach dem Brrntnrrhof entftand. Die Verhandlung gegen den Geschäftsleiter der „Sonne" konnte nicht durchgeführt werden. Als man Valentin Forregger eines Morgens zum Verhör aus der Zelle holen wollte, fand man ihn erhängt an der Türschnelle. Dies war die letzte Sensationsnachricht, welche in dem Fall Brintner die Kalkreuter in Aufregung versetzte. -Ende. -
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