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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.08.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-194208222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19420822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19420822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1942
- Monat1942-08
- Tag1942-08-22
- Monat1942-08
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Feierstunden naG den» AMag !)o„ ^u^»v»g Einmal ist der Krieg zu End», Einmal kehr' ich wieder heim. Küß dir Augen, Mund und Hände; Einmal bin ich wieder dein. Einmal ist der Feind bezwungen, Ausgelöscht der Fackel Brands Einmal ist der Sieg errungen, Blüht im Frieden deutsche» Land. Hoff« diesem Tag entgegen, Schließ mich in dein Beten ein; Einmal wird der Kampf zum Segen, Einmal kehr' ich wieder heim. Der c/er 81cirre von Oeecia Al» die Nichte init fünfzehn Jahren Waise gewor den war, hat Johanna Stephan sie zu sich genommen. Sie hat das getaa aus jenem unerschütterlichen und streng-starre» Pflichtgefühl, das immer in ihr wach pt, und das nichts zu tun hat mit einer warmen Herzensgüte. Tie junge Margarete hat auch stets nur das Pflichtgefühl der Tante gespürt, und in ihrer Seele ist die Sehnsucht nach Liebe nie still geworden. Aber da auch zugleich Stärke und Stolz in ihr sind, hat sie nieinals von ihrem Sehnen gesprochen und niemals um das gebeten, was Johanna Stephan ihr doch nicht hätte geben können. Denn ,» ist eine bittere und harte Wahrheit, daß Johanna Stephan nicht mehr lieben kann, seitdem eine Hoffnung ihrer Jugend gekränkt und zerbrochen worden ist. Seit jenem Tag, da die Nichte in Johannas Haus gekommen, sind nun fünf Jahre vergangen, und Mar garete ist so weit, dah sie sich ihr Brot selbst ver dienen kam». Sie ist Angestellte in einem Rechtsan waltbüro, und oft, mitten in den Stenogrammen von Vertragsentwürfen und Vergleichen, denkt sie an das Dorf, in dessen Nähe das Arbeitsdienstlager, ihr Arbeitsdienstlager, gewesen ist. Lin Jahr im Freien. Ein Jahr, das nicht nur Luft, Licht, Sonne, Felder und Jugend gebracht hat, sondern auch, und vor allen Dinge», den Mann Ludwig Beste. Den Bauern sohn, auf dessen väterlichem Hof sie als Arbeitsmaid geholfen hat. Nun ist Krieg, und Ludwig Beste steht als Soldat irgendwo im hohen Norden, wo im Som mer die Nächte weih und hell sind und wo die win terlichen Tage klirren vor Frost. Es ist jetzt keine Zeit für die leisen zärtlichen Worte der Liebenden, es ist nur Zeit für einen kurzen Brief. Und es ist gut, das- Margarete diese Briese noch immer hat heimlich abfangen können: sie wußte nicht, wie sich Johanna Stephan zu dieser Neigung stellen würde, und die Scheu vor Johanna ist in Margarete nie ein geschlafen. Aber gerade an diesem Morgen, da Margarete in der Büropause an alles das denkt, was sie bewegt Im Wechsel von Frohsinn und ängstlicher Sorge, — gerade an diesem Morgen verspätet sich aus wichtigen Gründen die Postbotin, und der Brief des Ober gefreiten Ludwig Beste wird von Johanna, die nicht erst nach der Anschrift gesehen hat, geöffnet. Als sie gelesen, wird die Hand müde: so also ist das! Margarete will heiraten, oder, um es genau zu nehmen, dieser Ludwig Beste, den sie, Johanna, nicht kennt, was jedoch nichts zur Sachs tut, will heiraten! Und jäh steigt der Zorn in ihr auf: geht es an, dah die Nichte das Eheglück erhält, was ihr, der jetzt alternden Frau, auf immer versagt worden ist? Dah Roman von Erika Wt11« Urheberrechtsschutz: Deutscher Uoman-Verlag svorm. L. Unverrichts Klotzsche (Bez. Dresden) 2 Machdruck verboten) Trotzdem hat Frau Ghlen manchmal Kngst um ihr einziger Mädel. Lie lst so eigenwillig, wenn dar Le ben nur nicht nochmal zu ernst mit ihr umgeht. Jede Mutter wünscht sich doch Glück "und Frohsinn für ihr Kind. „So, und nun seid hübsch leise und seht bloß nicht so ängstlich aus, die Soldaten freuen sich doch, daß wir "kommenI" Ilsabe Ghlen steht mit ihrer kleinen Schar vor dem ersten der vielen Häuser des großen Lazarettes. „wir lassen die Körbe hier stehen — jeder nimmt sich den Urm voller Blumen. Und jede geht dann an ein Bett und gibt dem verwundeten ein paar davon — dürfen wir herein, Schwester?" „Kommt nur, hier unten in dem Saal sind alle» neuangekommene Soldaten, über leise sein und nicht lange aufhalten —" Schwester Tilli besieht sich die Schar der VVM.. Mädels und freut sich. Vas ist doch mal ein netter Knblick für die verwundeten, die vor kurzer Zeit noch km Gsten waren und Inzwischen so Schwerer durchge. macht haben. Sieben hübsche Mädels in Uniform, alle zwischen achtzehn und zwanzig Jahren, und neben den jungen Gesichtern die riesigen bunten Blumensträuße! Der Knblick allein gibt ja schon Mut und Lebenskraft. Solch» Mädel», bas sind einmal die richtigen Frauen für die verwundeten, wenn sie erst wieder gesund sind und Frieden ist. „Ilsabe, aber du mußt war sagen, — wir trauen uns nicht —" Vas ist Lotte Klein, die doch sonst im mer mit dem Mund vorneweg ist. „Ich werde schon —" Uber Ilsabe Ghlen ist auch längst nicht so tapfer Zu Mute, wie sie tut. voch al» Gruppenführerin und überhaupt vor den Kameradinnen darf sie da» doch nicht zeigen. Nun öffnet die Schwester die Tür zu einem lang, gestreckten Saal. Ilsabe Ghlen sieht zu beiden Set ten lange Nethen weißer Betten, blasse Gesickter, die sich neugierig umwenden, verwirrte Kaare dar. über, brennende Kngen. T» riecht nach „voktor", nach Medikamenten und vor ihr liegen nun so viel« verwundet« Soldaten. „Los, Ilsabe k" Tins de» Mädel» gibt ihr «inen kleinen Schubs, Ilsabe spürt, wie ihr Herz klopft, sie hat noch nie soviel hilfsbedürstig« Männer ge. sehen. — Sie denkt halb Unbewußt an Schmerze« Di« «rrätitt.- äern war 6ese/iia^e «iner vox In dem großen Steinbruch braut der Morgennebsl. Einzelne Gewehrschüsse knallen wie Peitschenhiebe. Ir gendwo schreit ein Vogel und fliegt mit breitem Schät- tenflug über den Bruch, in welchen: dl» Kompanie ruht. Der Obergefreit« B. hat seine Pfeife angezündet und lehnt au einem großen, grasbewachsenen Stein. Er ist auf Urlaub gewesen, und nun, blickt «r manchmal «in bißchen abwegig ins Gebüsch. Früher, da war »r Ofenmann in einer großen Gießerei, und als er jetzt zu Hauss war, machte er sich eines Morgens auf den Weg zum Werk. Dort waren viele neue Gesichter, nur der alte Pförtner kannte ihn gleich, rief ihn an und nahm ihn bei den Schultern. „Mensch, Karlei" Ja, das ivar so. Und in der Gießerei stieg er über schwarzen Formsand und sah die Kästen mit den eisernen Griffen und die roten Modelle. So ein biß chen Formsand nahm er in die Hand und roch es an wie der Bauer keine Ackerkrume. Die Former hockten über ihrer Arbeit, siebten Kohlensand oder arbeiteten mit der Lanzette an einer fertigen Fonn. Na, ein Soldat in der Fabrik, da geht mancher Kopf hoch. Und sie riefen seinen Namen und lachten. Ein Hände druck, ein kurzes Fragen. „Wo steckste?" In langen Monaten hat er oft an seine Gießerei gedacht, nun war er wieder hier, nichts hatte sich geändert. Die Ofenmänner machten den Ofen zurecht für den neuen Guß. Es brummte und donnerte schon in seinem Bauch, und der Ofenineister rieb sich die Augen aus, als er den Soldat lachend auf sich zukommen sah, schob die Mütze auf die Stirn: „Seh' ich recht? Du, Karle?" Da» war lein alter Ofsnmann. Den schob »r nun die eiserne Rundtrepps hinauf nach der Gicht. Hier rollten die Loren mit Roheisen und Koks über di« Brück». Der Soldat sah sich alles an mit einem heißen Blick. Plötzlich lag di« Feldbluse auf dem Geländer, und er krempelte di« Hemdärmel hoch. Ach, was war das doch für ein saubere» Leben! Die Feuer tür ging auf, und di« weiße Schmelzflamm« leckte mit lohender Zunge heraus. Die schweren Brocken Roh eisen flogen hinein, jedesmal war es wie ein Schrei, der aus dem Ofeninnern kam. Die Franzosen staunten wohl über ihn, und der Meister lachte zufrieden in sich hinein. Er lachte auch, al» der Soldat dann wieder bei ihm stand und ihn bat: ,,Du legst mich doch ein paar Tage mit an, Torsi«, da» muß ich tun. Du schlägst «s mir nicht ab?" „Nein!" sagt« der Meister, „komm nur!" Und si« saßen Mn Frühstück auf der Flachlor« und schoben viereckige Kanten Brot in den Mund. Es war wie früher. Am Mittag begann der Guß. Die Halle war in einen dichten Nebel gehüllt, der manchmal rot ausleuchtete, wenn unten da» Eisen au» dem Bauch des Ofen» in dis Pfannen rann. Der Soldat stand oben am Geländer der Gicht, blickte hinunter und sah dem Treiben gedankenvoll zu. Die Gießer trugen ihre Löffel nach der Form. Der Laufkran rollte her und hin. Es war schön. . . . Daran denkt der Obergelreits nun. Darum blickt er manchmal noch so abwegig in die Gegend. dis Nichte ein eigenes Helin haben wird? Johanna will den Brief zerreißen, als weil» sie damit auch diese junge Liebe aus der Welt schaffen könnte, aber da sie ihn schon ausgenommen hat, läßt sie ihn sin ken... es ist ein Soldat, der da geschrieben hat, und auch ihr Bruder, der jüngste, der mit den blon den Haaren und den frohen Augen, ist als Soldat gefallen bei der Erstürmung eines Forts. Die Fahne hat er in der Hand gehalten, den anderen voran, so hat man damals den Ettern geschrieben. Und jahrelang, wenn sich Johanna Stephan des Bruders, den sie sehr geliebt hat, erinnerte, hat sie ihn gesehen: jung, blond und schlank, mit der Fahne, die er über die anderen hinwegwehen läßt als siegendes Zeichen. Auch heute, an diesem Morgen, sieht sie ihn so, und ihre Bugen werden dunkel voll Tränen... Am Abend legt Johaima Stephan Ken Bries neben den Teller der Nichte. „Ich habe ihn aus Versehen aufgemacht" entschuldigte sie sich karg. „Ihr wollt also heiraten?" fragt sie später, beim es ist nicht ihre Art, irgendwelche Umschweife zu machen. Margarete sieht sie fest an, und auf einmal, nun, da ihr die Entscheidung zufällt, ist alle Scheu vor Johanna gr-chwnnven'. „Wir werben heiraten, Tante Johanna." Johanna Stephan sagt ruhig: „Es ist gut, mein Kind. Ich werde euch geben, was ich von meinen bescheidenen Mitteln geben kann, und im übrige», ich wünsche dir Glück, Margarete." Sie reicht der Nichte die Hand, und für eines Augenblicks Länge sind sich die beiden Frauen ganz nahe. Dann legt Johanna den Kopf zurück und denkt an den blonden Soldaten, der ihr Bruder gewesen ist und der die Fahne voran- getragen hat... Und der heute, ohne dah es jemand weih und ahnt, bei Johanna eingetreten ist für das Glück eines Kameraden. — eirEa! Sanr anders raroirer cie»« h«r«ui« Abgespannt von der langen Arbeit des Jahres, doch voller Freuds und Zuversicht auf kommende sonnig« Urlaubstage, packte Frau Hild« ihre Koffer für die bevorstehende Erholungsreise. Sie freute sich sehr aus die Zeit des „Faulenzens", auf schöne Wanderungen und darauf, endlich einmal richtig ausschlasen zu können. Frau Hilde hatte es auch verdient, heraus zukommen aus dem Alltag, denn Tag für Tag war sie das ganze Jahr hindurch von früh bis spät auf den Beinen, die Berufsarbeit war anstrengend, und zu Hause erforderten der Haushalt und die Kin der die nötige Pflege und Sorgfalt. So sah, sie denn, erschöpft von den Aufregungen der letzten Tage, im Zuge. Das Ziel der Reise war ein Keiner Ort kn Oberfranken. Herrlicher Sonnenschein am nächsten Morgen macht« den Plan Frau Hildes, einmal recht lange zu Ma- l«n, Molchl«. «schon ln ost« Herrgottsfrühe hefanh sie sich auf einem Spaziergang in die weitere Um gebung. Die Wiesen und Felder, die fernen Höhen zage und Bergkegel lockte» unwiderstehlich. Obwohl es noch sehr früh war, regte sich doch schon dort oben auf einer der Wiesen Leben. Das ver- verwitterte Gesicht eines alten Bauern grüßte von der Wiese herüber. Frau Hilde fragte ihn nach seiner Arbeit und ob er das ganze Wiesenstack heute noch mähen wolle. Der Bauer antwortete: „Das hier allemal und noch dort drüben ein gut Stück! Was früher vier und mehr Arme schafften, machen nun mehr« zwei alleine. Aber ich tue es gern!" Aus schmalem Feldweg ging Frau Hilde weiter rum nächsten Dorf. Die kleinen ländlichen Idylle auf jedem Hof zwangen Frau Hilde zum öfteren Stehen oleiben. Neugierig sahen Kinder aus den Haustüren, hier ging eine Bäuerin mit gefülltem Milcheimer übet den Hof, dort zog ein Bauer einen Wagen aus der Remise, um hinauszufahren aufs Feld. Plötzlich wurde an einem stattlichen Anwesen die Tür aufgerissen und ein kleiner Knirps mit noch un gekämmten Haaren stürzte heraus. Kurz darauf er schien die Bäuerin in der Tür und zankte mit dem Jungen, daß er wegliefs, wo sie doch auf den Acker hinaus mußte. „Sie sind wohl jetzt mit Arbeit sehr überlastet?" fragte Frau Hild«. „Arbeit haben wir mehr als genug, doch zu wenig Arbeitskräfte!" antwortete die Bäuerin freundlich, „Wir nützen drum jeden Augenblick und müssen auch sonntags schaffen, damit die Heimat zu essen hat." „Vielleicht kann ich Ihnen ein bißchen helfen?" erwiderte Frau Hilde, ohne viel zu überlegen. Da sagte die Bäuerin, wohl noch ein wenig zweifelnd: „Ja, wenn Sie wollen — ich hätte schon Arbeit im Hause. Gestern erst hatten wir Wäsche, die »mH noch gemangelt und ausgebessert werden. Im Garte» sind die Beeren reff, es wird höchste Zett, daß si« abgenommen werden, und das Unkraut wuchert in den Beeten. Die Marie und ich, wir kommen jetzt nicht dazu, die Feldarbeit geht vor." So entschloß sich Krau Hilde, trotz ihres Urlaubs, helfend einzugreisen und all die schönen Pläne füi später aufzuheben. Ihr rascher Entschluß, den ihi ihr Herz vorschrieb, reute sie nicht. Es berührte sh tief, Menschen zu finden, die noch schwerer schaffe« muhten als sie, aber doch gern und freudig ihre an strengende Arbeit verrichteten und alle persönlich« Wünsche und Bedürfnisse zurückstellten hinter dem ein zigen großen Ziel: unbedingte Pflichterfüllung im Dienste der Volksgemeinschaft. H. U. lernens s?o» 5c/,ae/er Ich weiß e» nicht, ob bald, ob spät die letzten Stunden für mich schlagen, ich weiß nnr immer ein Setzet, da» still an deine« Sette geht, mein Kind, seit deinen ersten Lage«. Du siehst die Welt so schön, so well» wie ich sie sah, als ich begonnen. Ganz ohne Grenzen rinnt die Ztll, dein Weg ist eine Ewigkeit und lachend jeder Schritt gewann«» Doch steht das Leid schon irgendwo und wartet still auf seine Stunde«. Wenn es dir «aht, dann trag' e» so» daß du im Alter stolz und froh noch lächelst der vernarbten Wunde«. Ich trüg so gern, was deiner harrt a« Schmerz und Rot und bitt'ren Tage», Noch bin ich deine Gegenwart- doch einmal wird das Schicksal Hartz dann mußt du alles selber trage«. Drum geb' ich, was ich geben kann: die Frucht der Tage, die mir schiene«, was ich ersuhr, was ich ersann. Nimm du es hin und werde Mann; dann müssen Glück und Leid dir diene«. unö Guale», und steht nun doch mit ein paar Schritten mitten im Saal, die anderen Mädels dicht geschart hinter ihr. Vie Blumen kn Ihrem Krm geben Ihr ein wenig Halt, und kn ihrem Herzen steht ganz groß da» Mitgefühl. „Vas BVM-werk .Glaube und Schönheit möchte Sie alle herzlichst begrüßen, wir wollen Ihnen «in paar Blumen bringen und recht gute Besserung wünschen. " wie eine klare Glocke schwebt ihre Stimme über dem Saal, vierzig klugen haften an dem schönen jun gen Mädel, das da zu Ihnen herein gekommen ist wie ein versprechen der Zukunft, von überall strek. Ken sich Hände den Blumen entgegen. Mit leisen Schritten gehen die Mädels von Bett zu Bett. Bei jedem Soldaten bleiben sie einen klugen- blick stehen, beantworten schnell gestellte Fragen, hier unö va gibt er sogar schon einen kleinen Scherz. Kn einigen Betten stehen sie scheu und still, wenn Schwerbetroffene darin liegen. Kb«r jeder be kommt seine Blumen und ein lieber, freundlicher Wort. So geht er durch ein paar Säle und bi« Blumen- Körbe leeren sich. Ilsabe kann ihren Begrüßuiigs» spruch nun schon ganz ruhig und ohne innere; Zit. lern aufsagen. vor einer der Türen, gerade al» sie einen neuen Saal betret«» wollen, weint ein» der Mädel, plötzlich auf: „Ilsabe, laß mich draußen, ich kann nicht mehr. Vie armen Soldaten, ich kann es gar nicht mehr sehen, Bitte, laß mich draußen —" „Kbcr Ursula!" Ilsabe legt erschrocken ihr« Blu. men einer Kameradin noch mit kn den Krm unv legt ihr« Hände der Ursel auf die Schultern: „Sieh mal, wir bringen den verwundeten doch ei» bißchen Freud«: hast du das nicht gemerkt? Sie ver- gellen ihr« Schmerzen für «in Weilchen, willst du nicht dabei helfen? Komm, sei tapfer und nimm dich zusammen, du darfst doch nicht schlapp machen, Urselchenl Vies kst nun unser« Kilfgabe, bas einzige, war wir tun können: Blumen bringen und froh« Gesichter. Komm, Ursel." „Ja, ich will ja auch — es ist nur so schrecklich." „Gib ihr mal «in Taschentuch, Hannelore, sonst bietet ihr noch ein Soldat «kn» an. So, und nun nimm deine Blumen und nimm dir vor, besonder» nett zu fein, Ursula!" „va dürfen Sic nicht rein, Fräulcincheni" Tin Sanitäter kommt an» einer Tür. Ilsabe weiß nun sthon, »aß sic zu einem Tinzelzimmer gehört. Vie Bauart der verschiedenen Krankenhäuser lst ganz gleichartig, und in jedem Stockwerk sind bkeselben Rmmer. „GH, ist da «kn sehr kranker Soldat drin? wollen Sie ihm dann vielleicht ein paar Blumen geben?" „Blumen braucht »er nicht — 'ne Blutübertragung braucht der" — wea ist »er Sanitäter. Tin« Schwester kommt hinter kbm h«r, un» jetzt »ffn«t sich dk« Tür« noch einmal. Ttn« gedämpft« Stimm« ruft: „Schnell, Schwester, ist nicht bald «iner der Blut spender herbeigeholt? wer ist denn das?" Ilsabe ist unwillkürlich einen Schritt an die halb, geöffnete Tür heranaetretcn. Sie sieht ein Bett, ein wachsbleiches Gesicht und chat das Gefühl, als «Tonne sie sich nicht von der Stelle rühren. Lie hat noch nie einen Sterbenden gesehen — und dieser Mann da drin, der stirbt doch? Wo sind denn ihr« Mädels? kkch ja, noch im Saal nebenan. „Hallo, Kind, hören Sie mal, wollen Sie uns Hel, fen?" Tine Hand greift nach ihrem Krm. „wir brau- chen einen Blutspender, er m^ß aber schnell gehen, wollen Sie? Vann laufen Sie mal schnell da rechts rüber, da ist der Vervandsraum, ich komme gleich nach zur Untersuchung, Schwester Maria soll die Blutprobe schon machen." Tin klrzt steht neben Ilsabe und sieht st« fragend an. „Ja . . ." Sie weiß gar nicht genau, daß sie antwortet, aber sie kann doch jetzt nicht nein sagen? wenn sie helfest kann, vielleicht ein Menschenleben erhalten . . . Kurze Feit später kst dann schon aller vorbek. Ilsabe Ghlen sktzt kn einem bequemen Stuhl kn der Tcke neben dem Bett, in dem der junge schwerver wundete klrzt liegt, dem eben Blut aur ihren über» in di« seinen gelaufen Ist. ver Gberstarzt mit dem guten Gesicht ist mit ihn, beschäftigt, die Schwester verbindet geschickt di« klein« wund« an Ilsaber Krm. „Tr hat doch nicht w«h getan, nicht wahr?" lächelt sie aufmunternd. x „Weh —- nein." Sögernd sucht Ilsab« Ghlen nach dem richtigen Kusdruck ihrer Gefühle. „klb«r «s ist doch seltsam, da bat nun ein fremder Mann mein Blut in sich —' «» lauft durch sein Herz . . ." „. . . und hilft ihm zu leben. Sie aber sind ein tapfere, deutsches Mädel, vor allem kurz von Tnt. schluß. So, und nun gehe» wir hübsch nach Haus« und legen unr ein paar Stündchen hl», und die Mutter schlägt zwei Tier in den Rotwein, den Sie mito«kommen. über nicht di« Mutter erschrecken, hör«» Sie, e, ist ja kein« Haupt- und Staatsaktion." „Nein, Herr voktor." Nun lächelt auch Ilsabe Ghlen schon wieder, und der Gberstarzt sicht fast bestürzt t» ihr stille», schöne« Gesicht, da, weit über seine Jabr« hinan, gewachsen ist. wie ein« Frau st«ht st« au», fast wie «in« Mutt«», d«nkt vr. Hömberg, und ist doch »och so jung. Kber darf ich vt«ll«icht morgen wiederkommen und fragen, wie «s dem Patienten hi«r g«ht?" „va, dürfen Sie." HÜmb«ra sicht non Ilsab« zu dem verwundeten Krzt hinüber, der so still in seinem Bett liegt. Zu d«m „Jungen", wie «r ihn fast g«g«» sein«» will«» bet sich nennt. Und er begreift nicht, war sich plötz lich in seinem Herzen gegen die Ausaae stemmt, btt er eben gegeben hat. Ts ist doch selbstverständlich» daß sich das Mädel für den Menschen interessiert, Sem es hat helfen können mit seinem jungen warmen Blut, warum will er, Hömberg, denn mit einem Male lieber, baß dieses Mädel nicht wiederkommt -- wenigstens nicht an dieses Bett? Venn Wiedersehen möchte er sie, das weiß er. Nck türlich als klrzt, beschwichtigt er sich km Innern so fort. Ls ist doch ihre erste Blutspende, man muß sie beobachten . . . „Natürlich dürfe» Sie zu dem verwundeten kom men, aber leise sein und gleich wieder gehen." So, nun hat er also wieder Vernunft angenom, meni Und Ist nichts andere; al; der Gberstarzt vr. Hömberg? Kein Mann? „Sie müssen jetzt gehen, der verwundete braucht völlige Ruhe. Ich Kamme gleich nach, Schwester." Schwester Marie faßt Ilsabe Ghlen unwillkürlich bet der Hand, wenn der Gberstarzt so spricht, dann geht man thm am besten schleunigst ans dem Weg. war hat er denn bloß? Ls hat doch alles geklappt, ver Gberstarzt Hömberci aber steht in dem kleinen Kran kenzimmer am Fenßer und sicht hinaus, klber er sieht nichts von dem sonnigen Park zu seinen Füßen. Lr sieht auch nicht, daß Iliabe Ghlen mit dem schmalen weißen verband um den bloßen klrm jetzt unten aus dem Haus kommt und sofort von ihre» Mädels umringt wird, die getreulich und aufgeregt auf sie gewartet haben, va; ist doch eine ganz fabel» hafte Sache! Vie Gruppenführerin, die Ilsab«, hat ihr Blut für einen verwundeten gegeben. Und nu» kommt auch die echt mädchenhafte Frage herau,r „Ilsabe — war er denn wenigstens nett?" Kber Ilsabe Ghlen antwortet nicht, si« ist «in bißchen benommen »nd geht, als ob sie träumt. Vie Mädels? Ls ist reizend, daß sie auf sie gewar, tet haben, aber sie mär« eigentlich doch jetzt ack liebsten allein. Nein, der Gberstarzt Karl Hömberg, ein Mann von 52 Jahren, hochgcwachsen, breitschultrig mit einem schmalen, scharfgeschnittenem Gesicht, in dem kluge Knaen dominieren, so sehr, daß man, wenn man an ihn denkt, meist nicht genau weiß, wie er aurstcht. Nur den Riisdruck Ser Rügen wird man sobald nicht wieder los, mit einem hochqewölbtein Schädel, der nur noch von einem dünnen Kranz an. gegrauter Haare umgeben ist und der doch nicht kahl wirkt, der Gberstarzt vr. Hömberg, der eine Größ« auf seinem Gebiet ist und dessen Namen in Fach kreisen bekannt ist, sieht Ilsabe Ghlen nicht, trotz dem cr im Innern restlos mit ihr beschäftigt ist. sind mit sich. sZortsetzung folgt.) s
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