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Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192406279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240627
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-27
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1924
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^ns, ausgestattet mit großen UND vielseitigen Gaven ves Geistes, gerüstet mit reichen Kenntnissen des geistigen und kulturellen Lebens unseres Volkes wie der ganzen Welt und beseelt von wärmster Liebe zu seinem Volke und seinem Va terland«-. Der Reichspräsident sprach daraus über Zwecke und Ziele Des Kuratoriums, das dann seine Geschäftsord nung beschloß. Deutscher Rekord im Kugelstoßen. Ludwig Hay mann, der auch als deutscher Schwergewichtsboxer be kannt ist, schuf in München einen deutschen Rekord im zweiarmigen Kugelstoßen mit 23,87 Metern. Seine Leistung war dabei rechts 13,18 und links 10,69 Meter. Hauptversammlung des Verbandes der Deutschen Gastwirte. Unter dem Vorsitz des Verbands-Präsidenten Köster- Berlin trat in Karlsruhe der Verband der Deutschen Gastwirte zu seiner ordentlichen Hauptversamm lung zusammen. Anwesend waren 436 Delegierte aus dem ganzen Reiche sowie aus Polen, der Tschechiflowakei und Österreich. Der geschäftsführende Ausschuß wurde wieder- gewählt. Als nächster Tagungsort wurde Breslau bestimmt. Kommerzienrat Dr. Krumbhaar bei einem Autounfall verletzt. Mehrere Herren, die an der Hauptversammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger in Stuttgart teilgenom men hatten, fuhren Sonntag in Automobilen durch Gam mertingen (Hohenzollern). An einer scharfen Kurve mußte das vordere Automobil rasch bremsen-. Es überschlug sich, und die Insassen kamen unter das Auwmobil zu liegen. Sie wurden verletzt, darunter Kommerzienrat Dr. Krumb - haar (Liegnitz), der Vorsitzende des Vereins deutscher Zeitungsverleger, ziemlich schwer. Dr. Krumbhaar wurde nach Sigmaringen gebracht. Der Hallorenschatz bleibt in Halle. Der Silber schatz der Halloren soll, wie erneut auftretenden Gerüchten gegenüber ausdrücklich sestgestellt wird, nicht verkauft werd en. Die Halloren haben neuerdings ein stimmig den Beschluß gefaßt, keinerlei Angeboten näherzu treten, ganz abgesehen davon, daß eine Genehmigung für einen etwaigen Verkauf durch die zuständigen Behörden Wohl kaum erteilt werden dürfte. Folgenschwere Pulverexplosion. In Letter (Provinz Hannover) sanden mehrere Männer unter einer Brücke am Mittellandkanal vier Kisten mit Schwarzpulver. Die Kisten wurden geöffnet, mit einem Streichholz angezündet und dadurch zur Explosion gebracht. Während die Kisten geöffnet wurden, waren noch einige Neugierige hinzuge kommen. Bei der Explosion wurden vier Männer, eine Frau und drei Kinder schwer verletzt und liegen zum Teil hoffnunslos darnieder. Außerdem erlitten noch einige andere Personen leichtere Verletzungen. Schließung der ältesten deutschen Bcrgschule. Die älteste deutsche Bergschule, zugleich die älteste der ganzen Welt, die 1777 gegründete Bergschule in Freiberg (Sachsen) wird Mitte Juli ihre Pforten schließen, weil der Erzbergbau in der Gegend von Freiberg fast gänzlich er loschen ist. Die gesperrte Palmeninsel. Die Insel Mainau im Bodensee, jetzt im Besitz des früheren Großherzogs von Baden, ist für den öffentlichen Besuch gesperrt worden. Damit ist das einzige Fleckchen deutscher Erde, wo man unter Palmen wandeln konnte, verschlossen. Nur gegen Eintrittsgeld, unter Führung, darf jetzt die Insel betreten werden. -Hier werden Kinder aufbewahrtl Am Eingang der britiscAn Weltausstellung in Wembley kann man neben Stöcken, Schirmen und Koffern auch — Kinder zur Auf bewahrung abgeben. Für jedes Kind erhält man eine Marke. In einem kleinen Gärtchen, von Schwestern be wacht, bleiben die numerierten Kinder. Bisher waren es durchschnittlich 40 an einem Tage. Explosion an Bord eines Transportdampfers. Durch die Explosion an Bord des britischen Transport- Dampfers „Egremontcastle" im Hafen von Brooklyn, bei der 200 000 Gallonen gasförmigen Naphthas in die Luft flogen, wurden fünf Mann von der Besatzung „Nur nicht zu bescheiden. Sie wissen ja selbst, daß Herr von Lohe sich sehr für Ihre Pläne interessiert, ich bin davon unter richtet, daß in der letzten Sitzung des Aufsichtsrates einzig die Frage verhandelt wurde, ob man bei dem Dau der neuen Walzenstraßen Ihr Patent verwenden soll." Der Erfinder fühlte sein Herz in schnellen Schlägen häm mern. Settgast war sonderbarerweise immer über die geheimsten Vorgänge unterrichtet. Niemand wußte, woher er seine Kennt nis bezog, und sie entbehrten nie der Richtigkeit. Diesmal aber wollte Otto nicht glauben, was er ihm hier so nebenbei mitteilte. Fern und unbestimmt lebte in ihm der Gedanke, was wohl Malwe sagen würde, wenn sie von dem Erfolg seines Geistes hören würde. Eie, die von dem Erfolg lebte, die aus den Erfolg wartete. Stolz würde sie mit ihm sein und seine Freude teilen. ,Mauen wir neue Walzenstraßen?" fragte Halmer. Er legte ein großes Interesse an den Tag, als sei er schon jahre lang Beamter aus -dem Werk. Settgast rechnete ihn bereits unter die Ingenieure, die auf Paulinenhütte eine Rolle spielen würden. Durgmüller, der andere neue Assistent, verhielt sich schweigend. Fast machte er den Eindruck, als sei er nur zum Zeitvertreib gekommen. Er polierte sich, während man die Angelegenheit der Hütte eingehend besprach, sorgfältig seine Nägel und schaute gelangweilt zum Fenster hinaus. ,Haben wir Neuerungen nötig?" fuhr Halmer eindring lich fort. „Ja, augenblichlich, weil wir einen ungeheuren Auftrag von China Haben," erklärte Settgast, „sehen Sie, unser Herr Direktor ist ein Mann von Tatkraft und Umsicht, man muß es ihm lasten, daß er eine unersetzliche Kraft für unsere Paulinenhütte be deutet. Und deshalb dürfen wir ihn nicht verlieren, ich weiß -um Beispiel genau, daß er mehrfach Berufungen an verschiedene Hochschulen abgelehnt hat. Auch die neue Hochschule in Breslau legte Wert aus ihn. Aber die Vorsitzenden des Aussichtsrates lasten ihn nicht gehen. Sie bewilligen ihm alles, was es auch immer sei. Und auch Ihre Erfindung hat er durchgesetzt, Herr Storm, denn sie ist noch nicht einmal patentiert, also er allein ist die Instanz gewesen. Ihm haben Sie es zu verdanken, wenn einst die Hütte Ihnen Dank schuldet und viel, viel ausbezahlen wird." „Herr Settgast. Sie sprechen davon, als sei es bereits eine feststehende Tatsache. Und ich, der Beteiligte, ahnte bisher nichts. Ich kann es kaum glauben, denn wieso . . ." Halmer unterbrach ihn und siel ihm in der Erregung der Minute mit seinen Fragen in das Wort: ,Mu ein Erfinder?" Es lag ein zweifelnder Klang auf dem „Du", der beleidigend hätte sein können, wenn nicht das Antlitz des Fragenden eine harm lose Liebenswürdigkeit zur Schau getragen. „Was hast du denn zustande gebracht?" gelötet, acht Wetter« schwer verletzt. Da weitere Explo sionen zu befürchten waren, ging Der Dampfer im East River vor Anker, um bald Darauf zu versinken. Bunte Tages-Chronik. Frankfurt a. M. In H ö chft a. M. ist der frühere russische Kapitänleutnant Anton Maltschikowski ver schwunden. Er ist von einem Ausgang nicht zurückgekehrt. Man vermutet, daß er einem Verbrechen -um Opfer gefallen ist: Königsberg i. Pr. Beim Baden im Memelstrom ertran ken bei Heydekrug drei Mädchen und zwei Knaben, Schüler höherer Lehranstalten aus Tilsit. Sie waren in einen Strudel geraten, der sich nach dem Hochwasser gebildet hatte. * Amundsens Nordpolflug gescheitert? Finanzielle Schwierigkeiten. Genau wie im vorigen Jahre war auch in diesem Jahre viele Monate lang von Roald Amundsens „bevor stehendem" Nordpolflug die Rede. In zahllosen Zeitungs artikeln, in endlosen Interviews, in nicht immer vornehmen Reklamenytizen wurden alle Phasen der Flugvorbereitun- 'gen besprochen, wurden alle Ausrüstungsgegenstände des Nordpolfahrers bis ins kleinste geschildert, wurden alle Firmen genannt, die durch Liefemng von diesem und jenem den Nordpol erobern helfen wollten. Und wie wurde es dann im vorigen Jahre? Man erinnnert sich: der Flug wurde plötzlich aufgegeben — noch heute weiß man nicht recht, warum. Und als in diesem Jahre die vielen.„Vorberichte" von neuem losgelassen wurden, sagten Skeptiker: „Paßt auf, es wird wieder nichts daraus!" Die Skeptiker dürsten recht behalten: es scheint wirklich nichts daraus zu werden. Norwegische Blätter veröffent lichen eine Meldung aus Pisa, wonach die Fabrik, die Amundsens Nordpolflugzeug baut, sich wei gert, dieses zu liefern, ehe der Rest dev Kauffumme von 15 000 Pfund Sterling bezahlt ist. Bezahlt Amundsen im Laufe von zehn Tagen diese Summe nicht, so will Ita lien eine eigene Flugzeugexpedition unter Führung des Fliegers Locatelli entsenden. Amundsen wurde angeboten, die Stelle des zweiten Kommandieren den der Expedition zu übernehmen. Amundsen bestätigte den norwegischen Zeitungen die Richtigkeit der Meldung. Er habe jedoch den Nordpolflug nicht aufge geben, da er die Ordnung der Bezahlungsfrage noch zu erreichen hoffe. Aus alle Fälle wolle er nicht das An gebot annehmen, als zweiter Kommandierender an einer italienischen Expedition teilzunehmen. Demgegenüber behaupten italienische Blätter, daß der Flugpran bereits endgültig aufgegeben sei, und daß alle Piloten, die sich in Pisa befanden, abgereist seien. Vie MörSef tler belgischen remnamr Kratt. Die Zeugenaussagen gehen weiter, ohne wesentlich Neues zu bringen. Mehrere Zeugen bekunden übereinstimmend, daß der von den Belgiern als einer der Mörder Graffs verurteilte Niebke sich ivährend der ganzen Zeit, die für die Tat in Be tracht kam, in einem bestimmten Lokal aufgehalten habe. Justiz iar Jörissen, der di« Verteidigung der in Aachen verur- teilten Personen übernommen hatte, ist der Überzeugung, daß Reinhardt sein Geständnis unter moralischem Druck abgelegt habe; er sei aber nicht der Täter gewesen. Auch die Sachverständigengutachten des belgischen Obersten haben gegen die Schuld der Personen, die in Aachen unter An- klage standen, gesprochen, indem darin sestgestellt wurde, daß die Schüsse nur aus den Wassen der (jetzt hier angeklagten) Schupobeamten Kaws und Engeler herstammen könnten. Es Wird dann erneut festgestellt, daß die belgischen Behör den alle von den deutschen Gerichten gestellten Anträge, die zur Klärung der Sache hätten führen können, rundweg ab ge lehnt haben: sie wollten weder einen Vertreter zu der Stettiner Verhandlung entsenden, noch dem Stettiner Gericht Wachtbücher ausliefern, noch auch das belgische Gutachten dem deutschen Gedicht zugängig machen. vermffchles. Ein Einbrecher philosophiert über Tutankhamen. Von einem Berliner Gericht wurden, wie man weiß, vor einigen Tagen ein paar schwere Jungen, Die einen Einbruch in Die Weimarer Fürstengruft verübt hatten, zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt. In einem Dieser Verbrecher — Wuttge heißt er — lernte man einen nicht ganz ge wöhnlichen Menschen kennen. Bevor Das Urteil gesprochen wurde, hielt er — eine halbstündige Schlußrede, in der er in geradezu formvollendeter Weise über seine Daten philo sophierte. Er sprach zunächst von Den in jedem Menschen wohnenden dunklen Trieben, von Dem inneren Ich, Das vor Verbrechen warne, und von Dem bösen Dämon, Der Den armen Sterblichen trotz Dieser Warnungen umgarne. Und Dann sprach er den wahrhaft erhabenen Gedanken aus, daß die Wissenschaft Das Offnen einer Gruft eine große Tat nenne, während Das Gericht Die gleiche Sache als Grabschändung bezeichne. Was hätte Denn jenen Eng länder, Der Den- hochseligen Pharao Tutankhamen in seiner Grabkammer aufstöberte, anders getan, als er, der unselige Angeklagte Wuttge, Der Die Toten der Weimarer Fürsten- gruft besucht habe? Das Gericht lauschte diesen wissen schaftlichen Darlgeungen Wuttges mit großem Interesse, schickte ihn aber trotzdem ins Zuchthaus, wo er sieben Jahre weiter philosophieren darf. Das eigene Begräbnis bestellt. In dem böhmischen Städtchen Pre rau ging dieser Tage ein 35jähriger Mann, von Beruf Schlosser, von Firma zu Firma und be stellte .ein Begräbnis — für sich selbst; Musik, Fahnen, LeichenorDnung, alles wurde genau bestimmt. Die Ange stellten Der fraglichen Firmen glaubten, es handele sich um ' einen Scherz, auf Den man ruhig eingehen könne. Aber der Scherz erhielt ein bitteres Ende, als sich Der Mann am selben Abend erschoß. Der Grund seiner Tat lag in per sönlichen Motiven: er hatte ein Verhältnis mit einem Mädchen, -das ihn verlassen hatte. Günstige Heiratsaussichten für Witwen. Auf dem Heiratsmarkt gehören, wie ein englisches Blatt heraus gefunden hat, die Witwen gegenwärtig zu den begehrtesten „Artikeln", und zwar nicht bloß die „Kriegswitwen", die schon immer eine besondere Anziehungskraft besaßen, son dern schlechthin alle Witwen. Verwitwete Frauen finden ohne Zweifel jetzt viel leichter als in früheren Zeiten einen zweiten, dritten, vierten usw. Mann. Bis zu einem be stimmten Alter kann die Witwe freilich mit den jungen Mädchen nicht in Wettbewerb treten, aber so von 35 oder 40 Jahren an schlägt sie die Damen, die noch nie verheiratet waren, „mit Längen". Das englische Blatt weiß auch, warum das so ist, so sein muß. Erstens erhalten sich die Frauen heutzutage viel länger jung als zu Großmutters Zeiten, zweitens Neiden sich die Witwen dieser Epoche so, daß sie oft sogar ihre Töchter ausstechen, drittens könnnen sie genau so gut Tango tanzen und Tennis spielen wie irgend ein reiferer Backfisch und viertens haben sie im Kampf um den Mann nicht nur die größere Erfahrung, sondern auch die größere Freiheit. Wie gut- es die Witwen jetzt haben, ersieht man daraus, daß in den letzten vier Jahren doppelt soviel Witwen geheiratet haben als in den letzten vier Jahren vor dem Kriege. Eine Frau als Gouverneurskandidat. In Newyork erregt die Tatsache, Daß zum erstenmal sich eine Frau um den Posten eines Gouverneurs Vstvirbt, großes Aussehen. Es handelt sich um Frau M. Ferguso n, Die als Kan didatin für Den Posten Des Gouverneurs in Texas auf- getreten ist. Ihr Gatte war bisher Gouverneur in Texas. Vor einiger Zeit wurde ihm jedoch die Fähigkeit zur Be kleidung öffentlicher Ämter abgesprochen, nachdem ihm die Annahme von Bestechungsgeldern nachgewiesen worden war. Ob unter solchen Umständen seine eigene Frau sich besonders für Die Nachfolge eignet, kann Dahingestellt bleiben. WM W U »M „In zwei Worten läßt sich Das nicht sagen," meinte Otto kurz, „auch scheint mir hier nicht der Ort. Aber ein andermal gern," lenkte er freundlicher ein, als er Halmers Betrübnis für echt nahm. „Komm, wir wollen nun hinaus auf das Walz werk und Die Einrichtungen besichtigen. Hochöfen und Thomas- Hütten kannst du dabei auch in Augenschein nehmen." „Gern, ich Din einverstanden." Halmer schob feinen Arm in den Des StuDienkameraden. Ein ungeheuer weites Feld lag nun vor ihnen, erhellt -von Hem Scheine weißer -Bogenlampen, um Die die Falter schwirrend sich Drehten. Gerüste standen gerichtet, ragten hinauf in Die Luft, und Barren, Eisenbögen und aufgewühltes Erdreich waren bevölkert von einem Schwarm von Menschen, Arbeitern, Meistern und Ingenieuren, -die Anleitungen zum Bau gaben. Otto wurde an gesichts Dieser Niesengerüsterunruhig und erregt. Wann würde Lohe Die entgültige Entscheidung treffen? War es nicht schon zu spät? Hatte Settgast überhaupt Recht oDer berichtete er einfach irgend etwas, um sich wichtig zu machen? Er fing in Gedanken zu rechnen an. Tag und Nacht baute man hier auf Der neuen Walzenstraße, also würde ihre Fertig stellung nicht mehr als ein halbes Jähr in Anspruch nehmen. Sechs Monate noch, und sein Leben wurde in andere Bahnen gelenkt, sechs lange, schreckliche Monate müßten vergehen-, dann aber konnte er -der Welt zeigen, was er geleistet, Der Welt, -die ihm in Der Minute aus Malwe WeinholDs Augen zu strahlen schien. Auch an Renate dachte er. Aber- es kam keine Freude in fein Herz dabei. Gott, Renate war schrecklich verständig, sie machte sich wenig aus Dem äußeren Schein, ihr blieb es im letzten Grunde eigentlich gleich, ob sie viel oder wenig hatten. Ihr war Der Erfolg nur- ein- Sieg, den ihr scheinbar kühles Herz mit ihm feierte. Malwe aber, Malwe, ach die würde Das Glück Des aufjauchzenden Triumphes mit ihm teilen. ,R-un, -da ist noch ein ganz schönes Stück Arbeit zu be wältigen," sagte Halmer, nachdem er sich eingehend mit einem und dem anderen der Meister unterhalten. „Tüchtige Leute hier, fleißige Menschen," und -er nickte Diesem und jenem eifrig zu, er hatte sie durch seine FreunDlichkeit gewonnen. ,Hch bin auch gern bexeit, Dir bei Deinen Versuchen be hilflich zu fein, sobald sie angestellt werden," -bot sich Lukas mit großer Bereitwilligkeit an. Otto aber war in der Minute so eingenommen von feinen Gedanken, daß er nicht antwortete. ,Hch will dir gern helfen," sagte Halmer- noch einmal, und bei -dem weithin leuchtenden Schein schaute Otto dankbar in das Gdsicht seines -Begleiters. Da war ihm, als stünde wieder der Haß, die Rache darin geschrieben, da glaubte er das fatale Lächeln noch einmal um die Lippen spielen zu sehen. Und jetzt deckte Lukas rasch -die Hand über Das Antlitz, als sei es Die Hell-igkett, die ihn blenDe. „Dieses Licht," sagte er zu seiner Entschuldigung, „daran muß ich mich erst gewöhnen-, ich war darauf nicht vorbereitet." Otto empfand eine müde Niedergeschlagenheit und konnte sich nicht deuten, woher sie kam. Er fühlte sich -von dem Manne an feiner Seite bald abgestoßen, bald durch seine Hilfsbereitschaft angezogen. Immer hatte Lukas Halmer Diesen Eindruck auf ihn hervorgebracht, und seit damals auf dem Stiftungsfeste, als er um Renate -Heinsius geworben, hatte er die Hoffnung, ihn nie wieder zu begegnen. Jetzt fragte er sich, ob er damals von Renate gelassen hätte, wenn in seinen Gedanken- -die Ueberzeugung gelebt, daß Halmers Herz noch an ihr hing. „Nein, nein," sagte er. Aber er wußte, er suchte sich selbst zu belügen, wollte sich glauben machen, daß ihr Bild neben dem der- anderen noch die leuchten den Farben trug. Als bestünde eine geheime Uebertragung der -Gedanken, erwähnte Lukas nun den Namen Weinholds. ,Haben wir einen netten- Bettiebsingenieur in Weinhold?" Otto zuckte fast zusammen, und er überstürzte sich in Lobes erhebungen. „Soviel ich weiß, ist er augenblicklich auf der Thomashütte. Da kannst Du ihn gleich kennen -lernen. Komm, wir werden dähin gehen." Das Thomaswer-k ragte vor ihren Augen empor. Weinhold kam ihnen entgegen, erfreut, wieder einmal einen Menschen zu haben, dem er sein Leid klagen konnte. (Fortsetzung folgt.) Die Bevölkerung von Palästina. Am 3. Oktober 1922 fand in Palästina die erste modernen Anforderungen entsprechende Volkszählung statt. Die Ergebnisse dieser Zählung liegen jetzt vor. Danach hat Palästina 757181 Einwohner, von denen 598339 Mohammedaner, 83 957 Juden, 73 024 Christen, 1862 Hindus und Sikhs sind. Die Mohammedaner zerfallen wieder in vier Bekenntnisse, von denen das der Sunniten mit 590 890 Seelen die Mehrheit bildet. Die Christen zerfallen in nicht weniger als 15 Kon fessionen. Fast die Hälfte, nämlich 33 369, sind griechisch- orthodox, 14 245 römisch-katholisch und 11191 griechisch- katholisch. Die Sunniten stellen 78 A, die Juden 11 A, die Christen nicht ganz 10 A der Bevölkerung dar, wäh rend nicht viel mehr als 1 A auf die übrigen mohamme danischen und die beiden indischen Bekenntnisse entfällt. Die drei größten Städte sind: Jerusalem mit 62 578, Jaffa mit 47 709, Haifa mit 24 634 Einwohnern. In Jerusalem kamen 33 971 Juden auf 14 699 Christen und 13 411 Mo hammedaner.
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