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Sächsische Elbzeitung : 08.04.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-185904084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18590408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18590408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1859
- Monat1859-04
- Tag1859-04-08
- Monat1859-04
- Jahr1859
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 08.04.1859
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Sächsische Amts-, Anzeige- und Nnterhnltnngsblntt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. DV Durch alle Postanstalte» zu beziehen. Pränumcrationspreiö vierteljährlich Iv Ngr. -WÜ ^1'. 14. Freitag, den 8. April 185H. Was an der Zeit ist. Eü mochte Gcschmacksache der Franzosen sein, daß sie ihre blutgetränkte Freiheit durch einen Corscn, der sich mittelst Fälsch ung seines Taufzcugnisses in das französische Bürgerrecht cin- schmuggclte, mumisiren ließen und eü noch als ein Geschenk be trachteten, daß er sich ihnen als Consul auf Zeit, dann zum lebenslänglichen Consul und endlich zum unumschränkten Ge waltherrscher octroyirte, als welcher er den letzten Schatten ir gend einer Geltendmachung der Volksrechte, daü Tribunen, wie einen »orfährigen Kalender in die Maculatur der Gesetzgebung warf. Hatte er doch wenigstens die Allgewalt des umfassensten Genies, welche alle staatlichen Verhältnisse mit gleichem Scharf sinn erwog, eine an's Unglaubliche grenzende Gcistesthätigkeit, die sich in den mannigfachsten nützlichsten Instituten beurkundete, eine unermüdliche Arbeitsamkeit, welche seine Fähigkeiten und die aller guten und stets auf den richtigen Platz gesellten Köpfe zweckmäßig verwandte, einen durch Fanatismus gestählten Muth und — den italienischen Feldzug und Egypten vor sich. Es war ferner gleichfalls Geschmacksache unsrer überrbeinischcn Nachbarn, daß sie dem Phantom des Ruhmes eines Eroberers und dem nur ihm frommenden und lediglich ihre Eitelkeit kitzeln den temporären europäischen Uebergewicht, so weit ihm nicht das Meer Grenzen setzte, viel über eine Million ihrer Söhne theils wirklich abschlachtcn, theils elend in den Lazarethen ver kümmern, «Heils in Rußland erfrieren ließen und daß sie ihm, der feldflüchtig ihnen fast alle Nationen Europas in ihrer Haupt stadt alö Siegende zuführte, das kurze Nachspiel seiner Gewalt tragödie gestatteten, dann aber dem gichtbrüchigen Nachkommen des heiligen Ludwigs mit unüberschwenglichein Hosianna hul digten und im Veitstänze fränkischer Gcsinnungstüchtigkeit vor der neuen Bundeölade einhcrtaumelten. Es ist endlich jedenfalls Geschmackssache einer durch alle möglichen Verfassungscrperimcnte sich im immerwährenden Tur nus drehenden Nation, nach einem ephemeren republikanischen Schattenspiel die früheren kaiserlichen Neminiscensen, mit dem alten Stempel nen geprägt, wieder in Conrs zu setzen, in dem Neffen — der, obschon als Oheim costümirt, doch in Boulogne und Straßburg Fiasko machte und aus Ham als Maurergeselle sortschlich, — ein Ehrcnvcrmächtniß einer flittergoldnen Zeit an- zutrcten, mit den in Nauchwcrk aufgcgangnen Volksrechten die für sein Haupt zu große Krone zu füttern und der schmäleren Stirn anzupaffcn, ja, endlich im Hinblick auf die auf'ö Zwei- fache gesteigerte Staatsschuld auf die leeren Taschen mit behä bigem Anerkenntnisse zu schlagen: „'s sind doch Sch.uldcn, deren sich kein Kaiser zu schämen braucht." Dagegen sind unleugbar die Franzosen, deren Natur das Vorstehender Aufsatz wurde uns bereits am 31. Marz d. I. mit- gcthcilt, konnte aber, wegen Mangel an Naum, keine Aufnahme finden. Aumcrk. d. Ned'. Quecksilber in jeder Hinsicht entspricht, in einem sehr wesentlichen Jrrthum befangen, wenn sie, von der auch bei uns eingebürger ten Criuoline und dem Behagen manches Deutschen an ibrcn culinarischcn Erposc's aus schließend, unserem politischen Gau men eine gleiche Empfänglichkeit für sthrc staatlichen Erpose's, wie sie namentlich von ihrer officiellcn und nicht-vfficiellen Tageo- literatur servirt werden, anmuihen zu dürfen glauben. Die Geistesgröße des Anachoreten von St. Helena erkennen wir an; allein wir sind weil davon entfernt, ihm die Größe des Characters zuzugcstehcn, welcher Menschenwohl und Beglück ung unverrückt im Äuge haltend und die Segnungen deö Frie dens, der Gesetzlichkeit und Hochachtung der Menschenrechte wah rend, ein segensreiches Erbe selbst für entferntere Generationen begründet. Denn seine eiserne Hand, welche auf Deutschland lag, war nahe daran, den letzten Nest von Nationalität zu er drücken, und vermag zwar die Zeit solche Brandmale zu heilen, so rufen doch ihre Narben Deutschland ein im Echo durch alle Jahrhunderte der Zukunft kreisendes Illemento! zu. Die Schwerfälligkeit der Deutschen erkennt auch Geistesgröße nicht als ein m der Natur begründetes Erbstück, wie den Einfluß der Eltern auf den Organismus der Kinder in erblichen Krankheiten, an, wenn sie auch nicht gerade die ansteckende Kraft des Lasters ablehnen. Sie sind der Meinung, daß der Kopf, der das drei eckige Hütchen deckte, die Hauptsache war, und der Herrscher tritt, der die Sporen der llottes ecu^or durch Europa klirren ließ, nicht im Kalbsleber der Stiefeln steckte. Sie wähnen, daß eine Eücamotage, die mit den gcfügen Franken glückte, an ihrer nordischen Steifheit abglitscht; sie sind durchaus sogen. Grund toffel, welche stets wissen wollen, wie der Kern der Nuß schmeckt und in ihrem störrigcn Eigensinn immer darnach fragen, was thnst du, und nicht, waü sprichst du. Sic sind endlich nicht ein mal den frcundnachbarlichcn Zurechtweisungen der bärtigen Bonne zugänglich, sondern wollen sogar, trotz des der preußischen Po- litik zugckommenen cordialen ZunickenS, den Glauben an einem Deutschland 'sesthaltcn. Muß sich nun jetzt unser Blick unverrückt auf Frankreich richten, so wendet er sich doch auch ans Preußen und gewiß drängt sich dem ängstlichen Vaterlandsfreund die Frage auf: Wird ein zweiter Baseler Friede bearbeitet? ist ein Abklatsch des Kalischer Vertrags in potto? steht ein zweiter Waffcnstill^ stand mit Dänemark, eine neue Auflage verweigerter Neichöhülse in Aussicht? Fort mit dem Mißtrauen, dieser altdeutschen Erb sünde! Laßt uns glauben, daß Preußen sehr wohl zu bemessen vermag, daß zwar Friedrich der Einzige mit seinem Niesengeist bestimmendes Gewicht in die europäische Waagschale werfen konnte, daß aber seine Stellung als Großmacht doch nur eine künstliche sei, daß cs trotz seiner ausgebildeten und tüchtigen Armee doch gewiß selbst fühlt, wie ein mehrjähriger und nicht mit Glück geführter Krieg bei seinem, den Kern der Nation con- sumirenden Landwehrsystem den Ruin, ja die Auflösung dcü Staates nach sich ziehen könne, daß seine mit der intensiven
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