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Sächsische Elbzeitung : 04.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187906047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18790604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18790604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1879
- Monat1879-06
- Tag1879-06-04
- Monat1879-06
- Jahr1879
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 04.06.1879
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AächWe LlliMmg. Muts- «vö Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt nnd den Stadtrath za Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Dic „Sachs. Clb-Zcitnng" erscheint Mitttvoch und Sonnabend nnd ist durch alle Postaaslaltca, sonne durch die Erpedition dies. Al. für I Mark oicrtcljährl. zu beziehen. — ArS' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 1) Uhr, für das Sonnnbcndsblatt spätestens bis Freitag früh U Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 00 Pf. berechnet, ftabcllarische oder complicirte nach llebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig dic Slnnonccn-Aürcaus von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnbalidendank und Nud. Mosse. 187». .-U 45. Schandau, Mittwoch, den 4. Juni Politische Weltschau. Die Fcicr des Psiiigstfestcö legt den politischen Actionen eine mehrtägige Ruhe ans nnd war dies hinsichtlich der deutschen politischen Verhältnisse schon in den letzten Tagen der vergangenen Woche bemerk bar. Der Reichstag hat bereits Mittwoch und nicht erst wie man glaubte Freitag seine letzte Sitzung vor dem Pfingstfcste gehalten nnd ist auf zwölf Tage iu dic Ferien gegangen. Das Bild, was unsere innere Politik darbictct, paßt nun im Allgemeinen sehr we nig zum lieblichen Pfingstfcste, denn wenn auch schon ein großer Theil des deutschen Volkes mit der Wend ung in unserer wirthschaftlichcn Lage einverstanden ist, so wird doch auch ein anderer Theil von bangen Zweifeln über unsere wirthschaftliche Zukunft geplagt und ein dritter Theil sicht in dcr wirthschaftlichcn Umkehr bereits den Vorboten einer allgemeinen Neaction. Die Lage bleibt somit solange unsicher und unklar, bis die Folgen dcr neuen Wirthschaftöpolitik, seien cö nun gute oder schlimme, iu der Praxis erfahren werden. Als ein Ercigniß von mehr als gewöhnlicher Be deutung faßt man den vicrmonatlichcn Urlaub auf, den sich dcr Reichskanzler vom Kaiser bei Gelegenheit eines GaladincrS, welches Furst Bismarck zu Ehren des Kaisers im Rcichökanzleramtöpalniü in letzter Woche veranstaltet hatte, erbeten hat. In einer sci»cr lctztcn Neichütagörcdcu ließ Fürst Bismarck durchblickcn, daß er als Reichskanzler von den Finanzmimstcrii dcr rinzclnc» Staaten, den preußischen Fimmzmimstcr nicht ausgenommen, eine entschiedenere Unterstützung seiner Wirthschaftöpläne erwartet hätte und man glaubt m manchen Kreisen, daß dcr Reichskanzler darübcr mißmuthig sei und deshalb einen längeren Urlaub, dcr gleich non jetzt ab bcgiuncu soll, genommen habe. Für den Urlaub des Reichskanzlers lassen sich natür lich auch ebenso viel andere Motive hcrauSfindcn. Fürst Bismarck, welcher sich ohne Zweifel seit Mo naten i» sehr eingehender Weise mit wirthschaftlichcn Studien beschäftigt hat und nebenbei noch seine übrigen vielfachen Geschäfte leitete, bedarf höchstwahrscheinlich einer längeren Erholung, wie cö ja auch seit Jahren bekannt ist, daß der Fürst an Abspannung seiner Kräfte leidet. Dcr Reichstag hat als letzte Hauptarbeit vor den Ferien das Sperrgcsctz zu Ende bcrathcu und zeigten sich bei den Bcrathungcn dieses Gesetzes wiederum dic bckannlcn Gegensätze zwischen Freihandel nnd Schutzzoll. Das Gesetz ging thatsächlich doch iu allen seinen Theilen und in der Hauptsache nach den Wünschen der Negierung durch und wurdcu dcr Handelssperre bis zum Inkrafttreten des neuen Zolltarifs unter worfen: Tabak, Roheisen, Petroleum uud überhaupt Ccmsumartikcl mit wenigen Ausnahmen, ferner sowohl rohes als mit dcr Axt bearbeitetes Nutzholz. lieber dic Dauer der NcichötagSscssiou gehen die Ansichten mehr oder weniger auseinander. Wenn der Reichstag die ihm jetzt noch vorliegenden Arbeiten in dcr Weise wie bisher erledigt nnd außerdem auch noch das Gesetz für Elsaß-Lolhriugcn nnd dasjenige für Waarcnstatistik znm Abschluß bringen soll, so dürfte wohl die zweite Hälfte des Juli hcraukommen. Mau hört iu Ncichötagökrciscn vielfach die Ansicht, daß möglicher Weise zum 1. Juli eine Vertagung bis zum September ciutrctcn dürfte. Das Gesetz über dic Verfassung und Verwaltung für Elsaß-Lothriugcn soll womöglich am 1. Juli d. I. in Kraft treten. Bis dahin dürfte auch die Ernenn ung des General-Fcldmarschall v. Manteuffel znm Statthalter dcr Neichslaude zu erwarten sein. In einem besonderen Nachtragöctat ist das Gehalt des Statthalters ans 215,000 Mk. incl. eines Bureaus auf 254,025 Mk. festgesetzt. Dem Buudcsrathc ist uuumchr der mit der Ncgicruug dcr Samva-Jnscln abgeschlossene Vertrag zugcgaMN. .Begleitet ist derselbe von einer umfang ¬ reichen Denkschrift und vielen Actcustllckcn, Karten und statistischen Tabelle». Ans dieser geht hervor, daß dcr deutsche Handel ans den Südscc-Jnscln gegenwärtig, Dank dcr energischen Thätigkeit unserer Landsleute, den . aller anderen Nationen überlegen ist. Dic Ncichötags-Commission znr Bcrathnng dcr Anträge gegen den Wucher gelaugte mit ihren Arbeiten ziemlich vorwärts. Es wurde zunächst dcr in dcr letzten Commissionösitzung angenommene 8 3 n, wclchcr dcn Begriff des Wuchers fcststcllc» soll, dahin ergänzt, daß dcr cinfachc Wucher mit Gefängnis; bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft werde und der mit besonderem Raffinement durch Wechsel und Vcrpfändnng dcö Ehrenworts anögcübtc Wucher mit Gefängnis; von einem Jahre oder Geldstrafe bis zu 3000 Mark bestraft werden soll. Aus der österreichischen Stadt Bregenz in Vorarl berg wird ein Fall gemeldet, welcher iu den weitesten Kreisen allgemeines Aufsehen macht. Ur. Bernhard v. Florcnconrt, dcr Herausgeber des Vorarlbcrgcr VolksblattcS, einer ultramontaucn Zeitschrift, ist durch ein Dekret dcö Bregenzer Bezirksamtes ans dem Lande verwiesen. Dcr Grund dazn wird in cincr dcr letzten Nummer seines Blattes gesucht, welche nach dem öster reichischen Strafgesetzbuch eine Beleidigung eines Mit gliedes dcö österreichischen Kaiserhauses enthält. Diese Nummer enthielt nämlich einen höhnischen Tadel über den Kronprinzen Rudolph wegen seiner Begleitung durch den Freimaurer Brehm auf seiner Reise nach Spanien. Oesterreich steht zur Zeit in cincr für dic Ent wickelung dcö ciölcithamschc» Thcilö der Monarchie bedcntungsvollcn Wahlcampagnc. Dic scchsjährige Lcgiölaturpcriodc dcö bisherigen Ncichörathcö ist zn Ende. Dic Erfolge dcr gesetzgeberischen Arbeiten haben den Hoffnungen keineswegs entsprochen, welche man ans dieselbe vor sechs Jahren gesetzt, die liberalen Elemente leiden an cincr großen Zersplitterung und dem gegenüber tritt die nllramontauc Partei entschlossen und in sich befestigt auf, so das; cö dcr liberalen Par tei schwer fallen wird, wieder festen Fuß zu fassen. Dcr Präsidcut der französischen Republik Jules Grövy hat am 26. Akai den zwei ucucu französischen Cardinälcn M. Pin nnd M. Drcsprcz dic Eardinalö- hüte unter Einhaltung des ganzen üblichen Ccrcmo- niclö aufgesetzt. Dcr Präsident antwortete auf die Rede dcr Cardinälc, daß dcr Kirche der Schutz des Staates nicht fehlen würde, wenn dieselbe sich nicht über den Staat stellen werde. Schon wieder cour- ircu iu Frankreich Gerüchte von dem AuSbrnchc cimw wustcu Ministerkrisis, welche au der Börse ihre Be deutung nicht verfehlten. Ans cincr Soirec, wclchc im auswärtigen Amte am 26. abgehaltcn sind, wurden diese Gerüchte ans daö Entschiedenste dcmcntirt. — Dcr Dcputirte Bisbonn hat in cincr der letzten Sitz- mgcn der Dcputirtcnkammcr den Antrag gestellt, die Wirkung des Amncsticgcsctzcs um drei Monate, also bis zum 5. September zu verlängern. Graf Schuwaloff, der russische Botschafter am englischen Hofe, ist von seinem Posten znrückgctrctcn. Das ist daö neueste Ercigniß in dcr europäischen Diplomatie, welches wohl geeignet ist, dic Anfmcrk- ämkcit im höchsten Maße ans sich zn ziehen. Graf Schuwaloff, dcr russische Botschafter, dessen Nnnd reisen vor zwei Jähren pou dcr ganzen Welt mit größter Spannung verfolgt wurden und der in dcr orieutalischcn Frage einen großen entscheidenden Eiu- 'luß ausübtc, hat seinen Posten aufgcgcbcn nud an eine Stelle tritt Fürst Lobanoff-Rostowökh, der biö- ;crigc russische Botschafter in Konstaminopel. Natür lich knüpfen sich au die Abberufung dcö Grafen Schu waloff die verschiedensten nnd sich vielfach wider sprechenden Commentarc. Welches Amt Graf Schu waloff für die Zukunft bekleide» wird, ist z»r Zeit »och nicht bekannt. In Petersburg ist aber die Nach richt verbreitet, dcr Graf solle Reichs-Licckäiizlcr wcrdcn uud dic thatsächliche Leitung dcr auswärtige» Angelegenheiten übernehmen, während Fürst Gort- schakofs iwmmcll Reichskanzler bleibe. Nach cincr anderen MiUhmaßnng soll Graf Schuwaloff dc» jetzigen Minister des Innern Makosf ersetzen. Welche Mitthcilung nun die richtige ist, bleibt noch abzu- wartcn. Dcr Eintritt dcö crstcn Gouverneurs von Ost- Nmuclicn Alcko Pascha, iu das ihm unterstellte Land hätte beinahe zn einem großen Tumulte geführt. Alcko Pascha hat nämlich nach Nachrichten ans Philippopcl nud Hcrmauli daö Laud nicht in dcr bulgarischen Schafpclzmütze, wie er cs vorher versprochen, son dern im türkischen Fez betreten und darüber ist dic Volksmcugc, nachdem die zur Begrüßung dcö Gou verneurs erschienene Laiidcsdcputatio» sich zurückgezogen, in nicht geringe Aufregung gcrathcn, weiche vielleicht zu einem blutigen Conflikte geführt hätte, wenn sich Alcko Pascha schließlich nicht noch entschlossen hätte, den Fez mit einer Schafpclzmütze zn vertauschen. Darauf sind die Empfangsfeierlichkeiten ruhig vor sich gegangen. Der mmc Fürst Alexander von Bulgarien ist fest entschlossen, den Berliner Vertrag zu rcspcctircn nud demselben gewissenhaft trcn zu bleiben. Dic gegen wärtige Lage in Bulgarien ist keineswegs eine günstige zn nennen, dcr Handel liegt darnieder, die Landwirth- chaft kann thcilö in Folge mangcliidcr Arbeitskräfte, Heils in Folge des Mangels an Mitteln nicht zu einem Aufschwmig gelange», dic Stcucrn sind übcrdics schr drückend. Dies das ungefähre Bild dcr Lage Bul- gariciiö. Möge dcr Regierungsantritt des neuen Fürsten cö in ein freundliches verwandeln und die Hoffnung sich erfüllen, die man allerseits auf den Prinzen von Battenberg gesetzt hat. Dcr englisch-afghanische Fricdcnsvcrtrag ist mm- nchr endgültig abgeschlossen worden. Nach dcm- rlbcn wird England den Emir in dcr Abwehr jedes rcmdm Angriffs untcrstützcii, auch wird ein Handels vertrag Zwischen beiden Staate» abgeschlossen. Daö vom Emir an England abgetretene Gebiet wird der englischen Negierung unter der Bedingung überwiese», daß die letztere »ach Deckung dcr Vcrwaltmigökostm den Ucbcrschiiß dcr Einkünfte von dem gedachten Gebiete dein Emir hcranögicbt. Außerdem gewährt dic englische Negierung dem Emir eine jährliche Sub- idic von 6 Sak-Nnpie» (— 120,000 Lstr.) in der Voraussetzung, daß der Emir de» Friedcusvertrag mnktlich erfüllt. Ein Rückblick auf unsere innere Lage. Der Reichskanzler gedenkt dcmmichst einen längere» lrlaub anzutrctc», über dcssc» Motive man vielfach ircitct, aber so viel kam; man nach aus den offi- ciösim Kundgebungen hcrauölcscn, daß »eben dem Bc- ürfnissc der Erholung das Gefühl der Eiittäuschnng ibcr die dem Reichskanzler in seiner Wirthschaftü- wlitik gewordene Unterstützung ei» maßgebender Fac- or für den Urlaub des Kanzlers ist. Obwohl dieser lmstcmd an sich wohl keine allzugroße Wichtigkeit hat, o dient er aber offenbar in hohem Maße zur Kenu- cichnung unserer schwankenden und bcunnchigcndc» nncrcii Lage. Eine Partei, wclchc bisher dic Politik des Fürsten Bismarck in hervorragender Weise mitcr- Uitzte, die Vertreter dcö gemäßigte» Liberalismus, md Gegner der Wirthschaftöpolitik des Kanzlers ge- vordc», und eine Partei, die sich jahrelang mit gan zer Kraft der Politik des Fürsten Bismarck entgegen- varf, ist eine Stütze dcr vom Reichskanzler befür wortete» Wirthschaftöpolitik geworden. Diese neue Lage gicbk allen Politiker» viel z» rathcn u»d zu denke» »»d bei aller staatsmännische» Größe, die dem Fürste» Bismarck i»ncwoh»t, wird ihm doch die »cue Majorität im Reichstag keineswegs besonders anhci- mcln oder gar sein politisches Ideal darstelle», im Gcgciitheil hat dcr Reichskanzler schon oft zn vcr-
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