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Wilsdruffer Tageblatt : 02.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192509020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250902
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-02
- Monat1925-09
- Jahr1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.09.1925
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Deutsch-russische Krise. Drohender Abbruch dvr Handelsvertragsverhandluugen. Moskau, 31. August. Die deutsch-russischen Handelsvertragsverhandluugeu sind in den letzten Tagen in einen scharfen Krisenzustand getreten, so daß mit dem unmittelbaren Abbruch derselben gerechnet werden muß. Die Sowjetseite hat eine Reihe bereits, angesagter Zugeständnisse zurückgezogen und eigene, orher fallengelassene Forderungen wieder auf gestellt. Es macht den Eindruck, als ob der Abbruch der Han- delsvertragsverhandlungen mehr aus politischen, denn aus sachlich-wirtschaftlichen Erwägungen heraus herbei geführt wird. Man Witt hier in der Frage des Sicher heitspaktes einseitig Pressionen ausüben, andererseits überhaupt die Lösung der Sicherheitspaktfragc abwarten, ehe man wirtschaftliche Bindungen eingeht. Sollte sie diesen Schritt aufrechterhalten, so wird mit einer baldigen Rückkehr der deutschen Delegation aus Moskau zu rechnen sein. Kleine Nachrichten Spenden für die deutschen Optanten. Berlin, 31. August. Bei der Reichsgeschäftsstelle der Deut- ! chen Nothilfe sind bisher rund 35 OM Mark zur Unterstützung - norleidender ausgewiesener Optanten eingegangen. An j größeren Beträgen haben in den letzten Tagen drei Berliner ' Bankhäuser zusammen MOV Mark der Nothilfe aus privaten i Mitteln zur Verfügung gestellt. Ser NE Mmms m Mmchen München, 31. August. Der neuernannte Apostolische Nuntius Monsignore Vasallo di Torregressa über- Mchte heute im Ministerium des Äußern dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held sein Beglaubigungsschreiben, är richtete dabei in deutscher Sprache eine Ansprache au den Ministerpräsidenten, in der er sagte, durch den Abschluß des onkordates werde ihn« sein Amt ungemein erleichtert. Die Bedeutung des Konkordates reiche weit über die Landes- venzen hinaus, nm der Vorteile willen, die daraus crfließen, nie für die Festigung von Sitte und Religion, für den isfentlicheu Frieden und das allgemeine Wohl. Der bayeri- N e Ministerpräsident erwiderte mit herzlichen Worten und egte, das Konkordat, das zwischen dem Staate Bayern und nun Heiligen Stuhl abgeschlossen ist, gibt uns für eine er- elgreiche Zusammenarbeit die beste Grundlage. Froutunkgruppierung in Marokko. Paris, 31. August. Wie aus Fez gemeldet wird, ist an wr französischen Front eine neue Periode der Vorbereitung md Umgruppierung der Truppen für die große Offensive ein- wtreten. Abd-el-Krim ist mit der Stärkung seiner Flügel- tsllungen, die ihm die Verteidigung des Äjdirgebietes er- uöglichen sollen, beschäftigt. Abd-el-Krims Bruder verteidigt wn Westabschuitt der Kabylenfront. Salomon Parmat in Warschau. Warschau, 31. August. Salomon Barmat ist gestern in ' Darschau eingetroffen. In einem Interview beteuerte er die nschuld der Barmats, die in dem Kampf der Völkischen ugen die Sozialdemokratie Opfer eines Prozeßmanövers ge worden wären. Durch die unberechtigte Verhaftung hätte er nit seinen Brüdern das ganze Vermögen verloren. Hitzewelle in Bulgarien. Sofia, 31. August. In ganz Bulgarien herrscht starke sitze. In vielen Städten ist die Temperatur auf 38 Grad üsius im Schatten gestiegen. An mehreren Orten sind Daldbrände entstünden. Leipziger Hsrbstmeffe. Stiller als sonst. Leipzig, 31. August. Wer aus den Jnflationsjahren an das Gedränge und Geschiebe sowohl in den Messehäusern wie auf der Straßen gewöhnt ist, ist erstaunt über die verhältnis mäßige Ruhe. Nichtsdestoweniger scheint sich das Geschäft jedoch verhältnismäßig gut anzulassen. Nur wer wirklich Geschäfte machen will, hat bei den großen Unkosten die Reise unternommen, und ganz im Gegensatz zu früher sieht man allenthalben bereits eifrig Geschäfte abschließen. Die Sehleute sind eben weggeblieben. Die Eröffnung der Messe erfolgte ohne jede Feierlichkeit. Nur der altbekannte Prefseempfang ging mir den üblichen Begrüßungsreden vor sich. Was den Verlauf des Geschäfts betrifft, fo wird aus verschiedenen Branchegruppen berichtet, daß diesmal der Bedarfskänfer, der vorsichtig, aber zu gemessenen Bedingungen kauft, die wichtigste Rolle spielt. Auf der Textil messe interessiert man sich vor allem für die guten Mittelgenres. Artikel, die von der Mode bevorzugt sind, gehen zum Teil sehr flott. Auch ausländische Inter essenten sprechen vor. Ähnlich ist die Situation auf der Schuh- und Ledermesfe. Auf der Bugramesse, der Reklame messe und der Papiermesse zeigt sich reges Interesse seitens neuer und alter Kundschaft. Auf der Edelmetall-, Uhren- und Schmnckwarenmesse übertrifft das Geschäft besonders in Taschen- und Großuhren die Erwartungen der Aussteller. Die Neuerungen und Erweiterungen aus der dies jährigen Herbstmesse sind nur geringfügiger Natur, was allerdings nicht sagen will, daß die Ausdehnung nament lich der technischen Messe bereits zum Abschluß gekommen ist. In der allgemeinen Mustermesse nehmen die Aus landsmessen einen immer breiteren Raum ein. Namentlich haben die S o w j e t v e r t r e t e r sich auch in Leipzig wesentlich vergrößert. Neu erscheint eine Aus stellung nordafrikanischer Produkte. In der Zentralstelle für Interessen der Leipziger Muster messe sprach im Namen der Rcichsregierung Ober- regierungsrat Dr. Josen über das Thema: „Preisab bau". Der Redner wies darauf hin, das; das Ziel der Reichsregierung, in der Wirtschaft wieder gesunde Lebens- bedingungen zu schaffen, im Vorjahre in der Währungs- gesetzgebung Ausdruck gesunden habe. Das Gesetzgebungs- wer? des Sommers bilde eine weitere Etappe auf dem von der Negierung beschrittenen Wege. Sein Ziel fei die Entlastung der Wirtschaft von Steuern, wie sie in dem Einkommensteuergesetz und in der Senkung der Umsatz steuer vorgesehen sei. Die Regierung habe sich daher mit ihrer Erklärung vom 27. August an alle Kreise gewandt, um ihnen die Notwendigkeit, aber auch ihren festen Willen zum Bewußtsein zu bringen, das Preisniveau zu senken. Die Reichsregierung werde in erster Linie gegen Klauseln Vorgehen, die als Ausdruck des Mißtrauens in die Be ständigkeit der Währung aufgefaßt werden könnten, ferner gegen Klauseln, die die Abnehmerschaft einseitig durch Treurabatte, Preisbindung und Reserve im Kartettinter- esse festlegen oder den natürlichen Preis und den Risiko ausgleich in der Wirtschaft hindern könnten. Zu letzterem zähle vor allem die Klausel freibleibeneder Preise, die auf der Leipziger Messe 1923 in der Not der Inflations zeit entstanden sei und die, wie erwartet werden dürfte, in der jetzigen Herbstmefse zu Grabe getragen wird. In einer Entschließung wurde zum Ausdruck gebracht, daß rie Zentralstelle bereit sei, die Rcichsregierung in ihrem Destreben, eine allgemeine Preissenkung herbeizuführen, zu unterstützen. Hu» unlerer keimst Wilsdruff, am 1. September 1325. Merkblatt für den 2. September, Sonnenaufgang b" f Mondausgang Sonnenuntergang g" ! Monsuntergang 1870 Kapitulation von Sedan, Napolesn 111 1915 Die Festung Grodno genommen. 7-' N 4' V. gefangen. — Um dis alten Lausender. Seitens Les sogenannten „Reichs- bankgläubigerv^ wird in der Presse eine Notiz der .,Reichenbacher Zeitung" vom 15. August verbreitet: „Nach die ser fei ein Aufkäufer von Rsichsbanknoten festgenommen wor den, der für einen Tausendmarkschein 300 Mark bezahlt habe. Bei feiner polizeilichen Festnahme habe man einen Ausweis der Neichsbank bei ihm gefunden, in deren Auftrag er Nolen auf- ge-k-a-ust habe." Die Nachricht ist frei erfunden, ihre Richtig stellung ist veranlaßt. Die Rrichsbank hat in keinem Falle ihre Noten aufgekaust oder Lurch Dritte aufkaufen lassen. Sie lehnt jede Aufwertung der alten Noten, insbesondere auch der so genannten Vorkriegsnoten, nach wie vor ab und wird die dar über schwebenden Rechtsstreitigkeiten, in denen sie, wie bekannt, in erster Instanz bereits obgesiegt hat, bis zur Rechtskraft we-i- terführen. Der Termin vor dem Kammergerrcht in Berlin steht im Oktober an. Der Ortsausschuß des Handwerks hielt gestern nachmittag im „Adler" einen g-utbesuchten Sprechtag ab. Herr Dachdecker- Vas Glücksarmbanä. Roman von Renttoh. 12l (Nachdruck verboten.) „Wenn Ihre Großmama so streng ist, dann wundert es mich, daß sie Ihnen erlaubte, das Fest zu besuchen," sagte er, neben ihr über die Gasse gehend, und immer noch hoffend, sie ein wenig zurückzuhalten. Sie wendete ihm voll das Gesicht zu. „Großmutter hat's auch gar nicht gewußt" — sagte sie rasch. — „Und nicht wahr, das erscheint Ihnen jetz wie ein Unreckt von mir? Aber der Freiherr von Bode, dessen Tochter ich unterrichte, ging hin mit meiner Schülerin und halte mich eingeladen. Und denken Sie nur, Herr Doktor, ich bin jetzt vierundzwanzig Jahrs und war nie auf einem Ball! Ich kenne überhaupt nichts von der Heiterkeit der Welt. Großmutter sagt: ,Auf jedes Lachen folgt das Weinen.' Und außer den Worten Pflicht, Arbeit, Selbstentäußerung kennt sie nichts. Und ich hatte dock eine fast wahnsinnige Sehnsucht, ein- mal Licht und Freude und Schönheit zu sehen und ein Stück frohes Leben. So hab' ich denn, da Baron Bode mir zuredete, mich überreden lassen, hab' der Großmutter altes Keid heimlich geputzt, und der Freiherr ist selbst ge kommen — er kennt Großmutter von früher — und hat gesagt, seine Tochter feiere Geburtstag, darum möge Großmutter mir diesen einen Abend erlauben, auszu bleiben r ich sollte dann bei den Bodes schlafen. Groß mama fragte gleich, ob Herren da wären, und erst, als der Baron lächelnd verneinte, hat sie eingewilligt, und ich durfte gehen. Das Kleid ließ ich heimlich sortschaffen und wieder Herdringen. Es war ja gewiß nicht recht, das ganze versteckte Spiel. Und wenn Großmutter es je er führe, das wäre schrecklich. Aber einmal wollte ich auch jung, froh und glücklich sein! War es eine Sünde? Ich glaube nicht, und es reut mich auch nicht." Warm sah sie ihn an aus ihren schönen Augen. „Ich werde den Abend nie vergessen", sagte sie dann noch ganz leise. Sie hatte schon den Schlüssel ins Schloß gesteckt und umgedreht, da hielt er ihre Hand fest. „Ich bitte Sie, erlauben Sie, daß ich manchmal hier warte!" sagte er ernst. „Ich kann mir gar kein Leben mehr denken ohne Sie." „Nein," — antwortete sie fest — „das darf nickt sein. Großmutter ist gut, und ich mag sie nicht betrügen. Ich bin das einzige, was sie auf dieser Welt besitzt außer Onkel Edmund, der aber schon alt und müde ist. Nein, nein! Warten Sie lieber nicht auf mich, Herr Doktor! Und nun: Leben Sie wohl!" Damit öffnete sie die Tür, nickte ihm zu und schlüpfte in den Hof. Noch einmal traf ihn ein Blick aus ihren schönen Augen, dann fiel der Torflügel zu, und der Außenstehende vernahm, wie sie von innen absperrts, hörte leichte Schritte, die durch den Hof eilten, und endlich ein Klingeln an einer Wohnungstür. Er stand noch immer, als warte er auf irgend etwas. Eine große Unruhe war in ihm. Da wohnte nun dieses junge und — wie es ihm schien — recht merkwürdig er zogene Mädchen allein mit der gewiß schon sehr alten Frau in dem sonderbaren Hause! Und plötzlich fiel ihm der Schrei wieder ein, den er früher zu hören geglaubt hatte. Da klang aufs neue von drinnen das Anläuten durch die Stille; man schien dem Mädchen noch nicht geöffnet zu haben. Norbert horchte angestrengt, und die Sorge in ihm wuchs. Wenn ein Unglück geschehen wäre? Die alte Frau schien ganz ohne Bedienung zu leben. Sie konnte ge stürzt sein, oder jemand hatte sich eingeschlichen, sie über fallen. Noch einmal schrillte drinnen die Klingel, ihre wim mernde, dünne Stimme kreischte, schrie förmlich in die Stille hinein. Dann vernahm Norbert deutlich bis heraus die weiche Mädchenstimms. „Großmutter l Um Gottes willen! Groümutterl" meister Zienert eröffnete ihn mit begrüßenden Worten und forderte Lie Anwesenden auf, auch ihr Scherflein zur Aeppelm- Eckener-SpenLe beizutragen, damit das große Werk gelinge. Aus Antrag Les Herrn Stellmachermeister Loßner wurde ein stimmig beschlossen, 30 Mark aus der Vereinskasse für diesen Zweck dem LanLesausschuß zur Verfügung zu stellen. Auf Wirt schaftliche Fragen übergehend, behandelte Herr Zienert die Lohnkämpfe Ler jüngsten Zeit und die wenig damit in Einklang zu bringenLe Preissenkun-gsÄ Ler Reichsregierung. Das Handwerk, so wurde im Namen Aller ausgeführt, will gern da bei mithelfen und erkennt das als seine Pflicht, aber Vorderhand weiß es nicht, wie es möglich sein sollte. Alle Materialien und Unkosten haben steigende Preise und der Handwerker ist daher -immer Wieder der Leidtragende. An seinen Preisen wird ge mäkelt und gefeilscht, so daß in vielen Fällen nicht mal Las Not wendigste verdient wird. Wie es da möglich sein kann, den Preis zu senken, -ist vorläufig noch rätselhafl. Aber das -Handwerk er klärt sich gern Lazu bereit, wenn Lieferanten usw. es in die glück liche Lage versetzen. — Ueber Lie geplante Beseitigung der Zwangswirtschaft für gewerbliche Räume ist man geteilter Mei nung, Loch stellt man sich nicht dagegen. — Nach einer reichs gerichtlichen -Entscheidung sind Strafen, die von Innungen und Verbänden über Len Beschlüssen zuwiderhandelnde Mitglieder verhängt werden, als rechtsverbindlich anzusehen. — Arbeitslohn und Arbeitsleistung behandelte Herr Fabrikant Schlichen- maier unter Zustimmung aller Anwesenden. Mehr orientie- , reichen Charakters war der Vortrag des Herrn Geschäftsführers i Klotzsche (Meißen) über -die neue Handwerkerordnung, deren Stand heute noch genau -derselbe sei wie.vor zehn Jahren. Nach dem Ler Entwurf im Reichstag an. Len Gegenanträgen von links und rechts gescheitert sei, liege ein neuer Entwurf Les Handwerks sowohl wie der Reichsregierung vor. Eine Einigung darüber sei -vorläufig nicht zu erwarten, da Las Handwerk von seinen; -Stand punkte nicht abgehen könne. Nach Behandlung wichtiger Steuer- fragen und einem Aeberbsick über die neuen Steuer- und Zoll gesetze seitens des Herrn Klotzsche wurde Lie Versammlung nach dreistündiger Dauer geschlossen Stromunjerbrechung wegen Großfener. Heute vormittag in der 11. Stunde war -unsere Stadt wicder einmal ohne Strom. Die Zuführung -hatte seitens des Werkes auf eine reichl-iche halbe -Stunde abgeschaltet werden muffen, da in Hintergersdorf ein Grvßfmer ausgöbrochen war. In Ler -Scheune Les Gutsbe sitzers Burkhardt daselbst war man beim Dreschen beschäf tigt, als -wahrscheinlich infolge Heißlaufens Les Motors gegen 10 Ahr ein Brand ausbrach, der bei dem herrschenden Sturm rasend um sich griff und binnen -kurzer Zeit das aus vier Ge bäuden bestehende -Gut mit allen Erntevorräten und Lem größten Teil der 'Einrichtungsgegenstände in Schutt und Äsche legte. Nur eine Hälfte Les Wohnhauses konnte erhalten werden. Das Vieh wurde bis aus den Hund und ein Schwein gerettet. Dem Besitzer erwächst großer -Schaden. Feueralarm betr. -Im amtlichen Teil Lieser Nummer macht -der hiesige Stadtrat bekannt, daß künftig Feueralarm erfolgt b e i Stadtfeuer durch die auf dem Rathausturm angebrachte ° Sirene und die bei den Firmen Carl-Fleischer und Fr. Th. Müller (Sinemus) aufgestMen Feuermelder sowie durch An s' schlagen der Kirchenglocken und gegebenenfalls -durch Hornsig- - nale; bei Landfe u e r nur Lurch Anschlägen der Rakhaus- - glocke. Die Benutzung der Feuermelder bei Landfeuer ist ver boten. Bettler als Gelegenbeitsbiebe. Bettler und Hausierer neh men jetzt -wieder einmal -so überhand, daß man schon von einer Landplage sprechen kann. Am Sonnabend -z. B. rief Lie Flur glocke in einer Stunde nicht weniger wie sechsmal und sechsmal wurde mehr oder weniger auf die Gutmütigkeit Ler Leute speku liert. Ein alter Handwerksbursche bat um Ueberbleibsel vom Mittagessen, den ganzen Tag habe er noch nichts zu essen ge habt. Mit Seife handelte der Zweite, Zwirn und Knöpfe hatte der Dritte, auf einem Zettel stellte sich der Vierte als armer arbeitsloser Familienvater vor und empfahl Briefpapier, und -so ging das fort. Mögen Ler größte Teil von ihnen ehrliche Leute sein, der andere wird die -Gelegenheit zum Stehlen immer be nützen. So nahm vergangene Woche ein in Ler Bahnhofstraße vovsprechender Bettler ein Paar neue Filzpantoffeln, Li-e -auf dem -Fußabstreicher -vor der Stubentür stehen gelassen wurden, mit, um sie wahrscheinlich anderwärts wieder zu verkloppen. Da die Bestohlenen arme Leute sind, ist der Verlust doppelt schmerzlich. Es kann also gar nicht oft und eindringlich genug gewarnt wer den: Vorsicht vor Bettlern! 8V. Geburtstag. Frau Auguste verw. Roßberg, die -hinterlassene Witwe des vor mehr als zwanzig Jähren bereits verstorbenen Meinküfers Roßberg, kann am morgigen Tage -in voller körperlicher und -giftiger Frische den 80. Geburtstag be- Aber nur tiefer schien ringsum das Schwelgen zu werden, nur noch lautloser lag das kleine Haus. Entschlossen pochte Norbert an das Tor, denn ein Probegriff hatte ihn überzeugt, daß die Klingel hier nicht in Ordnung war und keinen Ton von sich gab. Dock da hörte er schon eilige Schritte rasch durch den Hof sich nähern, und eine halbe Minute fpäter riß das Mädchen von innen das Tor auf. Als sie Doktor Norbert erblickte, flog ein Schein wie Erlösung über ihr verängstigtes Antlitz. „Gott sei Dankt" sagte sie. „Da sind Sie noch! Bitte, könnten Sie mir nicht so rasch wie nur möglich einen Schlosser holen? Großmutter macht nicht auf. Es muß irgend etwas geschehen sein — und ich habe keinen Menschen im Haus." „Lassen Sie's mich erst einmal schnell selber probieren!" entgegnete er hastig. „Auf welche Art ist denn dis Tür verschlossen?" „Gewöhnlich bloß mit dem einfachen Schlüssel, der steckt innen an. Ich seh's durch das Schlüsselloch." „Vielleicht, wenn wir uns mit vereinten Kräften gegen dis Tür stemmen," rief er, schon durch den Hoj eilend. „Ich kenne mich hier schlecht aus, weiß keinen Schlosser." Sie lief vor ihm her mit fliegenden Kleidern; das Haustor hatte sie noch hinter sich zugeworfen. In der un sicheren Halbbsleuchtung merkte er, daß sie durch den gassen ähnlichen, sehr schmalen Gang liefen. Nun sprang sie über die Stufen empor zu dem kleinen Quergebäude, hinter dem, dunkel und massig, die uralten Baume aufragten. Noch einmal riß Christa an der Glocke, noch einmal erhob diese ihren Rus, aber auch jetzt rührte sich nichts im Innern des Gebäudes, kein Lichtschein brach aus den ver gitterten Fenstern. Norbert hatte beim Licht seiner kleinen elektrischen Taschenlampe bereits die Tür untersucht. (Fortsetzung folgt.)
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