Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 28.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-188501282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18850128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18850128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-28
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 28.01.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MUche Lllijeitmg. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. 8. Schandau, Mittwoch, den 28. Januar 1885. Politische Rundschau. Das jüngste, in ciiicm leichte» Darmkatarrh be stehende Unwohlsein des Kaisers, welches bei dem hohen Alter desselben begreiflicher Weise Beunruhigung in der Bevölkerung hcrvorricf, giebt zn einer solchen nicht den mindesten Anlaß, wie wiederholt aus Berlin versichert wird. Da am Freitag kein Bulletin über das Befinden des Kaisers veröffentlicht wnrdc und da anßcrdcm der hohe Herr wieder begonnen hat, sich seiner gewohnten Thntigkcil zn widmen, so er scheinen weitere Besorgnisse wegen des Befinden des Kaisers wohl überflüssig. Der Verlauf der ersten Verhandlung des Reichs tages über daö Postspnrkassciigcsctz, mit welchem Gegen, stände sich der Reichstag am Donnerstag beschäftigte, legt die Befürchtung nahe, daß die Vorlage nnö der Commission, an welche sic in erster Lesung verwiesen worden ist, nicht wieder aufcrstchcn werde. Die ganze Debatte stand ersichtlich unter dem Drucke der An schauung, daß die Gcmciudcsparknssen geschädigt wer den würden, falls die Eiurichtnng der Postsparkassen in'ö Leben träte, nnd die höheren Gesichtspunkte, unter denen die Vorlage hätte behandelt werden müssen, kamen hierbei mir wenig znr Geltung. Die Einwend ungen gegen die Vorlage unter Hinweis ans die zu schützenden Interessen der Commnnalsparkasscn wnrdcu von den Rednern der freisinnigen Partei nnd von den sächsischen Eonservativeu Ackermann nnd Günther er hoben nnd erklärte sich das ausnahmsweise Zusammen gehen der letzteren mit der principicllcn Opposition durch den Umstand, daß in Sachse» das Gcmcindc- Sparkasscnwcsc» in hoher Blüthe steht nnd somit das Eintreten der genannten Herre» für dasselbe eine gc wisse Berechtigung hatte. Bon einem ganz anderen Standpnnkle ging der CcntrnmSführcr, Herr Windt horst, bei seinen Angriffen auf die Postsparkassen auö. Derselbe machte panicularistischc Bedenken geltend, indem er ausführte, daß durch die Postsparkassen die Verstaatlichung des SparkasscnwcsenS überhaupt und weiter ein Zusammeuströmcn der Ersparnisse des klei nen Mannes in Berlin herbeigeführt werden solle. Dagegen trat Namens eines Thcilcö der Eonservativeu Abg. v. Hclldorf warm für die Postsparkassen ein nnd von Seiten der Nationallibcralen wurden dieselben durch Abg. Kalle befürwortet, wenngleich auch Herr- Kalle nicht frei von Bedenken war. Die Vcrthcidig- ung der Vorlage lag in de» Händen dcö Slaatösecrc- tärS vr. Stephan, welcher sich sowohl gegen die vom particnlaristischcn Standpunkte erhobenen Bedenken bezüglich der Postsparkassen wandte, als anch die im Interesse der Gcmeindcsparkasscu erhobenen Einwend ungen bekämpfte, doch waren seine Argumente nicht immer durchschlagend. Vielleicht werden sich die Bcr- lheidiger der Gcmcindespnrknsscu in der Commission noch überzeugen, daß die letzteren von den Postspar kassen keine in'ö Gewicht fallende Coucurrcnz zu fürchten haben, da die Postsparkasse» i» der Hanptsachc wohl nur solche Gelder an sich ziehen werden, welche dic bestehenden Kassen auch bei verbesserter Organisation nicht erhalten, ja, welche vielleicht sonst gar nicht ge spart würde»; vorläufig ist indessen das Schicksal dcr Vorlage noch ein sehr zweifelhaftes. Die Freitags- sitznug dcö Reichstages brachte die Fortsetzung dcr Elatöbcrathuug, und zwar zunächst mit der beim Etat des Ncichsamtcö des Inneren eingestellten Forderung von 150,000 Mark für die Erforschung von Central- Afrika. Die Position war in zweiter Lesung an die Bndget-Commission zurückvcrwicscu worden, welche ur sprünglich die Streichung von 50,000 Mark beantragt hatte, nnnmchr aber sich für die volle Bewilligung der Summe aussprach, während das Centn»» die Be willigung von 100,000 Mk. beantragte. Die Debatte war indessen weniger dem in Rede stehenden Gegen stände, als vielmehr der Adrcssenbcwegung anläßlich des NeichötagSvotumö vom 15. Dcccmber gewidmet. Die Redner der NeichStagömajorilät vom 15. Dccbr. bezeichneten den Adrcsscnstnrm als einen künstlich er regten und Abg. Wiudthorst meinte sogar, die Vcr- urtheilnng des Ncichötagövolnms wäre ein constitutio- nelleS Verbrechen!! Im Ucbrigcn liefen die Argu mentationen der Herren darauf hinaus, daß die Ma- jorstät des Volkes, rcsp. der Wähler, nicht hinter den „Adresscnfabrikanten" stünde und daß die Nachwahlen dies bewiesen hätten. Die 150,000 Mark selbst wnr dcu schließlich gegen die Stimmen des Ccntrnmö, dcr Polcn nnd einzelner Freisinniger bewilligt, sogar die Socialdcmocratcn stimmten dafür. Die übrigen auf der Tagesordnung stehenden Etntstheilc (Reichstag, Reichs- Justizverwaltung, PcnsionSfondS, Ncichöciscn- bahncu) wurden ohne bcmcrkcnöwcrthc Diöcussiou er ledigt und setzte das Haus am Sonnabend die Etats- bcrathnng beim Etat der Zölle nnd Verbrauchssteuern fort. Zwischen Preußen nnd Rußland ist eine Ucbcr- einknnft abgeschlossen worden, in welcher sich beide Staaten znr gegenseitigen Auslieferung ihrer Untcr- lhaiieu verpflichten, welche sich 1) Verbrechen nnd Ver gehen oder Vorbereitungen dazu gegen den deutschen (russischen) Kaiser, rcsp. deren Familienglicdcr, 2) vor bedachten Mordes oder Versuches eines solchen nnd 3) der ungesetzlichen Anfertigung oder Aufbewahrung von Sprengstoffen schuldig gemacht habcu. Die Con- vcutiou besagt ferner, daß die Auslieferung unter Um ständen anch von solchen Personen erfolgen kann, die sich anderer Verbrechen, als der oben angeführten, schuldig gemacht haben nnd hebt bei dieser Gelegenheit die zwischen beiden Staaten bestehenden freundschaft lichen nnd gut nachbarlichen Beziehungen hervor. Man Hal es hier mit dem ersten Versuche zu thun, auf dem Wege iutcrnationalcr Ucbcrciukuuft den von dcu Anar chisten nnd der ihnen verwandten Elemente drohenden Gefahre» cMgegcuzutrctcn »ud i» Hinsicht auf die Wichtigkeit dieses Unternehmens kann man nur mit dem „Journal dc St. Pctcröbonrg" übcrciuslimmcn, welches die Hoffnung auöspricht, die deutsch - russische .lcbcrciukuuft werde nicht vereinzelt bleiben, sondern m Jnlcrcssc der Solidarität aller Monarchien wie »er gcsammtcn Gesellschaft' weiter befolgt werden, nm ich gegen die Unternehmungen einer Vcrbrcchcrgrnppe gi schützen, die maßlos in der Befriedigung ihrer urchtbarcn Leidenschaften sei. Im ungarischen Unterhaus«! kam es in der Frei- tagösitzung anläßlich der Bcralhung dcö Cnltnöbndgcts zn einer kirchcnpolilischcn Debatte, in welcher die Frage -er Autonomie der katholischen Kirche die Hauptrolle picltc. In sehr eingehender Weise legte hierbei dcr Miuislcrpräsidcnt Tiöza seine» Standpunkt in der aufgeworfenen kirchcnpolilischcn Frage dar, den cr da. hin prücisirtc, daß die Rechte und Ucbcrzengimgen jeder Kirche zn achten, daß aber anch die Rechte des aposto lischen Königs, wenn angegriffen, gegen jede Kirche zu vcrlhcidigcn seien. Die Frage der Autonomie lasse ich bei den vorherrschenden widersprechenden Anffass- mgcn noch nicht sofort ans gesetzgeberischem Wege regeln; schließlich wies der Ministerpräsident die Bc- hauplnng des Abg. Hermann, daß der religiös-sittliche luterricht im Gegensatz zum positiven Wissen stehe, mit dem Bemerken zurück, daß gerade der rcligivö- ittlichc Unterricht den Fortschritt der Menschheit be gründet habe. Piemont, das Stammland dcö italienischen KönigS- MiscS, ist in dcu lctztcn Wochen von fnrchtbarcu Ln- viucnstürzcu hcimgcsncht wordcu, die nicht nur gro- zcn materiellen Schaden verursacht haben, sondern )cncn lcidcr anch zahlreiche Menschenleben znm Opfer- gefallen sind. Fast nnö jedem Alpcuthnl Picmoutö treffen erschütternde Nachrichten ein nnd beläuft sich ic Zahl der durch die Schucemasscu umgekommcucn Zersoncu bereits in die Hunderte. Die Behörden, aö Militär, die Bevölkerung wetteifern in den Bc- mühnngcn, Hilfe zu bringen und alles Nölhigc zur Rettung anfzuwcndcn. Diese Hioböposlcn lenken äugen blicklich die Aufmerksamkeit der Italiener von der Assab-Expcditiou etwas ab, obwobl dieselbe sich gerade jetzt ihrem Anögang nähert. Wie nämlich eine Dc- wschc ans Port-Said meldet, ist daö Packctbvot ,Gottardo" am Freitag mit der für Assab bestimmten Garnison daselbst ciugctroffcu, so daß die Ankunft dcr- clbcn in Assab selbst dieser Woche erfolgen dürfte. König Alfonso von Spanien ist in voriger Woche von dem längeren Besuche, welchen cr den durch die Erdbeben so schwer hcimgcsuchtcn südlichen Provinzen eines Reiches abgcstattcl hat, wieder nach Madrid urückgekchrt. Die zahlreich herbcigcströmtc Menge empfing den König, welcher im offenen Wagen nnd ohne Eöeortc nach dem Königlichen Palastc fuhr, mit enthusiastischen Zurufen, ein Beweis, wie sehr die mnische Nation die Thcilnahmc zu würdigen weiß, I welche ihr Herrscher dcu von so furchtbaren Elcmcular- crciguisscn betroffenen Landcöthcilcn widmet. Ucbcr- cinstimmcndeu Berichten zufolge ist übrigens die Noth« läge in Andalusien eine derartige, daß der spanische Staat selbst bei größter Kraftanstrcugung nicht im Stande ist, dieselbe aus eigenen Mitteln zu beseitigen und daß hierbei die Mithilfe dcö ganzen übrigen Europas dringend erforderlich ist. Hoffentlich werden die auch in Deutschland für die betreffenden spanischen Provinzen cingclcitctcu Snmmlnngcn das ihrige hier zu beitragen. Der englische Geschäftsträger in Athen, welcher kürz lich durch eincu griechischen Gcnödarmcu beleidigt worden war, hat der griechischen Negierung ein Ultimatnm übersandt, in welchem cr verlangt, daß die Ordrc, durch welche der betreffende Beamte cnssirt wird, im Beisein dcö englischen Consnlö nnd unter den Klängen der englischen Nationalhymne verlesen werde. Die Athener Journale sprechen sich sehr erbittert über diese Znmnthnng aus, billigen aber die Haltung dcö Athener Cabinctö, daö zu einer raschen Beilegung dcö Zwischen falls bereit ist. Während in Loudon au der Lösung der cgyptischcn Finanzfragc gearbeitet wird, ist die militärische Ent scheidung im Sudan plötzlich durch die blutige« Zu sammenstöße der Engländer mit den Rebellen bei Abuklcy Wills nnd Mctammch nahe gerückt worden. In London ist ein dctaillirter Bericht General Wol- cley's über die beiden Gefechte eingclnnfcu, welcher icstäligt, daß die Engländer bei ersterer Affairc bei nahe dcu Kürzeren gezogen hätten und daß es ihnen schließlich nur durch ciu couccutrirtcö Schnellfeuer gc- lnug, die tollkühnen Ncitcrmasscn dcö Mahdi in die Flacht zn schlagen. Wenn auch daö Treffe» vo» Abluklcy Willö somit eincu für daö englische Corps rühmlichen Ansgang genommen hat, so muß cö doch auch verhältnißmäßig große Verluste beklagen und na mentlich haben die Engländer hierbei eine Anzahl apfcrcr Offiziere verloren. — Die „N. Fr. Pr." läßt ich ans Nom melden: Sollte die Pforte darauf be- lchcn, Häfen im Nöthen Meere zu oceupircu, wird Italien dies nöthigcnfallö mit Waffengewalt verhin dern. Admiral Bertelli hat auf gegebenen Befehl den türkischen Transportschiffen den Weg nach Nom zu verlegen. Es bezieht sich dies ans ein angebliches Ab- kommeu zwischen England nnd der Pforte, demzufolge der.Sultan cinwilligc, daß England die gänzliche Ver waltung Mittel rind Unlcrcgyplcnö übernimmt, wo für der Pforte ein oder mehrere Häfen am Nothcu Mccrc überlassen werden sollen. Zur Fraqe der Kornzölle. Das Bckauntwerdcn der Absicht der Negierung, die Zölle ans die Gctrcidcartcu und einige andere Importartikel zu erhöhen, hat zunächst zwci extreme Erscheinungen hcrvorgchobcu: Maßloses Schreien nnd Toben gegen die Kornzöllc nnd übertriebene Hoff nungen ans die günstigen Wirkungen derselben. Die ganze Affairc ist aber noch gar nicht sprnchrcif, wird cö möglicher Weise anch in der gegenwärtigen Ncichö- tagösession noch nicht, also wäre cö dringcud geboten, die Angelegenheit doch recht sachlich zu prüfen nnd sich zumal vor Ucbertrcibungcn zu hüte». Zunächst erscheint cö nnö schon total verkehrt, Freihandel nnd Schutzzoll zu einer Partcisragc auf- gibnuschcn, denn ein Blick auf die verschiedenen Cnlturländcr lehrt, daß Freihandel nnd Schutzzoll vielmehr wirthschaftiichc Opportunitätömnßregclu alö Forderungen politischer Polizciprogrnmmc sind nnd erweisen sich sehr liberal regierte Staaten, z. B. die Vereinigten Staaten von Nordamerika, oft ganz extrem chutzzöllncrisch. Von einer gntcn Politik erwartet »an nun, daß sic nicht den Interessen einzelner Berufszweige oder Volköklasscn, sondern dem Wohle der Gcsammtheit diene» soll. Wie steht cö nun in icser Beziehung mit Freihandel und Schutzzoll? Mau kauu wohl sagen, daß sowohl dem Freihandel als dem Schntzzvll gegenüber daö Volk sich in Jntcrcs- scnlcngrnppen thcilt. Die Kanflcntc aller Klassen, denen cö vom finanziellen Standpnnktc gleich sein kann, ob ihre Wanrc ein in- oder anöländischcü Pro dukt ist, werde« immer für möglichste Freiheit des Handclö schwärme«, weil sich dadurch daö Geschäft
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite