Die Arbeit beginnt mit dem Studium des Menschen. Beim guten Be kannten wird man schon öfter die Seite gesehen haben, von der man ihn erfassen will. Das ist besser, als ihn vor die Kamera zu setzen und den Kopf nach allen Seiten zu drehen, um die «günstigste» Stel lung zu finden. Jeder Mensch hat verschiedene Ansichten, auch in den Abbildungsmöglichkeiten, und - was allerdings seltener auffällt - zwei verschiedene Gesichtshälften. Man kann sich den Scherz leisten, einen Menschen von vorne zu fotografieren und zwei Vergrößerun gen anzufertigen, von denen man eine seitenverkehrt macht. Nun schneidet man beide Bilder in der Mitte des Gesichtes senkrecht aus einander und klebt sie so zusammen, daß sich beide linke und beide rechte Hälften - je eine seitenrichtig und eine seitenverkehrt - ergän zen. Da kommen die komischsten Gesichter heraus, um so komischer, je unähnlicher sich beide Hälften sind. Das Gesicht kann genau von vorn, halbseitlich, im Profil und in vielen Zwischenstellungen fotografiert werden. Bevor die Kamera auf gestellt wird, sollte man schon wissen, welche Gesichtsansicht in Frage kommt. Für die Darstellung von Kopf und Gesicht spielt es eine sehr große Rolle, in welcher Richtung man auf das Gesicht foto grafiert; wenn die Kameraachse waagerecht und das Gesicht gesenkt oder die Kamera von oben auf ein Gesicht fotografiert, dessen Fläche senkrecht gerichtet ist, werden die oberen Teile des Gesichtes groß, die unteren aber klein abgebildet. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man von unten her fotografiert, was schon wegen Verkleinerung der Stirn und Hervortreten der Kinnpartien zu ausgesprochen unsympa thischen Wirkungen führt. Die Ähnlichkeit der Darstellung eines Kopfes hängt auch vom Auf nahmeabstand ab. Sehr näher Standort gibt perspektivische Ver zeichnungen zwischen vorderen und hinteren Ebenen, also bei Auf nahmen von vorn zwischen Nase und Ohren. Daher gilt als Norm nicht näher als auf 1,2 m heranzugehen. Diese Verzeichnungen füh ren nämlich bis zur Unähnlichkeit. Bei normaler Brennweite und einem Abstand von 1,2 m wird ein Mensch etwa bis zu den Hüften abgebildet, wenn man ihn so ins Hochformat stellt, daß etwas Raum über dem Kopf bleibt. Mancher Amateur drängt aber zu einer Ab bildung, die den Kopf recht groß in den Bildraum stellt. Es ist sinnlos, das mit Vorsatzlinsen und auf nahem Standpunkt zu erzwingen, weil sich daraus unähnliche Bilder ergeben. Man müßte auf etwa 30 cm heran und bekäme eine Karikatur des Menschen.