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02-Spätausgabe Wilsdruffer Tageblatt : 15.10.1921
- Titel
- 02-Spätausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-19211015029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-1921101502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-1921101502
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-10
- Tag1921-10-15
- Monat1921-10
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MdmfferÄWblatt zernwrecher Wilsdruff Nr. 6 Wochmbla^ süs Mllsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verlegerund Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arth«, Zschunke, beide i« Wilsdruff. Nr. 242 Sonnabend den 15. Oktober 1S21. 8V. Jahrgang. Amtlicher Teil. Schule zu Grumbach. Nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts vom 20. August 1921 bestehen d'e Bestimmungen des Reichsvereinsgesetz^s vom 19. April 1908 über Auszüge auf öffentlichen Straßen und Plätzen unverändert fort. Es bedarf sonach, wie das Ministerium des Innern durch Verordnung vom 10. Oktober 1921 bestätigt hat, zu Auf- und Umzügen auf öffentlichen Straßen und Plätzen der Genehmigung der Polizei behörde. . Wilsdruff, am 13 Oktober 1921. Der Stadtrat. Montag den 17. Oktober 1921 nachmittags ä Uhr Beginn des Mädchen- Fortbiidungsschul-Unterrichts. Alle Ostern 1921 ans der Volksschule entlassenen Mädchen sind tortb'ldungsschulpfl'chlig. Ueder den gegenwärno oder kommenden Besuch anderer Unterr chts-Anstalten ist ein Nachweis hierher zu erbringen. rv7 Grumbach, am 13. Oktober 1921 Die Schulleitung. Eine Leitung für eilige Leser. * Die Reichsrcgierung nahm in einer amtlichen Erklärung zu der durch die Genfer Beschlüsse geschaffenen Lage Stellung. * In Berlin finden Besprechungen der Parteiführer mit dem Kanzler über die Frage der Regierungsumbildung statt. * Im Preußischen Landtag hielt Präsident Leinert im Namen der großen Mehrheit eine Protcstredc gegen die Zer reißung Obcrschlcficns. * Die „Vereinigten Verbände heimattreuer Oberfchlcsier" richteten an den Volkerbundsrat, Lloyd George, Harding, Bo nomi und Nitti Proteste gegen die Zerstückelung Oberschlesicns. * Die ungünstigen Nachrichten über die oberschlesischc Frage haben die Kurse für ausländische Zahlungsmittel in Berlin sprunghaft in die Höhe getrieben. Der Dollar stieg bis aus 14314. * London wünscht angeblich eine Nachprüfung, ob der Genfer Schiedsspruch mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages übereinstimmt. * Der Oberste Rat wird im Laufe der nächsten oder über nächsten Woche in London zusammentreten, um die Entschei dung des Völkerbundsratcs über Oberschlesien zu erörtern. * Senator Knox ist in Washington gestorben. Betrogen! Die deutsche Negierung mutz, als wenn sie an Ober schlesien, an deutschem Land und deutschem Voll kein eigenes Interesse mehr haben dürfte, auf den genauen In halt der Entscheidung des Völkerbundsrates ebenso warten wie etwa die Einwohner von China oder Bra silien. Nicht eine amtliche Mitteilung über das, was in Genf beschlossen worden ist, hat sie bisher erreicht. Unter diesen außerordentlich betrübenden Umständen zu der neuen Lage klare Stellung zu nehmen, bedeutet für das Kabinett Wirth eine schier unerfüllbare Zumutung. Die Ncichsregierung hat es deshalb vorgezogen, in einer amtlichen Mitteilung zunächst nur die allgemeine Erregung zu bestätigen, die die Nachrichten aus Genf im ganzen deutschen Volke hervorgerufen haben. Eine Ent scheidung, wie sie danach zu befürchten sei, würde von Deutschland als Vergewaltigung und hartes Unrecht empfunden werden, sie würde unablässige Beunruhigun gen und Zwistigkeiten zur Folge haben und dem deutschen Wirtschaftskörpcr eine unhellbare Wunde schlagen. .Käme es so, wie die Ankündigungen aus Genf erwarten ließen, so würden die Voraussetzungen einschneidend beeinträch tigt, unter denen die gegenwärtige Regierung die Geschäfte des Reiches übernommen und geführt habe. Soweit die Regierung. Sie behält sich also offen sichtlich ihre letzte Entschließung noch vor, auf die selbst verständlich von den Parteien nach verschiedenen Rich tungen hin eingewirkt wird. Inzwischen ist der Völ kerbundsrat endlich auseinandergegangen. Mit Worten des Lobes hat Präsident Ishii seine Mitarbeiter entlassen, und eine längere Darlegung des Völkerbund- Sekretariats sucht, ohne der Welt den Inhalt des abgege benen Gutachtens des näheren zu verraten, mit unglaub lich verlegenen Redensarten zu begründen, warum die Entscheidung so wie es geschehen ist getroffen würde. Selbstverständlich erklärt man, daß man sich genau au die Vorschriften des Fricdensverttages gehalten habe. Wenn man trotzdem zu einem Ergebnis gekommen ist, das kein Mensch vor und seit diesem Friedensvertrage für möglich gehalten hätte, das Dr. Lukaschek, der Vorsitzende des deutschen Schutzbundes in Oberschlesien mit Recht für irrsinnig erklärt hat, so braucht das amtliche Genfer Kommunique vergeblich viel Worte, um sich deswegen vor der Welt zu rechtfertigen. Man hört aus allem nur den offenbar von vornherein festgcstellten Entfchlutz heraus, sich so Zu entscheiden, daß den lieben, von Frankreich zärt lich beschützten Polen ein möglichst fettes Gericht aufge tragen werden konnte. Alle Gründe und Beweise, mit denen Deutschland von Anfang an die Unteilbarkeit des Industriegebietes dargetan hat, werden hervorgehoben, um — mit einem Sprung von halsbrecherischer Kühnheit zu der Folgerung zu gelangen, daß Oberschlesien geteilt werden müsse! Nur müsse diese Teilung so vorgenommcn werden, daß sie nicht zugleich zur wirtschaftlichen Ver- nichiung des Landes führe, und diese Sorge habe man sich unter Zuhilfenahme von Sachverständigen ordentlich angelegen fein lassen. So seien Vorschläge entstanden über die Fortführung der Verwaltung des Landes und über eine Reihe wichtiger Übergangsbestimmungen für längstens Jast-e. So lange also soll Deutschland seine ganze Arbeitskraft aufwenden, um die kostbaren Gebiete nur ia recht ordentlich zusammenzuhallen, recht produktiv zu ent wickeln und sie schließlich in echt deutscher Vollkonuuenheit an Polen übergeben zu können. Eine Lösung, die man verflucht gescheit nenneu körmte, wenn sie nicht so verteufelt dumm wäre. Der deutsche Michel hat sich nicht gerade als ein Ausbund von Selbstsucht und Eigennutz erwiesen, aber so töricht wird er hoffentlich nicht sein, um dieser ge macht naiven Dreistigkeit des Völkerbundsrates zürn Sege zu verhelfen. Ganz einig ist man sich freilich im Ententelager noch nicht, wie dieser neue Schurkenstreich gegen Deutschland vollendet werden soll. In Paris möchte man ihn Hais über Kopf, ohne viel Förmlichkeiten ins Werk gesetzt seben, während London noch ein etwas umständlicheres Ver fahren für nötig hält und deswegen eine neue Sitzung des Obersten Rates fordert. Darüber scheinen sich d.: beiden Verbündeten wieder etwas in die Haare geraten zu wollen. Ob indessen diesmal Lloyd George oder Brian > seinen Willen durchsetzt, für Deutschland käme es daran' wenig an. Gesotten oder gebraten zu werden, macht wirk lich für denjenigen, der auf das Herdfcuer gebracht werden soll, einen herzlich geringen Unterschied. Daß von Lloh r George nichts Gilles mehr für uns zu erwarten ist, da: über wird der Bericht des deutschen Botschafters über seinen Empfang beim britischen Minister des Auswärtigen wohl nicht den geringsten Zweifel gelassen haben. Alch kann es sich für uns nur noch darum handeln, ob mR welche Rettung für Oberschlesien wir noch inuns selb!: zu finden vermögen. Die Entscheidung darüber liegt Ln der Reichsregierung und beim Reichstag * Die deutsche Mark bleibt. Die amtliche Mitteilung des Völkerbundsrates, dst nach Schluß der Tagung ausgegeben wurde, vermeid: jede Angabe über die neue Grenze, teilt aber mit, daß s : durch das Industriegebiet geht. Im übrigen gelten d - Mitteilungen ausschließlich den Vereinbarungen, mit deren Hilfe die wirtschaftliche Ungeheuerlichkeit dieser neuen Grenzführung abgeschwächt werden soll. Die wichtigste:: Bestimmungen beziehen sich auf die Beibehaltung der deutschen Mark als gesetzliches Zahlungsmittel in den an Polen aban tretenen Gebieten, die Eisenbahnfrage, die Wasser- und Elektrizitätsversorgung, die Zollfreiheit für gewisse Pro dukte, wie Kohle und Zink, und den Schutz der politischen Minoritäten. Alle diese Bestimmungen gelten nur für eine Übergangszeit, die in den einzelnen Fällen ver schieden bemessen ist und höchstens fünfzehn Jahre dauer:: soll. Die IsrreLßuKg Oö rstklesicns Die v org esch 1 ag - n e G.r enz e. Was ist zu iun? Die Kabinettsberatungen in Berlin Die durch die Genfer Beschlüsse hervorgerufene Re gierungskrise verdunkelt in Berlin nach wie vor den politischen Himmel, aber sie scheint im Augenblick doch noch nicht zum vollen Ausbruch zu kommen, sondern man über legt sich statt dessen erst einmal die Frage, was dann ge schehen soll, wenn das Kabinett zurückgetreten ist. Das ist eine durchaus richtige Haltung der maßgebenden Kreise, denn es kommt jetzt — das hat man aus den schlimmen Ersahrungen bei früheren Regierungswechseln in kriti schen Augenblicken glücklicherweise gelernt — vor allem darauf au, im entscheidender! gefährlichen Moment eine aktionssähige Regierung zu erhalten. Dementfprcchcnd ist man vorläufig dahin übereinge kommen, daß das Kabinett Wirth seinen geplanten Rück tritt unter keinen Umständen übereilt erklären soll. Man wird erst die amtliche Bekanntgabe des Völkerbundsbe schlusses abwarten, und wird dann erst In eine genaue sach liche Prüfung der Wirkungen dieses Genfer Beschlusses, besonders nach der wirtschaftlichen Seite hin, eintreten. Der springende Punkt ist bei allem die Frage, ob unter den neugeschaffenen unendlich erschwerten Umstände« das Prograinm der Erfüllung des Ultimatums noch aufrecht erhalten werden kann, welches die politische Grund lage des Kabinetts Wirth bildet. Man ist zu der Über zeugung gekommen, daß dazu keine Möglichkeit bestehe, und daß man, falls die Genfer Beschlüsse sich in der jetzt be kannten Form bestätigen, versuchen muß, eine Herabsetzung unserer Verpflichtungen zu erreichen. Gleichzeitig hält man mehr als je gerade im jetzigen Augenblick eine Zu sammenfassung aller Kräfte und damit eine Verbreiterung der RegicrungSbasis für notwendig, einesteils, um der Regierung die nötige Festigkeit nach außen hin zu geben, andererseits, nm ihr jetzt alle irgend erreichbaren Hilfsquellen im Innern auf- zuschließen. Die Meinung des Kanzlers geht dahin, daß eine Lösung der neuen Schwierigkeiten nur durch in ternationale Verhandlungen erzielt werden kann und cs müsse Deutschlands Bestreben sein, das Aus land endlich davon zu überzeugen, daß durch einen Verlust Oberschlesicns die gesamte Weltwirtschaft in Mitleiden schaft gezogen wird und daß Deutschland an solchen intcr- nationalcn Besprechungen tcilnchmcn muß. Zunächst glaubt er, daß es unumgänglich nötig ist, das Erfüllungs- Programm grundsätzlich anfrechtzuerhalten, aber seine Einschränkung anzustreben. Dazu bcdars es energischer Schritte, die durch eine plötzliche Regierungskrisis nur be hindert werden könnten. So werden augenblicklich vor allem die KrcLitvcrhandluugcn mit der Industrie eifrig fortgesetzt, weil nur dadurch das Reich bald in den Besitz der dringend notwendigen Geldmittel kommt. Dieses Unternehmen scheint aber ohne gleichzeitige Ver wirklichung der „großen Koalition" wenig Aussicht auf Erfolg zu haben, weshalb die Anstrengungen des Kanz lers gleichzeitig auf deren Zustandekommen gerichtet sind. Bei den Parteien herrscht allerdings noch keineswegs Einigkeit über die Schritte, die jetzt getan werden müssen . Während die Sozialdemokraten das Kabinett Wirth halten wollen, oder doch den jetzigen Kanzler auch mit der Bil dung einer neuen Regierung bettauen wollen^ scheinen die Demokraten zu beabsichtigen, ihre Minister aus dem Kabinett zürückzuzieheu. Allerdings genießt Dr. Wirth persönlich auch bei den Demokraten ebenso wie beim Zen trum nach wie vor volles Vertrauen. Die Entschei dung darüber, ob das Kabinett bleibt, ob es nur eine geringe Veränderung oder eine völlige Neubildung er fährt, wird in diesen Tagen in Besprechungen mit den Parteiführern geklärt. Zur oberschlesischen Frage selbst wird dann der Reichstag voraussichtlich in der näch sten Woche Stellung nehmen. Llrrö -Sf FrisKsnsverifKa . ..? Stimmen des Auslandes. Wenn es auch durchaus verfehlt wäre, eine Wendung zum Besseren in der oberfchlesischen Entscheidung von irgendwelchen Meinungsverschiedenheiten zwischen der Ententestaaten zu erwarten, denn diese haben sich in allen strittigen Fällen ttnmer sehr rasch auf unsere Kosten ge einigt, so verdienen doch einige bedenkliche Stimmen Be achtung, die sich besonders in London erheben, wo man
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