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Sächsische Elbzeitung : 28.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-188801282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18880128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18880128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-28
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 28.01.1888
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la»»c bis zu Ende «». In dcm Bcwiißtsci», ein recht lau niges Vcrcinövcrgmigcn erlebt zu haben, wobei auch daö Band kameradschaftlicher Liebe und Treue wiederum fester geknüpft worden ist, verließen die Anwesenden die gastlichen Räume, um bei Regen und Glatteis der Hcimath znz» wandern. Last. Am Dienstag Abend hielt die freiwillige Feuerwehr in Schöna ihr diesjähriges Wintervergniigen im entsprechend geschmücklcn Saale des Gasthofes ab, welche« von Mitglie dern, sowie von de» cingcladenen Nachbarvercinen nnd an deren Gönnern des Instituts gnt besucht war. Beste Bc> wirthung nnd heiterste Laune ließ die Bcihciligtcn die Fest lichkeit bis zum TagcSgrancn ungetrübt genießen. — Wcithinschallcnde Böllerschüsse am Mittwoch früh verkündeten den hiesigen Bewohnern den anbrechcnden Tag des 25jährigcn Ehejubiläums dcö Füsscl'schcn Ehepaares. Allseitig wurden demselben Glück- nnd Segenswünsche dar- gcbracht. 8. Von der Grenze. Die frciw. Feuerwehr zu Hcrrnö- lretschcu feierte ihre« Gründungstag. Revcille nnd Böl lerschüsse bildete die Einleitung. Um 9 Uhr fand eine Knchc»paradc und RachmitlagS 2 Uhr im Herrnhausc eine eingehende Musterung statt. Hwrau schloß sich hsi Gcneral- vcisanimlnng. Abends fand ebenfalls im Hcrrnhaus ein reichhaltiges Conccrt statt, dcm ein Ball folgte nnd so wurde der Tag in würdiger nnd fröhlicher Weise beschlossen. — Am Montag hielten die Schiffer ihr Schiffcrfcst in altherkömmlicher Weise ab, bestehend in Umzug und dcm nachfolgcndcu Kränzchen in den Saalräumcn dcö Gasthauscö zum dcnlschcu Hanse. tt. Wie man vernommen, findet Sonnabend, den 28. d. in Cunnersdorf bei Königstein im Restaurant znm DciU- jchcn Haus ein Vortrag über „Zweck und Thätigkeit dcö Wohlthätigkcitövcrcin der Sächsischen Fcchlschnlc" statt. Ein Mitglied dcö Verbands Krippen Hal den Vortrag zu halten übernommen, um somit in Cnnncrödorf und Um gegend ein ncncs Feld der Wohllhäligkcit zu bcarbciten. Wir wünschen unsrerseits dcm Vortragende» ein fröhliches Gelingen des segensreichen Werkes, mit der Bemerkung, daß man auch in dortiger Gegend wohlthätigc Herzen der jetzt allcrwärtS anerkannten guten Sache finden möge. AnS sicherer Quelle erfuhren wir, daß der Verband Krip pen 1886 446 Mitglieder stark war und im Jahr 1887 auf 887 Mitglieder gebracht wurde. In der Zeil vom 26. Juli 1886 bis mit 19. Dcccmbcr 1887 wurden 40 Fa milien mit ca. 400 M. unterstützt, und der Verband Krip pen war in den Stand gesetzt, noch mehr Unterstützungen zn verabreichen, da der Abschluß von 1887 immer noch einen Casscnbcstand von ca. 200 Mark nachwicö. Aus Meißen meldet man: Der Schluß des Gottes dienstes ist i» gar vielen evangelischen Kirchen ein wenig würdiger zu nennen, weil sich während des SchlußgcsangcS fast jcdcr Kirchcnbcsnchcr beeilt, das Gotteshaus zu ver lasse». Diese» Ucbelsta»d zu beseitige», müßte daher jedem Freimdc der heilige» Sache am Herze» liege». Auf An regung unseres Herrn Superintendenten vr. Ackermann fand daher am Sonntag in der Stadtkirchc insofern eine Aendcrnng de« Kirchcnschlnsscö statt, als den Scgcnswortcn das allgemein und stehend gesungene Lied Nr. 15 folgte: „Die Gnade nuferes Herrn Jesu Christi, nud die Liebe Gottes und die Gcmciuschaft dcö heiligen Geistes sei mit »uS allen, mit nnö allen! Amen." Die Orgel verstummte hierauf während des stillen Gebetes und begleitete sodann mit ihren mächtigen Tönen die Gemeinde bei ihrem Aus gange. Am 25. dö. MlS. wurde in Leipzig einer der drei Kümmclblätlchcnspiclcr aufgcgriffen, welche vor einigen Tagen einem zugereisten Müllcrgcscllen seine Uhr und seine gcsammte aus 80 Mk. bestehende Äaarschaft abgcuommcn hatte». Bei näherer Besichtigung dcö cmgczogcncn Spielers stellte cö sich heraus, daß man in demselben eine Persönlichkeit vor sich hatte, welche sowohl von Dresden als von Chemnitz wegen Randes verfolgt wird und auf welche auch die Be hörde zu Altenburg fahndet. — Ein harte«, aber wohl selbst verschuldetes Mißgeschick hat einen jnngeii Kaufmann in Leipzig betroffen. Derselbe feierte sei» Hochzcilsfcst »»d lr»g »»vorsichtigerweise die immhnfic Smnmc vo» 10,000 Rik., das Ei»bri»gc» einer jnugcn Fra», «»statt cö z» Hn»sc wohl zu verwahren, in der Beinklcidtaschc bei sich. Rach Beendigung der Festlich keit vermißte er das in Rcichöbankschcincn bestehende Geld. Er mußte cö irgendwo verloren haben und hat bis jetzt Nichts davon wieder anfgcfundcn. Die Untersuchung in Hinsicht auf die Ermordung der Mcssinger'schen Eheleute iu Lindenthal bei Leipzig gestal tet sich zn einer sehr schwierigen, doch liegen gegen die in Haft befindliche Dicnstmagd Agncö Baier schwere Vcrdachls- gründc vor; cö erscheint indessen andererseits die Annahme gerechtfertigt, daß nicht eine Person allein den Doppclmord nusführlc, sondern daß die Baier noch einen Helfershelfer hatte, auf dessen Ermittelung sich gegenwärtig die eifrigsten Nachforschungen erstrecken. Die beiden ungetreuen Nachtwächter Beyer und Horn, welche, wie s. Z. mitgelheist, am Plagwitzcr Bahnhöfe angestellt waren nnd dort darüber zn wache» hatte», daß nicht Diebe daö Gebiet des Bahnhofes »»sicher machte», habe» selbst Diebstähle i» großer Zahl a»ögeführt u»d sind dcswcgc» im Octvbcr vor. Jahres verhaftet worde». Wüh- rc»d der ci»c Wache stand, hat der andere im Gütcrbodcn Kiste» »nd Kaste» durchstöbert »ud alles ciuigcrmaßcu Brauch, bare hcrcmSgeiwmmcu. Eö ist aber »achgcwicsc», daß bei der Thciluug der Beute wieder einer den andern betrogen hat. Die gestohlenen Waare» haben sie thcils für sich ver wendet, thcilö zu Spottpreisen verkauft. Jeder erhielt vier Jahre Zuchthaus. I» Hinsicht ans die Nützlichkeit der Einführung der obligatorische» Trichinenschau erläßt die Alntöhanptmami- schast Plane» i. V. folgende Bekanntmachung: „Die im vergangenen Jahre iu Unterhainsdorf nnd Umgegend ans- getretene Trichinose hat die schweren 'Schäden, welche diese Krankheit über eine Gemeinde bringen kann, in so eindring licher Weise insbesondere gerade de» hiesigen Bezirk erkenne» lassen, daß die AmlShauptmannschaft »ach Gehör ihres Bczirköaussch»sseö nicht unterlassen will, allen denjenigen ihrer Gemeinden, welche zcilhcr nichts zum Schutze gegen Trichiuengesahr gelhau haben, die rcgttlativmäßigc Einführ ung einer obligatorischen Trichinenschau nochmals anzn- cmpfchlen." In Unterhainsdorf i. V. macht die Gcnesnng der von der TrichinosiS heimgcsuchlcn Personen die erfreulichsten Fortschritte. Nnr bei ein oder zwei Kranken scheint die Krisis trotz des dreizehn Wochen langen DarnicderlicgcnS noch nicht ganz überwunden zn sei» »nd befinden sich dies: immer noch in besorgnißcrrcgcndcm Zustande. Der Maschinenfabrik««! Blessing in Anger hat einen neuen Straßenbahnwagen mit Gasmotor betrieb gebaut, der sehr leicht geht, die Curvcn ohne Schwierigkeiten überwindet und nnr bei Steigungen noch zn langsam vorwärts kommt. Der Meter hält drei Pfcrdckräftc, bietet aber vor dem Pfcrdcbclricb den Vorthcil, daß er sehr billig arbeitet. Während z. B. die Betriebskosten der Pferdebahn ans einen Wegkilomctcr von 17,8 Pfennig berechnet werden, kostet die selbe Strecke bei dcm Motor nur 7 bis 8 Pfcnnigc. Im Seminar zu Löbau erkrankten im Lause der vorigen Woche binnen 4 Tagen 45 Schüler an der Grippe. Da die Krankheit immer weiter uni sich zn greifen drohte, ist der Unterricht am 21. Januar geschlossen worden nnd sind sämmtlichc Schüler auf vierzehn Tage iu die Hcimath beurlaubt. Ucbcr die Ausbreitung der TrichinosiS in Cunewalde wird geschrieben: Ein armer Weber aus Lawalde brachte eine Bratwurst mit nach Hause, aus welcher er sechs Theile schuilt, um für jedes Familicnglicd etwas zu Ihun; die ganze ans sechs Personen bestehende Familie liegt jetzt darnieder. Durch Weber, Musiker w. ist die Krankheit nach Lawalde, Löbau, Dürrhennersdorf, Beyersdorf nnd Oppach verschleppt worden. Bis zum 23. d. sind 7 Pcrsoucu gestorben. Die Hcimgcsuchtcn sind »leistens recht arme Weber, welche sehr hart betroffen werden, deshalb wolle man dem HilfS-Comitce zn Cmmvalde Herz nud Haud nicht verschließen. Die Krankheit ist sehr schmerzhafter Natur. Herr Apotheker Brückner voll Ncnsalza, welcher z»r Sektion hinzugczogcn wurde, fand iu zwei sleckuadclgroßeu Flcischslückchcu 16 Ti i- chincn. Im Mcuschcnflcifch finden sich die Trichine» meist langgestreckt vor, ei» Zeichen, daß sic noch in der Wander ung begriffen sind. Nach der neuesten Vcrordmmg sind von jedem geschlachtete» Schweine 32 Präparate auf Tri chine» z» untersuchen. Die trichinöse» Schweine sollen ans Oppach stammen »nd blind sd. h. ohne Anmeldung) ge schlachtet worden sein. Gerade in der Obcrlansitz sollte man viel vorsichtiger im Gcnnssc von Fleischwaaren sein, weil dort die meisten Bratwürste geräuchert gegessen wer den. Warum kommt in Böhmen die Trichinose so sehr sel ten vor? Dort genießt mau Schweinefleisch nur im gekoch tem Zustande. — Nachdem zur Kenntniß des Ministeriums des In- nern gekommen, daß der einzige in Cunewalde wohnhafte Arzt insbesondere wegen der beträchtlichen räumlichen Aus dehnung gedachten Ortes dcm durch dic gegenwärtige Tri- chinoscnepidemic wesentlich vermehrten Verlangen »ach ärzt licher Hilfe nicht in anöreichcndcr Weise jederzeit zn entsprechen im Stande sei, hat dasselbe einen jungen Arzt für die Dauer jener Epidemie auf Staatskosten nach Cunewalde entsendet, nnd ist dieser am 23. d. M. dorthin abgcrcist. — Im Pfarrhause zu Cunewalde sind jetzt dic Herren KrciShauptmanu v. Salza und Lichtcuau, Geh. Negierung«- rath von Thiclau, McdicinalrcUh Vr. Hesse, Bczirksarzt vr. Riedel, Kammcrhcrr v. Polenz, Kammcrherr v. Ziegler, sowie die Herren Vertreter der Gemeinden von Cunewalde und Wcigödorf zu einer Confcrcnz zusammcngctrctcn, um sowohl den Umfang der in Cnncwaldc und Umgegend aus getretenen Trichinose möglichst fcstzustcllcn, als auch die Frage in Bcralhnng zu ziehen, in welcher Weise den vielen armen Erkrankten Hilfe und Unterstützung beschafft werden könnte. Mreußcn. Berlin. Daö große Loos vo» 600000 Mark der prc»ßischcn Lotterie, das am Mittwoch Vormit tag a»f Nr. 146385 gczogc» wurde, ist, zum Theil wenig stens, Personell zugefallcn, welche dic fcltc Gabc wohl brau chen können. Ein Viertel des Glückölooseö spielte nämlich der Schutzmanns-Wachtmeister Gottschalk gemeinsam mit seinem Schwager, einem Hcindlungscommis DörcS. Ein weiteres Achtel soll ein Kellner znsammcn mit seiner Schlaf- wirlhin, einer älteren bedürftigen Fran, spielen. In Licgnitz ist die Zahl der angcmcldctcn TyphuS- Erkranknngcu bis znm Montage ans 484 gestiegen, von denen 21 tödtlich verlaufen sind. Metz. Die „Lothringer Ztg." meldet: Am Sonn- abend, dcn 21. d., bemerkte der Grcnzanfsehcr Hahnemann Vormittags zwischen Lommaringen »nd Fcntsch auf deutschem Gebiet ciucu Jagenden, Namens Barbcrot, beschloß dessen Verhaftung, setzte demselben nach und traf ihn einige Schritte vor der Grenze auf deutschem Boden. Da Barberot ener gisch Widerstand leistete, entstand ein Ringen, welches mit der Entwaffnung Barberolö endete. Am 24. d. begaben sich der Krciödirector Killingcn und der Commissar Keller aus Diedenhofeu nach dem Thatort, behufs Aufnahme von Erhebungen. Bayern. Sämmtlichc Gießarbcitcr dcr Nürn berger großen Zinnfignrcnfabrik sind an Quecksilber-Ver giftung erkrankt. Dcr Fabrik war verfälschtes englisches Lammzinn geliefert worden. Die Untersuchung ist eingc- lcitct. In Hamburg stürzte dcr östliche Theil der erst kürz lich neucrbauteu Malzsabrik von N. Janssen und Birzer in Laucnburg a. E. ein. Etwa 3000 Ceutner Malzkeimc sind dnrch dcn Einsturz verdorben. Der Schaden beläuft sich auf etwa 40000 Mark. Italic«. Aus San Nemo wird dem „R. Tagebl." unter»! 25. d. M. Nachmittags 4 Uhr 45 Minuten und Abends 8 Uhr tetegraphirt: Dcr Kronprinz zeigte sich heute Vormittag an der Balustrade des Garteus der Billa Zirio und grüßte lebhaft und an scheinend überaus freudig bewegt das versammelte Publikum. Sein Aussehen ist heute geradezu brillant, seine Gesichtsfarbe blühend rosig. Der Kronprinz ist im höchsten Grade befriedigt über die zahllosen Beweise dcr Thciluahmc; cr sagtc zu dem das Bouquet der deutschen Colonic überreichenden Consul Schneider, so viele Liebe habe ihn tief gerührt. Der Kronprinz bedauerte gleichzeitig, das! die hiesigen Spender der BouquelS sich seinetwegen solche Unkosten gemacht, er mochte gern jedem Einzelnen persönlich aufs Herzlichste danken. Kurz vor I t Uhr fuhr dcr Kroupriuz mit seinem Sohn Prinz Heinrich aus und wurde allenthalben jubelnd begrüßt. Biele Einwohner Sau Nemos gaben mittlerweile Blumensträuße in der Billa Zirio ab, wo im Empfangssalon alle Blumcnspcuden anfgelhttrmt wurde». Sehr werthvoll war auch daS von dcr Munizipalität überreichte Bonqnct mit ven Initialen dcS Kronprinzen und dcr Kronprinzessin. Das der Villa Zirio gcgcnttberlicgcndc italienische Kriegsschiff „Agostino Bar- barigv" trägt Farbcngala. Kurz nach II Uhr erschienen dic Kron prinzessin und ihre Töchter in, Hotel „Beau Scjonr" zur Eröffnung dcS internationale», u»tcr der Patronage dcr Kronprinzessin stehenden WohlthätigkeitS-BazarS; die Kronprinzessin trug ein einfaches lila Sammtklcid, ihre Töchter gewöhnliche Straßentoilette. Beim Eintritt dcr hohen Herrschaften intonirtc die Stadtmusik daS Lied: „Ich bin ein Preuße", dcr Sindaco, und dcr Prascct begrüßten im Hofe die Kronprinzessin, worauf Letztere in fließendem Italienisch antwortete, sic und Ihr Gemahl fühlten von Neuem, Ivie tieb ihnen dcr Aufenthalt in Italien geworden, das sie, so zu sagen, eine zweite Hcimath neunen möchten. Die Musik spielte darauf dic englische Hymne und die Wacht am Schein. Im Bazar überreichte dic englische Colonie, deren sämmt lichc junge Damen und Herren in Phantasiecostümcn erschienen waren, durch dic Hand eines lieblichen Mädchens der Kronprinzessin ein prächtiges Bouquet und einen Blumenkorb. Unter dem ergreifenden Eindruck dcS Augenblicks drohte dic junge Dame in Ohnmacht zu fallen. Für den Bazar lieferte dic lronprinzliche Familie mehrere geschmack volle, sofort verkaufte Gegenstände, dic Kronprinzessin zwei fclbstgc- maltc Tcrracottaschalcn in Plüschgarnirung; die eine Schate stellt ein japanisches Mädchen, die andere ein Seitcnstück dazu dar. Auch Prinz Heinrich hatte ein selbstgcmaltcS Marincstück gespendet. Die ganze Stadl trägt heute Fcstesstimmung zur Schau; bloS daS französische Consulat war am Morgen unbcflaggt, steckte aber Nachmittags eben falls Flaggen heraus. In dcr Villa Zirio fanden Nachmittags Spiele im Garten statt, ein Pnppenthcater war engagirt. Der Kronprinz fuhr gegen drei Uhr auS. — Das Feuerwerk verlief unter groß artiger Aclhciligung dcr Bevölkerung von San Nemo, der ganzen Umgegend und selbst Genuas. Um 7 Uhr ertönte im Garten dcr Villa Zirio die Wacht am Rhein, gleichzeitig flammten zahllose benga lische Fen er in allen Farben auf den kteinen Schissen im Hafen, sowie in dcn die Villa Zirio umgebenden Gärten auf. DaS Kriegsschiff „Agostino Varbarigo" war glänzend illuminirt und beleuchtet die Billa Zino mit elektrischen Lichtstrahlen. Das Ufer entlang waren mehrere Villen illuminirt. Die Glanzpunkte deS Feuerwerks waren ein großer strahlender Hossnungsanker auf grünem Grunde, sowie dic inmitten der Sonnen erglänzenden Initialen „K1V" nnd „V" neben der Zahl 30. DaS kronprinzliche Paar beobachtete das Feuerwerk hinter dem geschlossenen dritten Fenster dcS Salons, die übrige kronprinzliche Familie erschien an dcr Balustrade. Die Feierlichkeit schloß mit der Jntonirung des „Heil Dir im Siegerkranz". Dic Menge applaudirte mehrmals begeistert. Rußland. AnS Warschau wird gemeldet, dcr in, Januar in Warschau zusamlncugclrcleue Kriegöralh uutcr dcm Vorsitz dcö Gcucrals Gnrko soll beschlossen haben, dcn Czarcu darauf aufmerksam zu machen, daß im Königreiche Polen von einem Offensivkrieg gar keine Rede sein könne, daß znm AnSbanc dcö Fcslnngövicrcckcö noch 20 Millioncn Nnbcl nöthig scicn nnd daß die Wcilerlcgnng dcS zweite» Geleises auf allen Eisenbahnen, die Reconstruction aller Brücken nnd der Ausbau neuer Straßen absolut uolhwcndig sei. Auch müsse» die Festttugeu »e»e Vorwerke mit Panzer, thürmc» aus belgischen Fabriken erhalten. Dic Vcrpro- viantirung schließlich sei eine mangelhafte. Ein Defensiv krieg sei hingegen möglich, wobei man die Bahnen vernichten nnd alle Vorräthe verbrennen müsse. Ucbcrhaupt soll dcr Kriegsrath sehr bedeutende Geldmittel gefordert haben. V e r mischte s. — Herr Gastwirtb Wagner in Zeitz, ein ebenso tüchtiger Jäger als Thicrlicbhaber. besitzt einen zahmen Fischotter (Outru vulgaris), den cr den Gäste» im „Rothe» Löwe»" vorführt. Der liebenswürdige „Miez", dcr seine natürliche Scheu, Wildheit und Bissigkeit völlig abgelegt hat, hängt mit rührender Treue und Liebe an seinem Herrn, den er auch öfter auf seine» Spaziergängen und Jagdausslügen dnrch Wald und Flur wie ein Hund begleitet. Mit lautem klagenden Pfeifen rnft er nach seinem Herrn, wenn dieser sich unbemerkt seine»! Anblick entzogen hat. Die Nahrung des Otter in seiner Gefangenschaft besteht aus Fleisch- und Pflanzenkost. Die Jagdhunde des Herrn W. vertragen sich mit diesem „Stück Wild" sehr gut. Herr Wagner hat auch schon erfolgreiche Versuche auf Beuutzung des Otter für Kanin- cheujagd (Austreibung auS dem Bau nach Art dcr Frettchen) an- gestellt. — Eine traurige Wettfahrt, welche Ende voriger Woche von einigen Zwciradfahrcrn ans der Berlin-Dalldorfer Chanfscc unter nommen wurde, möge allen Denen zur Warnung dienen, welche der gleichen kühne und gefährliche Unternehmungen, dic kaum auf einer ebenen Rennbahn ohne Gefahr sind, auf die verkehrsreiche Chaussee verpflanzen. Es sichren zwei junge Männer, Namens Kerger und Holzhausen mit großer Vehemenz mit ihren Fahrrädern aneinander, stürzten kopfüber in den Chausseegraben und Kerger, ein Student der Jurisprudenz, brach sich durch dcn Sturz kopfüber sofort das Genick und Ivar auf der Stelle todt, wogegen Holzhausen sich einen Bruch des Rückgrats zuzog. Aus diese Art kann das an sich so vortreffliche und der Gesundheit dienliche Radfahren allerdings in Mißcredtt ge bracht werden. — (Stnin dcr Bettler.) Kürzlich trat ein sogenannter „armer Reisender" in ein Geschäft in dcrProvinz Brandenburg, um anzu- sprechcu. Während der Inhaber »ach kleinerem Gelbe suchte, warf eiu zufällig anwcse»der Brande»burger die Frage auf, ob Teltow auch schon eine Natural-Verpflegungsstation habe. Nein, sagte der arme Reisende, ist auch ein wahres Glück; denn wissen Se, die Natural- Berpslcgungcn sind unser Ruin. — In Fürth hat sich eine Vereinigung gebildet, welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, die alte, kleidsame Bolkstracht des Bayrische» Waldes wieder zu Ehren zu bringen, Beiträge werden bei dcm Verein keine erhoben, ebenso keine Satzungen ausgestellt, sondern wer in dcr kleidsamen Tracht, lederne» Hose», weiße»! Hemd fPfoad) mit zwei rothc» Hosenträger» und grüner Schlegelkappe kommt, ist ordentliches Mitglied. Mau hofft, daß» wenn die Männer diese Bolkstracht mehr Pflegen, dic Frauen und Jungfrauen in ihrer schöne» alten Tracht folgen werden. — Vor dcr Strafkammer in Naumburg a. S. stand dieser Tage eiu Schulmädcheu aus Weißenfels, das nicht weniger denn elf schwere und einen leichten Diebstahl begangen hatte und dafür mit sechs Monaten Gefängnis; bestraft wurde. — Ain Freitag Abend ist der Polizei in Lüneburg ein Fang von großer Wichtigkeit gelungen. Seit etwa Mitte dieses Monats hatte sich in Lüneburg ein junger Mami eiugemiethet, welcher sich Ehrenstein nannte und angab, daß er Doctor der Chemie sei, Heben de! aber auch einen Gold- und Juwclcnhandel treibe. Briefe und Sendungen mit Werthangabe gelangte» häufig unter seiner Adresse au, sein ganzes Auftreten entsprach den von ihm gemachten Angaben und doch muß die dortige Polizei schon von seinem ersten Erscheine» a» Verdacht gegen ihn gehegt haben, denn bereits am Abend des 20. gegen 8 Uhr schritt sic zur Durchsuchung seiner Wohnung. Da traf mcm denn einen Neisekosscr, deren Inhalt aus in Tüchern gehüllten Pflastersteinen bestand. Man fand aber anch ein anscheinend zum Aosendcn fertiggestclltes verschnürtes Colli, welches man öffnete. ES enthielt Schmuck- und andere Gegenstände im Wcrthe von 0000 Mk. Dcr „Doctor" selbst war nicht zu Hause. Aber bald nachdem der Abends 11 Uhr 40 Min. von Hamburg kommende Zug eingclaufen war, näherte sich der Bcrdächligc auch seiner Wohnung nnd ward, im Begriff die Hausthüre zu öffnen, verhaftet. Man sand nicht weniger als 25 Pfandscheine in seinem Besitz, ebenso Armbänder, Schmuck- gegenstände und verschiedene werthvolle goldene Uhren. Chrcnstein,
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