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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 03.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-188905034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18890503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18890503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-03
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 03.05.1889
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Wochen- und Nachrichlsblaü zugleich Eesihäfts-Alizeizer für HOlmf, Rühlitz, Vtrnsüorf, Üiüsüorf, Zt. kgiüicn, Heiiirichsort, Rarienail »iiü Mülsen. Nr. 102. Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. »».Jahrgang. — Freilag, den 3. Mai 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. - Einzelne Nummer S Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die Mergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Einkommensteuer fällig! Tagesgeschichte. — Das heurige Jahr scheint ein sehr gewitter reiches werden zu wollen. Zwar waren die elektrischen Entladungen bis jetzt zumeist mittlerer Art, doch weisen sie auf die nun beginnende gewitterreiche Zeit hin, die manchen Feld- oder Grundstücksbesitzer mit Be sorgnis erfüllen vermag. Die Gegenwart mahnt daher den Landmann, mit der „Hagelversicherung", sofern sie bis jetzt unterblieben ist, ja nicht mehr zu säumen: sie mahnt den Hausbesitzer, der sich vorgenommen hatte, seinem Hause einen Blitzableiter zu geben, nur schnell zur That zu schreiten; sie mahnt namentlich auch den, der sich von der Zweckmäßigkeit und dem Jntaktsein der vorhandenen Leitung bisher noch nicht Gewißheit verschafft hat, eine sachverständige Unter suchung sobald als möglich vornehmen zu lassen. Je mehr es sich herausgestellt hat, daß in den letzten Jahren, insbesondere auch in Sachsen, die Zunahme der Blitzschläge eine sehr erhebliche war, um so mehr ist an die Sicherung der Gebäude zu denken. Hierzu ist aber eine fachmännische Prüfung der vorhandenen Blitzableiter alljährlich unbedingt erforderlich. — Im Hinblick auf die jetzige Nistzeit der Vögel möchten wir alle Besitzer von Katzen recht dringend aufmerksam machen, diese Tiere während der Brut zeit nicht frei umherstreichen zu lassen, denn der Scha den, den diese Räuber unter den lieblichen Sängern anrichten, ist ein außerordentlich großer. Zudem verliert nämlich eine im Freien auf Vögel rc. jagende Katze ihren Wert für das Haus gänzlich, da sie in diesem Falle vom Müusefang nichts mehr wissen mag. Hierbei sei auch gleichzeitig noch bemerkt, daß Garten besitzer durchaus berechtigt sind, umherstreifende Katzen innerhalb ihres Besitztumes zu töten. — Es ist gewiß nicht allgemein bekannt, daß zwei der ersten evangelischen Gesangbücher in Zwickau erschienen sind, und zwar das erste bereits im Jahre 1525, betitelt: „Ehn gesang Buchleyn, welche man yetz und vun Kirchen gebrauchen ist", das zweite im Jahre 1528 unter dem Titel „Enchiridion geistlicher gesenge nnd Psalmen, für die leyen, mit viel andern denn zuvor gebessert. Sampt der Vesper durch die ganze Woche auff einen iclichen tag Metten Com- plet vnd Messe. 1528." Beide Gesangbücher sind nur je in einem Exemplar vorhanden; das erstere besitzt die Zwickauer Ratsschulbibliothek, das letztere dieKönigl. Bibliothek in Dresden. Sonach ist das in Zwickau vorhandene, nur in einem einzigen Exem plar erhaltene älteste sächsische und zugleich Zwickauer Gesangbuch eine Perle der dortigen Ratsschulbiblio thek. Ein längerer Artikel über dasselbe befindet sich in den „Beiträgen für sächsische Kirchengeschichte" (1882). Nachdem der Verfasser, Superintendent vr. Dibelius in Dresden, nachgewiesen, daß der Heraus geber des Gesangbuches nicht wohl, wie manche angenommen, Wolff Cyklop gewesen sein kann, fährt er fort: „Wissen wir aber auch nicht die Person des Verfassers namhaft zu machen, so ist doch die Veranlassung zur Herausgabe des Gesangbuches in den damaligen Zwickauer Verhältnissen deutlich zu erkennen. Der feit 1521 in Zwickau als Pfarrer der Marienkirche wirkende Nikol. Hausmann refor mierte seit 1523 behutsam und allmählig den Gottes dienst in lutherischer Weise. Im Jahre 1524 geht eine erfreuliche Kunde nach der andern von Zwickau aus: man habe das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert, man lese jetzt die biblischen Lektionen in deutscher Sprache; man sehe und höre in der Kirche — so schreibt der als Flüchtling gerade in Zwickau anwesende Friedrich Neyconius an die Evangelischen Annabergs — nicht ein irdisch sondern ein himm lisch Volk. Und wenn die letzte Notiz sich ohne Zweifel aus den Gesang lutherischer Lieder bezieht, die sich gerade in diesem Kirchenliederjahr von Wit tenberg aus verbreiteten und nun in Zwickau mit Begeisterung angestimmt wurden: was Wunder, daß ein Freund der dortigen reformatorischen Bewegung die Lieder, diese Botenläufer der Reformation, zu. sammeln und durch den Druck in immer weitere Kreise zu bringen beschloß! Die Annahme des Zwickauer Chronisten, vr. nwck. Herzog, Hausmann selbst sei der Herausgeber des Gesangbuches, kann ich nicht für richtig halten. Es fehlt nicht nur jedes Anzeichen dafür, es spricht sogar das Verhalten Hausmann's bei der Einführung der Reformen in Zwickau dagegen. Weit entfernt, auf eigene Hand Neuerungen" vorzunehmen, wartet er stets auf eine von Wittenberg aus gegebene Direktive und folgt derselben. Daß er also, nachdem manfin Wittenberg 1524 mehrere Luther-Gesangbücher geschaffen hatte, nicht diese verbreitet, sondern selbständig ein Gesang buch herausgegeben haben sollte, das weder eine Vor rede Luther's abdruckt, noch den Namen des Refor mators zur Legitimation auf dem Titel nennt, halte ich für höchst unwahrscheinlich". — Nicht nur Tirol, sondern auch unser Vater land Sachsen bietet scharfe klimatische Gegensätze. Während im oberen Teile des Erzgebirges noch Schnee liegt, blühen bereits im herrlichen Dresdner Thal- kessel, in den Zschertnitzer, Cossebauder, Lößnitzer Fluren die Kirsch- und an den Loschwitzer Bergen die Pfirsichbüume. — Eine sonderbare Erfindung hat nach lang jährigen Versuchen in Venedig ein armer, alter Mann gemacht, der in früheren Jahren in einer sächsischen Porzellanfabrik garbeitet hatte. Derselbe gleichzeitig ein großer Musikfreund, hat aus Porzellan eine Violine gebaut, die wegen der Weichheit ihrer Töne, wegen ihrer Harmonie und ihres Schwunges bezaubernd wirken soll. Der, wie gesagt, aus Porzellan gefertigte Kasten der Violine ist äußerst leicht konstruiert, die Saiten sind von Metall, und die Gestalt des Bogens ist, entgegen bei den gewöhnlichen Violinen üblichen Instrumenten, beinahe halbkreisförmig. — Der von seiner Landreise nach Alaska nach San Franzisko zurückgekehrte Earl von Lonsdale er klärt, daß die Landkarten über die von ihm besuchten Gegenden sämtlich unrichtig seien. Der Hayflußwasser fall sei noch größer als der Niagarafall. Das Wasser stürzt a ls einer Höhe von 200 Fuß in den Fluß, welcher dort l?/s englische Meilen breit ist. Auch gewaltige Eismassen schießen in den Abgrund. Lord Lonsdale hat bei Point Barrow Walfische gesehen und ist überzeugt, daß dieselben vom Pacific über die nordwestliche Durchfahrt dorthin gelangt sind. Der Reisende hatte viele Entbehrungen und Gefahren zu bestehen. Die Mehrzahl seiner Leute wurde untauglich. Auf seinem 270 Meilen langen Marsche sah er die Leichen von 230 erfrorenen resp. verhungerten India nern. Lord Lonsdale gelangte bis zum 75. Grad nördlicher Breite und die höchste Kälte auf seiner Tour betrug 64 Grad unter Null. — Der vom Schwurgericht zu Dresden zum Tode verurteilte Handarbeiter Schach, welcher im Herbste vorigen Jahres die Witwe Caroli in Dresden ermorden half, ist zu lebenslänglichem Zuchthaus be gnadigt worden und wird demnächst nach Waldheim überführt werden. Die Hauptschuldige an dem Morde, die Ehefrau Schach, war bekanntlich durch den Tod dem irdischen Richter entrückt worden. — Ein Leipziger Gewerbtreibender nahm vor einiger Zeit eine Wirtschafterin zu sich. Dieselbe suchte ihn zu einer Heirat mit ihr zu überreden, worauf der betreffende, um sich nach den Verhältnissen der Frauensperson zu erkundigen, nach dem.angeblichen Geburtsort der letzteren abreiste; dort aber erfuhr er, daß die gemachten Angaben falsche seien. Unterdessen hatte sich die geriebene Gaunerin mit einem Geldbe träge von über 15,000 Mk., den sie dem Schreib- fchrankeihres Dienstherrn entnommen, von Leipzig ent fernt. Es wird nunmehr eifrigst nach der Schwind lerin gefahndet. — Chemnitz. Ein 14jähriger Quintaner, Sohn einer hiesigen adeligen Familie, war aus Furcht vor der Osterzensur aus dem elterlichen Hause ent wichen. Drei Tage darauf meldete den geängstigten Eltern ein Telegramm aus Belfort, daß ihr Sohn dort in einem Gehölze aufgefunden worden sei. Der jugendliche Abenteurer hatte seiner Angabe nach die Absicht, nach Algier zu gehen, war aber mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln nur bis an die französi sche Grenze gelangt und wurde von Belfort aus hier her zurückgebracht. — Ein aus zehn Wagen bestehen der Eisenbahnzug brachte dieser Tage 2000 Centner indischer Knochen hierher, die für eine hiesige chemi sche Fabrik bestimmt waren. Einer der neuen Reichs dampfer hatte sie aus indischen Hafenstädten als Bal last für die Rückfahrt mit nach Deutschland gebracht, wo sie nunmehr zu Düngemitteln Verwendung finden sollen. — Zwickau, 30. April. Die in Aussicht stehende Aufführung des Lutherfestspiels von Hans Heeriz zieht mehr und mehr die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Nach allem, was man hört, verspricht aber auch diese Aufführung eine glänzende zu werden. Von besonderer Wirkung dürfte der Umstand sein, daß bei diesem Lutherfestspiele das Publikum selbst durch seine Teilnahme an den geistlichen Zwischengesängen zur Mitwirkung herangezogen wird. Im übrigen werden die Gesänge in der Hauptsache abwechselnd ausgeführt durch den Kirchenchor der Marienkirche unter Leitung des Herrn Musikdirektor Vollhardt und der der Katha rinenkirche unter Leitung des Herrn Bürgerschullehrer Göhler. Einen gewaltigen Effekt wird jedenfalls auch die Mitwirkung einer in der Mittellage des Gewand- hanssaales aufgestellten Orgel Hervorrufen, die von Herrn Orgelbauer Müller in Werdau für die Kirche in Steinpleis erbaut und für das Zwickauer Luther festspiel entliehen worden ist. — Schneeberg, 30. April. Eine gräßliche Kunde traf gestern abend Herrn Gendarmeriebrigadier Günther von hier. Derselbe erhielt von selten eines, früher hier stationiert gewesenen Kollegen, des Gen darmen Böhm aus Thum, eine telegraphische An frage, ob sich Herrn Günther s Tochter in der Hei mat befinde oder nicht. Aus die Rückantwort, daß das — 15jährige — Mädchen seit letzten Mittwoch zum Besuch von Verwandten in Thum abwesend sei, kam von Böhm die telegraphische Schreckensbotschaft, daß soeben im Jahnsbachex Walde die Leiche eines Mädchens aufgefunden worden sei, die er als Herrn Günther's Tochter rekognosziert zu haben glaubte, welch' traurige Vermutung durch die vorliegenden Umstände zur Gewißheit wurde. Der unglückliche Vater, der mit seiner Familie allgemein aufs tiefste bedauert wird, ist heute früh nach dem Ort des Unfalls abgereist.
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