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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-188908244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18890824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18890824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-24
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.08.1889
- Autor
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erglänzte in Heller Beleuchtung, Kopf an Kopf stand die Menge, den ganzen Platz füllend und harrte der Majestäten. Vor dem Eingang des Stadthauses spielte eine Militärkapelle, innen hatten sich in den unteren Räumen Hunderte von Bürgermeistern und Ortsschulzen ausgestellt; in den oberen Räumen waren die Generalität, das Ossiziereorps und die Spitzen der Behörden mit ihren Damen in großer Toilette. Bürgermeister Back empfing mit Gemahlin und Tochter Ihre Majestäten an der Eingangsthür, führte Aller- höchstdieselben durch die Säle, welche in elektrischem Lichte hell erstrahlten, und stellte die einzelnen Gruppen vor. Das Kaiserpaar entzückte alle durch leutseliges Entgegenkommen. Für alle hatten die Majestäten freundliche Worte. Besonders lange hielt sich Se. Maj. bei den Bürgermeistern und den Vertretern der Landbevölkerung auf. Es war UR/s Uhr, als die glänzende Gesellschaft den Majestäten in die oberen Säle folgte. Nach 11 Uhr verließ das Kaiserpaar das Stadthaus und nun begann eine ungezwungene Nachfeier, wie sie noch kaum dagewesen. Generäle und Stabsoffiziere saßen zwischen altmodisch gekleide ten Dorfschulzen und Studenten; alles war an diesem Abend einigdentsch, und gar mancher, der bis gestern nur französisch sprach, sang die Nationalhymne: „Die Wacht am Rhein" und andere deutsche Lieder wacker mit. Es war nur eine Stimme über den Erfolg der Kaisertage. Die Herzen der Bevölkerung wurden in diesen Tagen erobert. 8 Der Kaiser hat bestimmt, daß die Feldwebel und Vizefeldwebel einschließlich der Vizefeldwebel des Beurlaubtenstandes, sowie die im gleichen Range stehen den Stabshoboisten und Stabshornisten und Zahlmeister- aspirauten bei denjenigen Truppen, bei welchen der Jn- fantrie-Offizier-Degen neuen Modells zur Einführung gelangt ist, ebenfalls mit Jnfantrie-Offizier-Degen und Portepee neuen Modells zu bewaffne« sind. Die genannten Chargen haben den fraglichen Degen an einer weißen, bez. schwarzen Ueberschnallkoppel zu tragen. 8 Von Zeit zu Zeit ist der ultramontane kath. Klerus bemüht, die Bestrebungen des Freimaurertums in den Augen derer zu verdächtigen, welche von Wesen, Bedeutung und Ziel dieser Bestrebungen keine Kenntnis haben. Wären diese Angriffe nun einzig und allein gegen gewisse Richtungen der Freimau rerei gewendet, so würde sich die Sache vielleicht noch hören lassen. Das ist aber keineswegs der Fall. Man schlendert seine Verdächtigungen und Verleum dungen vielmehr dem gesamten Freimaurertum ins Gesicht. Damit beweist man jedoch nur, daß man von der Sache, die man angreift, keine Ahnung hat. Gewissen unter den romanischen Nationen verbreiteten sogenannten freimaurerischen Systemen mögen politische und kirchenfeindliche Bestrebungen nicht fern liegen, die deutsche Freimaurerei aber huldigt solche Be strebungen durchaus nicht; sie kennt keine religions- und kirchenfeindlichen odergar staatsgefährlichen Ziele. Die deutschen Freimaurerlogen sind vielmehr, wenn sie ihre Aufgabe recht erfüllen, die rechten und echten Pflegstätten wahrer ungeheuchelter Religiosität. Denn ein Glaube ohne Irrwahn und Aberglauben, eine Frömmigkeit ohne Frömmelei, ein Suchen der über dem Menschen mit Vaterliebe waltenden Gottheit in allen ihren Segensspuren, eine Gemeinschaft mit der selben in stetem Bewußtsein ihrer unsichtbaren Nähe, ein Geheiligtsein durch den Gedanken an sie, die den Menschen erschaffen, in der seine Stärke, die ihn der einst wieder aufrichtet, wenn des unvermeidlichen Todes kalte Hand ihn dahingestreckt hat, das ist des wahren Freimaurers Religiosität, und darum wird Die Tochter des Deserteurs. Erzählung aus den jüngsten Tagen von Hans Bernauer. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) »Josef Hofer, Bauerssohn aus Ebeuthal, Assen tierungsflüchtling des Regimentes Baron Bergen, wird mir zu seiner Fahne folgen!" begann der Offizier in befehlendem Tone. Hofer war bleich geworden und nur mühsam und mit beklemmter Brust stammelte er: „Ich — ich kann nicht!" „Keine Umstände!" rief barsch der Offizier, „oder man wird den Josef Hofer, Bauerssohn aus Ebenthal, Assentierungsflüchtling, den richtigen Weg zeigen!" Ein furchtbarer Seelenkampf durchwogte die Brust des Wirtes und mit flehender Stimme sprach er: „Herr, bedenken Sie, ich habe Weib und Kind! Rauben Sie dem Weibe nicht den Ernährer, dem Kinde den Vater!" Der Offizier drehte krampfhaft an seinem Schnurrbarte, die ihm zugekommene Mission schien ihm im höchsten Grade unangenehm zu sein. Doch war er zuviel Soldat, um seine Pflicht zu verletzen und gegen Vorschrift nur nach dem Zuge seines eigenen Herzens zu handeln. „Hm! Das ist freilich traurig — sehr traurig," meinte er, „aber Josef Hofer, Bauerssohn aus Ebenthal, Assentierungsflüchtling, kann ja Weib und Kind nachkommen lassen!" Ein freudiger Hoffnungsstrahl glitt über das Antlitz Hofer's. von ihm gefordert: „Reine Ehrfurcht gegen das höchste Wesen!" und nächst diesem: „Gehorsam gegen Obrigkeit und Gesetz!" Darum sollte aber auch jede wahre Religiosität anstrebende, von hierarchischen Herrschaftsgelüsten freie Kirche in dem deutschen Freimaurertum viel eher eine wertvolle GelMfin, als eine Gegnerin oder gar grundsätzliche Feindin sehen. Die deutsche Freimaurerei sucht ihre Anhänger auf einem eigenartigen Wege, der ihr Geheimnis bildet, zum Verständnis der uralten Ueberlieferungen von den Beziehungen und dem Verhältnis des Men schengeschlechts zum göttlichen Wesen zu führen; sie strebt daher den höchsten Idealen der Menschheit nach und kann deshalb niemals religions- und kirchen- feindliche Ziele verfolgen oder gar dem Staate und der Gesellschaft gefährlich werden. Wohl aber macht der, welcher eine solche Gesellschaft angreift, seine eigenen Bestrebungen verdächtig. Mögen die Gegner der Freimaurerei dies beherzigen! 8 Die nationalliberale „Breisgauer Zeitung" brachte dieser Tage folgenden Artikel, der eine weitere Verbreitung verdient: „Die „Bad. Landpost" spricht sich gegen den „kolossalen Vereins- und Festschwindel aus, der am Wohlstand des Volkes zehrt". Wir können dem konservativen Blatt hierin nur auf's.leb hafteste beistimmen; es hat sich ein Uebermaß solcher Feste jetzt in Süddeutschland eingestellt, das geradezu erschreckend wirkt und den Sinn für häusliches Familien leben bis auf's Tiefste erschüttert. Dabei spielt die Eitelkeit der Veranstalter und Nedehalter (Redner wäre zu viel gesagt!) eine überwiegende Rolle, und alle diese Leute warten mit Sehnsucht darauf, ihre „gelungenen" und musterhaften Leistungen in einem Dutzend Blätter verherrlicht zu sehen. Demosthenes und Cicero erscheinen in hundertfacher Zahl zum zweiten Mal auf unserer Erdkuge! und treiben das bischen Bescheidenheit noch völlig aus den Köpfen hinaus, das aus besseren Tagen vielleicht noch zurück geblieben ist. Die Presse aber muß sorgsam Register führen über alle die 5-, 10-, 20- und 25jährigen „Feste" der modernen Vereinsmeierei, weil die einzelnen Blätter, wenn sie in dem Wettlauf Zurückbleiben, ver- vehmt und zu Gunsten jener abbestellt, werden, die am breitesten und eingehendsten von dem Flaggen schmuck, den Festjnngfrauen und dem „tiefen Eindruck" zu reden wissen, den die Redner des Tages hervor gebracht haben; auch der Tanz, der den Schluß bildet, darf nicht vergessen werden, mit dem Beifügen, daß Phöbus schon seine Rosse einspannte, als die Letzten der Gesellschaft den Heimweg von einem „Feste an traten, das allen Teilnehmern in unauslöschlichem Andenken bleiben wird". So geht's von Fest zu Fest, und dann wird noch über die schlechten Zeiten geklagt, ohne die Gründe weiter zu untersuchen, worin jene ihre tiefere Wurzel haben. Die Presse kann hiergegen wenig thun, denn sie muß, weil keine Solidarität bei ihr vorhanden ist, dem „Zug der Zeit" folgen, wenn nicht diejenigen Blätter, die Widerstand leisten oder nur widerwillig mitmachen, zu Gunsten anderer schwer geschädigt werden sollen. Aber ab und zu die mahnende Stimme gegen den Mißbrauch der alltäglichen Vereins schwindelei zu erheben, das kann und sollte sie thun und ihr Wort wird nicht wirkungslos verhallen, wenn die deutschen Frauen mit der ihnen eigenen Thatkraft dem Uebel gründlich eutgegenwuken". 8 In dem Dorfe Bor deck bei Essen schlug während eines furchtbaren Gewitters der Blitz in das mit vielen Hunderten von Menschen gefüllte Schützenzelt, tötete den Sohn eines Landwirtes und betäubte eine größere Anzahl von Personen. Das Fest wurde natürlich sofort eingestellt. „So erlauben Sie mir, mein Weib und Kind zu erwarten, um Abschied von Ihnen zu nehmen!" „Das kann nicht sein!" entgegnete mit erzwun gener Härte der Offizier. „Das'Regiment ist bereit den Marsch auzutreten!" In furchtbarer Aufregung ergriff Hofer eine Hacke und rief: „Und ich gehe nicht — ich will sehen — wer mich zwingen kann —!" Mit Blitzesschnelle war die Markedenterin her- beigespruugen und entriß dem halbwahnsinnigen „Um Gvtteswillen! Was wollen Sie thun! Sie stürzen sich in das größte Verderben!" Resigniert ließ Hofer den erhobenen Arm fallen und sprach nach einer Pause, während welcher die qualvollsten Gefühle seine Brust durchwogten, mit tonloser Stimme: „Nun denn — ich folge Ihnen!" Der Offizier, peinlich berührt durch diese Vor gänge, sprach zu seiner Bemannung: „Mannschaft! Ihr habt nicht gesehen, daß der Assentierungsflüchtling Josef Hofer einen Augen blick ein Narr war! Halbrechts! Marsch!" Die Soldaten nahmen den Wirt in ihre Mitte und marschierten aus dem Hause. Als sie an der Hecke hinter dem Hanse vorbei kamen, grinste das widrige Gesicht Barenski's hervor. „Hin!" rief er demneben ihm stehenden Grafen Hohenfels zu. „Du bist ein Goldmensch!" sagte dieser tri umphierend. Z Ueber das rauchlose Pulver wird den „Hamb. Nachr." von militärischer Seite geschrieben: „Den Vorteilen des rauchlosen Pulvers stehen aber auch große Nachteile gegenüber. Man konnte das in Spandau am 14. August deutlich spüren. Von Seiten des Gegners waren die mit rauchloser Munition ausgerüsteten Schützen im Terrain nicht zu erkennen, als dieselben bereits auf 300 Meter herangekommen waren. Man hörte wohl den Knall, war aber außer Staude, genau festzustellen, wo der Feind lag. Mit hin war die Möglichkeit ausgeschlossen, den Feind er folgreich zu beschießen. Alle Offiziere waren auf die Benutzung von Feldstechern angewiesen, um ihren Leuten nur ungefähr den Standort des Gegners an geben zu können. Besonders erschwert wird durch das rauchlose Pulver der Dienst der Kavallerie. Es bedarf der äußersten Vorsicht, damit eine Patrouille dem Gegner nicht blind in die Arme läuft. Die Kavallerie kann sich nur nach dem Knall richten, und es ist fast unmöglich, daraus sichere Schlüsse zu ziehen, wenn von mehreren Seiten gefeuert wird." 8 Straßburg i. E., 22. Aug. Das Gefechts exerzieren aller Waffen der hiesigen Garnison auf dem Polygon nahm nach den von Sr. Maj. dem Kaiser ausgegebenen Dispositionen seinen Verlauf. Nach Beendigung desselben kehrte Se. Maj. an der Spitze der Fahnenkompanie nach dem Kaiserpalast zurück, wo die Fahnen während der Anwesenheit Allerhöchst- desselben aufbewahrt werden. Auf dem ganzen Wege hatten sich Tausende von Menschen angesammelt, welche in ununterbrochene Hochrufe ausbrachen. Die vor dem Kaiserpalast harrende Menge sang „Heil Dir im Siegerkrauz" und die „Wacht am Rhein". Ihre Maj. die Kaiserin erschien zu wiederholten Malen auf dem Balkon und verneigte sich dankend nach allen Seiten. * * Wien, 21. Aug. Ein furchtbares Hagel wetter, bei dem Schloßen in Eigröße niedergmgen, wütete gestern in Südmähren. — Die „Correspon- dance de l'Est meldet das Auftauchen von Jnsurgen- tenbanden in der Herzegowina; mehrfache Zusammen stöße mit Grenzpatrouillen sollen bereits stattgefuiiden haben. * * Wien, 22. August. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Ernennung des Prinzen Friedrich August von Sachsen zum Rüter des Goldnen Vließes. * * Petersburg, 20. August. Eine angeb lich vom russischen Botschafter zu Berlin hier einge laufene telegraphische Anfrage, ob der Zar jetzt seinen Gegenbesuch machen würde, mußte vom russischen Mi nisterium des Aeußeru ohne bestimmte Antwort bleiben, da man dort selbst nichts Sicheres wußte. Der Groß fürst-Thronfolger soll bei seiner Reise zu den deutschen Manövern einen besonderen Adjutanten mitbekommen. Wenn das jetzt herrschende Sturmwetter anhält, dürfte die Abfahrt mit der „Dershawa" zweifelhaft erscheinen, da die russische kaiserliche Familie bei ihrer Rückkehr aus Sweaborg fünf Stunden lang durch die See krankheit stark gelitten hat. * * Petersburg, 20. August. Betreffs der bevorstehenden Reise der kaiserlichen Familie wird in Hofkreisen nur zugegeben, daß das Endziel Kopenhagen ist, sowie daß der Großfürst-Thronfolger zu den Kaisermanövern nach Berlin geht. Man meint hier, der russische Thronerbe solle eventuell die Entschuldig ung seines kaiserlichen Vaters wegen dessen abermaligen Aufschubs der Gegenvisite überbringen. Gerüchtweise flüstert man hier, der Großfürst-Thronfolger gehe zu gleich auf die Brautschau, doch ist dies im jetzigen Moment wohl durchaus unwahrscheinlich. Ueber das kaiserliche Programm befindet sich auch das diploma- Ein höllisches Grinsen verzerrte die häßlichen Gesichtszüge des Bettlers: „Goldmensch! Das ist das dümmste Kompli ment, das man einem Bettler machen kann!" Darauf trennten sich die würdigen Kumpane, jeder nach einer entgegengesetzten Richtung. -l- -t- Das Haus des Arztes, bei welchem sich Gräfin Hohenfels eigenmächtig einquartiert hatte, um die Reparatur ihres Wagens zu erwarten, stand auf dem Marktplatze. Der letztere bot zur Stunde ein bewegtes und farbenreiches Bild: Die Sammlung der Soldaten, die zum Abmarsche bereit waren. Lustige Lieder erklangen, dazwischen tönte die Trom pete und die Trommel. Es braucht wohl kaum er wähnt zu werden, daß alt und jung im Dorf auf den Füßen war, um dem Abmarsche beizuwohnen. Hier und da stand ein Mädchen unter der Haus flur, um die letzten Abschiedsküsse zu wechseln, an anderer Stelle verabschiedete sich ein Krieger von seinem Quartiergeber auf die herzlichste Weise. Eine Gruppe von Bauern trat jetzt aus dem Gemeindegasthause, das sich gegenüber der Kirche auf dem Platze befand. In ihrer Mitte schritt Unteroffizier Brauser, der Hans, den Knecht des Löwenwirtes, am Arm führte. Hans hatte eine Rekrutenmütze auf dem Kopfe und trug das trüb seligste Gesicht von der Welt zur Schau. „Wo gehst Du denn hin?" fragte lachend einer der Bauern, an denen sie vorüberkamen. „Ich gehe ja nicht, Dummkopf!" antwortete Hans weinerlich, und indem er auf den Unteroffizier
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