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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189010150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18901015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18901015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-15
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 15.10.1890
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WMMckMWM Nochen- mö NachrichlsblaU zugleich GeWsts-MzeM für Hshidors, Mdlitz, Berusdorf, RNors, St. 8Bie«, Hcinrichsort, Rliriemu und Mülsen. Amtsblatt für de» Stsdtrat z« Lichtenstei«. — —-— 4«. I«hrgs»g. —— — Nr. 240. Mittwoch, de» 15. Oktober 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonu- und Festtag«) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nebmen außer der Expedition in LiLtcnstrin, Markt 179, alle Kaiser!. Postauftalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene kkorpuSzeile oder derer' Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgsschichte. *— Lichtenstein, 14. Oktober. Gestern Montag, den 13. Oktober, fand in unserer Stadt das vierzigste Missionsfest statt. Eine zahlreiche Gemeinde hatte sich zu dem Festgottesdienst in der schön geschmückten Kirche versammelt. Nach der Li turgie wurde der 47. Psalm „Frohlocket alle Völker", nach einer wohlgelungenen Komposition des Herrn Cantor Pech, vom Kirchenchor vorgetragen. Die Fest predigt hielt Herr Pastor Kaiser aus Aue über Luc. 4, 16—21, die erste Predigt Jesu in seiner Vaterstadt Nazareth „Der Geist des Herrn ist über mir — zu predigen das angenehme Jahr des Herrn." Auf Grund dieses Schriftworts forderte er die Christen gemeinde auf, das Evangelium von Christo auch ferner unter den Heiden erschallen zu lassen. Nach 4 Uhr begann die ebenfalls sehr reich besuchte Nachversamm lung im Saale des Gasthofs zum Helm. Herr Ober pfarrer Seidel begrüßte die Versammlung, gedachte der vor 40 Jahren gehaltenen ersten Missionsfest predigt des unvergeßlichen Jaspis, und stellte Vergleiche zwischen damals und jetzt an, indem er an Ziffern den Fortschritt des Missionswerkes in Indien, China, Japan, Madagaskar darlegte. Hierauf er griff Herr Missionar Handmann aus Leipzig das Wort zu einem längeren, hochinteressanten Vor trage über den Geisterkampf in Indien. Nicht blos an den Ziffern der Getauften zeige sich die Wirkung der Predigt, sondern noch vielmehr an der großen Bewegung, welche sie außerhalb der Kirche in der Heidenwelt Hervorrufe. Das indische Volk fühlt, daß die Zeit der Hindureligion zu Ende geht und daß die Zukunft Christo gehöre. Es wehrt sich noch dagegen, indem es Mischreligionen herstellt (Brahma-Samadsch), spiritistischen Offenbarungen lauscht, oder auch vom Götzendienst auf die ur sprünglich reineren Formen seiner Religion zurück zugehen sucht, — alles vergeblich, wie die ein sichtigeren unter ihnen erkennen. Die westliche Kultur und die westliche Religion macht unaufhalt same Fortschritte. Nach diesen mit Spannung ver nommenen Darlegungen eines Mannes, der 30 Jahre lang in Indien gewirkt und das Volkstum, die Geistesart und Litteratur dieses hochbegabten Volkes gründlich kennt, sprach Herr Pastor Kaiser noch ein warmes Schlußwort, worauf die Feier mit einem Gebet des Herrn Oberpfarrer Seidel endete. Die Kollekte in der Kirche betrug 70 Mark. In der Nachfeier wurden noch 34 Mark zum Besten einer für die tamulischen Landprediger in Indien zu errichtende Bibliothek gesammelt. *— Seit gestern hat die seither trübe kalte Witterung einer freundlicheren Platz gemacht, denn heiter scheint die liebe Sonne aus dem blauen Firma ment herab und sendet ihre wärmenden Strahlen auf die Erde. So erreichte der Thermometer heute Mittag fast 25 Grad Wärme nach Celsius. — Vorsicht! Umherziehende Händler be trügen jetzt das gläubige Publikum mit einem an geblich aus Wolle hergestellten Fabrikat. Dasselbe ist gleich in 3 Meter langen Resten für Herrenan züge zugeschnitten und besteht nur auf den beiden Seiten aus Wolle, welche durch eine innere, aus reiner Baumwolle hergestellte, nicht sichtbare Kette zusammengehalten werden. Dabei ist die angewebte untere Seite noch viel schlechter als die schon lose obere. Man findet die Baumwolle nur beim Ein reißen der Ware. Obgleich die letztere auffallend schlecht und gewöhnlich aussieht, so sind die nie alle werdenden Liebhaber billiger Einkäufe dennoch zum Preise von 2 Mk. pro Meter hineingefallen. Die Ware hält nicht den Nadelstich aus, — darum Augen offen! — Sollen unsere Töchter Klavier spielen lernen ? Diese Frage wird von Bernhard Rollfuß in einer im Verlage der Hofmusikalienhandlung von C. A. Klemm, Leipzig, Dresden und Chemnitz er schienenen Schrift eingehend beleuchtet. Es ist eine gewichtige Stimme, die sich über das beregte Thema vernehmen läßt. Die Ausführungen des bewährten Musikpädagogen seien Eltern, Vormündern und Lehrern zur Beherzigung dringend empfohlen. Der Verfasser sagt zunächst: Soll die Frage im Allge meinen mit Ja beantwortet werden, so müssen vor allen Dingen zwei Hauptfaktoren vorhanden sein: ein gesunder, kräftiger Körper und unverkennbare musikalische Begabung. Nicht unbedingt nötig ist große Begabung für Technik, viel erfreulicher, wert voller ist eine solche für musikalischen Vortrag. Roll fuß hat hierbei selbstverständlich die Ausbildung von Dilettantinnen im Auge, denn große, zur Künstler - schäft berufene Talente geben sich schon in früherer Jugend in ganz anderer Weise zu erkennen; vor Allem bedarf so ein hochbegabtes Kind nicht erst der Erweckung des musikalischen Sinnes, kaum eines ge wissen Zwanges. Der Verfasser spricht nun von den Anzeichen, aus denen sich der Sinn für Musik bei dem Kinde erkennen läßt, und von den Mitteln, durch welche natürliche Neigung und Liebe zur Tonkunst erweckt und auf den richtigen Weg geführt werden können. In Familien, in deren Kreise gute Musik gepflegt wird, hält es nicht schwer, den bei dem Kinde vorhandenen Grad von Befähigung zu ermessen; als ein hauptsächliches und untrügliches Mittel, um dem Kinde Anregung zu musikalischem, d. h. verständnis vollem Vortrage auch beim Klavierspiel zu geben, nennt Rollfuß aber den Gesang. Hat das Kind schon im zartesten Alter Freude an einem seinem Fassungsvermögen entsprechenden einfachen Liedchen, so ist mit Sicherheit auf eine gewisse musikalische Beanlagung zu schließen, wie auch angeborener Sinn für Gesang naturgemäß zu beseelterem Klavierspiel führt. Sehr viel kann auch hierin ein rationell ge leiteter Schulgesang thun. Es ist hier nicht der Ort, auf des Verfassers sehr zutreffende Ansichten über Musik-, insbesondere Klavierunterricht näher einzugehen, bemerkt sei jedoch, daß obige Frage bei gänzlichem Mangel an Musiksinn zu verneinen ist. Zu allen anderen Lehrgegenständen kann und muß sehr oft das Kind mit Ernst und unnachsichtlicher Strenge ange halten werden, nur nicht zum Erlernen einer Kunst. Ein solcher Zwang wird geradezu zu einer verderb lichen geistigen Folter. Das sollten Eltern, Erzieher rc. bedenken, die da meinen, es gehöre unter allen Umständen dazu, daß eine Dame von Stande „musi kalisch" sei. — Der vielfach gehörten Ansicht von Aerzten, Lehrern rc., unsere weibliche, schulpflichtige Jugend solle keinen Klavierunterricht haben, weil sie dadurch zu sehr angestrengt und nervös werde, tritt Rollfuß aber mit den Worten entgegen: Nicht das Klavierspiel an und für sich macht unsere weibliche Jugend krank, sondern die Art und Weise, wie es gehandhabt wird. — Viele Kaufleute, besonders angestellte Ge hilfen, werden uns dankbar sein, wenn wir sie auf eine Kasse aufmerksam machen, welche geeignet ist, die Zukunft deren Familien zu sichern. Die Witwen- und Waisenkasse des Verbandes deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig ist jetzt so günstig gestellt, daß sie im Todesfälle den Witwen und Waisen ihrer Mitglieder, welche jetzt der Kaffe fünf Jahre angehören und ihre Beiträge voll bezahlt haben, 450 Mk. Pension der Witwe und 165 Mk. Pension für jedes Kind jährlich bezahlt. Diese Sätze sind in der letzten Generalversammlung auf Grund des Sachverständigen-Gutachtens beschlossen worden. — Seit dem 1. Oktober haben auch die Böhm ische Nordbahn und die Buschthierader Eisenbahn den sogenannten Kreuzertarif für ihren Personenverkehr eingeführt. Hierdurch werden auch Sächsische Staatsbahnlinie u in Konkurrenz ge nommen, da sich nunmehr eine Fahrt durch Böhmen nach Sachsen von Zittau, Warnsdorf, Großschönau rc. in vielen Fällen billiger steht als durch Sachsen. Bei Ver gnügungsfahrten,z.B. von Zittau nach Schandau, welche eine mehr als dreitägige Dauer erfordern, stellt sich der Fahrpreis bei einer Fahrt über Warnsdorf-Bodenbach und von da mit Dampfschiff um 3 M. billiger, als bei der Fahrt über Neustadt und um 5 M. billiger, als bei der Fahrt über Pirna. Zwischen Schandau und Warnsdorf zahlt man 6,40 und bezw. 4,20 M. weniger, wenn man durch Böhmen fährt. Selbst zwischen Zittau und Pirna beträgt die Fahrpreiser mäßigung hin und zurück noch 2,30 M. bei der Fahrt über Warnsdorf-Bodenbach und von da mit Dampf schiff, und wer viel Zett und und wenig Geld hat, der kann sogar von Zittau nach Dresden auf dem angegebenen Wege mit einer Ersparnis von 1,90 M. fahren, unter Umständen richtet sich auch der Geschäfts reisende auf solche Fälle ein. — Von dem statistischen Bureau des Königl. Sächsischen Ministeriums des Innern ist mit der Zusendung der Formularefür die bevorstehende Volks zählung an die Gemeindebehörden bereits begonnen worden. WieeineVergleichung derselben mit denFormu- laren der letzten Volkszählung ergiebt, sind im Großen und Ganzen die vom Bundesrat für frühere Volks zählungen getroffenen Anweisungen aufrecht erhalten worden und bestehen die Abweichungen nur in Folgendem: Während früher die Staatsange hörigkeit der Deutschen Reichsanqehörigen durch Angabe des betreffenden Bundesstaates zu bezeichnen war, genügt jetzt für Angehörige Deutscher Staaten die Bezeichnung der Staatsangehörigkeit durch Ein setzung eines,,!)", dagegen ist für jede andere Person (Reichsauslünder) der Staat, welchem dieselbe als Staatsbürger oder Unterthan angehört, zu bezeichnen. Die Angabe der Muttersprache wird nicht mehr erfordert, ebenso sind bei den „vorübergehend ab wesenden" Personen die Angaben des Geburtstages, des Geburtsortes und der Staatsangehörigkeit nicht mehr nötig. Bei der diesjährigen Zählung sind nicht nur die bebauten Grundstücke (Komplexe mehrerer Gebäude), sondern auch die einzelnen Gebäude (bewohnte und unbewohnte Wohnhäuser) zu zählen und wird durch diese Erweiterung der statistischen Erhebungen eine bessere Uebersicht über die Wohnungsverhältnisse der Städte und Ort schaften ermöglicht. Da für den Begriff eines Wohnhauses bisher eine ungleichmäßige Auffassung bestanden hat, ist eine erneute Erläuterung gegeben worden, und zwar ist als Wohnhaus im Allgemeinen anzusehen: 1. jedes freistehende Wohngebäude, 2. jedes, wenn auch mit einem anderen Gebäude unter einem Dache befindliches zu Wohnzwecken bestimmtes Gebäude, das vom nebenstehenden Gebäude durch eine vom Dach bis zum Keller reichende Trennungs wand geschieden ist. — An der Elbe hat die Weinlese begonnen. Ganz so schlecht, wie man allgemein hört, steht es überdies auch in diesem Jahre mit dem Weine nicht; er übertrifft den 1887er unbestritten und der Zentner Trauben wird zu 15 bis 18 Mark angeboten und gern gekauft. Drosseln, Amseln und Staare richten in diesem Jahre in den Bergen besonders argen Schaven an. — Glauchau, 13.Oktober. Ein bedauerlicher Unglücksfall, welchem leider das Leben eines Menschen zum Opfer gefallen ist, hat sich am Sonnabend un weit des hiesigen Bahnhofes, auf Jerisaner Flur, zugetragen. Daselbst war der Gutsbesitzer Max Fritsche aus Jerisau mit Feldarbeiten beschäftigt, als plötzlich, wahrscheinlich vor einem heranbrausenden Eisenbahnzuge, die Pferde scheuten. Fritsche, welcher die Tiere zum Stehen zu bringen bemüht mar, kam dabei so unglücklich zu Falle, daß er von den Pferden so gefährliche Trittwnnden am Halse erhielr, infolge deren er nach vorhergegangcncn unsäglichen Schmerzen noch in der darauffolgenden Nacht seinen Geist auf gab. Er hinterläßt Frau und drei noch unerzogene Kinder. — Glauchau. Eine beachtenswerte Einricht ung ist von den städtischen Kollegien bei Aufstel lung einer neuen Ortsarmenordnung getroffen wor-
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