875 876 die, leider? zu lange für den Oekonowen ver borgen gewesenen, Quellen der Natur aufzu decken, tue Kräfte derselben zu wecken und zu benutzen, in allen Dingen, mit einem Worte, rationell zu verfahren, und so für sein eignes und Andrer Wohl zu wirken. Der Einwurf, den man mir machen könnte f daß diese Wissenschaften entweder einen Cursum der Hörsäle oder ein eignes langwieriges Studium erforderter!, mithin dem jungen Oekonomen zu viele Zeit raubten, würde gegründet seyn, wenn meine Meinung dahtn ginge» daß diese Wissenschaften vom Oekonomen wie vom Professor studirc wer» den müßten. Allein nichts weniger als die ses ist erforderlich; nur Bekanntschaft mit denselben, sey es auch nur eine ganz ge wöhnliche, ist hinlänglich: und das Wissen ihrer ersten Gründe und das Vermögen, die hierüber vorhandenen Schriften lesen, das Gelesene, sey es auch nur durch Beihülfe eines Wörterbuchs, oder durch die Deiehrung eines Freundes, verstehen und anwenden zu können, wird von großem Nutzen und wich tigen Folgen seyn. Diese Bekanntschaft zu machen, ist aber cinch durchaus nicht schwierig; denn seitdem drcse Wissenschaften bei der L^ndwirthschaft in Anwendung kamen, haben mehrere treff liche Männer Englands, Frankreichs und TeutschlandS gewetteifert, ihre Kenntnisse mitzutheilen, und sich so weit zu den Lsycn heradzulassen und verständlich zu machen, das; Jedermann, wäre er auch nur mit den ersten Gründen einigermaßen vertraut, sie Mit Nutzen lesen und darnach handeln kann. Ich stelle, da jedem O konomen die Agri kultur vorzüglich am Herzen liegen muß, die Chemie oben an, weil sie uns die Bestand- theile jeder Erdart, des Düngers und des Samens kennen lehrt, wodurch wir den Bo den und dessen Kräfte sogleich zu beurtheilen im Stande sind, um in dieser Hinsicht cou» seguent zu verfahren; weil sie uns ferner darauf htnsührt, die ökonomischen Produkte bei ihrer fabrikmäßigen Verwendung (z. B. Drarmtweinbrcnnen u. s. w°) nach richtigen Grundsätzen zu behandeln, und weil sie uns mit den Ursachen so mancher Wirkung be kannt macht, die uns ohne sie Rälhsel waren und blieben. Die Nützlichkeit der Anwen dung der Chemie auf die Landnurthschaft wird ein einziges Beispiel sogleich erweisen. Man hat einen Acker vor sich, dessen äußerliche Farbe weißgrau ist, und der in trocknen Zeiten bet der Bearbeitung in gro ßen Stücken aufbricht, welche aber entweder durch eine kleine Anfeuchtung oder durch Einwirren der Luft und andrer Meteore zer fallen und beinahe zu Staub werden. Der gute, aber mit den ersten Kenntnissen von der Chemie nicht versehene Landwirth, dcr seine Felder gut zu düngen pflegt, bringt vielleicht neben anderm Dünger auch Kalk (den er für ein unmittelbares Düngungsmit- tel hält) auf diesen Acker, und macht sich die besten Hoffnungen für die Ernte. Seine Erwartungen .bleiben abcr unerfüllt; und nun macht er den Versuch mit gewöhnlichem ammalifchen Dünger, oder mit Dammerde, ohne Kalk; siehe da! es gelingt, und na türlich wird er nach dies m N 'sultate den ersten Versuch nicht wiederholen. Fragt man ihn nun nach den Gründen, warum er den letzter» Versuch dein erstern vorziehe? so bleibt er lediglich bei dcr De-