Großenhayner Unterhaltungs- und Intelltgenzblatt. 13-'- Jahrg Bemerkungen «us dem Leben für's Leben. Hl. Misverstand und Misdeutung. ^6elcher Sterbliche ist wohl von den traurigen Wirkungen dieser Zwillingsgeschwistcr frei! Sie unterscheide» sich zwar ihrem Wesen nach be deutend von einander, indem der Misver stand mehr eine Undeutlichkeit oder Dieldeut- samkeit des Gesprochenen oder Geschriebenen voraussetzt, dagegen die Misdeutung der Be fangenheit des Hörers oder Lesers zur Last fallt; sind gbcr beide für den, der sie zu tragen hat, gleich drückend! Das fühlt besonders der, wel cher in nicht gleichgültigen Angelegenheiten, und von achtungswerthen Personen misverstanden worden ist. Misverstanden, sagt der Vcrf., um dadurch anzudenten, daß er auf zufällige Um stände und Zusammentreffungen nicht Acht ge habt und so selbst Gelegenheit zum Misverstand, jedoch unwillkürlich, gegeben habe. Er hat früher bei andern festlichen Zeiten z. V. bei der Reformationsjubelfeier, am Weihnachtsfeste, und noch jüngst bei der Anwesenheit einer Echauspielergcsellschafc re. kurze Bemerkungen, und zwar in keinem andern Tone, als den der „Uebertreibungen" gegeben, und man hat sie mit ihnn moralischen Anwendungen lötts Stück. beifällig ausgenommen, wie konnte man denn bei den Uebertreibungen ein zufälliges Zusam mentreffen fo unbedingt auf die Rechnung deS Werf. Willen schreiben! Ohne Arg und in ei ner zuweilen ans Dichterische gränzenden Spra che gab er eine seiner Lieblingsantithesen aus der heil. Geschichte zu der Zeit, wo sie, uch Eindruck zu machen, gegeben werden mußte. Schlimmer aber noch ist es, wenn bloß ge hörte Worte mißverstanden werden, denn sie werden mit jeder Wiederholung verunstaltet, und der letzte Hörer ahnet nichts mehr von ih rem eigentlichen Inhalt, von der Art des Vor trags, von den Ursachen und Zusammenhänge, auch nichts von dem eigentlichen Beweggründe der Ausbreitung derselben. Sie find einer La wine gleich, die im Herabrollcn vom Berge immer größer wird, und deren zerstörende Kraft sich mit jeder Umwälzung vermehrt. Und daS Kränkendste bei dergleichen Erscheinungen ist, daß von Einigen des Guten und Verdienstli chen einer Person, über die ein Misverstand obwaltet, ganz vergessen, und ihrer sonstigen Denk- und Lebensweise, ihrer Thätigkeit fürs Beßre nicht gedacht wird, um darin Entschul digungen und Billigkeit im Urthe l zu finden. So ist aber das Wesen dieser unh Ubringen- dcn Zwlüingsgcschwistcr, die sich auch zuweilen (<L>onnabends, den 26. April 1825.)