141 Jin Gerüche stellend, das, sic mit unsichtbaren Milchten in Verkehr siche und die Zukunft vorherzusngcn wisse, war sic öffentlich stets gemieden wurden, wenngleich nicht unbekannt war, daß Pcrjvncn aus den angesehensten Ständen sich im Stillen' bei der Alten Nath lwlten. In einer Laune des Uebcrmuths trat er ohne Weiteres ei» und strecltc der Alten seine Hand hin: „Grüß Gott, Verona, ich trcsse Hnch gerade zu rechter Stuudc. Was lcstIhr iu diesen!Zukniistslnich?" Die Wahrsagerin nahm die Hand und betrachtete sic scbwcigend. Dann ließ sic sic los und winkte dem jungen Manne, sich zu ent- fernen. „Willst Du mir die Zukunft nicht enthüllen?" fragte er verwundert. Sie schüttelte mit dem Zopfe. „Und warum nicht?— Sind nur Gläubige dazu geschickt, das, ihr künftiges Loos sich Deinem Ange enthülle? Wenn Du keine Stümperin in Deinem Handwerk bist, so wirst Du mir doch wohl sngcu lüuucn, >vas der Himmel über mich beschlossen hat." „Cs sei," sprach seht die Wahrsagerin, seine Hand wieder betrachtend — „Ihr seid im Bcgrisse, einem schweren Eid untreu zu werde», »och Schwereres werdet Ihr verschulden, zu hvhcr Ehre werdet Ihr gc- lcmgen . . . mid rühmlos eudeu." — Murmelnd fuhr sie fort: „Ich sehe zwei Leichname . . . Blnt ent- strümt de» Wunde» . .. ich Hörr eines Säuglings Aech- zeu . . . sehe eine» weißen Nacken . . . ein blitzendes Schwert." „Närrin!" ries Hnrs- dbrser, entriß ihr die Hand und stürmte ohne Gruß aus der Hütte. » * Zaum »ach dem Mit tagessen sprang der Schnei dermeister Jejaias Berb- liiiger mit dem großen Entschlusse von seiner Bude herab, heute keinen Streich mehr zu schassen, sondern sich eimm vergnügte» Abend zu machen. Er wandte sich an seine hinter dem Ofen sitzende Ehehälfte, nm Geld von ihr zu erhalten. Statt dessen überhänste sie ihn mit Schimpfreden und drohte am Ende gar mit der Elle, besonders als er davon sprach, das über flüssige Bettzeug zu verkaufe». Endlich faßte der Schneider ei» Herz und ries: „Unverständiges Weib, Du weißt nicht, wie Du mich lästerst. Ich muß meinen Geist anrcgen, um eine Entdeckung vollends zur Reife zu bringen, über welche Mit- und Nachwelt staunen sollen." „Seht doch den Tropf, wie er sich nufbläht!" sagte sein Weib verächtlich. „Dank' cS Gott und unserm hocbcdeln Magistrat, daß das Bettelhaus Dir ossen fleht, wo hin Dein Weg über kurz oder lang Dich doch noch führt!" Verbliugcr erhob seine Hand zu einem Schlage, um das Lästermaul seines Weibes zum Schweigen zu bringen, da ward plötzlich an die Thüre ge klopft, nnd ein stattlicher junger Manu trat ein, der in einem Athem fragte: „Ihr seid Meister Bcrblingcr? Seid Ihr nicht in dem Hause des Bürgermeisters Besserer bekannt?" „Beides richtig," antwortete der Schneider, „aber was soll's?" „Nnn, Ihr habt wohl in diesen Tagen estl Geschäft bei dem Bürgermeister zu besorgen, das auch Euer Geselle ausrichten kann?" „Wir haben keinen Gesellen," bemerkte die Frgu. „Wollte Gott . . ." „Ich bin für jetzt der Geselle," erklärte der Fremde und drückte dem verblüfften Schneider meister einen Gvldgulden in die Hand. „Ihr habt wohl einen alten Anzug, der für de» Geselle» paßt, oder schasst eine» solche» gegen Zahftmg herbei; dann gebt Ihr mir eine» Auftrag, am besten morgen vormittags, wenn der Bürgermeister iu der Session ist: den Auftrag kann ihm ja daun " „Auch seine Tochter ausrichten," siel mit pfiffiger Miene Bcrblingcr ein, „verstehe, verstehe schon: ja, wahrlich, einen stattlicheren Gesellen könnte der erste Meister des ehrsamen Schneider- Handwerkes in unserer freien Reichsstadt nicht be kommen, als mir das Glück heute iu Euch zugc- sührt hat. Für den Anzug will ich sorgen, und wenn sonst mciue Tieustc Euch genehm sind, werdet Ihr mich stets willfährig finden. Doch, darf ich Euren Namen wissen?" „Nennt mich Werner, weiter braucht Ihr Euch um meine Verhält- nissc nicht zu kümmern. Morgen also," woraus er sich verabschiedete. Gieltchersturz an der Snupwnstraße in der Schweiz: Rande des Absturzgelnetos gelegen. X F'lelschbaru. xx Abl>rmlmrlle. Jetzt war der Schneidermeister wieder Herr im Hause. Er sagte seiner Frau, sie köuue setzt braten und kochen, was sie wolle, und meinte, wo das eine Goldstück sich gesunden, würden sich wodl noch andere finden lassen. Pfiffig schloß er seine Rede: „Erdrauch: mich, ich brauche ihn; ei! solch' ein Meister und Geielle laugen m Die Ueberstedeftmg der Alexander-Grenadiere In die neue Aaserne in »erlin: Ansprache des Deutschen Kaisers im Kascruenhofe. Der Derg- uno Das halbverschüttete Dorf Lggcn, am