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Sächsische Elbzeitung : 04.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190105040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19010504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19010504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-04
- Monat1901-05
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 04.05.1901
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erziehung stelle. Der Erfolg der Lehrerarbeit beruhe aber nicht auf einem voll gerüttelten und geschüttelten Matze des Wissens, auch nicht auf der geschickten Anwendung der besten Methoden, sondern auf dem tiefen Geheimnisse des Einflusses, den die Persönlichkeit des Lehrer« auf das Kind ausübt und den dieses vom ersten Schnltage an fühle. Die Schwere der Arbeit werde aber ausgeglichen durch das hohe Ziel, das der Lehrer erstrebe, und dieses Streben sei auch von Erfolg begleitet, denn auch der Pefsimist müsse zngeben, datz jetzt ein frischer, freudiger Geist durch die Schule gehe. Wir haben in der Schule große Erfolge zu verzeichnen, nicht nur nach der intellec- tuellen, sondern auch nach der sittlichen Seite hin, und der Erfolg würde ein noch größerer sein, wenn nicht die Hindernisse so groß wären. Aber das Verständniß für die Schule dringe immer weiter vor und hebe die gesell schaftliche Stellung der Lehrer; die Schätzung der Lehrer arbeit sei in allen Kreisen in aufstcigender Bewegung be griffen. Das werde den Lehrer in eine freudige Stimm ung versetzen — „In diese freudige Stimmung, meine jungen Freunde" (wendete sich Se. Excellenz an die Semi naristen), „sollt auch ihr versetzt werden durch die treue Pflichterfüllung schon in der Vorbereitung auf euren Be ruf, datz ihr nie bereut, euch unterwunden zu haben, Lehrer zu werden." — Mit dem Seminar zu Frankenberg haben wir jetzt in Sachsen 18 evangelische Lehrerseminare, ein katho lisches Lehrerseminar zu Bautzen und drei Lehreriunen- scminare. — Die Mitglieder des König!. Sächs. Militär- und KriegervereinS zu Schandau seien nochmals auf die morgen Sonntag Nachmittag 2 Uhr im Saale des Hegenbarth'schen Etablissements stattfindende Bezirksversammlung aufmerksam gemacht. — Das königl. Ministerium des Innern hat betreffs der Beitreibung der Verpflcgbeilräge für Gefangene usw. eine Verordnung erlassen, nach welcher der Anspruch des Fiscus auf Erstattung der Auslagen, die er durch den Unterhalt des Gefangenen in der Strafanstalt und des Correctionärs in der CorrectionSanstalt gehabt hat, als ein Anspruch auf eine Geldleistung in Verwaltungssachen an zusehen ist, sodaß die Auswendungen für den Unterhalt einer Person im Gefängnisse bei Zahlungsweigerung nicht erst einzuklagen, sondern von dem Unterhaltspflichtigen unmittelbar im Wege der Zwangsvollstreckung einzuziehen sind. Kommt in Frage, die Verpflegbeiträge von einem Unterhaltspflichtigen zwangsweise einzuheben, so hat die Anstaltsdirection vorerst dessen Erwerbs- und Vermögens- Verhältnisse und die Frage der Unterhaltspflicht sorgfältig zu erörtern und dem Ministerium des Innern gntachtlichen Bericht zu erstatten; das Ministerium ertheilt dann Weisung, ob die Beiträge beigetrieben werden solle» oder nicht. — Im Herbst 1901 wird eine größere Anzahl tropen dienstfähiger Dreijährig-Freiwilliger für die Besatzung von Kiautschou zur Einstellung gelangen. Die Ausreise findet Frühjahr 1902, die Heimreise Frühjahr 1904 statt. Bau handwerker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner u. s. w.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider u. s. w.) werden bei der Einstellung bevorzugt. Die Mannschaften erhallen in Kiautschou neben der Löhnung (Heimathslöhnung) und Verpflegung folgende Zulagen: u. Dienstpflichtige 50 Pfg. Theuenmaszulage täglich, d. Unteroffiziere als Nichlkapitu- lauten und Gemeine als Kapitulanten I Mk. 50 Pfg. und e. andere Unteroffiziere sowie Sergeanten nach Maßgabe der Dienstzeit im Schutzgebiete 2 bis 3 Mark Ortszulage täglich. Bewerber von kräftigem und mindestcns 1,67 in großem Körperbau, welche vor dem 1. October 1882 ge boren sind, haben ihr Einstellungszesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein entweder: dem 1. Seebataillon in Kiel: zum Diensteintritt für das 111. Seebataillon, oder dem H. Seebataillon in Wilhelms haven: zum Diensteintritt für das III. Seebataillou und die Marinefeldbatterie, oder der III. Matrosen-Artillerie- Abtheilung in Lehe: zum Diensteintritt für das Matrosen- Artillerie-Detachement Kiautschou (Küstenartillerie) möglichst bald einzusende». — Der Verkehr auf der Elbe gestaltet sich von Tag zu Tag lebhafter. Schleppdampfer und Kettenschlepper sieht man jetzt täglich lange Reihen von theils leeren, theils beladenen Kähnen und Zillen stromailswärts schleppe». Von Böhmen kommen die schwerbeladenen Elbkähne in ziemlich großer Anzahl. In der Hauptsache sind es Kohlen, die diese oft riesige Dimensionen umfassenden schwimmenden Colosse in sich bergen, aber auch andere Frachten werden befördert, der Sandstein zum Beispiel, meist schon in behauenem Zustande, ist ebeiifalls stark ver- treten. Auch Flöße sieht man gegenwärtig vielfach die Elbe passiren. — Die Nothleine gezogen wurde am Mittwoch Mit tag bei dem kurz vor 1 Uhr von hier abgehenden Personen zuge, und zwar auf der Strecke zwischen Schandau und Königstein, sodaß der Zug auf freier Bahn znm Stillstand gebracht wurde. Die sofort angestellten Nachforschungen ergaben, daß einer von den Auswanderern aus den Balkan staaten, die in der Stärke von etwa 150 Köpfen den Zug besetzt hatten, aus Unkenntniß der Vorrichtung an dem bekannten Griffe gezogen hatte. Die Person konnte aller dings nicht festgestellt werden, da keiner der Fremdlinge der deutschen Sprache kundig war und somit eine Ver ständigung nicht herbeigeführt werden konnte. Der blank geputzte funkelnde Griff an der Wagendecke mag allerdings für die Auswanderer, welche die Langeweile plagt, geradezu etwas Herausforderndes haben. Der Zug erlitt infolge des Aufenthalts eine viertelstündige Verspätung. Heute Sonnabend Abend '/z9 Uhr hält der „Orts- Verein Krippen" im Gasthof zum Erbgericht eine Mit gliederversammlung ab, zu welcher Einwohner, die dein Verein noch nicht angehören, ebenfalls willkommen sind. Station Schöna. Infolge der jetzt auch in Böhmen stattgefundeilen heftigen Regengüsse ist der Elbstrom seit Donnerstag wieder merklich gestiegen, sodaß die Elbdämme wieder unter Wasser stehen. Auf den Schifffahrtsverkehr und Flössereibetrieb macht diese Zunahme keinen Eindruck und sind bis mit Donnerstag Abend insgesammt 1390 be frachtete Schiffe und 160 Prahmen hier thalwärts vorüber gefahren. Sebnitz. Der Fabrikarbeiter Placzek, der sein vier Wochen altes Kind mittelst Schwefelsäure im Gesicht ver brannt hat, leitete durch einen aus Böhmisch-Leipa an seine Frau gesandte» Brief auf seine Spur und konnte so mit Hilfe der österreichischen Behörden dingfest gemacht werden. Ein Mord und ein Selbstmord, der blutige Schluß act eines unseligen Liebesverhältnisses, wird auS dem OrtS- theil Ebenheit von Königstein gemeldet. Der 21 jährige, aus Dresden gebürtige und zuletzt in Berlin in Stellung gewesene Kaufmann Gustav Leberecht Kluge tödtete am Dienstag Vormittag gegen 11 Uhr durch einen Nevolver schuß seine Geliebte, die 24 Jahre alte, aus Merzdorf, Bezirk Kaden in Böhmen, gebürtige Kellnerin Marie Hotzner. Letztere war augenblicklich todt, während der junge Mann nach vollbrachter That noch etwa 10 Minuten lebte. Kluge war am 26. März aus dem elterlichen Hause in Dresden unter Mitnahme einer seinem Vater, einem invaliden Zimmermann, gehörigen Cautionssumme von 3000 Mark verschwunden und hatte sich seit dieser Zeit im Fricbcl'sche» Gasthofe zu Ebenheit mit der oben be zeichneten Kellnerin, welche er als seine Frau ausgab, ein- logirt, von dem Gelde lebend. Die Eltern erhielten nach längeren Nachforschungen endlich Kenntnitz von den, Auf enthalte ihres Sohnes und am Dienstag begab sich die unglückliche Mutter nach Königstein, um ihren Sohn auf- zusucheii und zur Umkehr zu bewegen event. zur Heraus gabe des Geldes zu veranlassen. In Begleitung der Polizei begab sie sich nach dem Gasthofe und traf dort auch ihren Sohn, welcher kurz vorher vo» einer Parthie nach dem Lilienstem zurückgekchrt war »nd in« oberen Stockwerke logirte, ans dem Corridor, woselbst sie ihr Anliegen vor brachte. Ehe man es aber verhindern konnte, trat der junge Mann schnell in das Zimmer, in welchen, sich auch seine Geliebte befand, zurück und verriegelte von innen die Thür. Um trotzdem zu ihm zu gelangen, legte man von außen eine Leiter an, um durch das Fenster in die Wohn ung einzudringen. Während dessen vollbrachte der Doppel- Mörder seine furchtbare That. Ein bei ihm Vorgefundener Brief lätzt erkennen, datz er das Verbrechen schon längere Zeit geplant hat, ob mit oder ohne Einverständnis; seiner Geliebten, das lätzt sich nicht seststellen. In dem Schreibe» bittet der Mörder seine beklagenswerthen Eltern wegen seines lüderlichen Lebenswandels nm Verzeihung. Die Leichen wurden nach der Königsteiner Todlenhalle über führt. Am Mittwoch Vormittag trafen Vertreter der königl. Staatsanwaltschaft am Thalorte ein und nahmen die amt lichen Feststellungen vor. Am Donnerstag Mittag gegen 12 Uhr spielte sich in Leipzig am Fluthcanal ei» schrecklicher Vorgang ab. Dort warf eine Frau, deren Persönlichkeit noch nicht fest gestellt ist, ihr Söhnchen im Alter von fünf Jahren Plötzlich in de» Fluthcanal und sprang unmittelbar darauf mit zwei Mädchen im Alter von zwei und drei Jahren ins Wasser. Ein Bäckergeselle und ein anderer Herr, die sich in der Nähe befanden, zogen die Frau, welche die beiden jüngsten Kinder in den Armen hielt, aus dem Wasser. Die Kleinen waren bereits todt, während die Frau noch lebte. Das dritte Kind wurde später, ebenfalls ertrunken, durch einen Fischer ans Land gebracht. Die Frau, die sich in anderen Umstände» befindet, und vorläufig noch nicht vernehmungs- fähig ist, führte man mittels Krankenwagen dein städtischen Krankenhause zu. Die Leichen der Kinder wurden in daS Pathologische Institut gebracht. In Flöha wurde der steckbrieflich gesuchte Expedient Ernst Robert Freudenthal aus Dresden verhaftet, der gegen 1700 Mark Krankenkassengelder von der dortigen Bäcker-Innung unterschlagen hatte. Die Hälfte der Summe trug der Flüchtling noch bei sich. Freiberg. Dem am Montag Nachmittag 2 Uhr 46 Minuten in der Richtung nach Dresden von Freiberg abgegangenen Personenzuge drohte eine große Gefahr inso fern, als in der Nähe von Edle Krone von dem an der Bahn befindlichen Felsen ein mächtiger Block von circa 2000 Icg Gewicht auf den Bahnkörper herabgefallen war und dort eine Schiene zerschlagen halte. Der Aufmerksam keit des Streckenpersonals ist es zu danken, daß der Zug vor Gefährdung bewahrt blieb, derselbe erlitt indes; circa 20 Minuten Aufenthalt. Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz wurde» der Fleischermeister Winter i» Marienberg und dessen Frau voni Landgericht zu Freiberg zu 2 Wochen bez. 5 Tagen Gefängnis; verurtheilt. Bei einer Revision in den Geschäftsräumen der Angeklagten fand man größere Quantitäten von Fleisch vor, die in Fäulniß übergegangen und mit Schimmelpilzherden behaftet waren und einen ekelerregenden Geruch von sich gaben. Das Fleisch war theils zum Verkauf im Laden, theils zur Verarbeitung in die Wnrst bestimmt. Um ihm ein vorlheilhafteres Aus sehen zu geben, war ihm Carmin beigesetzt worden. Am Dienstag Abend in der elften Stunde ist das Kempe'sche Gut in Einsiedel bei Chemnitz abgebrannt. Dabei sind vier Personen in den Flammen ningckommen. Das Feuer kam kurz nach 10 Uhr in dem Seitengebäude des an der Fabrikstraße gelegenen Gutes aus und griff so schnell uni sich, daß die Bewohner bis auf jene vier Personen nur das nackte Leben retten konnten. Verbrannt sind die in de» 50er Jahren stehenden beiden Brüder Barthel, eine fünfjährige Tochter der Familie Bochmann und ein einjähriges Kind der Familie Haase. Frau Bochmann wurde bei dem Versuche, die Kinder zu retten, durch Brand wunden lebensgefährlich verletzt. Das königliche Schöffengericht in Glauchan hatte in seiner Sitzung vom 26. März d. I. den Banunternehmer Z. in Meerane wegen Beleidigung des Bankiers M. in Glauchan zu 20 Mk. Geldstrafe eventuell vier Tagen Haft verurtheilt, weil Z. an M. eine Postkarte gerichtet hatte, auf deren Adresse das Prädikat „Herr" fehlte. Die vom Verurtheilten gegen dieses Erkenntniß eingelegte Berufung wurde von der dritten Strafkammer zu Zwickau verworfen. Am Schlotzplatze in Werdau fand am Montag Vormittag in einer neu eingerichteten Wohnung eine Gas explosion statt. Ein Gasarbeiter hatte in der Küche der Wohnung eine Lampe anznbringen nnd verließ auf einige Zeit die Wohnung, wobei er nach seiner Angabe den Haupt- Hahn geschlossen haben will. Nach seiner Rückkehr wollte er die inzwischen angebrachte Lampe anzünden, wobei eine Explosion mit furchtbarem Knall vor sich ging. Die Küchen- und Vorsaalfenster wurden durch den ungeheuren Druck hiuansgeschleudert, die Vorhänge- fingen Feuer. Der Arbeiter selbst erlitt starke Brandwunden und wurde zu Boden geschleudert, ebenso die Hauswirthin, die sich zufällig vor der Wohnung ans dem Treppenflur befand. Außer oberflächlichen Brandspuren an Möbeln und Dielen ist ein größerer Schaden nicht entstanden. Von der Ge walt der Explosion legte der Umstand Zeugniß ab, daß die Glasscherben in die Mauer des Treppenflnrs tief ein gedrungen sind. Vom communalen Kriegsschauplatz in Auerbach wird gemeldet! Laut Benachrichtigung des Oberstaats anwalts Beutler am königl. Landgericht Plauen ist da- Strafverfahren wegen öffentlicher Beleidigung des Bürger meisters Kretzschmar in Auerbach gegen den Stadtrath und Vicebürgermeister Petzold eingestellt worden. Petzold hatte bekanntlich dem Bürgermeister Kretzschmar die schwersten Unregelmäßigkeiten in Bezug auf dessen Amts- und Kassen führung vorgeworfen. Wie die „Neue Vogtländ. Ztg." meldet, hatte sich vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Plauen der Gutspächter Meinhold in der Revisionsverhandlung wegen Körperverletzung zu verantworten. Nach der UrtheilS- verkündung zog Meinhold einen Revolver und gab einen Schuß ans seinen Kopf ab. ES entstand große Verwirr ung, da man ein Attentat auf die Richter vermuthete. Alles verließ den Saal. Inzwischen schoß Meinhold den Revolver noch viermal auf sich ab und verwundete sich schwer am Kopf. Die Verhandlungen wurden in einem anderen Saale fortgesetzt. Meinhold befindet sich in ärzt licher Behandlung. In der Schmiede des Stengel'schen SteinbrucheS zu Anerhammer nahm der Pflasterstcinmacher Irmisch aus Albernau während der Mittagspause an einem alten Schießgewehr, welches er von zn Hanse mitgebracht hatte, Arbeiten vor. Nachdem er das Gewehr nm 30 om kürzer gemacht hatte, legte er dasselbe, ohne sich zu vergewissern, ob es geladen sei, auf das Feuer. Plötzlich ging das Gewehr los und der Schuß traf einen am Feuer beschäf tigten Arbeitskollegen Jrmisch's ins Gesicht, das schrecklich zerfleischt wurde; ein Auge ist ganz verloren, das andere schwer verletzt. Der Unglückliche, an dessen Auskommmen gezweifelt wird, wurde nach Zwickau in die Augenklinik übergesührt. Durch Drohbriefe wurden inBertsdorf bei Zittau der Gutsbesitzer Hüttig und drei bei ihm dienende Mägde in Schrecken versetzt. Der Schreiber bedrohte die Mägde mit Erschießen, wenn sie nicht bis zum 1. Mai ihren Dienst verlassen würden, und Herrn Hüttig wurde mit Brandstiftung gedroht. Die gleiche Drohung wnrde auch gegen den Nachbar Herrn Gustav Kahlert gerichtet. Die Angelegenheit wurde der Polizei übergeben. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Nach neueren Dispositionen trifft der Kaiser bereits am 12. Mai auf Schloß Urville in Lothringen ein. — Das Befinden der Kaiserin Friedrich ist fort während befriedigend. Die hohe Fran setzt ihre täglichen Wagenfahrlen in Begleitung ihrer Schwester, der Prinzessin Christian, regelmäßig fort. Am Montag wurden der Falkenstein nnd der Königstein, die schönen Höhepunkte in der Nähe, besucht und am Donnerstag sogar eine Wald fahrt von drei Stunden unternommen. — Bei den neuesten Kämpfen und Siegen der deutschen Expedition an der Großen Mauer hat Leutnant Drewello den Heldentod gefunden. Der junge Offizier hatte die Gefechte i» der Colonne Mühlenfels mitgemacht, welche eine von 200 chinesischen Scharfschützen hartnäckig vertheidigte, stark befestigte Stellung auf den Paßhöhen erstürmte. In dem mehrstündigen schweren Gefecht am 23. April, bei dem die Chinesen Felsstücke gegen die bei aiibrechender Dunkelheit mit Löweumuth unaufhaltsam vor dringenden Deutschen hmabschlcndcrten, wurde der in den vordersten Reihen kämpfende Lentnant Drewello durch drei Schüsse schwer verwundet. Drei Tage später erlag der Tapfere seinen Verletzungen. In Königsberg i. Pr., wo er geboren ist, hatte er beim Grenadier-Regiment Nr. 1 in Garnison gestanden. Beim China-Feldzug wurde er in die 7. Compagnie des 1. Ostasiatischen Infanterie- Regiments eingestellt. Für seine bei früheren Kämpfen in Ostasien bewiesene Tapferkeit wnrde er durch den Kronenorden 4. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. — Generalfeldmarschall Graf Waldersee meldet vom 1. Mai aus Peking: Nach jetzt vorliegenden Berichten beträgt der Gesammlverlust in den Gefechten am 23. und 24. April: Leutnant Drewello vom 1. Regiment und 7 Mann todt, davon 2 beim Fouragieren von Einwohnern erschlagen, 2 Mann bei Pulverexplvsioii, Leutnant Richard vom 1. Regiment und 12 Mann schwer verwundet, Major v. Mühlenfeld vom 1. Regiment, Leutnant Düsterberg »nd Leutnant Koch vom 4. Regiment und 34 Mann leicht vcrwnndet, Oberst Hofmeister durch Absturz verletzt. Es sind 18 Schuellfeuerkauonen und eine große Anzahl Geschütz rohre älterer Constcnction erbeutet worden. — Seine Veruntreuungen nach Jahren wieder gnt- gemacht hat ein Defraudant, der seinen Chef, den Inhaber eines Herreii-Garderoben-Geschäfts zn Berlin, um etwa 10000 Mk. geschädigt hatte. Dort genoß ein Reisender, Namens B. das volle Vertrauen seines Chefs, von dem er mit dem Jucassi bei der auswärtigen Kundschaft be- trant worden war. Die Spielleidenschaft brachte B. auf Abwege. Als seine Unterschlagungen entdeckt wurde», lüchtete B. nach Amerika. Sein Chef nnterließ mit Nück- icht auf B.'s hochbetagte Mutter eine Strafanzeige. Jetzt tellte sich B. seinem Chef in seiner Wohnung wieder vor und erstattete ihm die veruntreute Summe auf Heller und Pfennig mit Zinsen zurück. B. hatte in Amerika als Kellner ein neues Leben begonnen und dort vor Knrzem die vermögende Witlwe eines Hotelbesitzers geheirathet, bei dem er lange in Stellung war. Die Hochzeitsreise führte die Nenvermählten nach Berlin, wo der Gälte in; Einverständniß mit seiner Frau die „alte Schuld" sofort beglich. Magdeburg. Vor mehreren Monaten erfolgte wegen dringenden Verdachts des Mordes die Verhaftung zweier wohlhabender bäuerlicher Besitzer, des Landwirths Nickel in Nielebock und seines Bruders, der in Carow bei Genthin ansässig war. Gegen Beide wurde die schwere Beschuldigung erhoben, daß sie vor vierzehn Jahren zu Carow die bei. ihnen dienende Magd ermordet hätten. Das Mädchen sollte mit dem einen Bruder intimen Ver kehr gehabt und seiner Verehelichung im Wege gestanden haben. Der plötzliche Tod des Mädchens war zwar unter sehr auffälligen Umständen eingetreten, man nahm jedoch Selbstmord als Todesursache an. Durch merkwürdige Umstände wurde der Verdacht, der im Volksmunde schon gleich nach jenem Ereignisse laut wurde, vor einigen Monaten von neuem rege und veranlaßte das erwähnte Vorgehen der Behörde gegen die beiden Brüder. Bald nach der Verhaftung beging der eine von ihnen, der Bauer Nickel aus Carow, Selbstmord: jetzt hat auch der andere Bruder im Gefängniß seinem Leben durch Erhängen eist Ende gemacht,
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