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Naunhofer Nachrichten : 25.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190604257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19060425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19060425
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-25
- Monat1906-04
- Jahr1906
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- Naunhofer Nachrichten : 25.04.1906
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Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinbcrg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Nr. 50. Mittwoch, den 25. April 1906.17. Jahrgang. Chinas Erwachen. Aus Peking wird geschrieben: Ende dieses Monats wird die Kleinbahn Siumintin-Mnkven dem Verkehr übergeben und damit beginnt für China die friedliche Eroberung der Nordmandschurei. Schon jetzt, wo man noch diesen bequemen Ver kehrsweg hat, kommen Waren in kolossalen Mengen nach Charbin, wo sie den russischen empfindliche Konkurrenz machen. Es dauert nicht lange, so ist der ganze Handel mongo- lisiert, denn die Chinesen können billiger liefern als die Russen. Während die weißen Völker beraten, wie man China als Absatzge biet gewinnen könne, passen sich die Chinesen bereits den Bedürfnissen der Weißen an und fabrizieren dementsprechend Waren. Ihr Schnaps schlägt die fremde Einfuhr, ihre Zeuge tun es bald auch. In Europa träumt mau von neuen Mongolenzügen nach der Art Dschingis-Khans, aber statt dessen gibt es einen industriellen und Handelsfeldzug. China erwacht zum Industrialismus der „westlichen Barbaren", der „rothaarigen Teufel". Vor einigen Jahren noch mußte der Reformer Kanjuwei, der jetzt in Singapora lebt, außer Langes gehen, um nicht gepfählt zu werden, jetzt ermuntert die Kaiserin selbst zur Reformarbeit auf allen Gebieten. Sie empfängt allwöchentlich Europäer: fremde Offiziere, Beamte, Gelehrte. Bereits 8000 Studenten hat sie nach Tokio und in andere Städte mit europäischer Zivilisation entsandt, damit das Land der Mitte auf einmal mit Sendboten dieser Zivilisation überschwemmt werden könnte. Gleichzeitig wird die Armee weiter geschult. Hier ist nun seit einiger Zeit eine merkwürdige Beobachtung zu machen: die Japaner beginnen den Chinesen unleidlich zu werden und der Zustrom ihrer Instruktoren versiegt. Statt dessen sind in Charbin chine sische Werbe Offiziere aufgetaucht, die Feldscher, Krankenpfleger und ehemalige russische Unter offiziere gegen einen Monatssold von 400 bis 600 Mark in chinesische Dienste nehmen. Die Truppen des Generals Ma üben eifrig. Um die Chunchusen kümmern sie sich garnicht, sodaß diese Landplage wieder Mamykai und andere Orte überfällt und brandschatzt. Von der nationalen Bewegung werden jetzt sogar die chinesischen Christen erfaßt, die bisher stets an der Seite der Fremden, ihrer natürlichen Beschützer, zu finden waren und im Boxeraufstand oft zu Märtyrern dafür ge worden sind. Unter ihnen geht ein Aufruf, genannt „Trompetensignal zur Selbstvertei digung", um, in dein die Gründung einer von den Missionaren unabhängigen Kirche verlangt wird. So haben wir also auch hier etwas Aehnliches, wie die äthiopische Be wegung in Afrika. Auf wirtschaftlichem Ge biet äußert sich der Selbständigkeitsdrang in der Weigerung, Ausländern weitere Konzessio nen zu erteilen. Die obengenannte Bahn, Sinmintin-Mukden ist das letzte Zugeständnis gewesen. Aber sie dient nur chinesischen Interessen. Eine direkte Bahn Niutschwang wird folgen und die Vorarbeiten für eine Strecke Peking—Kalgan sind im Gange. So wird China jetzt endlich erschlossen, — aber für die Chinesen! Erdbeben und Vulkanausbrüche. Von Dr. Rudolf Spitaler, Professor für kosmische Physik an der deutschen Universität in Prag Das Erdbeben von Sau Francisco, die Ausbrüche des Vesuvs und die Grubenkata strophe von CourriereS haben wieder einmal in erhöhtem Maße die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Innern der Erde gelenkt, so daß es von allgemeinem Interesse sein dürfte, einen Blick auf die neueren Forschungen auf diesem Gebiete der Erdkunde zu richten. Während man mit dem Fernrohre die ent legensten Räume des Himmels zu erforschen imstande ist und sich daher auch schon ein recht klares Bild vom Baue des Weltalls machen kann, gibt es kein direktes Hilfsmittel, um einen Einblick in die innere Gestaltung der Erde zu erlangen. Die Forschungen in tiefen Schächten und noch tieferen Bohrlöchern (tiefstes Bohrloch bei Paruschowitz in Preußisch- Schlesieu 2003 Meter) sind für die Erkennt nis des Erdinnern (Halbmesser der Erde 6307 Kilometer) etwa von dem gleichen Werte, wie wenn man das innere eines Apfels erforschen wollte, indem man seine äußerste Schale ein wenig ritzt. Es sind aber Wege angebahnt, die vielleicht indirekt uns der Erkenntnis des Erdinnern näher führen werden. Es wird die Erde nach den Erdbebenaufzeichnungeu jährlich von beiläufig 4000 Erdstößen erschüttert, sodaß auf fast jede zweite Stunde ein Beben kommt. Mittels sehr empfindlicher Apparate (Seismographen) werden diese leichten, für das Gefühl nicht wahrnehmbaren Erschütterungen ausgezeichnet, selbst wenn das Beben in den entlegensten Erdteilen oder bei unstren Antipoden stattge funden hat. Die Fortpflanzung dieser Elasti- tätswellen erfolgt durch die Erde hindurch. Da nun die Größe der Fortpflanzungsge schwindigkeit von der Dichtigkeit und Elastizizi- tüt der verschiedenen Tiefenschichlen abhängen muß, und da sichere Anzeichen vorhanden sind daß diese Geschwindigkeit mit der Tiefe, welche die Bewegung erreichte, veränderlich ist, dürften diese Erdbebenbeobachtnngen ein Mittel abgeben, nähere Kenntnis vom Zustande des Erdinnern zu erlangen, welches sonst wohl für alle Zeiten der direkten Beobachtung verschlossen bliebe. Wir müssen uns daher vorläufig mit Hypothesen über den inneren Zustand der Erde zufrieden geben. Daß sich die Erde früher in heißflüsfigem Zustande befand und daß auch jetzt noch in ihrem Innern sehr hohe Temparaturen herrschen, kann als er wiesene Tatsache gelten. Ob aber im Innern noch geschmolzene Massen vorhanden find, oder ob die Erde bis zum Mittelpunkte schon vollständig erstarrt ist, darüber gehen die An sichten auseineinander. Die einen nehmen an, das Erdinnere sei mit einem feurigflüssigcn Mineralbrei . Magma) erfüllt, während andere der Ansicht sind, daß die Abkühlung der Erde von außen nach innen in allmählichem Ueber- gange alle möglichen Aggregatzustände von vollster Starrheit bis zum flüssigen Zustaude aufweist. Wären nun die Vulkane Schlote, welche mit den inneren feurig-flüssigen Massen in Verbindung stehen, so müßten gleichzeitig mehrere in Tätigkeit treten — was aber nicht der Fall ist — wenn die inneren Glutmassen durch Expansivkräfte in Wallungen geraten. Es neigen daher jetzt die meisten Geo physiker der Ansicht Stübels über die Bildung und Konstution der Erdkruste zu. Danach hat der ursprüngliche feurig-flüssige Gesteins brei im Verlaufe des Erkaltungsprozesses eine Phase der Volumsvergrößerung dnrchgemacht, die mit ungeheuren Kraftäußerungen ver bunden gewesen sei. Durch diese gewaltigen Reaktionen des Magmas barst die dünne erste Erstarrungskruste an unzähligen Punkten und wurde mit herausgepreßten Magmamassen überflutet. Der gleiche Vorgang wiederholte sich iin Laufe der Zeiten mehrere Male. Diese Aufschichtungen von Eruptivprodukten bildeten die Panzerdecke der Erde, in welcher an Stellen, wo besonders mächtige Eruptionen stattsanden, noch heute feurig-flüssige Magma- massen eingeschlossen sind und durch ihre an die Oberfläche führenden Essen die Vulkane bilden. Solche „peripherische Herde", zum Unterschiede vom zentralen Hauptherd so ge nannt, haben schon an und für sich große Ausdehnung und können auch untereinander mit Feuerherden der ursprünglichen Erstarrung?- kruste und mit dem zentralen Herde in Ver bindung stehen. Die heutigen vulkanischen Eruptionen entspringen zumeist den peripher ischen Herden. Die tieferen Herde und der Zentralherd vermögen nicht mehr durch ihre eigene Expansionskraft Eruptivmassen zur Ober fläche zu drängen, sondern nur die oberen Herde in Tätigkeit zu setzen. Die peripherischen Herde können aber meines Dafürhaltens auch noch auf andere Weise in Tätigkeit versetzt werden, worauf ich unlängst aufmerksam gemacht habe. Durch starke Erhöhung des Luftdruckes entstehen Pressungen der elastischen Erdkruste, die sich bis zum peripherischen Herde ausdehnen und den damit in Verbindung stehenden Vulkan zur Tätigkeit entfachen können. Sobald diese drückende äußere Kraft nachläßt (Sinken des Luftdrucks) hört auch die Eruption auf, wenn sienicht durch ihre eigenen Expansivkräfle entstan den ist. Das bedeutende Sinken des Luftdruckes in den letzten Tagen und das Erlöschen der Tätigkeit des Vesuvs bestärken mich für diesen Fall in meiner Annahme. Daran anknüpfend machte ich die Be merkung, daß, sobald der hohe Luftdruck sinkt, nun in Europa tektonische Erdbeben eintreten könnten. Man unterscheidet nach ihrer Entstehungsursache drei Hauptarten von Erd beben. Erstens solche, welche durch die Er schütterungen beim Ausbruche von Vulkanen eintreten, die vulkanischen Beben. Sie er schüttern zumeist nur das zunächstliegende Ge biet und ihre Fortpflanzungswellen ersterben, weil ganz oberflächlich gelegen, in kurzen Ent fernungen vom Bebenherde. Zweitens die Einsturzbeben. Sie entstehen durch den Zu sammenbruch unterirdischer Hohlräume, weiche entweder durch die Gebirgsbildung von selbst oder durch Auswaschungen entstanden sind. Sie haben meist auch nur einen lokalen Charakter, können aber recht verheerende Wirkungen hervorbringen. Sie sind fast immer mit starken unterirdischen Geräuschen in Verbindung, deren Erklärung wohl nahe liegt. Die tektonischen oder Dislokationsbeben werden durch die Schrumpfungen der Erd kruste infolge ihrer beständig andauernden Ab- kühlnng hervorgcrufen. Es treten Spannungen in den Lagerungen der Erdschichten ein, deren Auslösung Faltungen, Verschiebungen, Ver werfungen und Senkungen hervorruft, die oft auf weite Gebiete sich ausdehncn und längere Zeit andauern. Als auslösende Ur sachen dieser Erdbeben nimmt man Luftdruck- schwankungen, rasche Abkühlungen und Er wärmungen größerer Gebietsteile, auch die Anziehungskraft der Sonne und des Mondes ! an. Daher sprach ich auch in meinem letzten ! Aufsatze die Befürchtung aus, daß nun in! Europa, wenn auf den abnorm hohen Luft- I druck rasch eine Erniedrigung desselben folgt, I tektonische Erdbeben ausgelöst werden könnten. I Wie aber eingangs ermähnt, pflanzen sich die I o entstandenen Erdbebenwellen durch den I Lrdkörper hindurch nach allen Richtungen hin I wrt, und es ist daher nicht unmöglich, daß I 'anm merkbare oder unbemerkbare Erder- I chütterungen bei uns in weit entlegenen Erd- I eilen gewaltige tektonische oder Einsturzerd- I beben auszulösen imstande sind. ' („Bohemia".) San Franzisko. Vierzehn Städte zerstört. Im Umkreise von San Franzisko sind 14 leinere Städte teilweise oder gänzlich zerstört, darunter Santa Cruz, wo 200 Personen ge ltet und 10000 Personen obdachlos geworden ind. Unter den zerstörten Palästen ist in San Franzisko der Hopkinssche mit unersetz- ichen Kunstschätzen. Nur wenige Gemälde ind gerettet, viele kalifornische Millionäre zu Bettlern geworden. Alle Gaswerke und die Elektrizitätswerke sind zerstört, die geborstenen I Abzugskanäle verpesten die Luft. Das einzige I Licht liefern des Nachts die brennenden Ge- I bäude, über denen dichter Rauch hängt. Das I Marinedepartement hat ein Geschwader ent- I sandt, um die Verwundeten fortzuschaffen und I die Leichen ins Meer zu versenken. Der Feuer- I schaden übersteigt 60 Millionen Pfund Ster- I ling, der zur Hälfte auf englische Gesell- I schäften füllt. London. In San Franzisko sind bereits I viele vor Hunger und Durst umgekommen. I Bäcker, die zwei Dollars für ein kleines Stück I Brot verlangten, wurden von den wütenden I Flüchtlingen halbtot geprügelt. Darauf wurden I ihre Vorräte an Brot unter die Menge verteilt. London, 20. April. Aus Newyork I wird berichtet: Endlich besteht die Sicherheit, I oaß Menschenmacht des Feuers Herr geworden I ist. Nur ein Teil brennt noch. Ein Viertel I der Stadt ist gerettet. Demnach haben die I Schätzungen der Schadens im ersten Schrecken I etwas übertrieben; iminerhin ist der Verlust l noch enorm hoch, etwa eine halbe Milliarde I Dollars. Obdachlos sind etwa 200 000 Men- I schen, während etwa 100000 in der Stadt I geblieben sind und in deren gerettetem Teile sich wieder niederlassen. Major Schmidt ver sichert diesen, daß die Gefahr jetzt vorüber sei, da ein Teil der Wasserversorgung wieder funktioniert. London. Nach einer Newyorker Meldung gaben Mackay und Carnegie wie Rockefeller für San Franzisko 20000 Pfund. Die Schulkinder machen 2 CentS-Sammlungen. Der in Newyork lebende Präsident der San Franzisko-Bank telegraphierte, daß er 60000 Pfund an den Unterstützungsfonds abführe. Beim Maire von Newyork Mac Clellan erschien ein Mann und überreichte ihm 100000 Mk. ! in 25 Banknoten. Befragt, von wem die ' Unterstützung komme, erklärte er: Sagen Sie, es sei ein Beitrag eines Freundes der Mensch heit. Die Stadt Chicago verpflichtet sich, 4 Millionen Mark bcizusteuern. Der Stahltrust und der Oeltrust gaben je 100000 Dollars, Kuhn, Loeb u. Comp. 25 000 Dollars. Bremen. Der Aufsichtsrat des Nord deutschen Lloyd beschloß in seiner gestrigen Sitzung, für die durch die Erdbebenkatastrophe in San Franzisko Geschädigten 100000 Mk. zu zeichnen. Hamburg. Nach Ansicht hiesiger Affe- kuranzkreise wird der Schaden der deutschen Versicherungsgesellschaften durch das Feuer in San Franzisko keinesfalls so bedeutend sein, daß irgend welche bedenklichen Verluste ent stehen könnten. Der Schaden wird wahr scheinlich erheblich geringer sein als der seiner zeit bei dem Brande in Baltimore erlittene, nachdem die Prämien für das amerikanische Geschäft bedeutend erhöht ivurden. Neuyork. Mehrere große Versicherungs gesellschaften kündigten an, daß sie die Verluste in San Franzisko auf das schnellste bezahlen und sehr koulant verfahren würden. Der Grobkapitalist Crocker von San Franzisko er klärte, die Stadt würde binnen 5 Jahren größer und schöner sein, als je. Die hervor ragendsten Bürger hätten erklärt, sofort wieder bauen zu wollen. Zum Hilfsfonds gaben der Stahl- und Oeltrust je 100000 Dollars, Cuhn, Löb u. Comp. nur 25000 Dollars. Zur Weihe des Dresdner König Albert-Denkmals. Gestern Montag, den 23. April, ist in der sächsischen Hauptstadt die Hülle von einem Standbild gefallen, auf welches die Augen ganz Deutschlands sich lenken sollten. Das dankbare Sachsenland hat seinem unvergeßlichen Köniz Albert an geschichtlich denkwürdiger Stätte ein schlichtes, aber würdiges Reiterstandbild er richtet, da? der Künstlerhand Baumbachs seine Entstehung verdankt. Auf dem im Mittelpunkte der Stadl, zwischen Schloß, katholischer Hof-
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