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Naunhofer Nachrichten : 28.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190610288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19061028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19061028
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-28
- Monat1906-10
- Jahr1906
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- Naunhofer Nachrichten : 28.10.1906
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Verlag und Druck: Günz är Eule, Naunhof Ankündigungen: Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk- 1-20 vicricljährlich Frei ins HauS durch die Post Mk. 1 30 vierteljährlich. Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage. Redaktion: Roderi Günz, Naunhof. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnSiag, TonnnSlag und Sonnabend Nachmittag 5 Ubr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage? Schlug der Anzeigenannaiuue: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 130. Sonntag, den 28. Oktober 1906.17. Jahrgang. Bekanntmachung. Montag, den 29. d. M. und die folgenden Tage findet eine Haupt- fpülung des Naunhofer Wafferleitungsrohrnetzcs statt. Es macht sich deshalb eine stellenweise Abstellung der Leitung nötig. Naunhof, am 27. Oktober 1906. Der Bürgermeister. Willer. Versteigerung. Dienstag, den »9. Oktober 1906, mittags 1 Uhr sollen in Naunhof im Rathaufe 1 Bertikow und 1 Stegtisch gegen sofortige Barzahlung an den Meist bietenden versteigert werden Naunhof, am 27. Oktober 1906. Der Verwaltungs-Vollftreckungsbcamte Schröter. Die GtMinde Sparkasse zu Karsdorf ist nn allen Werktagen von 8—1 Uhr und von 3—5 Uhr geöffnet und verzinst Einlagen mit 3^0/0. Geschäftslokal: Gemeindeamt, Bahnhofstraße Nr. 15. Das Wiedersehen der Gräfin Montignoso mit ihren Söhnen. Ungefähr vier Jahre sind vergangen, seit dem die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen, jetzige Gräfin Montignoso, ihre Söhne zum letzten Male gesehen hat. Was die Frau in ihrer Leidenschaft begangen — die Mutter hat es schwer gebüßt. Auf allen Irrwegen ihrer Gefühle begleitete sie unaufhörlich die Sehnsucht nach ihren Kindern. Diese mütterliche Empfindung bestimmte sie, die abenteuerlichsten Mittel zu versuchen, um das Wiedersehen zu erzwingen. Endlich nach langem Harren durfte sie am Donnerstag ihre beiden älteren Söhne umarmen. Ueber dieses Wiedersehen wird berichtet: München, 25. Oktober. Heute trafen hier die beiden älteren Söhne dec Gräfin Montignoso Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian von Sachsen init ihrer Mutter zusammen. Mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 7 Uhr 15 Minuten, kamen sie, begleitet von ihrem Militärgouverneur Major Baron O' Vrien, in München an. Der sächsische Gesandte Freiherr von Friesen mit dem sächsischen Konsul Freiherrn von Wilmers- dörfer und der Generaladjutant des Königs von Sachsen Erregern waren zum Empfang erschienen. Die beiden Prinzen, nette Knaben im Alter von 14 und 13 Jahren, trugen ein fache Zioilanzüge init rundem, steifem Hut, Kniehosen und gelbe Schuh. Sie schritten ziemlich ernst und gemessen zu dem sie er wartenden offenen Wagen und fuhren mit dem Gesandten und ihrem Gouverneur direkt nach der sächsischen Gesandtschaft. Schon vor der angesetzten Stunde des Wiedersehens schauten die Prinzen wiederholt angelegentlich zum Fenster hinaus und spähten mit suchen den Blicken die menschenleere, im Frühnebel daliegende Straße hinab, bis endlich Pferde- getrappcl den nahenden Wagen der Mutter verkündete. Mit leuchtenden Augen sahen ihn die Knaben herankommen, zogen sich aber zurück, ehe die einfache Kutsche vor dem Hause hielt. Sie brachte die Gräfin Montignoso mit ihrer Mutter, der Großherzogin von Toskana, und der kleinen Prinzessin Anna Monika Pia mit der toskanischen Hofdame Gräfin Fugger, und dem Kinderfräulein der Prinzessin. Der Gesandte Freiherr von Friesen war inzwischen barbaupt auf die Straße geeilt und empfing die als Erste dem Wagen entsteigende Gräfin wie ihre Mutier mit Handkuß. Die Gräfin hatte zu ihrem einfachen dunklen Kostüm Federhui und Hermelinboa angelegt und trat an der Hand des Gesandten in königlicher Haltung in das Haus, rasch gefolgt von ihrer Mutter. Das Wiedersehn fand in Gegenwart des Ge sandten und des Generals von Criegern statt. Es war tiefergreifend und trug im ganzen ein sehr herzliches Gepräge. Bald war durch Fragen und Antworten zwischen der Muter und den Kindern eine sehr frohe Stimmung hergestellt und man vereinigte sich mit der Familie des Gesandten zum Frühstück. Die Grifin blieb die ganze, ihr bewilligte Zeit über mit den Söhnen zusammen, denen noch vor der Abfahrt eine kleine Wegzehrung ser viert wurde. Nach einem kurzen, aber schmerz lichen Abschied verließ die Gräfin gegen 11 Uhr wieder mit ihrer Mutter und Tochter und in derselben Begleitung, wie sie ge kommen war, die Gesandschaft. Bis dahin hatte sich auch einiges Publikum, etwa 50 Personen, angesammelt, Als die Gräfin mit einem Strauß roter Nelken in der Hand und begleitet vom Gesandten froh bewegt in der Haustür erschien, wehten ihr die Frauen mit Tüchern entgegen, und die Männer schwenkten die Hüte. Es wurde „Hoch" gerufen, und die Gräfin Montignoso strahlte vor Freude, während ihre Mutter glückselig darüber in Tränen ausbrach. Nach einem Bericht der „Chemn. Allg- Ztg." freuten sich die Prinzen sehr über ihr Schwesterchen, das anfangs sehr schüchtern war, aber bald gesprächig wurde, und meinten, sie sähe der Prinzessin Alice sehr ähnlich. Beim Frühstück saßen die beiden Prinzen zur Seite ihrer Mutter und unterhielten sich aufs lebhafteste mit ihr. Als der Augenblick des Abschieds gekommen war, umarmten sie sich innig und freuten sich auf das nächste Wiedersehen. Endlich erwischt! B erliu, 26. Oktober. Die Berliner Krimiualpolizei nahm heute früh den Köpenicker Kaffenräuber in der Langen straße im Osten Berlins fest. Derselbe ist ein vielfach m t Zuchthaus vorbestrafter Schuhmacher namens Voigt aus Tilsit. Des näheren wird über die sensationelle Verhaftung aus Berlin berichtet: Der 57- jührige Kaffenräuber Voigt ist dreimal wegen Diebstahls mit Gefängnis, einmal wegen schwerer Urkundenfälschung mit sieben Jahren Zuchthaus und zuletzt wegen Einbruchs in die Gerichtskaffe zu Wongromitz vom Schwur gericht in Gnesen mit 15 Jahren Zuchthaus vorbestraft. Voigt war am 1. Februar 1906 aus der Strafanstalt entlasten und unter Polzeiaufsicht gestellt worden. Er hielt sich zuerst in Wismar auf, kam im Juli hierher und hielt sich in Nixdorf bei seiner dort wohnenden Schwester und Braut auf. Er zog alsdann nach der Langenstraße in Berlin, wo er heute früh von zwei Berliner, einem Magdeburger und einem hannoverschen Polizeikommistar, die sich gegenwärtig in Berlin anfhalteu, verhaftet wurde. Der ver haftete Schuhmacher Voigt verbüßte insge- sammt 27 Jahre Zuchthaus, zuletzt in Rawitsch. Er hielt sich unangemeldet bei einem Zeitungs- Händler in der Langenstraße auf. Voigt ist in jeder Beziehung geständig. Durch diesen Schuster aus Tilsit ist der „Ruhm" des viel besungenen Schusters aus Treuenbrietzen un bedingt hinfällig geworden. Berlin. Ueber die Verhaftung des Köpenicker Kastenräubers wird weiter gemeldet: Voigt, der ein geschickter Schuhmacher ist, wäre in Wismar geblieben, wenn er gekonnt hätte. Aber die mecklenburgische Landesver waltung wies ihn aus. Gleich nach der Ver haftung des falschen Hauptmanns wurden der Bürgermeister Langerhans und der Rendant von Wiltberg aus Köpenick nach dem Polizei präsidium in Berlin berufen und dem Ver hafteten gegenübergestellt. Auf die Frage, wie er auf den Gedanken gekommen sei, die Köpenicker Stadtkaste zu berauben, andwortete Voigt, er habe die Absicht gehabt, in Wismar redlich weiter zu arbeiten und dann vielleicht einmal in Bernau ein Zweiggeschäft des Wis marer Hoflieferanten einzurichten. Durch diese Rechnung habe ihm die mecklenburgische Negierung einen Strich gemacht. Er sei nur mit guten Absichten nach Berlin gekommen, um mit der Unterstützung seiner Verwandten unter Anlehnung an sie einen neuen redlichen Erwerb zu suchen. Es sei ihm aber nicht gelungen, festen Fuß zu fasten. Da habe er den alten Plan, sich auf andere Weise Geld zu verschaffen, wieder ausgenommen. Daß eine große Sache mit Soldaten am leichtesten zu machen sei, daran habe er nie gezweifelt. Mit einer Uniform ausgerüstet und auf militärische Macht gestützt, mache er alles, auch noch mit ganz anderen Leuten als dem Bürgermeister und dem Kastenrendanten von Köpenick. Uebrigens habe er Köpenick nie vorder in seinem Leben gesehen. Bei seiner Vernehmung blieb Voigt voll kommen ruhig, zeigte aber auch da eine über legene Frechheit. Als ein hinzukommender älterer Beamter ihm seine Verwunderung darüber aussprach, daß er in seinem Alter nur die Hauptmanns-Abzeichen angelegt und sich nicht wenigstens als Major aufgespielt habe, antwortete er mit der Frage: „Haben Sie gedient?" Nachdem die Frage bejaht war, fuhr er fort: „Das halte ich auch überlegt, aber wenn ich als Major nach Köpenick ge kommen märe, so würde man dort doch viel leicht erstaunt gewesen sein, daß ich selbst in dieser Charge die paar Männerchen komman dierte und nicht wenigstens einen Leutnant bei mir hatte." Einer der Kommissare äußerte dann, daß er es nicht verstehe, daß man diesem Greise gegenüber nicht sofort nach seiner Legitimation gefragt habe. Voigt fiel als- mld mit der Erwiderung ein: „Mein Herr, ich kenne Sie nicht, aber wenn Sie auch mit Ihrem Oberregierungsrate und Ihrem Präsi denten gekommen wären, meinen sie, daß ich mich erst auf eine lange Auseinandersetzung eingelasten hätte? Ich hätte einfach den Soldaten gesagt: „Packen Sie die Kerls im Genick und führen Sie sie ab, und Sie hätten 'mal sehen sollen, wie schnell Sie 'nausgeflogen wären!" Bei seiner weiteren Vernehmung über die Vorgänge in Köpenick erzählte Voigt, daß er beinahe „aus der Fassung geraten" wäre, als der Polizei-Jn- pektor Jäckel ihn um die Erlaubnis gebeten -ätte, abtreten zu dürfen, weil er — ein Bad nehmen wolle; da sei er ganz verblüfft ge. wesen und habe dem Beamten erwiedert: „Was,Schaden wollen Sie gehen?" Dann habe er seine Fassung wiedergewonnen und gesagt: „Nun ja, Sie können abtreten." Nach dem Tage des Handstreiches auf die Köpenicker Stadtkaste ging der „Hauptmann" gar nicht mehr aus. Er klagte über schlimme Füße; das kam von den engen Hauptmannsstiefeln. Die beiden letzten Tage blieb Voigt im Bette liegen. Die Sozialdemokratie als Arbeitgeberin ist eigentlich schon zur Genüge gekennzeichnet morden, aber was der „Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker" über das sozialde mokratische Zentralorgan „Vorwärts" schreibt, möchten wir doch nicht verschweigen. Hier ist eS: „Keine Druckerei in Deutschland hat je eine so raffinierte Kontrolle über die Arbeit der Maschinensetzer ausgeübt wie gerade die Druckerei des „Vorwärts"! Wir haben da rüber bis jetzt nichts gesagt, wenn aber der „Vorwärts" zum Zwecke der Verhetzung un serer Kollegen die Dinge auf den Kopf stellen und unseren Kollegen die zehnprozentige Lohn erhöhung hinwegzudisputieren sucht, dann muß es eben gesagt werden, daß in jedem bürger lichen Geschäft eine Kontrolle über die Lei stungen, wie sie im „Vorwärts" geübt wurde, mit dem Streik beantwortet worden wäre." — Bei der Verteidigung der neuen Tarifabmach ung nennt er die „Leipziger Volkszeitung" das verlogenste Blatt der Sozialdemokratie und das gewissenloseste der deutschen Zeitungs literatur. Die persönlichen Beschimpfungen durch ein Organ, das jeden Bankräuber in Schutz nehme, gehörten zum Geschäft. Der „Korrespondent" versteigt sich zu der Drohung, der ganzen Sozialdemokratie den Fehdehand schuh hinzuwerfen. Er schreibt: „Es gibt in Deutschland keine Gewerkschaft, die sich eine solche Bevormundung durch die sozialdemo kratische Partei im Laufe der Jahre hätte ge fallen lassen, wie die der Buchdrucker. Die Beschimpfungen, die seit 40 Jahren von Partei seite auf unseren Verband gehäuft worden sind, besonders aber in den siebziger und achtziger Jahren und im letzten Jahrzehnt, hätten nach menschlichem Ermesten schon längst dazu führen müssen, dieser Partei den Fehdehandschuh hinzuwerfen, die es nicht zu verhindern gewillt ist, daß eine der muster- Migsten Gewerkschaftsorganisationen fortge- etzt von jedem durch Gottes Zorn in eine Parteiblattredaktion hineingeworfenen Phraseur an Ehre uud Ansehen geschädigt wird." — Bemerkenswert ist auch, daß in der weiteren Polemik gegen den „Vorwärts" und die ,Leipziger Volkszeitung" der „Korrespondent" heroorhebt, daß im letzten Jahrzehnt alle großen Streiks für die Arbeiter verloren ge gangen sind, während der Buchdrucker-Verband in dieser Zeit intakt blieb und von Erfolg zu Erfolg schritt. Rundschau. * Am Geburtstag der Kaiserin verteilte der Deutsche Kriegerbund 460 000 Mark an hilfsbedürftige Witwen verstorbener Krieger. * Eine FleischteuerungS Interpellation. Die Sozialdemokraten wollen sofort beim Wiederzusammentritt des Reichstages eine Interpellation über die Fleischteuerung ein bringen. Wie hierzu nun verlautet, werde voraussichtlich der preußische Landwirtschafts- mtnister im Namen des Reichskanzlers die Interpellation beantworten, falls es sein Ge- undheitszustand erlaubt. * Die Petitionen an den Reichskanzler um Maßnahmen zur Linderung der Fleisch teuerung schwellen mehr und mehr lawinen artig an. Kein Tag vergeht mehr, an dem nicht mehrere solcher Petition aus den ver- chiedensten Teilen der Reiches abgesandt
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