Unterhaltung^ und Intelligenz-Blatt. - * ——-l.—l . ^. . . .»»>„.„>.< " ' » !> >,>> . . 20. Stück. xxni. Jahrg. Sonnabends, den 16. Mai 1835. Vor einiger Zeit wurden im hiesigen Wochenblatts beim Bau neuer Häuser enge Feueressen als zweck mäßig vorgeschlagen. Sollten mehrere der hiesigen Einwohner sich von der Zweckmäßigkeit überzeugen wollen, so dürfen sie sich nur bei den Bewohnern und Besitzern der vielen, vom Herrn Maurermstr. Tauchert in Dresden neu erbauten Wohngebäude, oder bei ihm selbst, Neustadt, Königstraße Nr. 20, erkundigen. r. Wenn man im Frühjahr die Erdäpfel aus dem Keller nimmt und auf einen trocknen Boden bringt, so bleibett sie viel länger als gewöhnlich genießbar. Im Keller verlieren dieselben durch das Treiben von Reben in der Frühjahrs- und Sommerzeit viel Nahrungsstoff, oder werden durch Faulniß rc. ganz ungenießbar , während sie auf dem angegebenen trocknen Lager nur etwas welk werden /übrigens aber vollkommen gut und schmackhaft bleiben. In Tübingen ist am 2. Mai der berühmte Arzt und Naturforscher, Kanzler v. Autenrieth, gestorben. Am Walpurgistag , wo allerlei Volk vom Bro ckett heimziehen soll, kam nach Koblenz eine Winds braut; sie wirbelte bei der Moselbrücke das Wasser zu einer hohen breiten Säule auf und schritt mit der Wassersäule an's jenseitige Rheinufer, wo sie zerschellte; dann aber riß die Windsbraut Bäume aus, trug eine ganze Wäsche von der Wiese über die Hauser weg, hob Thüren und Fenster aus und führte sie mit fort; einem Gärber hob sie das ganze Dach vom Hause und führte es hoch in die Lüste, drückte die Wände des Hauses von einander und führte alle aüfgespannte Häute, von denen jede mit dem Rahmen 43 Pfund wiegt, in den Rhein und die Mosel hinein. Ein tüchtiges Gewitter mit Hagel und Regen vertrieb endlich die Windsbraut. In Polen mußte an vielen Orten am zweiten Osterfeiertage mit Schlitten zur Kirche, gefahren werden. Dre praktische Witterungskunde der Schä fer bewahrte sich hierbei glänzend. Zwei Meilen von Warschau wettete ein Schäfer mit seinem Guts herrn , daß auf/die Osterfeiertage Schnee fallen würde , und verpflichtete sich , seinen ganzen Jahr gehalt zu verlieren, wenn seine Prophezeiung nicht einträfe; der Gutsbesitzer wettete 30 Stück Schafe dagegen , die sich am zweiten O Schafer ganz vergnügt herauszählte. Bei Homburg im bqierischen Rheinkresse gaben äm Palmsonntage zwei'Häuser , chE den "ganzen Tag gezecht hatten, Lew fünfjährigen Wirths drei Schoppen Branntwein zu trinken/wor auf es trotz aller Gegenmittel am ganzen Körper schwarz und blau wurde, furchtbar anschwöll und starb. Ob sich wohl die Säufer werden mit ihrer Besoffenheit rein waschen können? Eine französische Pächterin ritt vor einiger Zeit von Paris, wo sie Geld für verkauftes Korn ein genommen hatte, weg, und wurde unterwegs von einem Manne zu Pferde angehalten und aufgefor dert, ihre Baarschaft herzugeben. Sie reichte dem Räuber den Beutel , in welchem sich zwei Gold füchse und etwas Silbergeld befand, mit der Ver sicherung, dies fey Alles, was sie bei sich habe. Der Räuber aber glaubte es nicht, stieg von sei nem Hengst hinunter, untersuchte Lie SaLteltaschen der Pächterin und nahm' sie zu sich; sie aber stach ihrer Stute in die Rippen und jagte davon. Der Hengst, nicht faul, riß sich in verliebter Anwand lung schnell von ftinen) Herrn los und rannte eine halbe Stunde weit bis in den Hof der Pächterin nach , und als man hier/ein Gepäck naher unter suchte, fand sich außer einigen Sachen von Werth eine Summe von 5000 Franken in Gold vor, die der Räuber noch heute wieder abholen soll. G