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Sächsische Elbzeitung : 12.11.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190811121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19081112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19081112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1908
- Monat1908-11
- Tag1908-11-12
- Monat1908-11
- Jahr1908
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 12.11.1908
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Frrnsprelbstelle Nr. 22. Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint DienStn^, Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe deS VialteS erfolgt TagS vorher nachni. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich l Mk. SN Psg., zwei monatlich i Mk., einmonat lich KO Pfg. Einzelne Nummern IO Pf. Alle kaiserl. Posianstaltcn, Postboten, sowie die fjeitungStrtiger nehmen stet» Bestellungen aus die , Sächsische Elbzcitung" an. Sonnabends: „ZUujlr. tlnierhalinngoblall". b<iM!ihe IlizcitilU. AmtZblätt siir dis MUlW Amtslinsldt, dis BilBidc Hi«challiilt Nd de« Nidtkit ji smie sm dkii Slidifimtiidkiil z« WMi. Druck und Verlag: Legler K Zeuner Nachf. — Verantwortlicher Redakteur: Paul Runge, Schandau. Tel.-Adr.: Elbzeltung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, MittwochSundFreitag« biS spätestens vormittags 9 Uhr aufzugcben. Preis sUr die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum IK Pf. tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft.) „Eingesandt" untrrm Strich 80 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent- sprechender Rabatt. Donnerstag: „Landwirlschasillcht klellage" „Seifenblase«». Inseraten-Annahmefielien: In Schandau: Lrpcdition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-VureauS von Hassenstein L Vogler, Invaltdendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: S. L. Daube k Co. Ml-. ISS. Schandau, Donnerstag, den 12. November 1908. 52. Jahrgang. Zur Lage. „Ob auch wir in den Chorus der schlechthin Ver urteilenden mit einstimmcn werden?" Diese an unsere Redaktion gerichtete Frage lassen wir am besten durch unseren Altmeister Goethe beantworten: „Nicht dem Deutschen geziemt cS, die fürchterliche Bewegung fortzulciten und auch zu wanken hierhin und dorthin." Und: „Desto fester sei bei der allgemeinen Erschütterung ... der Bund!" Der unsichtbare Bund nämlich, den wir bewußten Deutschen geschlossen haben gegen alles Undeutsche in uns und außer uns; der un sichtbare Bund, dessen Gchcimzeichcn nichts anderes ist als ein Blick des deutschen Auges, ein Druck der deutschen Hand. Dieses unsichtbaren Bundes Gesetze zwingen uns jetzt, Maß zu halten in der Kritik und über allein Ab- urteilen eins nicht zu vergessen: unser Kaiser ist das höchste Symbol unser nationalen Einheit; ihm schulden wir auch dann Respekt, wenn er nach unserer festen Urbcrzeugung auf Irrwegen geht. Uebcr das Ziel ist gottlob das deutsche Volk mit seinem Kaiser einig; nie mand wird bezweifeln, daß Kaiser Wilhelm II. mit aller Kraft seiner feurigen Persönlichkeit Deutschlands Macht und Größe erstrebt. Ueber die Wege dahin hat er andere Anschauungen als wir. Er lebt und webt noch in romantisch-monarchistischen Ideen; er glaubt sein Volk emporftthrcn zu müssen und zu können „zu herr lichen Tagen", ohne auf dieses Volkes Stimme zu hören. Er vergißt, daß wir nicht mehr in der Zeit des großen Kurfürsten oder des großen Königs leben, daß seitdem die Völker mündig geworden sind und über ihre Ge schicke, soweit die höheren Mächte das zulassen, selbst entscheiden wollen. Höchst sympathisch hat ost den un befangenen Beschauer der Anblick der Lebensäußcrungcn dieser starken, ungebrochenen Natur berührt. Die Franzosen haben uns ost um ihn beneidet; deutsche Sozialdemokraten haben cs ausgesprochen: wenn wir erst eine deutsche Republik haben, wählen wir ihn zum Präsidenten. Aber jetzt hat sich in einer schweren Krisis offenbart, daß die Zeit vorüber ist, für eine sclbstherrlich- monarchischc Auffassung vom Staat. Nicht an dem Widerspruch oder gar dem Hohn des Auslands, aber an der einmütigen Opposition des deutschen Volkes ist diese persönliche Herrschcrpolitik gescheitert. Das wird für unsern Kaiser, der sich des besten Willens und des edelsten Strebens bewußt sein darf, eine furchtbar bittere Erfahrung sein. Aber sie konnte ihm nicht erspart bleiben. Was nun: soll Fürst Bülow als Opfer in den rasenden See geworfen werden, er, der ritterlich alle Schuld für eine allen diplomatischen Gesetzen widersprechende, das deutsche Volk in seinen Tiefen erregende, und fast alle Nachbarn aufreizende Veröffentlichung auf sich nahm? Was könnte das helfen? Oder soll durch Etatsverwcigcrung der Kaiser gezwungen werden, eine parlamentarische Um fassung einzuführen? Nun, als letztes Mittel bliebe das ja übrig. Aber wer will für einen solchen Schritt in diesem Augenblick die Verantwortung auf sich nehmen, in diesem Moment, wo schwere Unwetter von allen Seiten drohen? Mit der Devise: „diesem Ministerium keinen Groschen I" ist man wahrhaftig in der Konflikszcit nicht weit gekommen, und man würde auch jetzt nicht viel damit erreichen, obwohl man sie mit reinem Ge wissen verfechten könnte. So bleibt nur übrig, der NeichSrcgierung und ihrem Oberhaupt ruhig und be stimmt im Parlament und in der Presse auszusprcchen, daß unser Volk eine Politik persönlicher Neigungen nicht mehr ertragen kann. Dann aber müssen wir das Reden und Schimpfen in Wort und Schrift bekämpfen und zurückdrängcn, um dem Ausland, jetzt vor allem Frank reich, den Glauben zu nehmen, als könne cs sich alles gegen uns erlauben. Und dann mit aller Kraft an die Finanzreform. * § * Ueber die Casablanca-Affäre können wir heute berichten: Berlin, 10. November. Der stellvertretende Staats sekretär des Auswärtigen Amtes von Ktderlcn-Wächtcr und der französische Botschafter Cambon haben heute im Auswärtigen Amte folgende Uebereinkunfl unterzeichnet: Die deutsche und die französische Negierung bedauern die Ereignisse, die sich in Casablanca am 25. September dieses Jahres zugetragcn und durch untergeordnete Or gane bet Anwendung von Gewalt zu ärgerlichen Tätlich keiten geführt haben. Sie beschließen die Gesamtheit der hierbei entstandenen Fragen einem Schiedsgericht zu untrrbretten; im beiderseitigen Einvernehmen verpflichtet sich jede der beiden Negierungen, ihr Bedauern über die Handlungen ihrer Organe in Gemäßheit des Spruches auszusprcchen, den die Schiedsrichter über den Tatbestand und die Rechtsfrage abgcben werden. Im Reichstag beantwortete der Reichskanzler die von den Abgeordneten Bassermann, Wiemer, Singer, v. Hcydcbrandt und Fürst Hatzfeld begründeten Interpellationen ihrer Fraktionen. Der Reichskanzler sagte: Er könne nicht auf alle von den Vorrednern berührten Punkte elngehen; denn er müsse auf die Wirkung seiner Rede im Auslande Hinsehen. Nicht alle Einzelheiten der Veröffentlichung seien richtig wicdcrgcgcbcn. Nicht richtig ist die Geschichte mit dem Fcldzugsplan, wo es sich nur um theoretische Betrachtungen ohne praktische Bedeutung handelte. Ferner stehe fest, daß die Buren rechtzeitig gewarnt worden sind. Irrig ist auch der Punkt der Veröffentlichung, daß das deutsche Volk gegen England feindlich gesinnt sei. Wir wollen uns nicht In Ostasien in maritime Abenteuer einlassen, der deutsche Kaiser erkennt mit dem Reichskanzler die hohe politische Bedeutung des japanischen Volkes an. Die Einsicht der Erregung, die die Veröffentlichung hcrbeiführte, wird den Kaiser dahin führen, auch in seinen Privatgesprächen diejenige Zurückhaltung zu be wahren, die für eine einheitliche Politik und die Auto rität der Krone notwendig ist. Ich bcdaure, daß bei der Manuskciptbchandlung in der Maschinerie des Aus wärtigen Amtes sich ein Defekt zeigte. Ich stehe dafür ein, daß sich dies nicht wiederholt. Die Einreichung meines Abschiedsgesuches wurde mir nicht schwer. Aber der ernsteste und schwerste Entschluß meines politischen Lebens war, auf Wunsch des Kaisers im Amte zu bleiben. Ich hielt cs für meine politische Pflicht, dem Kaiser und dein Lande weiter zu dienen. Wir dürfen gegen wärtig nicht Kleinmut zeigen. Zeigen wir vielmehr die jenige Besonnenheit, die dem Ernste der Lage entspricht. (Beifall bei der Mehrheit.) Nach der Rede des Reichs kanzlers sprachen, nachdem ein Vertagungsantrag abgelehnt morden war, die Abgg. Frhrr v. Hertling (Zentr.) und Liebermann v. Sonnenberg (Wirtsch. Vereinig.) zu den Interpellationen, worauf sich das Haus auf Mittwoch vertagte. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat bekanntlich am vergangenen Sonntag den Grafen Zeppelin anläßlich der vom Grafen im Verein mit dem Kronprinzen zurückgelegten und so be sonders erfolgreich verlaufenen Ballonfahrt in Donau eschingen empfangen und ihn hier in ungemein aus zeichnender Weise behandelt. Der Monarch gab hierbei seiner wärmsten Anerkennung dieser neuesten hervorragen den aeronautischen Leistung des Grafen Zeppelin Aus druck. Zweifellos hat die so gelungene Fahrt des „Zeppelin I" vom 7. November das preußische KriegS- mintstcrium zu der nunmehr erfolgten amtlichen Uebcr- nahme des Ballons bestimmt. Es waren vom Reichstage zu diesem Zwecke 2150000 Mark bewilligt worden, von denen die nach der Katastrophe von Echterdingen dem Grasen Zeppelin ausgezahltcn 500000 Mark als per sönliche Gratifikation gedacht und 1 650000 Mk. für den Ankauf des Luftschiffes Zeppelins bei Nachweis gewisser Leistungen bestimmt waren. Von dieser Hauptsumme wird jetzt ein Teil zum Ankauf des „Zeppelin I" ver wandt werden. Der Kaiser setzte den Grafen Zeppelin sofort auf telegraphischem Wege von der Abnahme seines Luftschiffes in Kenntnis und gratulierte ihm hierbei herzlichst, mit dem lateinischen Wunsche schließend: Vivant svMOntos! (Es leben die folgenden Zeppelinschen Luftballons!) Unterdessen wird noch allerhand über die Vorge schichte der inneren deutschen Krisis bekannt. Einem Wiener Blatte zufolge erbat Fürst Bülow, als er die Veröffentlichung, im „Daily Telegraph" gelesen hatte, sofort brieflich seine Entlassung, mit der Begründung, daß ihm der Kaiser früher zugcsagt habe, es sollten künftig keine seine Äußerungen ohne vorherige Ver ständigung Bülows veröffentlicht werden. Der Kaiser soll dann kurz geantwortet haben: „Was fällt Ihnen ein, lieber Bernhard, der Akt ist ja von Ihnen ge zeichnet." Hierauf hätte Fürst Bülow in einem zweiten Briefe sich als Schuldigen in der Affäre bezeichnend, sein DemissionSgcsuch erneuert. — Noch am Vorabende der großen Jnterpellationsdebatte war von der Wirt schaftlichen Vereinigung der Antrag eingcgangcn, das Haus möge eine besondere Kommission zur Vorberatung des Entwurfes einer Adresse an den Kaiser wegen der Veröffentlichung im „Daily Telegraph" einsetzcn und dem Monarchen dann die Adresse durch einen Deputierten überreichen lassen. — Der Ausschuß des BundeSrateS für auswärtige Angelegenheiten ist auf den 12. November in Sachen des Kaiser-Interviews einberufen worden. Inzwischen ist bekannt geworden, daß der Kaiser auch mit dem amerikanischen Journalisten Hale ein Interview gehabt hat, doch ist dessen Veröffentlichung noch recht zeitig verhindert worden. Die Zweite sächsische Kammer erledigte am Montag in halbstündiger Sitzung eine Reihe von Kapiteln des Nachtragsetats ohne jede Debatte. Die Beratung der vom Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Sachsens Vertretung im Bundesrate handelnden Etats kapitel mußte wegen des durch Unwohlsein bedingten Fehlen des Ministers Grafen Hohenthal unterbleiben. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Kabincttskrisis Ist Ihrer Lösung noch nicht näher gebracht worden. — Der akademische Senat der deutschen Universität Prag will demissionieren, wenn die Negierung nicht endlich energisch gegen die fortgesetzten Exzesse der Tschechen gegen die deutschen Studenten einschreitet. Balkanhalbinsel. Die bulgarische Regierung hat zur Bekundung ihrer versöhnlichen Gesinnung gegenüber der Türkei und aller dings auch aus Sparsamkeitsrücksichtcn die Entlassung des ältesten Jahrganges aller Waffengattungen verfügt. — Die Eröffnung des neuen türkischen Parlaments soll am 28. November stattsinden. Persien. Der englische und russische Gesandte in Teheran erhoben beim Schah gemeinsame Vorstellungen betreffend die Lage in Täbris und rieten zur Milde. Der Nat der Notabeln trat in Bagadischah zusammen, um ein Gesetzbuch für Verwaltung und Justiz zu entwerfen. Dieses alte Projekt wurde augenscheinlich erneuert, um die Unzufriedenheit zu zerstreuen, die infolge der Kund gebungen vom letzten Sonnabend herrscht. Siidamerika. Der Konflikt zwischen Holland und Venezuela hat sich neuerdings wieder verschärft, weil Präsident Castro die holländischen Gcnugtuungsforderungcn abermals ab- lehnte. Es wird der definitive Abbruch der diplomatischen Verhandlungen zwischen Castro und dem Haag erwartet. Bereits wurde der Gouverncar der holländischen Insel Curacao vom Haag aus ermächtigt, die Ausfuhr von Waffen und Munition nach Venezuela zur Unterstützung der dortigen Aufständischen freizugeben. Lokales und Sächsisches. Schandau, den 11. November 1908. —* ElbschiffahrtSnottzen. Vom 1. bis 7. November dieses Jahres passierten das Königliche Hauptzollamt Schandau, Zollabfertigungsstelle für den Schiffsverkehr 117 mit Braunkohlen, Sand- und Basalt- stcincn, sowie 164 mit Stückgütern beladene Fahrzeuge. Vom 1. Januar bis mit 7. November d. I. sind ins gesamt 10758 beladene Fahrzeuge bei der genannten Zollabfertigungsstelle zur Abfertigung gelangt. —* Wie schon erwähnt, wird am Freitag abend Herr Wieder-Pirna mit seinem Operetten-Ensemble „Die Fledermaus" in Hegenbarths Etablissement auf- sühren. Der Gabriel Eisenstein wird als Gast von Herrn Ludwig Flchncr dargcstcllt werden, der Frosch von Herrn Willy Schiff. Von den Damen seien ge nannt Frl. Dora Henning als Nosaltnde, Frl. Grete Pcrnat als Adele und Frl. Elsa Götze als Prinz Orlowsky. Da auch die Eintrittspreise äußerst mäßig sind, dürfte ein volles Haus zu erwarten sein; wir wollen daher auf ein rechtzeitiges Lösen der Eintritts karten Hinweisen. —* Wie wir hören, gedenkt der hiesige Männcr- gcsangvcrein „Eintracht" zum kommenden 1. Wethnachts- fcicrtagc im Kurhause einen volkstümlichen Liederabend zu veranstalten, dessen Reinertrag zur Unterstützung des bedrängten Deutschtums in unserem Nachbarlande Ver wendung finden soll. Wir können dies Unternehmen nur mit Freuden begrüßen und wünschen einen recht „klingenden" Erfolg. —* -Neue direkte Fahrkarten werden vom 10. November ab ansgegcben von Bahnhof Schandau nach Dittersbach i. Schl., Mittel-Schreiberhau, Seesen, Warmbrunn und Zörbig. —* Neue Zehnmarkscheine. Die Versuche der Neichsdruckerei mit neuen, der Abnutzung weniger unter worfenen Papiersorten zur Herstellung von Zehnmark scheinen haben, wie verlautet, zu einem befriedigenden Resultat geführt. Der Umtausch der bisher aus- gegebenen Scheine dürfte nach und nach in der Weise erfolgen, daß die Neichsbank und die öffentlichen Kassen die elnlausendcn Scheine einbehalten und durch solche neueren Musters ersetzen werden. —*Aus dcrSitzungdeSBezlrksauSschusses der Kgl. Amtshauptmannschaft Pirna am 5. November. Genehmigt bezm. befürwortet wurde u. a. das Gesuch
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