Unterhaltung und Intelligenz-Blatt. 6. Stück. xxvi. Jahrg. Sonnabends / den 10. Februar 1838. Liebesbrief von Görgel an seinen Herrn, den 10. Januar. Es schneit noch immer, mem lieber Herr, . als obs gar nicht wieder aufhören wolle. . Was doch für eine Menge Schnee in der Welt ist! hier so viel Schnee! und in der Pfalz so viel! und. in Amerikas und in der Tanne ! — ich pflege d^nnso meinen Gang nach der Tanne zu haben, weiß er wohl. Der große Wald ist von Natur mein Lüstrevier, und die Tanne liegt mir so bequem, grade am Thor, und führt eine schöne lange Lindenallee dahin; denn sind auch immer so viele arme Leute darin, alt und jung, die Holz^ sammeln und auf dem Kopf zu Hause tragen ; und das seh ich so mit an, und gehe meinen Gang hin. Seit der viele Schnee gefallen ist, fehlt mir aber weine Gesellschaft; die armen Leute können nicht zu, und ich kann denken, daß sie sowohl hier, als überall, wo so viel Schnee liegt, bei der Kalte übel daran sind. Mein Herr hat Gottlob einen warmen Rock und eine warme Stube, da merkt er's nicht so; aber wenn man nichts in und um den Leib hat, und denn keim Holz, im Ofen ist, da friert's einen gewaltig. Am Nordpol, hinter Frankfurt, soll Sommer und Winter hoch Schnee liegen, sagen die Ge kehrten , und in den Hundstagen treiben da Eisschollen in der See, die so groß sind als die ganze Herrschaft Epstein, und thauen ewig nicht auf! und doch hat der liebe Gott allerlei Thiere da, und weiße Bären, die auf den Eisschollen herum gehen und guter Dinge sind- und große Wallsische spielen in dem kalten Wasser und sind fröhlich. Ja, und auf der andern Seite unter der Linie / über Heidelberg hinaus, brennt die Sonne das ganze Jähr hindurch, daß man sich die Fußsohlen am Bo den sengt. Und hier bei uns ists bald Sommer und bald Winter. Nicht wahr, mein lieber Herr, das ist doch recht wunderbar! und der Mensch muß es sich heiß oder kalt um die Ohren wehen lassen, und kann nichts davon noch dazu thun, er sey Fürst oder.Knecht, Bauer oder Edelmann. Wenn ich das so be denke, so fällt's mir immer ein, daß wir Menschen doch eigentlich nicht viel können/ und daß wir nicht stolz und störrisch , sondern immer hübsch bescheiden uttd demüthig seyn sollten. Sieht auch besser aus , und man kommt weiter damit. Nun Gott befohlen , lieber Herr , und wenn er'n Stück'Holz übrig hat, geb' ers hin, und denk er, daß die armen Leute keine Bären noch Wallsische sind. Sein Diener — Görgel. Vermischtes. Der Herzog von Nassau soll bedenklich krank seyn an einem Rückenmarksleiden. Die ältesten Prinzen, welche sich bisher in Wim aufhielten, wurden schnell zurückgerufen. Won Berlin war ein Arzt geholt worden. ' Am 24. Januar Morgens 9 Uhr sah man in Posen bei einer Kälte von 14 Graden und bei schwachem Schneefalle am südöstlichen Hiinmel: ezinen Schnee-Regenbogen , bei dem die Farben deutlich zu erkennen waren, aber mehr in ein ander verschwommen, als bei gewöhnlichen Regenbogen^ - Es gehört jetzt in Paris zur Mode , sich zu verheirathen. Die jungen Leute scheinen die hartnäckige Scheu gegen die Ehe überwunden