Großenhayner 8. Stück. ochenblatt. 30. Jahrg. Sonnabends, den 19. Februar 1842. Lertliche s. Den 2. Februar d. I. wurde die Laterne, welche inmitten der Apotheke und Hauptwache hängt, durch einen Frachrwagen abgerissen. Der Fuhrmann, welcher durch die Warnungs tafel am Thore gezwungen war, durch die Stadt zu fahren, und, auf seine sechs Pferde achtend, die Laterne nicht genugsam berücksich tigte, hat, so viel bekannt geworden, den Scha denersatz sofort geleistet. Es ist deßhalb um so auffälliger, daß bei der Dunkelheit der Nacht und den zum Behuf des Jahrmarktes aufge- tellten Buden die Reparatur der Laterne nicht tattgefunden, oder daß man wenigstens nicht )afür gesorgt hat, während der Wiederherstel lung der gestörten Straßenbeleuchtung ein pas sendes Mittel zu finden, welches bei der Fre quenz am genannten Orte nur einigermaßen aushelfen könnte. Eine unterbrochene Straßen beleuchtung ist wie eine unterbrochene Chaussee. Es müssen Hilfsbrücken geschlagen werden, um das Fortkommen auf letzterer nicht zu hemmen, und es sind Anstalten bei ersterer anzuwenden, um die Sicherheit der Fußgänger bei Nacht nicht zu gefährden. Gesundheit und Leben hängen vielfältig davon ab. Da nun aber bereits mehr als vierzehn Tage vergangen sind, ohne daß die Laterne reparirt wurde, die Nächte dunkel und die Straßen schlüpfrig sind, so glaubt man keine Fehlbitte zu thun, wenn man die Wiederherstellung der Laterne der be treffenden Behörde angelegentlichst empfiehlt. Mehemed Ali. Ein Franzose, der über sechs Jahre bei ihm war, schildert ihn folgendermaßen: Mehmed Ali ist jetzt 72 Jahre alt, und 1769 zu Kavala in Macedonien geboren, also ein Landsmann Alerander des Großen, was er auch weiß. So sagte er einst zu Engländern, die für die Keck- heit^, womit sie in die Fleischtöpfe Aegyptens griffen, gestraft, deßhalb bei ihm klagten: «Da komme Ihr mir gerade recht! — war denn Alerander der Große umsonst mein Landsmann, daß mir bei jeder Drohung das Herz in die Sohlen fallen soll? Hat er mir denn diese Stadt bloß deßhalb zur Residenz gebaut, da mit ich in jeder Straße sechs Buden von Trödlern aus London und Birmingham sigu- riren lasse? Oder hat etwa ein späterer College, Napoleon, nicht Recht gehabt, wenn er sagte: von diesen Pyramiden sähen viertausend Jahr auf uns herab, die nicht mit sich spaßen lassen? Nein, eine Gewalt ist der andern werth, und Allah ist groß! ) Das mag zugleich als Glau- bensbekenntniß des ägyptischen Helden gelten. — Er hat einen weißen Bart, der bis auf die Brust reicht, und dabei rothe Backen und fun kelnde Augen, die beweisen, daß er noch mit Jugendkraft lebt, denkt und handelt. Sein Auge Leuchtet schlau, diplomatisch ; er ist klein und zeigt, wenn er lacht, sämmtliche Zähne noch ganz weiß, die auch nicht falsch sind, eben so wenig die Haare, die er darauf hat. Mit seinem Säbel macht er's wie Napoleon, indem er ihn gewöhnlich mit beiden Händen horizontal über den Rücken hält. Kleinere Ge- nie's spielen gern die Rolle der größeren. — Er lebt regelmäßig, steht mit Tagesanbruch auf, gibt bis 11 Uhr Audienzen, speist, ruht eine Zeit lang und geht dann kn einem seiner Gärten vor der Stadt Alexandrien spazieren. Uiberall erscheint er höchst einfach, doch fährt er regelmäßig mit Vieren, aber in einem Wa gen, der nicht viel besser ist, als eine invalide Berliner Droschke- Er ist bewunderungswerth als Diplomat und Kaufmann, mehr aber noch als Familienvater; er liebt seine Kinder, lebt mit ihnen wie ein einfacher deutscher Bürger, hat auch Gefühl, und behandelt seine dienende Umgebung sehr human und zuvorkommend. Zu Strafen ist er nicht sehr geneigt, und ver zeiht lieber auch schwere Vergehen; doch was Ruhm und Ehre anbetrkfft, da versteht er kei nen Spaß; er läßt sich die europäischen Zeitun gen übersetzen , und wird böse, wenn man ihn darin nicht gut behandelt. Im 45. Jahre sing er zwar erst an, lesen zu lernen; aber er liest aus Jnstinct sehr gut in den Gesichtern und den Verhältnissen Europas, und kann rechnen, als