Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 25.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-191511258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19151125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19151125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1915
- Monat1915-11
- Tag1915-11-25
- Monat1915-11
- Jahr1915
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 25.11.1915
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Türkische FlttiUettgschühen. Konstantinopel. Nach einem Telegramm aus Bagdad hat die türkische Artillerie an der Front von Irak ein drittes englisches Flugzeug zum Nicdergchen gezwungen. In einem indischen Eoldatenla^er in Frankreich. Die folgende Schilderung eines großen indischen Truppenlagers in Südfrankreich findet sich im „Gaulois": „Die Indische» Truppen, die in Europa den letzten Schliff erhalten, bevor sie an die Front geschickt werden, sind auf dem Gebiet eines Herrensitzes in der Umgebung von Marseille untergebracht. Sobald man oie schwere Gittcr- psorte dieses Landsitzes hinter sich geschlossen hat, glaubt man sich in die bunte Welt indischer Märchen versetzt. Zu beiden Seiten der breiten Schloßallee reiht sich Zelt an Zelt. Auf einem freien Platz vor den Zelten halten die indischen Soldaten eine Schiessübung mit blinden Patronen ab. Die Männer, die aus dem NUckcn ei» gekrümmtes Messer trage», ähneln im Typus der japani schen Rasse. Es sind Leute vom Stamme der Gurkhas. Wir schreiten weiter und erreichen die Zelte der Sikhs. Es sind schöne Menschen, deren regelmäßigen Gesichtern nur wenig Mongolisches anhaftct. Sie sind eben dabei, ihre Hauptmahlzeit einzunehmen. Die Speisen sind von den Indern selbst genau nach den strenge» Regeln der einzelnen Stämme und Sekten zubercitet. Sie essen sehr wenig Fleisch — meist Ziegenfleisch. Im Umhergehcn lernt man alsbald die seltsamen Gebräuche kennen. So erklärt einer: „Meine Frau in der fernen Heimat befolgt auch jetzt das Gebot, jede Mahlzeit zwei Stunden nach dem Gatten einzunehmen/' Infolge des Zeitunterschiedes zwischen Europa und Indien muß demnach die daheim gebliebene Ehcsran um 3 Uhr morgens ausstehen, um das Mittagsmahl des vergangenen Tages cinzunchmen. Nach beendigtem Essen sitzen die Sikhs in der Runde und rauchen schweigend ihre langen Pfeifen. In den Freistunden beschästigen die Inder sich vielfach mit Kartenspielen, wobei sie großen Spieleifer an den Tag legen. Ost sieht man auch Gruppen ernster Männer, die sich schweigend uni einen „Erzähler" scharen, der In langen, eintönigen Sätzen Legenden aus der fernen Heimat vorträgt." Politische Tagesübersicht. Der Zar in Qdessa. Der Zar traf am 20. November niit de», Thronfolger in Odessa ein, wohnte dem Tedeum in der Kathedrale bei, besuchte die Hospitäler und darauf die Kriegsschiffe im Hafen und hielt eine Truppenschau ab. Der „B. Z." zufolge wird aus Budapest gemeldet: Aus Bukarest verlautet, der Zar werde am Montag zu einem 24stündigcn Aufenthalt in Reni cintreffen, um die in Slldbcßarabicn angesammelten Truppen zu inspizieren. Die Kriegsverräterci in Belgien. Die „Nordd. Allgem. Ztg." bringt einen Artikel über die Kriegsverräter in Belgien, in dem cs heißt: Belgien ist heute vor ollen Dingen Zufahrtsstraße des deutschen Nachschubes für die Heere an der Westfront. Darum haben sich unsere Feinde auf nichts so sehr als auf die Eiscnbahnspionage geworfen. Es war daher doppelt gefährlich, daß sich die Spionagetätigkeit und die Sprcngattentale gerade an den Tagen vor der fran zösischen Offensive ins vielfache steigerten. Während der ganzen Okkupation waren besondere Gcheimverbände mit der ständigen Ueberwachung der Truppentransporte be schäftigt. Bei allen diesen Gesellschaften waren cs Frauen, die die wichtigsten Nollen spielten. In den bisher ver handelten Prozessen sind 44 Frauen verurteilt worden. Wäre es nicht Wahnsinn gewesen, diese Frauen von den strengsten Strafen auszunehmen? Solange cs ging, haben wir versucht, mit Freiheitsstrafe» auszukomme». Die Zahl der Erschossenen ist immer noch eine sehr ge ringe gegenüber der Zahl der Kciegsvcrräier. Es wird In den Händen der Belgier liegen, die Zahl der Opfer nicht zu vergrößern, denn keine noch so laute und heuch lerische Empörung im Auslande wird uns von der Pflicht abhalten, unsere Soldaten vor der Bedrohung durch die mißleitete Vaterlandsliebe unserer Feinde zu schützen. Die Lebensmittclnot i« Frankreich. „Progrds" meldet aus Paris, daß der Minister des Innern zur Regierungsvorlage bctr. die Festsetzung der Lebcnsmittelpreisc einen Zusatzantrag eingcbracht habe, wonach Wucher mit Lebensmitteln, Heizmaterial, Boden- erzcugnisscn und allen für die Landesverteidigung not wendigen Stoßen mit Gesängnis bis zu 6 Monate» und mit Geldbuße bis zu 5000 Frcs. bestrast werden. Wie seine Frennde Italien noch mehr ins Uttgliirk treiben wollen. Paris. „Echo", „Tcmps" und „Figaro" weisen Italien daraus hin, daß seine Interessen aus dem Balkan durch ein weiteres Vordringen der Ocslcrrcicher, Deutschen und Bulgaren gegen Saloniki und Albanien aus das schwerste gefährdet seien. Es handle sich für Italien nicht nur darum, Serbien zu Helsen, sondern vor allen Dingen darum, seine eigensten Interessen zu wahren. Allerdings seien hierzu mehr als 75 000 Mann nötig. Hoffentlich habe der italienische Generalstab dies eingesehen. Italien dürfe nicht, so meint der „Tcmps", in de» Fehler der paketwciscn Truppenscndungen verfalle», die auf Gallipoli u»d Saloniki so ernste Folgen gehabt hätten. Italien darfauch keinen Sonderfrieden schliessen. Nach Mitteilungen aus Nom und Paris soll Italien nun doch dem Abkommen des Dreiverbandes beigctreten sein und sich verpflichtet haben, keinen Sonderfrieden zu schließen. Die italienische Zeitschrift „Stampa" spricht ihr Erstaunen darüber aus, daß Italien »och keine Ein ladung zu dem gemeinsamen Kriegsrate des Dreiverbandes erhalten habe, obgleich dies der englische Ministerpräsident im Parlamente angckündigt habe. Die informelle Blockade Griechenlands. London. (Reuter.) „Pall-Mall Gazette" schreibt: Die informelle Blockade Griechenlands sei die erste Dosis des einzigen Heilmittels, das die Krankheit, an der König Konstantin und seine Untertanen leiden, zu heilen vermöchte. Welches die Haltung des Königs sei, gehe aus dem Verrate hervor, den er an seinem Bundesgenossen übte, und aus der Mißachtung, die er für die Verfassung des Landes an den Tag gelegt habe. Das einzige Argument, dem er zugänglich sein würde, dürfte der Be weis sein, daß die Verbündeten »och immer Uber ganz andere Mittel verfügten, als über Liebenswürdigkeit, und daß sie sowohl im Stande, als auch bereit seien, diejenigen zu bestrafen, die ihnen einen Possen spielten. London. (Reuter.) „Daily Telegraph" meldet aus Saloniki vom 21. d. M.: Die Erklärung einer friedlichen Blockierung Griechenlands schuf eine sehr kritische Lage, die möglicherweise zu ernsten Verwickelungen führen kann. Denys Cochin, der mit dem General Sarrail nach der Front abzureisen gedachte, fährt nach Athen zurück. Wichtige Verhandlungen zwischen Griechenland nnd der Türkei? Nach Athener Zeitungen sollen zwischen Griechenland und der Türkei wichtige Verhandlungen wegen des Ver kehres auf dem Aegäischcn Meere im Gange sein. Sollten deutsche Reservisten einen Angriff anf Canada versuchen? New-2)ork. Der Washingtoner Vertreter der „Eoening World" schreibt: Die britische Botschaft habe die an den großen Seen gelegenen Städte Cleveland, Buffalo, Toledo, Detroit und andere als die Punkte be zeichnet, von wo deutsche Reservisten einen Angriff aus Canada versuchen könnten. Der Berichterstatter sügt hinzu, bisher habe sich nichts ereignet, was der Washing toner Negierung Anlaß zu formellem Protest würde geben können. Die Wright-Fabrik im Vierverbaudsbesih. Aus New-Poik wird gemeldet: Die Vierverbands- mächte haben die Aeroplansabrik von Orville Wright in Ohio für 1500 000 Dollar gekauft. Orville Wright bleibt Direktor des Werkes. Aus Stadt und Land. — * Wie uns mitgeicilt wird, hat der hiesige städtische Wllsscrmcistcr Herr Paul Kittan, dem vor kurzem das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen worden ist, für die von ihm vor dem Feinde bewiesene Tapferkeit eine weitere sehr chceubolle Auszeichnung erhalten, indem ihm Se. Mnj. »vnig Friedrich Anglist bei dem jetzigen Be suche nn der Westfront persönlich die Militnr-St. Hcckrilhö- Mednillc in Silber überreicht hnt. —* Im hjcsnngvercin „Liederlrnnz" fand gestern im „Linden Hof" neben der Singestunde gleichzeitig eine schlichte Feier statt. Es wurden für 40 jährige treue Mitgliedschaft die Herren Lehrer Mitzscherling und Ernst Hamniec zu Ehrenmitgliedern ernannt und ihnen je ein kunstvoll ausgesührtcs Diplom überreicht. Für 25 jährige bewährte aktive Treue zum Vereine wurde den Herren B. Willweber, Th. Günzel und Joh. Miethe (letzterer war nicht anwesen'd) je eine Silber Kranznadel übergeben. Der derzeitige Vor sitzende, Herr Alex. Behr, tat dies unter herzlichen, dankerfüllten Worten. Mögen sich die Iubilare auch fernerhin jederzeit bereitfindc», dem Vereine feste Stützen zu sein in voller Gesundheit und Frische. —* In den nächsten Tagen erscheint zum Besten der Kriegs Hilse des hiesigen Frauen Vereins ein Gedichtswerk: „Weltbrandfunken, Bilder und Gedanken zum Weltkrieg 1014/1915". Verfasserin dieses Büchleins ist Frau Dora Hasse, die von unseren Gönnern als geschätzte Mitarbeiterin unserer Zeitung gern gelesene Dichterin. Außer einigen bereits in der „Sächs. Elbzeitung" erschienenen Gedichten bringt sic eine Menge noch nicht veröffentlichte Schöpfungen. Es ist zu erwarten, daß die Auslage bald vergriffen sein wird; dasür garantiert außer dem Namen der Herausgeberin auch der gute Zweck dieses Unternehmens. (Alles Nähere siehe Inserat!) —* Die Mitglieder der einzelnen Gebirgsvereins- Ortsgruppen gedenken nächsten Sonntag recht zahlreich Pirna zu besuchen, um der Jahres- und Delegierten- Vcrsammlung des Gcbirgsvereins sür die Sächs. Schweiz beizuwohnen. Beide Versammlungen finden von nach mittags 2 Uhr an im „Hotel zum Schwan" statt. An diesem Nachmittag ist auch das Gebirgsvereins-Museum für die in Pirna anwesenden Mitglieder geöffnet. 4- —* Anläßlich des feierlichen Begräbnisses des im hiesigen Dereinslazorett verstorbenen Soldaten Wilhelm Harder aus Nostock hatten sich gestern auf dem Fried- Hose außer den Fahuendeputationen des Krieger- und des Militärvcreins auch seine verwundeten Kameraden aus dem Krankenhause sowie von Ostrau eingefunden. Außerdem waren von Pirna 16 Mann »ach dort kommandiert worden. Die trostspendende Grabrede hielt Herr Pfarrer Hesselbarth. Auch Trauermusik war zur Beerdigung gestellt worden. —* Nicht wenig stolz kann der Verband der deutschen Buchdrucker aus seine Mitgliederschar sein, denn bis zum 13. November hatten sich 1000 derselben das Eiserne Kreuz erworben. —* Lnchssnug. Wie jedes Jahr um diese Zeit, streicht jetzt der Lochs den Elbstrom auswärts bis weit nach den böhmischen Elbstationen hinaus. Dabei zieht sich der Lachs auch in solche Nebenflüsse hinein, die noch vorherrschend klares Wasser führen. In unserer Gegend Vie läcMcven Truppen im kewe. ) I. * Ist das ein Jahr her und länger als ein Jahr, da ich aus rastgedehntem, zweiundsiebzigstündigem Bahnwege von Bozen nach Wien den starken ersten Most einer aufgegornen Volkskrast schlürfte? Oder war das gestern? Wir wichen, von vorahnenden Freunden gewarnt, am Geburtstage des österreichischen Kaisers aus Südtirol, das schon als uneingestandene Kriegszone galt; und ich per sönlich machte da bereits den zweiten Versuch, mich dem sächsischen Landsturm zu stellen (mein erster war als ver früht zurückgewiesen morden). Sind wirklich dreizehn Monate darüber hingegangen? Wie war cs doch im einzelnen? An jeder dritten, vierten Haltestelle wartete eine lange Wagenkctte aus unsere Einfahrt: bunt von Blumen und Fähnchen, und bunt, weil überall ungarische Reiter — blaue und rote Lichter — sich aus den breiten Schiebeöffnungen der Güterwagen herauspreßten! Ob *) Die Millcillivqc» über die Tätigkeit unsrer sächsischen Truppen im Felde waren bis jetzt leider recht spärlich. Dies ist in unserm cugcrn Aalerlmidc nnd überall, wo Sachsen wohne», recht schmerzlich empfundcu worden. Dem Mangel soll jetzt dadurch abgeholfcu werden, daß nun mit Zustimmung des König!. Kricgsininisterimns eine Anzahl Aufsätze aus der Feder des Prof. Ferdinand Gregori in der sächsischen Presse erscheinen, die dieser im Anschluß au seine persönliche» Bcobachtu»ge» a» der Westfront geschrieben hat. Ferdinand Gregori war früher Intendant in Mannheim und hat anch als Heldendarsteller an verschiedenen hervorragenden Bühnen gewirkt. Er ist geborener Sachse und war vor dem Ausbruche des Krieges als Professor au der K. K. Akademie sür Musik und darstellende .Kunst in Wien tätig. Gegen wärtig steht er als Oberleutnant nnd Kompagniesührcr bei einem Dresdner Ersatzbataillon. Hier hat er sich mehrfach in erfolg reichster Weise au Wohltätigkeitsvercmstaltungeu zn Gunsten unserer Truppen und Verwundeten beteiligt. Dieser Veröffentlichung der außerordentlich frisch und anschaulich geschriebenen Aufsätze darf man jedenfalls mit größtem Interesse cntgegcnschcii. auch die Näder in ihre» Axen ruhten: so aufgeschnellt lebendig hatte ich noch nie einen Wagen gesehen, wie hier hundert und aberhundcrte erzitterten. Holz und Eisen, alle Starrheit schien von ihnen genommen zu sein, bloßgelegte Muskeln zuckten die Reihen entlang. Man fuhr in Schmerz und Tod hinein pnd lachte; wir sahen auf zu dieser Krast und wischten uns die Augen. Dann sprangen wir von den Trittbrettern, liefen in die Wirt schaft, kauften die letzten Schachteln Zigaretten auf, und es gab zarte Frauenhände, die trotz der Käti in „Alt- Heidelberg" acht bis zehn Glas Bier aus einmal hcrbei- schlcppten. Des Hcilcusens und Tücherschwenkens wollte es kein Ende geben, wenn dann einer der Nachbarzüge langsam, ach, sehr langsam weiterhin sein Ziel suchte. Inzwischen, so lejen wir in allen französischen, eng lischen und italienischen Generalstabsberichten, ist unsere Volkskraft gänzlich erschöpft und ausgebraucht worden. Wer lacht da? Unsere Hauptquartiere haben Besseres zu tun, als Gehirnstörungen der Feinde zu besprechen; »wo iru ot stullio berichten sie deshalb von gesünderen Dingen, von Verjagen, Siegen, Erobern, Besetzen. Mir aber wird in meinem Abteil zweiter Klasse, wo ich in voller Geborgenheit sitze, beschirmt von einer Vor- und einer Nachhut von je 500 jungen Kriegern, die Zeit ein wenig lang und die Lust zu einem Gegenwart rege. Ich ziehe die Sitzpolster aus, setze mich meiner Schreib maschine, die ich mitgenommen habe, gegenüber und sänge an, von sächsischen Soldaten zu erzähle», wie ich sie heute an die Fxont begleite, wie ich sie seit einem Jahre ausbilde. Als wir vor ein paar Stunden die schöne Residenz verließen, mar's wie vor dreizehn Monaten. Ja, ich möchte fast sagen, cs ließ sich noch köstlicher an. Ein Stil der Verabschiedung hat sich nach und nach heraus gebildet, der kleine störende Unebenheiten ganz und gar ausschcidct. Der Soldat schmückt nur noch seine Brust mit Blume», nicht mehr Gewehr, Helmspitze und Tor nister, seine Brust allein: dadrin sitzt dichtgedrängt, was seinen Wert ausmacht! Mütter, Bräute und Kinder lausen nicht mehr in der GrUppcnkolonne herum: es ist ihr Platz nicht! Dasür spricht wieder die Musik, die lange Monate fehlte, ihre anseuernde, ihre beruhigende Sprache. Und — ist es nur »Ur so? — schwingt nicht der alte Herr da links aus dem Steig heute seinen Schlapphut in edlerem Bogen als damals? Hat nicht der Handwerker, der vom Schemel aufspringt und sich die Hände an der Schürze rein wischt, einen Kursus in der Geste des Winkens genommen? Kommt nicht etwas wie Melodie in das harte Hurra, das nun einer weich geschwungenen Welle gleich zu beiden Seiten der An- marschstraßcn auf- und niedergleitet? Blumen fallen sanfter von Balkonen auf uns herab, ein zarter Neuschnee, der kein Gräsletn kränkt; und dennoch ist's die alte Stärke des Lebewohls: denn Söhne wie damals, Bäter und Gatten, einziggeliebte, wie damals, fangen heute das nie gelehrte, plötzlich aus der Erde gewachsene Leben an, das seltsame, das früh und späte Hand in Hand mit dem Tode geht, wie cs deutsche Maler wehmütig und schrecklich in Holz geschnitten haben. Solch ein Abschied zeigt cs jedesmal auss neue: unser Volk hält stand. In seiner Verhaltenheit ruht die größere Hälfte seiner sieg haften Natur. Jeder Soldat ist ein gleichernst dar- gcbrachtes Opfer. In aber dreizehn Monaten würde cs nicht anders sein. Und die „erschöpften", „aufgebrauchten" Krieger, die ich hinausbegleite? Wie mar das doch vor drei Tagen bei einer Nachbarkompagnie, die sür ihr Regiment 156 Mann Nachersatz stellen sollte? Wo lag die einzige Schwierigkeit? Es standen 24 Mann zuviel, es standen 180 Mann fertig ausgebildet zur Verfügung. Welche
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder