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Erzgebirgischer Volksfreund : 18.10.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193210183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19321018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19321018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- 1. Beiblatt in der Vorlage nicht vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1932
- Monat1932-10
- Tag1932-10-18
- Monat1932-10
- Jahr1932
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 18.10.1932
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venm England ein? Ma«»»«» z»r AtrAst«»g»Irage ils dre offiziell «den, vielleicht können und die Informationen zu geben, die nötig sind. 2 Deutschlands Abwesenheit schließe die Gefahr in sich, daß seine U Stellungnahme mißverstanden werden könne. Der einzige „ Wunsch, den die nationale Regierung hat, ist der, daß Deutsch, h, land mit uns kommt, damit wir am Ende der Besprechungen weil Macdonald ausdrücklich Paris, 17. Okt. Botschafter v. H 0 esch' ist heute von m Urlaub nach Paris zurückgekehrt. Er wird am Freitag i Präsidenten der» Republik in Abschiedsaudienz empfangen. en Londoner Posten wird v. Hoesch Ende des Monats seinem vom Seinen antreten. >as MM-" Deutschland bleibt bei der Ablehnung Genfs VerN», 17. Okt. Wie wir erfahren, ist der englische Le- schäftsträger Newton heute nachniittag wieder beim Reich», außen mini st er gewesen, um ihm nochmals die Einladung zu d«r Mächtezusammenkunft in Genf zu überbringen. Der Reichsaußenminister konnte ihm aber nur die frühere Antwort wiederholen, daß Deutschland au» den bekannten Gründen Genf al» Ort der Konferenz ablehnen müsse. Entscheidung im Leipziger Prozeß am Dienstag? Der Kleppersch« Finanzskandal. Berlin, 17. Okt. Der Berichterstatter des Klepper-Unter» suchungsausschusses des Preußischen Landtages, der deutsch- nationale Abg. Steuer, äußerte sich vor Vertretern der Presse über die gegen die Geschäftsgebarung des ehemaligen preußischen Finanzministers Dr. Klepper als Leiter der Preußenkasse erhobenen Vorwürfe, wobei er auf die Erwide rungen Kleppers einging, die er als Ausflüchte bezeichnete. Er erklärte u. a., die bisher herausgegriffenen Fälle seien für die K lep p ersche Finanzgebarung typisch, bei der stets das Bestreben zu beobachten sei, einen formellen Tat bestand zu schaffen, der sich vom Strafgesetz etwas distanziere. Soweit Klepper strafrechtliche Vorwürfe träfen, so sei in erster Linie nach Steuers Ansicht der Vorwurf der Untreue gegenübe dem ihm unterstellten Institut, also der Preußenkasse, begründet. Ueber diese strafrechtliche Seite hinaus liege zwei- fellos auch eine zivilrechtliche Verantwortlich keit, zumindest für den Teil der der Preußenkasse entstan- denen Verluste vor. Abg. Steuer ging dann im einzelnen auf die Erklärungen Dr. Kleppers zu den in Frage stehenden Fällen ein und betonte, daß die gesamte damalige preußische Regierung die moralische Verantwortung mit trage. London, 18. Okt. „Älorningpost" schreibt: Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird das Abrüstungsproblem jetzt entschiedener m den Vordergrund rücken. Es verlautet, daß Macdonald morgen in der Kabinttssitzung einen neuen Vorschlag zur Behandlung der durch den Fehlschlag seiner Londoner Besprechung mit Herriot eingetreienen Lage in großen Zügen unterbreiten wird. Wahrscheinlich wird die neue Methode den Gegenstand der Erklärung bilden, die Macdonald am Schluffe seiner gestrigen Rede in Aussicht gestellt hat. — „News Lhronicle" zufolge wird Macdonald übermorgen eine Abordnung über die Abrüstungsfrage entgegennehmen, rungen über die Abrüstungsfrage entgegennehmen. Nach kurzen weiteren Ausführungen der Partelvertreter erklärte der Präsident die Verhandlung für beendet. Er er klärte, daß vielleicht am Dienstag die Entschei dung verkündet würbe. Sollte sich die Notwendigkeit einer Wiedereröffnung der Verhandlung ergeben, dann würde er das den beteiligten Parteien mittetlen. Schlußsitzung in Genf. Genf, 17. Okt. Die V ölkerbunds versammlung hielt heute vormittag ihre Schlußsitzung ab, in der der Bericht über das Budget und die Reform des Dölkerbunds- sekretariates angenommen wurden. Der Vorsitzende der Ver sammlung, Politis-Griechenland, sprach dem scheidenden Gene ralsekretär und den von ihren Posten zurücktretenden Unter generalsekretären Dufour. Feronce (Deutschland) und Paolucci (Italien) den Dank des Völkerbundes aus. Grenzverletzung polnischer Beamter. Ein deutscher Arbeiter nach Polen verschleppt. Stuhm, 17. Okt. Zwischen Weißenberg und Montauer- walde wurden gestern drei deutsche Arbeiter, die an der unübersichtlichen Weichselgrenze beim Schneiden von Wei denruten die Grenze überschritten hatten, vom polnischen Weichselufer aus durch polnische Grenzbeamte beschossen. Zwei Arbeiter konnten flüchten, der dritte, Franz Schwielski, wurde angeschossen, von den polnischen Grenzbeamten festgenommen und in einem Boot nach Polen verschleppt. Eine heute früh von der Staatsanwaltschaft an Ort und Stelle vorgenommene Besichtigung ergab, daß die polnischen Grenzbeamten sich des Angeschossenen auf deutschem Gebiet bemächtigt haben. Berlin, 18. Okt. Die D. A. Z. glaubt annehmen zu dürfen, daß bei dieser Unterredung auch noch andere als dre offiziell zugegebenen Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben, vielleicht sogar der Gedanke eines direkten deutsch-englischen Meinungs austausches, ferner die Frage des Ersatzortes der Konferenz. — Die Bvrsenzeitung, die sich am ausführlichsten mit den beiden Themen beschäftigt, hält die Rede Macdonalds für um so bemerkenswerter, als sie die Tragweite des in London erzielten englisch-französischen Kompromisses erkennen lasse. Ls wäre schlecht um England bestellt, wenn sein Minister- Präsident wirklich nicht fähig wäre, die „Substanz der deutschen Gründe" zu entdecken! O nein, hier hapere es nicht an poli- tischem Verstand, sondern an gutem Willen. — Die Voss. Ztg. meint, daß der erneute Schritt der englischen Regierung im Zusammenhang mit der bedeutsamen Rede stehe, die der englische Premierminister gestern bei einem Frühstück gehalten )abe. In dieser Rede wende sich Macdonald noch einmal mit lehr ernstem Nachdruck an Deutschland im Sinne eines letzten Vermittlungsversuches. Offenbar verspreche sich der englische Premierminister dann einen Erfolg, wenn eine entgegenkom mende Haltung der deutschen Außenpolitik Frankreich das Be harren auf Genf als Konferenzort erschweren würde. — Der Tag bezeichnet die Ausführungen Macdonalds als in doppel ter Hinsicht beachtenswert; einmal weil Macdonald ausdrücklich den Standpunkt vertrete, die deutsche Gleichberechtigung dürfe nur moralisch anerkannt werden, also keine Verbesserung der deutschen Landesverteidigung nach sich ziehen, und zum ande- ren bleibe auch er entsprechend den französischen Wünschen bei Genf. Paris, 17. Okt. Ministerpräsident Herriot hat heute den tschechoslowakischen Außenminister Benesch empfangen und im Anschluß daran ein Frühstück gegeben, an dem außer Benesch auch Zaleski, der polnische Botschafter LHla - powski und der australische Außenminister Hughes teil nahmen. Senf, 17. Okt. Der Völkerbundsrat hat heute in einer geheimen Sitzung den stellv. Generalsekretär Avenol zum Generalsekretär des Völkerbundes als Nachfolger Sir Eric Drummonds gewählt. „Nicht mit dem Rücken gegen die Technik" Eine Kundgebung der Deutschen Ingenieure. Berlin, 17. Okt. Der Vorstand des Vereins Deutscher Ingenieure tritt mit einer Kundgebung an die Oeffent- lichkeit, die in der Wissenschaftlichen Tagung des DDI. mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. In der Kundgebung heißt es: Die deutschen Ingenieure verwerfen jede Gesinnung, ihren eigenen Vorteil gegenüber dem Gesamtwohl voranzustellen. Auch die Technik muß sich in allen ihren Teilen dem Volks ganzen verantwortlich fühlen. Nicht Willkür, sondern Rücksicht sei die Stimmung, mit der das Gewissen das wirtschaftliche Handeln des Verstandes begleite. Ohne sittliches Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Volksganzen ist das wahre Führertum in Technik und Wirtschaft undenkbar. Das in klarer Begriffsbildung erarbeitete und in unerbittlicher Wirklichkeit erprobte Erkennungsgut des Ingenieurs, vor allem sein organisches und konstruktives Denken, sollten für die entscheidenden Wirtfchaftspläne mehr als bisher genutzt werden. Nicht laut genug aber kann vor den unoerantwort- lichen Schicksalspropheten gewarnt werden, die das deutsche Volk in eine der Technik feindselige Stimmung Hineinreden und dadurch einen unheilvollen Einfluß auf die Seele des deutschen Volkes gewinnen. Mit dem Rücken gegen die Technik ist die Not dieser Zeit nicht zu be zwingen. In der harten Welt der Wirklichkeit vermag nur besonnenes Handeln das gestörte Gleichgewicht wiederherzu stellen. Nur ein starker Lebenswille, der kleinlichen Streit und niedrigen Eigennutz in einem machtvollen nationalen Gedanken überwindet, wird das deutsche Volk wieder in die Höhe führen. Die KontingentterungspolMK. Eine Erklärung Hugenberg». Lübeck, 17. Okt. Dr. Hugenberg hielt heute hier eine Wahlrede, in der er zur Frage der Kontingentierung Stellung nahm. Die Form der Einführung des Kontingent- fystems, erklärte Hugenberg, sei nicht sehr glücklich gewesen, denn so etwas mache man aus einen Schlag, ohne jemand zu fragen. Die Verteilung der Kontingente müsse so erfolgen, daß das einzelne fremde Land eine gewisse Quote von der noch zugelassenen Einfuhr erhalte, eine Quote, die danach bemessen fein sollte, in welchem Maße der deutsche Handelsverkehr mit dem betreffenden Lande aktiv ist. Wenn die gegenwärtige Re- gierung bei der Einführung der Kontingentierung anders vor gegangen sei, so sei das nur in einer Hinsicht den leitenden Mannern zur Last zu legen. Sie hätten nämlich übersehen, daß man neue Methoden nicht durch Mitarbeiter in die Praxis der Politik einführen könne, die jahrelang diese neuen Methoden gekannt hätten. Das Aushandeln von Kontingenten sei ein facher als das System der Devisenbewirtschaftung, unter dem Deutschland heute leide, und das von der „international be einflußten Reichsbank" aus gehandhabt werde. Deutschland müsse dieses System vor allem los werden. Es bedeute, daß bis in die feinsten Glieder unserer Wirtschaft hinein das Aus land auf dem Wege über die Äeichsbank seine Einflüsse spielen lasse. Um es abschaffen zu können, müßten im Wage der Schul- denregelung die deutschen Zins- und Tilgungszahlungen an das Ausland auf den Betrag heruntergesetzr werden, den Deutschland in Form von Warenausfuhr bezahlen könne. Die gegenwärtige Reichsbank laste wie ein schwerer Alp auf der ganzen deutschen Wirtschaft und verhindere immer von neuem die Maßnahmen, die Deutschland und die ganze Welt zur Ge- sundung führen könnten und die mit Inflation oder dergleichen nicht das mindeste zu tun hätten. Die Grüne Front fordert Einstellung der Kontingentierung»- Verhandlungen. Berlin, 17. Okt. Die Grüne Front hat in einem Telegramm an den Reichskanzler die sofortige Einstellung der Kontinaentierungsverhanolungen gefor- dert. Zur Begründung führen die Unterzeichner Brandes, Graf Kalckreuth und Fehr u. a. aus, daß eine weitere Der- zögerung der Durchführung der Kontingentierung das Der- trauen der Landwirtschaft in die Entschlossenheit der Reichs regierung, gerade der bäuerlichen Landwirtschaft zu helfen, zerstören müßte. Bre»lau, 17. Okt. In der Zeit vom S. bis 15. Oktober find in Nieder- und Oberschlesien 898 Arbeitskräfte neu eingestellt worden, sodaß die Gesamtzahl der Neu einstellungen nunmehr 3339 beträgt. Wien, 17. Okt. An der Universitkt und an der Tech- nisihen Hochschule kam es beute vormittag zu Schlägereien zwischen nationalsozialistischen Studenten und politischen Geg- nern. 28 Personen wurden leicht verletzt. Beide Hoch schulen wurden geschlossen, Berlin, 18. OK Die bekannte älteste Berliner Spree- Havel-Dampfschisfahr^.F hat ibre Zahlungen eingestellt, Gefängnis für Devisenschieber. Berlin, 17. Okt. Das Schnellschöffengericht verurteilte heute den ehemaligen Gerichtsassessor Dr. Böhmer wegen Devisenvergehens und schwerer Urkundenfälschung zu zwei Jahren Gefängnis und 6400 Mark Geldstrafe, den Banken- remissier B i ck wegen fortgesetzten Devisenvergehens zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis und 5000 Mark Geldstrafe und den Bankprokuristen Wöllsteiner zu 20000 Mark Geldstrafe. Die übrigen fünf Angeklagten erhielten neben Geldbusen Gefängnisstrafen von einer Woche bis zu fünf Mo- naten. Die Angeklagten hatten Effekten im Werte von mehr als 3 Millionen Mark als Auslandsbesitz veräußert und den Erlös unter Umgehung des Sperrkontos im Auftrage der Ausländer an Inländer gegeben. London, 17. Okt. Bei einem Frühstück, da» der Ausschuß „er nationalen Labourparty dem Premierminister gab, hielt Macdonald eine politische Ansprache, die er selbst als neue Erklärung der britischen Regierungspolitik in der Abrüstungssrage bezeichnete. Die Regierung, so führte Macdonald aus, könne sich Europa und die Welt ohne Völker- bund nicht vorstellen; und die englische Regierung wolle, daß die Abrüstungskonferenz einen tatsächlichen Beitrag zu dem so dringenden Problem oer Friedenssicherung leiste. Denn der Angelpunkt der britischen Politik sei nicht die Wieder- äusrUstung, sondern die Abrüstung. Deutschland wisse genau, daß England sich seinem Anspruch auf die Gleichberech- tigung nicht widersetze. Deutschland habe aber auch gewußt, daß England bestrebt war, die Gelegenheit zu nutzen, zwischen ihm und seinen Nachbarn die guten Beziehungen wieder her- zustellen. Das müsse jetzt im Interesse der Abrüstung und des Friedens geschehen. Der Premierminister betonte sodann, daß alles auf die Notwendigkeit hindeute, zu einer Verein- barung mit der deutschen Forderung und aller ihrer einzelnen Punkte zu kommen. Deutschland solle an der Vorbereitung und dem Zustandebringen dieser Vereinbarung sehen, daß seine Anwesenheit bei den Verhandlungen erfor derlich ist, um mit allen Beteiligten Ansichten austauschen zu 'onen zu geben, die nötig sind. (gemeinsam zur Abrüstungskonferenz gehen können, um zu nagen: Ihr seid stecken geblieben, da Euch gewisse Dinge ge- hindert haben, vorwärts zu kommen. Wir haben die Hinder- niffe gemeinsam beseitigt, nun fällt Eure Entscheidung! Der Premrerminister betonte dann noch, daß Italien und Groß- britannien die gleiche Ansicht über diesen Punkt hätten. Auch Frankreich habe schließlich zug esti m m t, mit D eu t s ch- land, Italien und Großbritannien zusammenzukom- men. Macdonald bedauerte zum Schluß, daß Deutschland nicht nach Genf gehen wolle. Er fügte hinzu, den Grund der deutschen Weigerung nur schwer verstehen zu können. Er hoffe aufrichtig, daß Deutschland sein letztes Wort noch nicht ge sprochen habe. Die englische Regierung verfolge ihr Ziel und hoffe, schon in wenigen Tagen eine neue Erklärung geben zu können. WNvervns von Sorten sür«rlegsbeschL-lgle BerN», 17. Oktt. Der Reichspräsident empfing heute den Vorstand des Reichsausschusses der Kriegsbeschädig ten- und Kriegerhtnterbltebenenfürsorae und »ine Abordnung de» Landesverbandes Westfalen-Lippe im Reichsverband Deutscher Kriegsopfer, die ihm die Wünsche und Sorgen der Kriegsbeschädigten und Krieaerhinterbliebenen vortrugen, Insbesondere die starken Verschlechterungen darlegten, die durch die letzten Notverordnungen in der Kriegeopferfürsorge eingetreten sind. Der Reichs- Präsident brachte seine wärmste Teilnahme für das Los der Kriegsopfer und seinen Willen zum Ausdruck, sobald es die finanzielle Lage des Reiches irgendwie gestattet, allmähliche Beseitigung der Kürzungen eintreten zu lassen. Der Reichsarbeitsminister konnte alsbaldige Milderung einer Reihe von Härten in Aussicht stellen, die sich bei der Durchführung der letzten Notverordnung gezeigt haben und mitteilen, daß hierfür ein besonderer Fonds von 5 Mill. Mark bereitgestellt sei, der für die Zeit bis zum Schluß des Etatsjahres bestimmt ist und im Benehmen mit den Vertre tungen der Kriegsopfer Verwendung finden soll. Leipzig, 17. Okt. Nach zweitägiger Unterbrechung wurde heute das Verfaffungsstreitverfahren Preußen-Reich fortgesetzt. Man vermutet, daß heute der letzte Verhanolungstag sein wird. Ministerialdirektor Dr. Brecht erstattete als Vertreter Preu ßens seinen Schlußbericht. Er schloß mit den Worten: Die Ehre Preußens muß von dem unerträglichen Vorwurf der Pflichtverletzung gegen das Reich befreit werden. Es war bis deutsche Mission Preußens, das Reich zu gründen und zur Klammer von Ost nach West zu werden. Der Prozeß muß v Gute haben, daß er neuen Auftrieb zur Re chsreform gibt. Nach Aufhebung der Verordnung vom 20. Juli würbe sich eine freiwillige Zusammenarbeit mit dem Reichskanzler bezw. mit dem Rerchskommissar in dem erstrebten engeren Sinne sehr leicht ergeben. An der Personenfrage würde diese Zusammen- arbeit auf preußischer Seite nicht scheitern. „Lassen Sie uns das Vergangene schnell vergessen und mit vereinten Kräften an dieser großen Aufgabe arbeiten. Sie darf für niemanden eine Parteifrage sein. Möchte unser verehrter Reichspräsident, der als junger Leutnant 1866 noch den Waffenkrieg zwischen deut- scheu Ländern mitgekämpft hat, als Krönung seines Lebens werks noch die Lösung der deutschen Frage erleben. Möge er als gemeinsames Staatsoberhaupt für das Reich und Preußen seine große Lebensaufgabe beenden." Nachdem die anderen Varteivertreter ihre Ausführungen gemacht batten, wobei besonders der Sozialist Prof. Heller eine Schärfe in die Verhandlungen trug, kam es zu einem Zwi schenfall. Professor Schmitt von der Reichsvertretung erhob sich zu einer entschiedenen Entgegnung, insbesondere an Professor Heller. Er sagte, daß die Frage der sogenannten Formalien in diesem Prozeß den Kernpunkt bildeten. Ganz allgemein wolle er aussühren, daß es über die Landesgrenzen hinweg straff organisierte Parteien gebe, die vermöge dieser über die Grenzen gehenden Organisationen ständig eine Be drohung der Selbständigkeit des Einzellandes bedeuteten. (Große Unruhe bei der bayrischen und preußischen Vertretung. — Professor Heller: „Das ist unerhört!") In dieser Tatsache liege eine Gefahr fortgesetzter Störung auch der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, und wenn der Reichspräsident sich gezwungen sehe, gegen solche Gefahren vorzugehen, dann handele er nicht im Widerspruch mit der Selbständigkeit des Landes. (Erneute Unruhe bei der bäurischen und preußischen Vertretung^ Bayern werde vielleicht eines Tages Gott danken, daß eg solche Einwirkungsmöglichkeiten gebe. Verhaftung eines Kroaten-Führer«. Graz, 17. Okt. Der Führer der früher von Stephan Ra- ditsch geleiteten kroatischen Bauernpartei, Dr. Wladimir Matscher, wurde auf seinem Landsitz verhaftet. Die Verhaftung wird mit einer Erklärung begründet, die Dr. Matscher einem Vertreter des „Manchester Guardian" abgab und in der er Jugoslawien mit einem reichen Erbonkel verglich, den zu er- morden sich nicht mehr lohne, weil er bereits von einer un- heilbaren Krankheit befallen sei und doch bald sterben müsse. „Dieser Tod", so hieß es, „wird Kroatien befreien". Die gleiche Nummer des „Manchester Guardian" enthielt auch eine Er klärung des früheren jugoslawischen Außenminister« Dr. Trumbitsch, kn der dieser Führer der kroatischen Föderations Partei sich für den An Oesterreich aussprach.
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