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Sächsische Elbzeitung : 02.04.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-191904024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19190402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19190402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1919
- Monat1919-04
- Tag1919-04-02
- Monat1919-04
- Jahr1919
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 02.04.1919
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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Sächsische Schweiz MMdkl! für MWU iiaS s»wik sür da: Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Die Ausgabe des Blattes erfolgt nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: vierteljährlich 3 Mk., monatlich I Mk., durch die Post vierteljährlich 3 Alk. (ohne Bestellgeld). Die einzelne Nummer kostet 12 Pfg. Alle Postanstalten im Reiche und im Auslände, die Briefträger und« die Geschäftsstelle, sowie die Zeilungsboten nehmen jederzeit Bestellungen auf die „Sächs. Elbzeitnng" an. Druck und Berlag: Sächsische Elbzeitnng, Alma Hieke. ZtMt zu Wlcku und den Sllliltgmeindtrat zu Hchnftm Anzeigen sind bei der weiten Verbreitung der „Sächsischen Elbzeitung" von gutem Erfolg. Annahme derselben nur bis spätestens vormittags 9 Uhr, größere Anzeigen am Tage vor dem Erscheinen erbeten. Ortsprcis für die li gespaltene Kleinschriftzeilc oder deren Naum 20 Pfg., für auswärtige Auf traggeber 25) Pfg. (tabellarische »nd schwierige Anzeigen »ach Uebercinkunft), Reklame nnd Eingesandt die Zeile 00 Pfg. Bei Wiederholungen Nabatt. Verantwortlich: Konrad Rohr la pp er, Bad Schandau. Fernruf Nr. 22. Telegramme: Elbzeitung. :: Postscheckkonto: Leipzig Nr. 34818. Gcmeindcverbands.Girokonto Schandau 36. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleinhennersdorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwih, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wendischfähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Nr. 41 Bad Schandau, Mittwoch, den 2. April W9 63. Jahrgang V u m Iteischversorgung. Den Fleischern des Bezirks wirk onbelmgegekeu, Nachträge zu ihre« Knndcn- listen spätestens bis znm 4. April 18 l8 hierher ejnpireichen. Später eingehende Meldungen können nicht berücksichtigt werden. Pirna, den 31. Marz 1919. Die Amtsstauptmannschaft. vum Aufbringung von Schlachtvieh. Die Ausbringung des erforderlichen SchlachlnKhs stößt gegenwärtig aus erhebliche Schwierigkeit,n, so daß die Fteischoersorgung der Zivilbevölkerung in Frage gestellt ist. Es muß deshalb unbedingt daraus gedrungen werden, daß die inzwischen aus geschriebenen Lieferungen auf die l>. Ptrhumlage fristgemäss erfüllt werden. Die Vieh halter, die ihrer LiefrrUngspflicht zu den ihnen bekanntgegcbenen Terminen nicht Nach kommen, haben Enteignung der Schlachttiere zu gewärtigen. Die Kosten der Enteig nung sollen dem Viehhalter zur Last. Pirna, am 28. März 1919. Der Vezirksverband. Wieseuverpachtung. Die Grasnutzung von den- unterhalb der Hirschmühle bei Schmilka gelegenen, zum Rcoisionsplatz des Zollamts Schöna-Hirschmühle gehörigen fiskalischen Elbufcrwicsen, soweit sie unterhalb des Leinpfades liegen, soll vom l. Mai d. I. weiterocrpachtet werden. Bewerber wollen ihre Angebote innerhalb 8 Tagen hier einrcichen. Die Pacht- bedingungcn können hier eingcsehen werden. Schandau, am 31. Mürz 1913. Hauptzollamt. Murr Brand. Die Flammen züngeln empor Im Ruhrrevier hat die russische Propaganda für Len bolschewistischen Staat zusammen mit dem ideologischen und mit dem agitatorischen Radikalismus znm neuen großen Schlage ausgeholt. Der Generalstreik ist wieder ausgeschrien, ein kleines Komitee hat kurzerhand die Machi an sich gerissen und die Parole herausgegeben. Ob di« Mehrheit der Bergarbeiter das als Terror empfinden, ob die Anmaßung Recht oder Unrecht ist, das interessiert nur in zweiter Linie. Die Öffentlichkeit des ganzen Reiches sieht vor allem die Meldungen daraufhin an, in welcher Stärke die Bergarbeiterschast Miene macht und es zur Tat werden läßt, sich hinter die Trommel des Aufruhrs zu scharen und sich der Kriegserklärung an die derzeit be stehende Ordnung anzuschließen. Es geht diesmal ums Ganze. Eine kaum zustandegebrachte, aus mühseligen Verhandlungen herausgewachsene Vereinbarung ist brüsk zerbrochen und der Regierung vor die Füße geworfen. Alle Zugeständnisse, alle Verbesserungen der Lage und der Arbeitsbedingungen der Belegschaften wären nutzlos und vergeblich gewesen, wenn nun gleichwohl die Massen eine Beute der fanatisierenden Aufrufe zu neuem Kampf würden und halb aus Furcht, halb ans neu aufgestachelter Begehrlichkeit den Führern blinde Gefolgschaft leisteten. Die Erwartung, daß dies nicht geschehen werde, ist außerordentlich gering, und von Stunde zu Stunde mehren sich die Nachrichten, die auf das Gegenteil vor bereiten. Inzwischen sehen die Gegenwirkungen ein, deren Erfolg abzuwarten ist. Das Manifest der Regierung ist rasch und in entschlossener Sprache hinausgegangen, der Belagerungszustand ist verhängt. Die eindring liche Mahnung an die Arbeiterschaft, sich nicht in die Nolle der Totengräber der Republik, des Volkes und der Freiheit hineinhehen zu lassen, ist mit einer Darstellung der Sachlage belegt, die nur dann ohne Eindruck bleiben kann, wenn der letzte Nest der Vernunft und der Einsicht aus den erhitzten und überhitzten Versammlungsräumen der Streikenden gewichen ist. Die Belegschaften erfahren nnn nochmals in feierlicher Beschwörung, die durch das gesamte Staatsministerium unterzeichnet und vollzogen ist, daß mit ihren Methoden keine Politik und Verwaltung mehr möglich ist, es wird ihnen nebenbei auch zu Gemüt geführt, daß die eben an den Grenzen des Streikreviers ankommenden Nahrungsmittel der Entente nach deren Vorschrift nicht an ausständige Arbeiter gegeben werden dürfen und daß nicht wieder die Streikschichten bezahlt werden. Werden die Brandmeister den neuen Flammenherd rechtzeitig abzugrenzen vermögen? Die Negierung ist aufgefahren mit denjenigen Löschmitteln, die ihr zur Ver fügung stehen, und ihre Sprache unterscheidet sich von früheren Erlassen und Aufrufen insofern, als die Ver sicherung der Bereitschaft zu Verhandlungen nicht von vornherein so schwächlich angeboten wird, daß dadurch die Wirkung zcrflattert. Das korporative Hervortreten der gesamten Neichsregierung zeigt zugleich den Ernst und die kritische Bedeutung der Entwicklung der bevorstehenden Ereignisse im Nuhrrevier für das Kabinett selbst auf. Wenn die Koalitionsregierung mit Nachdruck erklärt, daß unter gewissen Umstünden Politik von ihr nicht mehr ge macht, die Verwaltung nicht mehr geführt werden kann, dann ergeben sich die'logischen Folgen von selbst. Damit werden aber diese Tage zur Schicksalsstunde der deutschen sozialdemokratischen Partei, zur Schicksals stunde der Mehrheitssozialisten und der in der Arbeit eines halben Jahrhunderts aufgebauten Gemerkschafts- organisationeu. Wenn die Nachrichten weiter bei dem bisher Gemeldeten ihr Bewenden haben, dann sind die gewerkschaftlichen Organisationen im Strcikrevier bereits ein Trümmerhaufen und kurzerhand von den Agitatoren des bolschewistisch-kommunistischen Terrors zerschlagen worden. ES wird versichert, daß die politisch organisierten Belegschaften der Mehrheitsspzialdemokratie Gegner des Streiks — wenigsteus in Wer Mehrheit — seien und nur vor der Vergewaltigung zurückwichen. Ganz verständlich ist diese Botschaft noch nicht. Sie ist auch nicht neu, man hörte sie vielfach aus dem Reiche, wenn da und dort di« Glut wieder einmal aufflammte. Jetzt scheinen doch die Tage anzubrechen, wo die Negierung Ebert—Scheidemann felbst wissen muß, ob sie nun ihre eigenen Organisationen noch hinter sich bat oder nicht. Die große Gefahr, die an der Ruhr ihr Haupt erhebt, kann vom Kabinett be schworen, aber beseitigt und überwunden kann sie nur werden aus den Massen heraus, auf die die Negierung sich stützte. So ist Scheidemanns Aufruf zugleich die hinaus geworfene Frage: Wer, Genossen, geht noch mit? Verlauf -es Generalstreiks. Eine geharnischte Negierungserklärung. Die Reichsregierung weist in einem ganz energischen Aufruf an die Bergarbeiter im Ruhrreoier die sinnlosen Forderungen der spartakistisch verhetzten Arbeiter restlos zurück, da sie sonst zur Totengräberin der Republik würde. Sie verweist auf ihre vielen Sozialisterungsmaßnahmen und sagt dann wörtlich: über das Nuhrrevier wird der Belagerungszustand verhängt. Die NegiernngStrnppcn rücken in das Revier ein, um die Arbeiter und die Betriebsanlagen vor dem Terrorismus zu schützen. Der Neichsernährungsminister wird, entsprechend den Brüsseler Forderungen der Alliierten, in das Streikgebiet kein Pfund der eingeführten Lcbcnömittel abliefern lassen. Der Neichsarbeitsminister wird keinerlei Bezahlung für Strcikschichteu gewähren Dagegen soll den Arbeitern der Zechen, auf denen nach der 7V--Stundenschicht gefördert wird, eine besonder« Schwerstarbelterzulage, steigend mit dem Förderquantum, bereitgestellt werden. Der von sämtlichen Ministern unterzeichnete Aufruf schließt mit den Worten: Die Neichsregierung muß unser Volk am Leben erhalten. Sie darf die Republik nicht dem tödlichen Terror durch eine Provinz und einen Stand ausliefern. Ailes für den, der arbeitet! Nichts für den, der jetzt streiktl Sonst gibt es für Deutschland keine Rettung mehr. Die Lage im Nuhrrevier. Zu Anfang ist die Bewegung im Nuhrrevier noch ruhig verlaufen, jedoch sind die Hoffnungen, daß es so bleiben möge, wohl kaum berechtigt, wie die Erfahrungen der levten Monate deutlich gezeigt haben. Esse», 1. April. Diesmal arbeiten Unabhängige «nd Spartakisten von vornherein gemeinsam. Der geistige Leiter der ganze» Bewegung ist der russische Bolschewist Dr. Karski, der wirtschaftliche Beirat der sogenannten Nenner-Kommission, die auch dcu Streikbeschluß faßte. Die weitaus größte Zahl der Bergarbeiter ist ent schieden gegen den Generalstreik, wird aber von der be waffneten Minderzahl terrorisiert, io daß jetzt allmählich über 62 000 Bergleute nicht angefahren sind. Ani stärksten ist die Ausstaudsbeweguug in den Bezirken Dortmund, Witten und Bochum. Blutige Strastenlämpfe in Frankfurt a. M. Bei Gelegenheit von Demonstrationen von Nvtstands- zrbeitern ist es in Frankfurt a. M. gleichfalls zu schweren Ltraßenkämpfen gekommen. Frankfurt a. M., 1. April. Nach den bisherige« Fest- stcllungen erforderten die gestrige« Unruhe» 11 Tote, darnntcr 7 Plünderer. Bo« de» Polizeitrnppen fiele» L Mauu, einer wird vermißt. Die Marine hat 2 Tote »nd 7 Schwerverletzte. Bis jetzt wurden ferner 20 sehr schwer verletzte Plünderer de» Krankenhäusern zugeführt. Zur heftigsten Schießerei kam es bei dem Gerichts- zesängnis, als die Menge das Gebäude stürmen vollte. Es wurde aber von starken Abteilungen eon Schutzleuten und Marine verteidigt, so daß die Bande mit blutigen Köpfen heimgesandt werden konnte. Zahllose Geschäfte wurden aber von den Aufrührern ausgeplündert,' so ein großes Lebensmittelgeschäft, in dem sie u. a. 800 Zentner Butter, 70 000 Eier und 100 Zentner Fett raubten. Verhaftet wurden über 400 Aufrührer. vclagcr«ngöz«stand «nd Bnrgcrstrcik in Stuttgart. Die württembergische Negierung hat über Stadt und' stand Stuttgart, Cannstadt, Eßlingen und Böblingen den' Belagerungszustand verhängt. Gleichzeitig beschloß di« Stuttgarter Bürgerschaft den Abwehrstreik gegen di^ Spartakisten, und zwar streiken: Handwerk, Gewerbe, Kaufleute, Handel und Industrie, staatliche, städtische und Privatbeamte, Arzte, Apotheken, Rechtsanwälte, Architekten/ Künstler und sonstige freien Berufe. Die Stuttgarter Zeitungen haben ebenfalls ihr Erscheinen eingestellt. Der Postbetrieb ruht vollständig, ebenso die Straßenbahn. Die Eisenbahn bewirkt lediglich den Arbeitcrverkebr und die Milchverforgung. < Eine verlorene Generaiion. Die Verwahrlosung der Jugend. Unter den entsetzlichen Folgen des verlorenen Krieges ist die fortgesetzt steigende Kriminalität wohl eine der unheimlichsten Erscheinungen der Gegenwart. Diebstähle, Einbrüche, Raub und Totschlag sind an der Tagesordnung, die Gefängnisse sind überfüllt, und die Fälle, daß wegen einer geringen Summe Geldes, ja wegen einiger Lebens mittel Morde verübt oder Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden, häufen sich in erschreckender Weise. Das mensch liche Leben ist minderwertig geworden. Die Verrohung der Gemüter, die Abstumpfung des Gewissens hat die Zahl der Mörder in der Großstadt, aber auch auf dem flachen Lande vermehrt wie noch nie. Skrupellos werden Menschenleben beseitigt, wenn hinter ihnen die Aussicht auf den Genuß einiger toller Nächte steht, und nicht wenige Fälle der überreichen Mordchronik fallen durch die gering fügige Beute auf, die genügte, um den Mordplan znm Reifen zu bringen. Am traurigsten ist dabei die Tatsache, daß die Zahl der Eigeutumsvergehen, Einbrüche nnd räuberischen Überfälle, die von Jugendlichen begangen werden, in einem so gewaltigen Maße zunimmt. Ein hoher richterlicher Beamter, der berufsmäßig Gelegenheit hat, die entsetzlich steigende Kriminalität im allgemeinen und die der Jugendlichen im besonderen wahrzunehmen, hat sich hierüber in sehr bemerkenswerter Weise geäußert. „Daß heutzutage die Verbrechen so zahlreich und so leichtfertig begangen werden", sagte er, „ist auf das Über handnehmen der Elemente der Unordnung zurückzuführen. Die Gesetze finden wenig Beachtung, die Verordnungen werden ohne Scheu übertreten, selbst die Strafen sind keine Drohung, die die Verbrecher abhält, ihre dunklen Pläne ausznführen, wenn ihnen dabei ein Gewinn oder Vorteil winkt. Es braucht gar kein hoher Gewinn zu sein. Der Krieg hat die Verrohung der Sitten sehr stark gefördert, die „Not der Zeit" ist ein Schlagwart geworden, auf das sich jeder stützt, ob er nun wirklich notleidend ist oder nicht. Es werden Totschläge und Morde um geringer Ursachen willen begangen. Das menschliche Leben gilt heute wenig, sein Wert hat sich sehr verringert, ein Kilo Schweinefleisch ist unter Umständen mehr Wert als ein Leben. Es sind grauenhafte Zustände, die sich jetzt brest machen. Die Begnjfe von Moral und Anstand sind vielfach aerlorengcgangen. DaS schlechte Beispiel hat die Jugend gründlich verdorben. Die Jugend hat l eute ganz sonderbar verschrobene Ansichten, das Gefühl, daß Diebstahl und Ein bruch etwas Böses sind, scheint ihr abhanden gekommen zu sein. Mit großzügigen Fürsorgeaktionen könnte man vielleicht helfen, aber man hat kein Geld, um diese ent sprechend auszngestalten. Nicht selten erscheinen wahre Knirpse als Diebe und Einbrecher vor Gericht. Wenn mau so einen jungen Burschen aus der Haft entläßt und seinen! Vater übergibt, steht er übermorgen mit einer ganzen Bande von jugendlichen Einbrechern vor dem Richter. Die Strafen sind ganz wirkungslos. Weimman
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