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Sächsische Elbzeitung : 15.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192202157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19220215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19220215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1922
- Monat1922-02
- Tag1922-02-15
- Monat1922-02
- Jahr1922
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 15.02.1922
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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen flir den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau und des Finanzamtes Sebnitz Gemeindeverbands-Girokonto: Bad Schandau 36 :: Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau :: Postscheckkonto: Dresden Nr. 333 27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Draht > Anschrift: Elbzeltuna Bad Schandau Dit 8Schfl>cht EchjtNung" trschtint mit Autnahmt dcr Sonn. > nd FtNrtaqc. Dit Ausgabt eisoiat nachmittag» b Uhr BccugSprrl«: manaiuch « M. durm VoitN -d-r die Post ktlMUesiUch Pksttllgklb ü M. «Inztlne « ummtr M Ps. PcsttNungkN nthmrn die BrlcttrSgcr und Postanslallcn >owit ZrilungSbolen an Sächsische Schweiz Tageszeitung ftir die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhoin, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwttz, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendisch fähre, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Vcrlaa: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke — Verantwortlich: K. Nohrlapper Anztigcn Annabmk bis IbätestcoS vormittags s Uhr. grüsiere Anzctgtn am Tage vor dtm Erschcinen erb-te». OrtSvre-S Istr die MNnschrUNMc: 120 PI sür anSwürtlge Bustraggeber Ib» Ps. naocllarNchcr und Ichivirrtgcr Satz nach Ucbtrtinkunsti Reklame nnd Eingesandt die Zeile « M. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Vicmall, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt den Bc,Seher nicht zur Nürzung de» Bezugspreise» oder zum Anspruch aus Licserung der Zeitung, Nr. 39 Bad Schandau, ^Uttwocb, den 15 Februar 66. ?ahrg. SSV^»W«»^WMWMM»WW»M»MWSSSW«WWMSWMW»»»WMWWWWWWWM»«SWWWWW^»^W»W^^WIMWMWWWW^WWWWMWE Für eilige Leser. * Die Regierungsparteien versuchen, durch neue Verhand lungen über «die KonliHonseNvcftcrnng daS zu erwartende Ab- sttmmungöcrgebnts über die Kabtnettssrage günstiger zu gc- yalten. * Die Versammlung der brandenburgischen Landwirte In Berlin forderte sür daS nächste Erntciayr vollständig freie Wirtschaft. * Poincarü hat in Londoki wissen lassen, das, er mit einer Vertagung der Konferenz von Genua auf Mitte April einver« standen sei. * Das englische Unterhaus hat einen Antrag Asgulth, der der Negierung Verschwendung vorwirst, mit 241 gegen 92 Stimmen abgelchnt. * Die englische Admiralität teilt mit, daß Deutschland Schiffe mit einer Tonnage von 2 187 217 Tonnen im Werte von 660 Millionen Goldmark abgelicfert habe. * Die englische Negierung hat im Unkerhause eine Erklärung über die Kriegsbeschuldlglensrage abgegeben. Einst und jetzt. Von der ersten größeren Tagung in der wlrtschaftliche» Woche zn Berlin wird iurs ge schrieben: Es ist eine ungünstige Zeit, in ivelche diesmal die all jährlich wieLcrkehrenden großen Veranstaltungen der Landwirtsclmstlichen Woche hier in Deutschland fallen. Das Land hallt wider von dem Gelärme nm die Mitt- wochsabstimmungen im NciäMag, irm die Manöver für und gegen Lie Neichsregierung und den führenden Mann an ihrer Spitze, als hinge vom Bleiben oder vom Sturz dieses Kabinetts Leben und Sterben des ReickM ab. Was tnzwisätcn ans unserer Wirtschaft wird, ob alles geschieht, nichts unterlassen wird, die Ertragssähigteit unseres Bo dens zu steigern, darum kümmern sich mir die berühmten „Fachleute", Lie am liebsten abseits Ler Öffentlichkeit ihre Arbeit tun mid heutigentags schon sroh sein müssen, wenn ihnen Liese nicht durch Dummheiten, durch Unberechen- barkeilen der nur zn zahlreichen Amateurpolitiler verdor ben wird. Zu Liesen stillen Männern im Lande darf man, nach dem wir ausgehört haben, Kolonien zu besitzen, auch Len früheren Gouverneur von Ostasrika, Exzellenz Schnee, rechnen, der namens der Kolonialabteilung Ler Deutschen Landwirlschaflsgesellschaft im Nahmen dieser Gefamtvcr- anstaltungen einen Vortrag über die Verwahrlosung unserer früheren Kolonien unter Ler Verwal tung der Mandalsmächte hielt. Was er zu berichten hatte, war äußerst trübe. Unsere einstigen Schutzgebiete werden durch die Mandatsmächle in rücksichtslosester und härtester Weise „regiert". Uber das deutsche Privateigentum wird nach echter Piratcnart verfügt. Von S üdw e st a f r i k a abgesehen, sind die deutschen Farmer von Grund und Vaden vertrieben, und man hat sich ihres Besitzes bemäch tigt, da man doch nicht umsonst Deutschland sür nmnürdig erklärt haben wollte, als Kolonisator uncrichloffener Ge biete zu wirken. Aber trotzdem die Aktiva überall ohne die zugehörigen Passiva übernommen wurden, sind Defi zite durchgehend an der Tagesordnung, und man weiß der vollkommenen Störung des Wirtschaftslebens nicht Herr zu werden. Wo früher blühende Plantagen waren, ist Dickicht und alles überwuchert. Auch der Handel steht ganz still. Die Bahnen sind ohne Verkehr, Ler größte Teil der Stationen mußte geschlossen werden. Den Ein geborenen, die nicht imstande sind, die rücksichtslos ange- forderlen Steuern zu zahlen, wird Las Vieh beschlag nahmt. Immer mehr drängen sich Lie handeltreibenden Inder in den Vordergrund, und wo früher unter deutscher Verwaltung den landesüblichen Seuchen, der Schlaf krankheit insbesondere und Len Pocken, durch ein energisch ausgebantcs Sanitätswcscn Einhalt geboten war, dringen die todbringenden Krankheiten jetzt wieder mehr und mehr vor, ebenso wie die Rinderpest, Las große Kreuz jedes Farmers. Von Kamerun und Togo, Lie unter französischer Verwaltung stehen, sagte Exzellenz Schnee, Laß sie ein vollkommenes Bild der Verwahrlosung zeigen. Die großartigen Pflanzungen, Lie die Deutschen dort aus dem Boden gestampft hatten, sind verfallen, Lie Faktoreien verschwunden, die Eingeborenen dezimiert, was die Fran- zosen selbstverständlich nicht hindert, dem verbliebenen Nest der Bevölkerung erhöhte Lasten aufzucrlcgcn. Dazu kom men, soweit noch Vermögenswerte zur Verfügung stehen, Schiebereien übelster Art, öie bereits zu einem regelrechten Kolonialskandal mit Selbstmord eines hohen Beamten und dem ganzen eklen Dunst der Geschäftemacher geführt hat, an denen die große Republik so ungemein reich ist. Die gute deutsche Organisation, so mußte selbst eine französische Kolouialzeitschrift feststellcn, ist verwüstet, an ihrer Stelle herrscht ein Tohuwabohu. Noch tragischer ist das Geschick unseres früheren Kolo nialbesitzes in derSüdsee. Von den 33 000 Samoanern ist nicht weniger als ein Viertel der Grippe zum Opfer ge fallen. Die Neu-Secländer, die, ungleich „würdiger" als Deutschland, hier das Mandat erhalten haben, vermochten dieser todbringenden Seuche nicht den geringsten Einhalt zu tun. Weiße nno Emgcvorene bezeugen in einer Ein gabe an den Völkerbund, daß sie sich in gleicher Weise angcekelt fühlen von dieser neu-seeländischcn Verwaltung. Auch alteingesessene Engländer und Amerikaner haben sich diesem vernichlendcn Urteil angcschlosscn. Exzellenz Schnee denkt natürlich nicht daran, ven Engländern oder Franzosen die Fähigkeit zu kolonialer Verwaltung abzu- sprechen. Daß sie trotzdem unsere früheren Schutzgebiete in Grund und Boden ruinieren, führt er aus die Über sättigung dieser alten großen Kolonialreiche zurück, denen nichts mehr daran liegen könne, neue Gebiete mit der gleichen Sorgfalt, mit der gleichen Gewissenhaftigkeit und mif dem gleichen Arbeitseiser zu verwalten, wie die ehe mals deutschen Gebiete sie im Laufe der Jahrzehnte zu kosten bekamen. Wir dagegen haben genügend über schüssige Kräfte, um auch außerhalb unserer engeren Landesgrenzen knUursördcrnd zu wirken. Und daß ge rade unsere Landwirtschaft durch den Naub der deutschen Kolonien schwer getrosfen wurde, davon weiß heute nach gerade jedes Kind in Deutschland ein Liedchen zu singen. Wir könnten heute Phosphate, Futtermittel, Olprodukte, Mais in Hülle und Fülle ans den überseeischen Schutz gebieten einsühren, wie auch Kautschuk, Kakao, Fette, Hans usw. Statt dessen müssen wir diese Produkte und Waren gegen unsinnig teures Geld von fremden Völkern anf- kauscn und so sehenden Auges unsere Zahlungsbilanz und damit unsere Währungsverhältnisse noch immer tiefer b'.-r. abdrücken. Der Besitz von Kolonien ist und bleibt deshalb für uns eine absolute Notwendigkeit. Exzellenz Schnee hofft, daß, wenn das deutsche Voll sich diese Erkcnntuis nicht rauben läßt, ihr schließlich auch im Lause der Zeit wieder von unseren Gegnern Rechnung aetraaen werden wird. Die Landwirte verlangen freie Wirtsckmft. Im weiteren Verlauf Ler Landwirtschaftlichen Wockfe fano eine Versammlung der Landwirte der Provinz Brandenburg im Zirkus Busch statt. Es sprachen die bekannten Führer der Landwirte. Schließlich wnrde eine Entschließung nugeuommcn, in der sür Las neue Erntcjahr Lie vollständig freie Wirtschaft verlangt und jedes Umlageversabren abgelchnt wird. Als Landwirlschastsministcr wird ein Fachmann ver langt. In Ler Resolution heißt cs weiter: „Die Herrschaft des mobilen Kapitals strebt heute In Deutschland nach amerika nischem Muster zu weitgreisendcr Trustbildung, die ihren Gipfel In der unter Beteiligung der heutigen deutschen Negie rung begründeten Getreide-Aktien^Gesellschaft findet. Einer solchen Getreidc-Akticn-Gesellschast kein Pfund Korn, keinen Ballen Stroh und keinen Groschen GclL!^ Parteien und Kanzler. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 11. Februar, Die Grundlage des großen AbstimmnngskampfeS, in welchem die Entscheidung über den Weiterbestand des Kabinetts Wirth zn treffen ist, bilden die fünf verschiedenen Anträge der Parteien, von denen vier dem Kanzler daS Mißtrauen aussprcchen wollen, während nnr einer, den die Regierungsparteien gemcsnsam stellten, die Zufrieden heit des Reichstages mit der Politik des Herrn Wirth ausdrttckcn möchte. Es handelt sich nun darum, dieses Vertrauensvotum in eine Form zn bringen, die nicht nur bei den Regierungsparteien, sondern auch darüber hi»- aus Anklang finden könnte. Man glaubt im Reichstage jedoch uicht, daß diese Erwartung sich erfüllt. Die Parteien sind zu „fcstgclegt" auf ihre Mißtraueusanträge, und außer dem hat der Kanzler selbst sachliche Klarheit gewünscht. Da kann eine mehr oder minder günstige bloße Formulie rung nicht um das einfache Ja oder Nein hcrnmführeu. Der Kanzler hat nun erklärt, eine knappe Mehrheit würde für ihn nicht genügen, um die Ncgieruugsgeschäfte weiter- zuftthren, aber man glaubt, daß wohl trotzdem mit eiuer weitere» Kanzlerschaft Dr. Wirths zu rechnen ist. Ein Weg dazu könnte z. B. über neue Vereinbarungen in Hinsicht auf die Erweiterung der Negierungskoalition führen, doch leisten die Sozialdemokraten dagegen zurzeit heftigere« Widerstand als je, während die Demokraten die eifrigste« Förderer dieses Gedankens sind, dem auch das Zentrum freundlich gegenübersteht. Wenn eine derartige gänzlich neue Lösung bei den Verhandlungen hinter den Kulissen nicht noch erzielt wird, so bleibt es dabei, Laß am Mitt woch nachmittag dir ziffernmäßige Überzahl entscheidet, ob ein Wechsel in der Person des Kanzlers oder gar des Ne gierungssystems eintritt. Vst» Rom statt Genua? Der Streit um Ort und Zeit der Konferenz. Das Durcheinander der Meinungen und Wünsche zum Zusammentritt der mit Spannung erwarteten großen internationalen WirtschaMonfercnz wird immer bunt<.r. Der Pariser „Jntranstgeant" teilt ohne nähere Quellen angabe mit, daß die Konferenz bis znm 15. April vertagt werden könne. In diesem Falle werde sie nicht in Genua, sondern in Rom oder in einer andere« größere« italie nischen Stadt abgehalten werden. Auch „Daily Chroniele" schreibt, die Eiuberufung einer Sachverständigcnkonferenz vor Ler Konferenz von Genua entspräche zweifellos auten Absichten. Infolgedessen könne die Konferenz von Genua ruhig an einem etwas späteren Termin als dem ursprüng lich scstgesctzten abgchaltcn werden. Lloyd George wiede rum erklärte im Untcrhause in BcantvLortung einer An frage, Rußland habe die Einladung des italicniscl-en Premierministers zur Teilnahme cm der Konferenz von -Genua am 8. März angenommen, und zwar ohn«, ' Protest und ohne Beschränkungen irgendwelcher Art. Ob die Konferenz am 8. März zusammcnlrcic« werde, liege vollkommen bei der italienischen Negierung. Im aeoen« wärtigcn Augenblick komme, eine Verschiebung »ich, in Frage. — Was wird nun wirklich daraus werde«? Bismarcks unfreiwilliger Rücktritt. Neue Zeugnisse eines Zeitgenossen. So oft und viel schon über die Entlassung des Alt» reichskanzlers Bismarck berichtet worden ist, so werde» alle neue» Zeugnisse aus jenen kritischen und verhänanis- vollen Tagen immer wieder größte Anteilnahme finden, weil eben Lamals eine politische Linie sich ankmipfle, div direkt bis in unsere Tage hincinsührt. So findet sich in, den Berichten des sächsische« Gesandten i» Berlin, Graf Hohcnthal und Bergen, die demnächst veröffentlicht werden sollen, solgende anschauliche Schilderung eines Besuches bei Bismarck unmittelbar nach seiner Entlassung: „Fürst Bismarck sagte mir sofort bci mclncm Eintritt, er müsse der Legende cntgcgcntreten, als ob sein Ausscheiden ans dem Dienste ein freiwilliges gewesen wäre. Er verlasse seinen Posten gerade im gegenwärtigen Augenblick sehr ungern , denn wenn es schon ohnehin für einen allen Man» sckpvcr sei, sich an ein neues Leben zn gewöhnen, so komme bet ihm Hinz», daß ein Teil seiner Frcnndc, z» denen er z. B. den Kaiser von Österreich zu rechnen sich gestalte, ihm über sein Ausscheiden Vorwurfe mache, ja dasselbe sogar so anslege, als habe er die Flinte in das Korn geworfen. Er wünsche bringend, daß cs bekannt würde, daß er wiLcr seinen Willen entlassen worden sei. Allerdings habe er ein Abschiedsgesuch elugcreicht, er sei aber hierzu durch fortgesetzte Nadelstiche von selten seines allergnädigstcn Herrn gezwungen worden." Hohenthals Gesamicindruck von der Unterredung war, daß Bismarck „vollständig verbittert" sei. Damit bestätigt der damalige sächsische Gesandte im wesentlichen die bis her bekannt gewordenen Zeugnisse, die über eine der tra gischste» We»d»ttgc» der Lettischen Geschichte Ausschluß gcve». Deutscher Reichstag. (1(0. Sitzung.) Berlin. 14 Februar. Zn Beginn Ler hcntlgcn Sitzung widmete Präsident Locbe dem verstorbenen Abg. KonraL Hanßmann (Dem.), der Vizepräsident der Vcrsassunggcbcuden National versammlung und 30 Jahre Mitglied Les Reichstags gcwesin, einen herzlichen Nachruf. Vizepräsident Dr. Nießcr hat es unternommen, einen Kranz an Haußmanns Bahre nicderzu- lcgen. Sodann trat man in die Erledigung. Kleiner Anfragen ein. Auf eine Frage der Dcutschnationalen, betreffend die Unterbringung der Wolgadeutschen, erklärte ein Rcgicrungs- vcrtrctcr, zunächst müsse sür die deutschen Flüchtlinge gesorgt werden, die sich bercils seit vielen Monaten in Deutschland aushaltcn. Dlc Antwort auf eine Frage der Abg. Fran Schuch (Soz.) über die Kartossclvcr.sorguug blieb unverständlich. Aus ciuc der nächsten Fragen, was die Negierung getan habe, um dein ofscnbarcu Kartossclwncher iu Berlin (3 Mark das Pfund) cntgeacnzuwirkcn, erfolgte keine Antwort. (Lebhafte Unruhe und Zurufe des Abg. Hossniaiiu (Komm.): „Die Negierung hat überhaupt nichts getan und wurstelt weiter.") Nach Erledigung der kurzen Anfragen ging das Haus zur zweiten Beratung des NeichsmictcngesctzeS über. Die Dcutschnationalen haben den Antrag gestellt, den ganzen Gesetzentwurf abzulehnen. Für die allgemeine Aussprache über die Vorlage wurde für den einzelnen Redner eine Zeit von 24 Stunden festgesetzt. Dazu bemerkte der Präsident unter allgemeiner Heiterkeit, daß jeder Redner selbstverständlich das Recht habe, auch früher auf zuhören. Den, Vorschläge des Präsidenten, mit der Beratung auch die Besprechung Ler Vorlage, betreffend die Er hebung einer Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues zu verbinden, wurde nicht zugestimmt. Ministerialdirsktor Dr. Ritter leitete, nachdem über dl« AiisschnßverhanLlnng berichtet worden war, die Aussprache ein, wobei er betonte, die Vorlage wolle die MietszinSbildnng den wirtschaftlichen Verhältnissen des Hausbcsitzcs anpaffen, ohne die Mieter allzu sebr zu schädigen. Abg. Silbcrschmidt (Soz.) betonte, eine Sozialisierung dcK Hansbesitzcs bedeutet dieses Gesetz keincstvegS. Es ist vielmehr ein kräftiger Schutz der Hausbesitzer. Zuwendungen an den Hansbesitz sollen aber auch nicht in verkappter Form gegeben Werden. Im allgemeinen stehen wir dem Entwurf svmpatbisch gegenüber. Der Spekulation muß cin Damm entgegengesetzt werden. Abg. Gutknecht (Deutsch».) erklärt: Für nnS ist das Gesetz nicht annehmbar. Es ist auch undurchführbar. Der Zweck des Gesetzes ist die Sozialisierung dcS Wohnungsmarktcs. Nur durch die freie Wirtschaft kann der Wohnungsnot gesteuert werden. Zur Durchführung des Gesetzes würden 90 000 Be amte notwendig sein, das würde einen Gehaltsanswand von 2^ Milliarden jährlich erfordern. Daran muß das Gesetz zer^ schellen. Es würde zwischen den Vermieter» und den Mietern nnr Unfrieden stiften.
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