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Sächsische Elbzeitung : 06.07.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193407063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19340706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19340706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1934
- Monat1934-07
- Tag1934-07-06
- Monat1934-07
- Jahr1934
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 06.07.1934
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Siams Königspaar in Neudeck Der König und die Königin von Siam statteten am Donnerstag mit ihrer engeren Begleitung dem Herrn Reichs präsidenten von Hindenburg hier einen Besuch ab, an den 'ich ein Frühstück im engsten Kreise anschlosz. Während der Mahlzeit brachte der Reichspräsident einen Trinksprnch ans das Knniaspaar aus, in welchem er die hohen Gäste in Deutschland und besonders in seinem Hause willkommen hics). Der König gab seiner Frcnde darüber Ausdruck, den Reichspräsidenten von Hindenburg persönlich sehen zu kön nen. Eine Ehrcnkompagnic des in Deutsch-Eylau in Garni son liegenden Infanterie-Regiments erwies dem König bei seinem Eintreffen und seiner Abfahrt militärische Ehren bezeugungen. Auf der Rückreise von Neudeck nach Berlin unterbrach das Königspaar die Fahrt in Marienburg und besichtigte dort unter sachkundiger Führung das Schloß. ZulammenliM Mussolini—IMO Wie aus gulunlerrichkeler Quelle verlautet, sind Wei dlingen österreichischer Blätter, das; Wusiotini und Dollfus) bereits in den allernächsten Tagen in Riccione zusammen, treffe,, würden, nicht zutreffend, wenn die Zusammenkunft überhaupt stattfiudet, so wird sic erst in der zweiten Juli- liätslc zu erwarten s?in. Tschechischer Richter beleidigt Adols tzitler Ein Urteil des Brunner Bezirksgerichts. Prag. In einer Sitzung des GemcindercUes einer kleinen tschechischen Gemeinde kam cs zwischen einem Gcmciudcvcrtrc- ter und dem Bürgermeister zu einem Streit. Im Verlause des Wortwechsels rief ihm der Gcmciudcvcrtrctcr zu: „Du Hitler!" Der Bürgermeister fühlte sich durch diesen Zuruf beleidigt (!!!) und erstattete gegen den Gcmeindcvcrtrctcr die Strafanzeige wegen Beleidigung einer Amtsperson. Der Brünner Bezirks richter, Dr. Dnsik, vcrnrteillc den angeklaglen Gcmcindcvcr- trctcr wegen dieses Zurufes zu 21 Stunden Arrest. * Der Anstcnminislcr Tr. Benesch spricht in seinen Reden im mer von den guten und korrekten Beziehungen zum Dcnlschen Reich. Tic tschechischen Amlsstcllen scheinen, Ivie der vorliegende Fall wicdcr beweist, ihre eigene Ausassnng darüber zn haben. Die Abstimmung im Samgebiet Wer ist abstimmungsberechtigt? Bon zuständiger amtlicher Stelle wird mitgetcilt: Der Völkerbundsrat hat die Volksabstimmung im Saar- gebiet aus Sonntag, den 13. Januar 1935, festgesetzt. A b - siimmungsberechtigt ist ohne Unterschied des Ge schlechts und der Staatsangehörigkeit jede Person, die am >13. Januar 1935 zwanzig Jahre alt ist und am Tage der Unterzeichnung des Versailler Vertrages, das ist der 28. Juni 1919, im Saargebiet gewohnt hat. Vach dem vom völkcr- bundsrat festgesetzten Abstimmungsrcgiement ist grundsätz lich jede Person abstimmungsberechtigt, die an diesem Tage im Saargebiet ihren gewöhnlichen Wohnort hatte und sich dort mit der Absicht des verbleibens niedergelassen haste. Eine bestimmte Anwcscnheitszeit wird somit nicht ver langt! auch wer sich erst am Stichtag, dem 28. Jimi 1919, im Saargebiet niedergelassen hat, ist abstimmungsberechtigt. Andererseits ist die o o r ü b c r g e h c n d e Abwesenheit vom ständigen Wohnort im Sanrgebiel ohne Einfluss auf die Stimmbcrechligung, vorausgesetzt, das; der Wille bestand, den tatsächlichen Aufenthalt im Saargebict beizubehalten. Es sind sonach beispielsweise auch abstimmungsberechtigt: a) Personen, die aus einer Gemeinde des Saargebicts zur Erfüllung des Militärdienstes eingczogcn, am 28. Juni 1919 aber noch nicht an ihren ständigen Wohnort im Saar gebiet zurückgekehrt waren, weil sie noch bei ihrem Trup penteil standen, oder sich in Gefangenschaft befanden oder infolge Verwundung oder Krankheit noch nicht in das Saar gebiet zurückkchren konnten; b) aktive deutsche Militärpersonen, die vor der Be setzung des Saargebiets bei einem im Saargebiet garni- fonierenden Truppenteil standen und bei der Besetzung das Saargebiet verlassen mussten, ihren Wohnsitz daselbst aber bis 28. Juni 1919 noch nicht aufgegeben hatten. In Be tracht kommen Offiziere, Militärbeamte, Unteroffiziere und Kapitulanten, nicht aber die lediglich zur Erfüllung ihrer Militärdienstpflicht Eingezogenen; c) Personen, die sich über den 28. Juni 1919 zu Be suchs-, Studien- oder Ausbildungszwecken außerhalb ihres im Saargebiet gelegenen ständigen Wohnorts aufgehalten haben, selbst wenn sie am 28. Juni 1919 im Saargebiet polizeilich nicht gemeldet waren; » d) Personen, die über den 28. Juni 1919 vorüber gehend außerhalb ihres ständigen Wohnorts im Abstim mungsgebiet eine Dienst- oder Arbeitstätigkeit ausgeübt haben; c) Personen, die am 28. Juni 1919 von ihrem stän digen Wohnsitz im Saargebiet verreist waren und sich poli zeilich abgemeldet hatten, um z. B. während der Reise am Aufenthaltsort Brotkarten zu erhalten; f) Personen, die am 28. Juni 1919 zwangsweise, z. B. durch Ausweisungsbefehl der damaligen Besatzungsmächte, von ihrem ständigen Wohnort im Saargebiet ferngehalten worden sind oder die aus dem Saargebiet geflüchtet und bis zum 28. Juni 1919 nicht zurückgekehrt waren. Der Aufenthalt von Minderjährigen und Entmündigten am 28. Juni 1919 bestimmt sich nach dem Aufenthalt der Per sonen, die die väterliche Gewalt oder die Vormundschaft über sie ausübteu. Der Aufenthalt der Eltern oder des Vormun des bat aber dann keine entscheidende Bedeutung, wenn ein Minderjähriger, der zu dieser Zeit getrennt von seinen El tern oder seinem Vormunde wohnte, selbst für seinen Unter halt sorgte. Eine am 28. Juni 1919 im Saargebiet beschäftigt« Minderjährige, die dort ihren Unterhalt als Hausgehilfin selbst verdiente, ist also abstimmungsberechtigt, auch wenn ihre Eltern damals nicht im Saargebiet wohnten. — Di« verheiratete Frau teilt den Aufenthalt ihres Ehegatten, sofern di« Ehe vor dem 28. Juni 1919 geschlossen war. An alle im Reich außerhalb des Saargebiets wohnhaften Vertonen, die auf Grund der vorstehenden Richtlinien die Verleihung der Abstlmmungsberechtigung beanspruchen kön nen und sich bisher noch nicht gemeldet haben, ergeht die Auf forderung, sich umgehend bei der Saarmeldestelle ihres jetzi gen Wohnortes (beim Einwohnermeldeamt, in den Städten beim zuständigen Polizeirevier) zu melden. Soweit möglich, sind Vachweise über den Wohnsitz am 28. Juni 1919 (An- und Abmeldebescheinlaungen, Beschäftigungszeugnisse, Militär papiere usw.) mltzuvringen. Oer Ltnfall der „Dresden" vor dem Seeamt Brcmcrhovcn. Dos Sccom! Bremerhaven verhandelte m» Donncrslagnachmillag unter Vorsitz dcs Richters Grüdcr über den Unfall dcs Lloyddampfcrs „Drcsdcn", dcr bckanntlich am 29. Juni abcndS ans cincr „Krast-dnrch-Frc»de"-FahN fünf Sccmcilc» nördlich von Utsirc (Norwcgcn) ans Grund gclan- fcn Ivar nnd später sank. Zunächst wurde dcr Führer des Schif fes, Kapitän Pc ter möller vernommen. Die „Drcsdcn" bc- sand sich, so sührtc cr n. a. ans, mit 975 „Krasl-durch-Frcndc"- Fahrcrn an dcr norwegischen Küstc. Die Sichtvcrhältnissc warcn sehr schlccht, so das; den Passagieren bislang Wenig gcbolen wcr- dcn konntc. Dic Schisssleünng entschloß sich daher, nach dem Hardanger Fjord zu dampscu. Der Lotse erklärte auf Anfrage, mit dem Gewässer vertrant zu sein. Kapitän Pctcrmöllcr, dcr -18 Stnndcn ans dcr Brücke im Dienst gewesen war, übergab das Kommando seinem ersten Offizier von dcr Ostcn nnd dcm wachthabenden norwegischen Lotsen. Ter Lotse hatte keinerlei Anweisung vom Kapitän. Er sollte lediglich das Schiff nach Kopcrvik bringen. Von den norwegischen Lotsen hat der Ka pitän den Eindruck gehabt, daß sic ruhig uud zuvcrlässig wareu. Aus dic Frage dcs Rcichskommisfars Konteradmiral a. T. Her mann, tuen der Kapitän in diesem Falle für die verantwort liche Persönlichkeit halte, erwidert Kapitän Pctermöller, daß in diesem Falle der Lotse neben dcr Schisfülcitung für scinc Knrs- änderungcn vcrantwortlicb zn machen sei. Außerdem habe Kapi tän Pctermöller Anweisung gegeben, fortgesetzt den Standort des Schiffes zn kontrollieren. Anschließend sand die Vernehmung dcs crstcn Osfizicrs von dcr Ostcn stall. Tas Rcvicr war ihm bckannt. Um 19.19 Uhr sci ans Anordnung dcs Lotscn cinc Kurs- ändcrnng crsolgl. Er habe konlrollierl und gesehen, daß dcr ncnc Kurs aus Skudcsuacs sübrlc. Er habc bci dicscr Kursäuderuug kciuc Bcdcukcu gchabl. Vom Vvrsitzeudcu bcsragl, aus was cr nach sciucr Ansicht dicscn Unfall zurücksührc, crklärtc von dcr Ostcn, daß hicr nur ciu vcrborgcncr Felsen oder eine vertriebene Boje in Frage kommen könne. Nach kurzer Vernehmung des drillen Offiziers findet die Ver- lcsnng der Lotsenbcrichte statt, die in Bremerhaven kommissarisch vernommen worden sind. 'Ans ihnen geht hervor, daß cs allgc- mcin üblich sci, daß dic Lotscn das Kommando führen. Dic Kar- tcu scicn von bcidcu Lotscn wcnig odcr gar nicht angcschcn wor- dcn, da sic mit dcm Rcvicr gcnügcud vcrtrant warcn. Ans den Lotsenberichten geht weiter hervor, daß dic sraglichc Unfallstcllc 1 scit 1891 nicht mchr nachgcmcssen worden ist und daß sich an ! dieser Stelle bereits vor Jahren ein Schiss dic Schranbc abgc- s schlagcn habe. Nach lnrzcr Pansc wurden dic Maßnahmcn währcnd des Un- - salles behandelt. Kapitän Pctcrmöllcr licß bci dcr Grnnd- bcrührung sofort dic Maschincn stoppen, trotzdem sci das Schiff übcr Grund gcgangcn. Er vcrsnchtc schncllstcns nntcr Land zu kommen, um Schutz zu fiudcu. Das Schiff bekam bis zu 19 Grad Schlagseite. Von der Brücke aus wnrdcu sofort die Schotten ge schlossen nnd dic Passagicre ans Stcucrbordscitc vcrtcilt. Ans Notsignalc traf als crstcr dcr norwcgischc Dampfer „King Haakon" an der Unfallstcllc cin, dcr nach scincr Mcinnng cine ganz bcsondcrc sccmännischc Lcistnng vollbracht hat, indcm cr sich trotz dcr SchlagscUc dcs Schisfcs längsscits gclcgt nnd 535 Passa- gicrc von Bord zu Bord übernahm. Scinc Besatzung sci gnt cin- gcspiclt gcwcscu und habc sich währcnd der Rcttungsaklion ruhig uud bcsvuucu bcnommcn. Dcr spätcr.cingctroffcuc norwegische Dampfer „Kronprinzessin Martha" übernahm dann den restlichen Teil der Passagiere. Die Rettungsboote des Damp fers „Dresden" richteten einen Pendelverkehr zwischen Schiff nnd Land ein, so daß 29.19 Uhr sämtliche Passagicre gerettet warcn. Frcundlich bcnahm sich das Kommando dcs an dcr Unfallstelle cingctrosscnen sranzösischcn Kreuzers, das die Schiffbrüchigen mit Lebensmitteln nnd Rauchwaren ausrüstcte. Schr lobcnd sprach Kapitän Pctcrmöllcr von der norwegischen Bevölkerung, die sich restlos für dic GcrcUctcu cinsctztc. In dcm aln Donnerstag gefällten Spruch dcs Sccamtcs hcißt cs u. a.: Dcr nutcr Lostcubcraluug aus dcm Stavangcrfjord kommcndc Fahrgastdampscr „DrcSdcu" ist am 29. Juui 193-1, 19.18 Uhr bci Eiulauscu iu de» Earmsuud bci Arsgruudcu übcr Fclscu uud Uuticscu gclausen uud hat sich dabci dcu Bvdcn der art nusgcrisscu, daß cr aus dcr Juscl Earmoc ausgcsctzt wcrdcn mußte'. Dic Gruudbcrühruug ist in crstcr Linic ans das von dcr norwcgischc» Behörde inzwischen festgesteHtc Vertreiben dcr Ars- grundcn-Bojc nach Süd zurückznsührcn, scrncr darauf, daß dcr Lotsc offenbar dic sjidlichc Stromvcrsctznng dcs Schiffes nicht ge nügend berücksichtigt hat und schließlich daraus, daß der wacht habende Offizier im berechtigten Vertrauen ans den bewährten Lotsen die vorher anerkennenswert häufig vorgcuommcncn Kreuzpeilungen zu Bestimmungen des jeweiligen Schisfsvrtcs bci nnd nach der Lvtscnknrsäuderung nicht nochmals vorgenvmmen hat. Die SchisssleUnng trisst im übrigen kein Verschulden. Ihre Navigierung läßt dic gcbotenc Sorgfalt nicht vermissen. Die Maßnahmen nach dcm Unfall warcn richtig, dic Rcttnngsmaß- nahmcn sachgemäß, das Verlassen deü Schisses berechtigt. Schiffs- lcitung nnd -bcsatzung ohne Ausnahme haben dabci dank ihrcr Schulung cinc mustcrgülligc Pflichterfüllung gezeigt, so daß sich die Rettung dcr 975 Fahrgästc dcr NS.-Gcmcinschaft „Kraft durch Frcudc" iu völligcr Ordnung vollzichcn konntc. Das Nct- lungSwcrk der norwegischen Dampfer „King Haakon" nnd „Kron prinzessin Martha" sowie die Hilfsbereitschaft dcr Stavangcr Tampsschissahrts-Gcscllschafi sind dankbar anzncrkcnncn, ebenso dic Fürsorge' dcs srayzösischcn Krenzcrs „Avisos Ardcnt" für dic Bcsatznng. Die Ausnahme und Unterbringung dcr Schiffbrüchi- gcn durch dic norwcgischc Bcvölkcrnng ist in vorbildlichcr, men- schcnsrcnndlichcr Weise geschehen, so daß die Beteiligten nicht nur der Dankbarkeit dcr Gcrcttctcn, sondern aller deutschen Volks genossen gewiß sein dürfen. Mnemotechnik oder Gedächtniskunst. Heitere Skizze von Oskar G. Foerster. Es war große Panse. Die Kinder spielten unter dcr alten Linde ans dein Schnlhvf. Dcr junge Lehrer aß sein Früh- stücksbrol und schaute ihnen zu. Da kam dcr Laudbrieflrägcr auf seinem Rade gefahren nnd brachte einen Brief. Zwei Amtssicgel darauf, Adresse: Au dcu Schulamisbewerber Weule iu Klcin-Owicschön. Der Lehrer riß den gelben Umschlag auf uud las die Mitteilung dcs Schulrates: „Morgen findet in Ihrer Schule die zweite Prüfung für Ihre endgültige Anstellung im Schul dienst statt. Untcrrichtsplan wie folgt . . ." Aus war es auf einmal mit aller Behaglichkeit der Er holung. Wenke klatschte in die Hände: „Die Panse ist zn Ende!" Die Kinder gingen verwundert und cin bißchen brummend ins Schulzimmer. „Kinder", sagte der Lehrer, „morgen erhalten wir Besuch! Drei Herren kommen aus der Stadt zu nus uud wollen mal hören, was Ihr könnt und gelernt habt. Ihr braucht keiue Angst zu haben. Wenn Ihr gut anfpaßt uud Euch munter meldet, werden sie zufrieden sein." Dcr Schnlamtsbcwcrbcr Wcukc ging an diesem Nach mittag weder in den vertranten Tannenwald noch zu seinem Freund und Kollegen im Nachbarort. Auf dcm Tisch in scincm Arbeitszimmer häuften sich pädagogische und psychologische Werke. Bis zum Abendbrot hatte er sic dnrchgcbnffclt, von Amos Comcuius bis Spranger, von Rousseau bis Müller- Freicufels. Der Abend nnd die halbe Nacht vergingen über der Ausarbeitung dcr Lektionen, uud im unruhige« Hin dämmern iu den Morgenstunden erschienen wie feurige In schriften verwirrende Fragen cincr hohen Kommission vor dcm gepeinigten Geist. Am Morgen, gleich nach dem Schulgebct klopfte cs kurz und energisch an die Schulzimmertür. Ehe noch jemand „Her ein" rnfcn konnte, öffnete sie sich, herein traten die Mit glieder dcr Prüfungskommission, in die feierliche Würde dcs schwarzen Nockes gehüllt: der Ncgicrnngsschulrat, dcr Kreis- schulrat und der Rektor ans dcr Kreisstadt. Dic Kinder schnellten ans. Die kleinen Hände hoben sich znm deutschen Grnß. Die Herren nahmen Platz. Die Kinder, im Bann der FeicrtagSröcke, starrten ans dic Fremden. „Bitte, beginnen Sie!" sagte freundlich dcr Negicrnngsrat. Dcr Bewerber be gann. Die erste Stunde verlief befriedigend. Nnr die Auf merksamkeit der Kinder litt nnler dem aufregenden Eindruck, den die Kommission auf dic Klasse machte. Immer wieder schweiften dic Blicke von Tafel nnd Bnch ab zu den frcmdcu Gästen und ihren Flüstcrgesprächcn. Immerhin — Wenke war mit sich und seinen Kindern zufrieden. Wenn in der nächsten Stunde auch alles so klappte. . . In der zweiten Stunde aber nahm das Verhängnis seinen Lauf. An der Wandtafel stand das unschuldige Sätzchen: „Hol mir mal Kohlen." Warum schreibt man Kohlen mit einem h? Fritz wußte die Erklärung: „Das ,O' in Kohlen klingt lang, da kommt ein ,h' hinterher." ' Hier griff dcr Herr Negierungsrat cin, nahm die Kreide uud schrieb unter den ersten Satz einen zweiten: „Der Ball ist hohl." Frage: „Warum mit ,h'?" Antwort wie oben. Jetzt — mit einem niederschmetternden Blick auf Wenke —: „Und im ersten Satz schreibt Ihr Hol' ohne ,h'? Ist doch auch eiu langes ,o'?" Die Kinder saßen ratlos. Der Nat triumphierte: „Scheu Sie, lieber Freund? Mit solchen alten Methoden kommt man oft nicht weiter. Da hilft nur eins: Mnemotech nik — Gedächtniskunst! Ich will Ihnen ein Beispiel geben." Die Kinder sahen verwirrt den schwarzröckigcn Herrn au, der auf sie einrcdete. Was will der von uns? Ist das auch ein Lehrer? „Also, Kinder, dic Sache ist ganz einfach: Seht mal, wenn ich schreibe: ,Dcr Ball ist hohl', dann schreibt Ihr ein ,h' hin ein, das hat oben nnd unten eine runde Schleife, und die ist ja auch hohl. Ganz einfach, nicht? So, und wenn die Mutter sagt: ,Hol mir mal Kohle«!', dann braucht sie die Kohlen schnell, und da haben wir keine Zeit, erst noch ein >h' in das Wort hol hincinzumalcn, da schreiben wir es ohne ,h'. So merkt man sich das ganz leicht. — Wollen mal sehen, ob Ihr cs bebakten habt. Dn da. der Notkovk. letzt saa mir mal (hier ¬ bei löschte der Nat die Tafclsätzc ans): Wie schreibe ich ,hol Kohlen', mit odcr ohne .h'?" Dcr Nolkopf erhob sich verwundert, wog hin nnd her und sagte schließlich blindlings: „Mit'n.h'!" „Also doch noch nicht verstanden", schüttelte dcr fremde Herr den Kopf nnd wiederholte scinc mncmotcchnische Be- lchrnng voll Eiser nnd Ausführlichkeit. „Uud nun sag Du mir, wie man schreibt: Der Ball ist hohl!" Ein kleiner Blondzovs steht ans: „Hohl mit,h'!" „Brav, mein Kind. Und warum?" „Weil . . . weil wir keine Zeit haben nnd Kohlen holen müssen, und weil die Schleifen vom ,h' hohl sind." Der Schnlrat nnd der Rektor verbergen ihre Heiterkeit mühsam hinter Hnstcn uud Schneuzen. Der Negicrnngsrat rollte verzweifelt mit den Ange». Uno er wiederholte die ganze Geschichte nochmal mit eindringlich-überzeugender Deutlichkeit. ..So, nun müßt Ihr es aber begriffen haben. Jetzt sagt mir: Wie schreibe ich: Der Ball ist hohl?" Franz Kutschke: „Mit ,h'." „Schr schön. Warum?" „Wcil der Ball hohl ist." >,Nichtig, uud ... uud?" „Wcil die Schleifen vom .h' auch hohl sind." „Brav, mein Sohn. Und deshalb ...?" „Und deshalb schreibe ich Ball mit .h'!" Hicr gab dcr Mnemotechniker ächzend seinen Versuch ans, setzte sich wicdcr auf seinen Platz nnd winkte dem SchnlamtS- bewcrbcr müde zn, cr möge forlfahrcu. Wcnke tat es nnd hatte bis zpm Schluß der Stunde nicht über eine allzu große Aufmerksamkeit dcs gestrenge» Herrn Regierungsratcs zn klag:». Auch die folgende mündliche Prüfling verlief sehr schnell. Nm ciu Uhr mittags hatte Wcnke die ganze Sache hinter sich. Und am andern Morgen mühte er sich lange ab, den Kindern die Geschichte mit den hohlen Schleifen und dem eiligen Kohlcnholcn aus dcm Sinn zu treiben. MMte WllW M M Well. In Atome zerrissen. Sagard (Rügen). Tcr Krcidcwcrksbcsitzcr Albert Fritz, dcr bercits wicdcrholt Sclbstniordabsichtcu gcänßcrt hatte, bcgab sich in dcr Nacht zum Donncrstag zur Ausführung scincs Vor- babcns in scincu Krcidcbrnch bci Sagard, steckte sich dic Taschen voll Dynamit, sctzte sich ans dic nm ihn herum ausgcschüttcte Spreugmasse uud zündete sie an. Im Nn war dcr Unglückliche in Atomc gcrisscn. Dic Explosion erschütterte dic Häuser dcs Ortes so stark, daß zunächst cin Erdbeben vermutet wurde. Todessprung vom Berliner Kolumdushaus. Berlin. Am Douucrstaguachmittag stürzte sich vom 9. Stock werk dcs Kolnmbushauscs cinc etwa 30 Jahre alte verheiratete Frau auf den Potsdamer Platz herunter. Mit schwer ste« Verletzungen wurde sie zur Rettungsstelle gebracht. Dort konnte der Arzt aber nur noch den Tod feststellen. Der Beweg grund zur Tat ist noch nicht ermittelt. Wie verlautet, hatte die Selbstmörderin vor dcm Absprung versucht, in ihrer Wohnung auch ihre zehnjährige Toch- t c r zu töten. Als dcr Ehemann von seiner Arbeitsstelle in die Wohnung zurückkchrtc, fand er die Räume mit Gas gefüllt. Auf einem Ruhebett lag seine Tochter. Das Kind, das eine schwere Gasvergiftung erlitte« hat, wurde ins Krankenhaus ge bracht. In frischer Luft, in frischem Grün, Da wo dic bnntcn Blümlein blühn, In Wiesen, Wäldern, auf der Heide, Entfernt von jedem Wohngebäude, Auf rein botanischem Gebiet Weilt jeder gern, der voll Gemüt. Wilhelm Busch.
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