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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189211208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18921120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18921120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-20
- Monat1892-11
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.11.1892
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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GklWs-Amchtt für Kühndorf, Rödlik,Kcriisdorf,Kusdorf,Ä.LOieii,Keinrilhsorl, Moricnau «.Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. — .—— 42. Jahrgang. —- -———— —--— —— Nr. 270. Sonntag, den 20. November M92. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn« und Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Totenfest! In der Zeit, in der aus den Herbststürmen das uralte Lied vom Sterben und Bergehen schaurig klingt, feiern wir Totenfest mit wehmütigem Ge denken an unsere Toten und ernstem Bedenken un seres eigenen Todes. In diesem Jahre hat der Tag ein besonders düsteres Gepräge: ist doch der Zug des Todes mit erschütternder Furchtbarkeit vor bei gezogen. Der große Schnitter hat mit der Sense der Seuche mehr Halme als sonst dahingemäht und eingesammelt in seine Scheuern. Zahllose Thränen werden jüngst entschlafenen Lieben nachgeweint, die uns vorangegangen sind in das unbekannte Land, aus dem kein Wanderer wiederkehrt, und kaum ver narbte Wunden brechen blutend wieder auf. Wie Vielen wird der Klang der Totenfestglocken ein Mahn ruf zu stiller Feier des Gedächtnisses an so manche teure, längst geschiedene Gefährten auf der Wan derschaft durch's Leben. Aber zum Gedenken gesellt sich auch das Be denken. Durch Herzen, die sonst so sicher schlugen im Gefühl gesunder Kraft, ist doch bei den Trauer kunden dieses Jahr ein Schauer gezogen: „Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt, Und eh' ein Hauch dies Blatt bewegt, Kann auch die deine schlagen." Auch dem, der sonst die Erde als die beste aller Welten preist und keine andere Seligkeit kennt als den Genuß des Augenblicks, legt sich der Gedanke an den Tod wie ein Alp auf die Brust. Wohl dem, der da für die Seinen und sich selbst einen Sterbens trost hat und im Tode nicht das uferlose Ende sieht. Nur für die löst sich der scheinbare Mißklang beim „Totenfest" in Wohlklang auf, denen der Gl a ub e eine Brücke schlägt zum Lande des Wiedersehens und neuen Lebens ohne Not und ohne Tod, wo ewiger Frühling blüht nach irdischer Winterreise. Tagesgeschichte. "—Lichtenstein, 19. Nov. Am vorigen Donnerstag hielt der Gewerbeverein seinen ersten Vortragsabend im dasigen Ratskellersaale, wobei in bereitwilligster Weise verschiedene Herren ihre Mit wirkung durch Vorträge übernommen hatten. Nach dem Herr Bäckermeister Seidel die Anwesenden in herzlicher Weise begrüßt hatte, begann Herr Bürger- schullehrer Zocher mitd emBortrage über das Sonnenlicht. Die interessanten Schilderungen von diesem Himmels gestirn, welches aus unsere Erde täglich seine erwär menden Strahlen herabsendet, wurden von den An wesenden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und mit ebensoviel Beifall wurde das sich anschließende von Frl. Arends gesungene Lied: „Gruß an die Sonne" ausgenommen. An die Deklamation „Das Licht des Auges", von Herrn Zierold trefflich ausge führt, reihte sich der wissenschaftliche Vortrag des Herrn Bürgerfchullehrer Ulbricht über „Die Ge schichte des Lichtes". Auf die für unsere jüngere Generation fast sagenhaften Anfänge im Beleuchtungs wesen, den Kienspahn zurückgreifend, ging Redner an der Hand der Geschichte fortschreitend, schließlich auf das elektrische Licht, das Licht der Zukunft, über. Hieraus erklärte dann Herr Gasmeister Petzold die Fabrikation des Gases durch mitgebrachte Zeichnungen und Apparate. Herr Schlossermeister Vogel führte das Gasglühlicht, durch Körper zur Ansicht gebracht, sowie das elektrische Licht, durch Bunsen-Elemente dargestellt und auch verschiedene neuere elektrische Apparate vor. Herr Seminaroberlehrer Reichel er zeugte Elektrizität durch eine kleine Dynamomaschine und gab dabei die bez.Erläuterungen in ausführlicher und an die vorangegangenen praktischen Vorführungen an schließender Weise. Äm Schlüsse des Abends wurde den gesamten Vortragenden aus der Mitte der Versammlung der Dankinrecht anerkennenswerter Weise ausgesprochen und zugleich dem Vorstand der beste Glückwunsch für die schön gelungene Ausführung dieses Familten- abends dargebracht. Als Beweis der Anerkennung wurde auch noch hingenommen, daß an diesem Abend verschiedene Anwesende ihren Beitritt zum Gewerbe verein erklärten. Die jetzige Mitgliederzahl beläuft sich sonach wohl aus über 80. Möge der Gewcrbeverein auch in Zukunft bestrebt sein, seinen Mitgliedern solche angenehme Abende zu bereiten, nm das Interesse wach zu halten und das Ziel des Vereins, zur Hebung des gewerblichen Standes beizutragen, zu erreichen. Ein Erfolg kann dann nicht ausbleiben. *— Am Donnerstag abend wurde in einem Ge höfte hier ein Einbruch versucht. Der Dieb wurde aber noch rechtzeitig verscheucht. *— Zum Totensonntage ist ein herzliches Ge denken an die von uns Gegangenen Pflicht der Pietät, Zug des Herzens. Das ist so natürlich, daß selbst Nationen, die man nicht Kulturvölker nennen kann, diesem Zug folgen und daß selbst in der ausgelassenen Freude des Trinkgelages ein ausgegossener Becher den Heimgegangenen als ein Totcnopfer geweiht wurde. Auch echt deutsch ist die Sitte, und selbst in stillen Friedhöfen der Alpcndörfer brennt ein Licht auf dem Grabe der Liebenden zur Abendmette. Bei uns aber schmückt die Llebe Lie Stätten der Ihren mit Kränzen und anderen Davkesgaben, je nachdem es Wetter und Jahreszeit erlauben. Da liegen sie nun vor uns in langen Reihen, Reich und Arm, Groß und Klein, alle friedlich und stumm im Schooß der Mutier Erde, selbst die, die sich im Leben feind lich gegenüberstanden. Und Du, unglückliche Mutter, weine nicht über den Hingang Deines Kindes, denke vielmehr an das Heer der Frau Bertha, d. i. die Göttin Freia unserer Altvordern, jener Göttin der Liebe, welche die Kirner gab und zu sich nahm. Sie folgen dann ihrer Mutter Freia als Heimchen nach, und sie sorgen auf den Wink der Göttin für die Fruchtbarkeit der Thaler. Einer jungen Frau war das Kind gestorben; sie weinte über alle Maßen und konnte sich nicht zufrieden geben. Jeden Abend weinte sie draußen am Grabe. Da träumte sie in der Nacht vor dem Totensonntage. Sie sah die Göttermutter Bertha vorüberziehen, gefolgt von einer ganzen Schaar kleiner Kinder, deren jedes einen Krug trug. Ihr eigenes Kind aber kam müde ganz zuletzt im Zuge, konnte auch kaum über den Zaun klettern, wie die anderen. Da hob es die Mutter darüber und das Kind sagte: „O, wie warm ist Mutterarm, aber liebe Mutter mein, mußt nicht mehr so traurig sein. Ich muß ja jede Throne in meinen Krug fammeln, und nun sieh: Du hast mir wieder meinen Krug so voll und schwer geweint, daß ich ihn kaum fortbringen kann und schon mein Hemdlein beschüttet habe". Da bezwang die Mutter ihr Herzeleid und sah schon zu Weihnacht im Traum ihr Kind froh und erleichtert daherziehn. — Wer ahnte nicht das Tröst liche, Poesiereiche in dieser Sage? — Vom 1. Januar 1893 ab, an welchem Tage die neue Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutsch lands in Kraft tritt, werden neue Frachtbrief-For mulare eingeführt werden. Damit das Publikum sich bereits vor jenem Zeitpunkt mit den Formularen ver sehen kann, ist der Bedarf für die Monate Januar, Februar, März künftigen Jahres jetzt schon bei den Güter-Abfertigungsstellen anzumelden. — Auf Grund des Gesetzes, betreffend die Unter stützungen der Familien der zu Friedensübungen ein- berufcnen Mannschaften muß das Reich die den Lieferungsverbänden der einzelnen Bundesstaaten er wachsenen Kosten erstalten. Zu diesem Zwecke dürfte, wie das vorerwähnte Blatt annimmt, in den nächst jährigen Etat zum ersten Male eine Summe und zwar in Höhe von 2 Millionen eingestellt werden. — Dresden, 18. Nov. Auf eine originelle Weise langte vorgestern Abend ein blinder Pas sagier, ein 16 Jahre alter Glaser-Lehrling aus Zwickau, der seinem Meister entlaufen war, mit dem Schnellzug hier an. Der kleine geweckte Bursche ging zunächst von Zwickau nach Reichenbach i. V., um eine Verwandte aufzusuchen. Dann aber kam er auf den Gedanken, nach Dresden zu fahren, um sich die Residenz anzusehen. Da er nur 5 Pfg. in der Tasche hatte, so war guter Rat teuer. Er wußte sich aber zu helfen. Auf dem Bahnhof in Reichenbach fuhr eben der Schnellzug ein, welcher nach Dresden weitergcht. Auf den Wagen befanden sich eine An zahl Bremserhäuschen, die ja meist leer bleiben, weil die Schnellzüge mit Luftdruckbremse versehen sind. Rasch kletterte er in ein solches Häuschen hinein. Niemand hatte ihn bemerkt, und fort ging die Reise. In Freiberg kam ihm ein Bedürfnis an, er kletterte herab, während der Zug hielt, und schwang sich dann wieder unbemerkt auf den Wagen. Als der Zug be reits aus dem Bahnhof hinausfuhr, lugte er einen Augenblick aus dem am Häuschen angebrachten Fenster heraus und wurde dabei von einem Bahnhofsbeamten bemerkt. Nunmehr spielte der Telegraph hinter ihm her, und als der Zug auf dem Böhmischen Bahnhof hier eingefahren war, wurde das Bürschchen aus seinem luftigen Sitz herabgeholt. Er mußte dann mit nach dem bekannten Freiquartier hinter der Frauen kirche wandern. — Leipzig, 17. Nov. Die dauernde Ge werbeausstellung zu Leipzig übt auf den Fremden auch zur Winterszeit eine große Anziehung aus, was durch den überaus vielseitigen und reichhaltigen In halt, z. B. allein 36 verschiedene Motoren, bedingt wird. Besonders hervorzuheben sind die fast täglich stattfindenden Inbetriebsetzungen gewerblicher Ma schinen aller Art, ferner die praktische Vorführung von hauswirtschaftlichen Geräten, sowie auch ver schiedener Handfertigkeiten und an den Tagen der Produktenbörse die Vorzeigung von landwirtschaft lichen Maschinen. — Zur Lage der sächsischen Wirkwarenindustrie wird der „Leipz. Monatsschr." für Textilindustrie aus Chemnitz geschrieben: Im gegenwärtigen Augenblick stehen wir vor einem entschiedenen Wende punkt in der Lage der Strumpftndustrie. Bis vor kurzer Zeit lag der Erwerb für die kleineren Aus geber draußen sehr schlecht. Das Angebot war stets größer wie der Bedarf und so wurden die Preise von den exportierenden Firmen bis auf ein Minimum herabgcdrückt. Die Faktoren konnten die kontrahierten Abschlagszahlungen an den Lieferanten ihrer Maschinen nicht bezahlen, und von Verdienst war nicht die Rede. Daher waren aber auch anderseits Waren in großen Massen im Markt, die so billig waren, daß Fabrikanten, die nach korrekten kaufmännischen Grundsätzen kalkulier ten, Amortisation der Maschinen und Generalunkosten richtig berechneten, mit diesen Preisen nicht zu kon kurrieren in der Lage waren. Jetzt aber ist die Nach frage eine so enorme, daß bis März jeder Stuhl und jedes Rad engagiert ist und die Löhne schon in einer, allerdings nur zu berechtigten Weise gestiegen sind. Leider aber geht man nun auch gleich wieder von feiten der Partei, die keine Existenz mehr hat, wenn der Arbeiter zufrieden ist, dazu über, diese Situation zu übertriebenen Darstellungen zu benutzen. In den kleinen Winkelblättchen der Umgegend sieht man Ar tikel, die da behaupten, in Chemnitz koste jedes Dutzend Strümpfe schon eine Mark mehr, und die Arbeiter sollten nur nicht so dumm sein, jo billig weiter zu arbeiten. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß hieraus ein Ausstand entsteht, der allerdings für die Arbeiter wieder den größten Schaden mit sich bringen würde. Gewiß ist es wahr, daß die Nach frage sehr groß und jetzt noch die Hotels voll von Käufern sind, die Ware brauchen. Sehr schwer aber ist eö, die einmal so herabgebrachten Preise wieder in die Höhe zu bringen, und in den meisten Fällen zahlt der Käufer nur einen Bruchteil des Mehrlohnes, den der Fabrikant bewilligen muß, um die Ware zu bekommen. Alles in allem können wir allerdings sagen, daß seit langen Jahren die Strumpfbranche nicht so gut gegangen ist, wie jetzt, und wir hoffen nur, daß von keiner Seite diese Lage keine Störung
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