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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191505232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19150523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19150523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1915
- Monat1915-05
- Tag1915-05-23
- Monat1915-05
- Jahr1915
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.05.1915
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Schlachtfelder jüngst vergangener Wochen und Monate Hier hat ein Dorf gestanden aber bloß die steinernen Herdstürupfe der niedergebrannten Blockhäuser ver raten noch etwas davon. Dort haben schwer ein- fallende Geschosse oder die Schrecken eines kurzen Straßenkampfes nur einzelne Teile des Dorfes in Trümmer gelegt Die Ruinen sind mit Zelttuch und Brettern notdürftig wieder dicht gemacht und dienen, ein nicht zu ve achtender Wetterschutz, zu Quartieren oder Ställen. Im engen Tal ist auf beiden Seiten des Bergstromcs jede ebene Stelle als Parkplatz aus- genutzt: da stehen gesichert und ausgenchtet die Fuhr werke einer rastenden Kolonne oder die weithin duf tenden „Gulaschkanonen" oder die unermüdlichenOefen einer Feldbäckerei Wo die Berge beiderseits nah au Flußrinne he, antraten wurden vielfach aus deu Hän gen geräumige Bauplätze ausgestochen und Baracken darauf errichtet für mancherlei Zwecke: Lazarette, Unterkunftsräume für viele Tausende von Menschen, Stallungen für Hunderte von Pferden. Daneben fehlen nicht die völlig anspruchslosen, aus ein paar Stangen und Fichtenzmeigen schnell zusamu eugefügten Waldhütten, oft eine lange Zeile lufli ier Behausungen, die nach Sonnenuntergang, wenn ihre Jnsass n sich am Feuer wärmen, den schwarzen Hohlweg in ein romantisches Nachtlager verwandeln. Und überall er innern uns frishe, mitunter kindlich verzierte und ge schmückte Kreuze an unsere verstummten Brüder, die noch vor kurzem denselben Weg gegangen sind, sich ebenso mit Wetter und Entbehrungen abgefunden und vielleicht in denselben Hütten vom Krieg gesprochen und vom Frieden geträumt haben, am Lagerfeuer, fern von der Heimat. Aii Serelleler wr m MlWg Ser „lMM". Uuter den Geretteten der „Lusitania" befindet sich auch ein Arzt Dr. Moore aus Dakota, der mit einem anderen Arzt aus Amerika nach England reisen wollte, um seine ärztlichen Dienste im Felde auzubieten- Er hat, wie die „Köln. Ztg." meldet, einem Vertreter der „Times" in Queenstown folgendes erzählt: Etwa zehn Minuten vor 2 Uhr begab ich mich hinunter zum Frühstück. Man unterhielt sich bei Tisch, allein alle waren beruhigt und hatten Vertrauen. Etwa zehn Minuten später war ein dumpfer, trommel ähnlicher Schall aus der Richtung vom Bug zu ver nehmen, begleitet von einem Beben oder Zittern des Schiffes. Letzteres begann sofort nach Steuerbord überzuholen. Beim Knall der Entladung erhob sich ein allgemeiner Schrei unter den Frauen. Die Männer beschwichtigten sie dahin, daß keine Gefahr vorhanden sei, und daß wir nur eine kleine Mine getroffen hätten. Die erste Schreckensempfindung der Fahrgäste ver schwand bald, und sie schickten sich au, in guter Ord nung aus dem Speisesaal an Deck zu gehen. Es gab kein Gedränge. Die einzige Störung war die sehr schiefe Lage des Decks. An Steuerbordseite wurden kleine Boote ausgelassen, da das Meer dort schon etwa vier Meter von der Reling reichte. Ich wandte mich halb kletternd über Deck bis zum Abschluß der 1. Kl. Ich sah nach einem Rettungsgürtel, konnte ober keinen finden. Die einzige Person, die ich traf, war ein katholischer Geistlicher. Ich lief nach meiner Kammer in der 2. Klasse zurück. Ich stieß unterwegs auf eine Schaffnerin, die sich bemühte, einige hochverstaute Rettungsgürtel herunterzuholen, und nachdem ich ihr geholfen, einen anzulegen, jstieg ich in einen andern. Unweit davon bemerkte ich eine Frau, die sich an der Wand eines noch nicht abgelassenen Bootes festhielt. Als ich über die Reling hinwegsah, bemerkte ich, wie etwa 3 Meter weiter unten ein Boot abgelassen wur de. Ich trieb die Frau dorthin, sie fiel in das Boot, und ich schwang mich nach ihr hinüber. Während das Boot noch über den Wellen schwebte, verwickelten sich die Taue am Bug, und das Heck giug so tief herunter, daß das Boot fast gerade stand. Ein junger Mann, ich glaube einer der Heizer, erfaßte sofort eine Axt und hieb die Taue durch. Das Boot fiel flach ins Wasser, das uns uwspritzte. Es Ivar ein Glück, daß keiner von uns hinausfloz. Zwei Männer, deren einer am Abend vorher in einem Konzert gesungn hatte, trieben in unserer Nähe in den Wellen und suchten in das Boot zu gehen. Allein ein Monn, der sich schon in unserem Boot befand, rief ihm zu: „Schwimmen Sie weg, oder wir alle gehen in dein Strudel unter." Wir ergriffen die Riemen und stie ßen etwa 15 Meter ab. Das Boot war so überfüllt und lag so tief, daß das Wasser über die Wände hereinflutete. Wir suchten es auszuschöpsen, wozu einige von uns ihre Hüte benutzten, kamen jedoch da mit nicht recht voran. Da das Boot immer tiefer ging, warf ich ein auf dem Kiel liegendes Fäßchen ins Wasser, sprang ihm nach und hielt mich daran fest. Ein Schaffner, namens Frymann, der sich an einem Lehnstuhl sesthielt, schwamm herbei und klammerte sich ebenfalls an das Fäßchen fest. Als ich über die Schulter zurückblickte, bemerkte ich, daß eine Anzahl Personen sich aus dem Boot stürzte, das ich ebcn verlassen hatte. Kurz danach kenterte es vollständig. In einiger Entfernung befand sich ein anderes, schwer beladenes Boot. Daneben schwamm eine Anzahl Gegenstände, die ich als kleine Flöße erkannte. Ich nehme an, daß etwa zehn oder zwölf Boote oder Flöße umheitrieben. Der Schaffner und ich trieben wenigstens eine Stunde umher, an das Faß geklammert. Dann vermochten wir ein aus Se geltuch mit Eisengestellen hergerichtetes Floß zu errei chen, auf dem sich etwa 25 Personen befanden, darunter zwei Frauen. Man half uns hinauf. Wir nahmen einen Leuchtturm zum Ziel und ruderten verzweifelt darauf los. wobei wir uns an dem Riemen abwechsel ten. Das mag eine Stunde gedauert haben- Daun faßten wir Mut, als ein Anfklärungsschiff in Sicht kam Es gab uns ein Zeichen, und wir stellten das Rudern ein. Es dampfte herbei, nahm uns auf und fuhr alsdann zu der Stätte des Unglücks, wo wir an dere Schiffbrüchige retteten, deren n cht wenige verletzt waren. Ein Knabe von zehn oder elf Jahren hotte einen KnöchZörvch. Ich stell e eiue Art Fesselung und Verband her, und nach einer Weile erfreute er uns durch die scherzhafte Frage: Ist etwa ein Witz blatt an Bord ? Die „Lusitania" sank etwa 18 Minuten, nachdem sie getroffen war, sicherlich nach nicht mehr als 20 Minuten. Während sie unterging, sah ich eine An zahl Leute bo i höchsten Punkten des Decks in die See springen. Einer davon war, glaube ich, eine Frau Ich hörte am Ende kein Kreisen, sondern einen lang- gezogene», traurige», verzweifelten, ergreifenden Schrei Vie aie Wien I» Koloiaea MM Wen Polnische Blätter veröffentlichen den Bries einer Dame aus Kolonie», der folgende Einzelheiten ent hält: Alle verlassenen Wohnungen sind von den Kosaken und dem übrigen Militär nusgeplündert worden. Tie Möbel wurden im Auftrag der russischen Be hörden weggeführt. Die Autos fuhren nicht anders über die Straßen als vollgeparkt mit Wäsche und Polstern, die aus den Wohnungen der wohlhabenden Bürger gestohlen worden. Eine Woche hatten die Russen gebraucht, um die Postkästen und die Tcle- p hon Apparate in Sicherheit zn bringen. Aus den Eascs und Delikatessengeschäften ist der Wein, der Ehan pagner, überhaupt jeder Alkohol „konfisziert" werden. Wer vor den Russen geflüchtet ist, wird bei seiner Heimkehr nichts mehr vorfinden. Es sei denn, das-, sich ein liebenswürdiger Nachbar der Dinge angenommen und sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat. Wir haben aus drei Wohnungen be- jrrnndeter Familien das Mobilar zu uns genommen, um es vor dem Diebstahl zu bewahren. Es sieht auch bei uns wie in einem Möbelmagazin aus. Möbel über Möbel, Kisten über Kisten. Bom General und Obersten bis zum letzten Rekruten war alles am Raube beteiligt. In den Privntwohnnngen wur den die Pferde untergebracht. Ich selbst habe ein zelne Villen besucht, deren schönste Zimmer zenti- meterhoch von Pscrdemist starrten. Wochenlang legten wir uns vollbckleidet zu Bett, in der Angst, jeden Augenblick von den Russen überfallen zu werden. Der General liest sich erweichen und gab Auftrag, daß mein Haus ständig von einer Patrouille be wacht werde. Abwechselnd standen die russischen In fanteristen Tag nnd Nacht vor unserem Hause und bürgten mit ihrem Kopse für unsere Sicherheit. Wir mussten die Leute beköstigen, hatten aber die Be günstigung, ruhig schlafen zu dürfen. Solange cs Militärnverwaltung gab, war unsere Sorge, nicht anSgeraubt zu werden. Später zog die russische Zivil- Verwaltung ein und Wit ihr die Ochrana (Gehcim- buud, Geheimpolizei. D. Ned.) Da ging die Hölle erst recht los. Man kannte sich vor lauter Spionen .überhaupt nicht aus. Die harmloseste Bemerkung wurde verdreht und hinterbracht. Die nächste Folge war, das; man nach Sibirien verschickt wurde. Mau konnte sich dieser Unannehmlichkeit aber mit Geld erwehren. Der niedrigste Preis war allerdings 5000 Rubel. Den Arretierungen fielen in erster Linie die reichen Juden, dann die Rutheucn und zum Schlüsse auch die Polen zum Opfer. Niemand war sicher, den Morgen zu erleben, die Verzweiflung war allgemein. Für die Beamten, Witwen und Pen sionisten streckte ein reicher Bürger Kolomeas die Bezüge vor. Daher kam es auch, dast unter unserer Intelligenz das Elend nicht so ara( war sine in Lemberg. Die Herrlichkeit hatte bald ein Ende. Der Spender wurde uuter dem Verdachte des Hochverrates j iu Haft genommen und nach Sibirien verschickt. Mit s ihm teilte ein Pole das Schicksal, der verdächtigt wurde, mit ihm konspiriert zu haben. Tie letzte Zeit der russischen Invasion war unerträglich. Die Ochrana trieb ihr System auf die Spitze, jo dast cs schien, das; des Bleibens in Kolomca nicht länger wäre. Zum Glück kam der 15. Februar heran. An diescin Tage begann die Massenflucht der Russen. Den Anfang machten die Behörden und ihre Freunde, daun folgte der große Train und das Militär machte den Schluß, Die Kosaken flüchteten als letzte undi nahmen noch alles mit, was mitzunehmen war. Zahl reiche Russen versteckten sich hinter den Häusern, uuw daun, als unser Militär angcrückt kam, sich zu ergeben. Das Frcudengcläüte der Kirchglocken war für uns das Zeichen, dast die russische Herrschaft ihr Ende gefunden habe. Beiträge zum Einfall der Russen in Ostpreußen 1914. Die Dokumente komme« feiteuweise tn «nfere« Schautaste« z»m Aushang. Ein bemerkenswertes Siück aus der Geschichte der Gegen wart bilden die ,,B inä,e zum Einfall der Ruffen in Oftprc szen", die der Verlag der „Osldeutscken Volkszeitung" in Insterburg, vielfachen Wünschen entsprechend, herausgege ben hat. Sie sind in einer Mappe zusammengefügt In eb em Vorwort und in einer Jnbaltsüberiicht sind ihnen noch interessante Notizen über Invosionserlebnisse in Insterburg beigcgcben. Ter erstere Teil enthält eine größere Anzahl von Plakaten mit den Befehlen und Verfügen gen des von Russen eingesttzien derzeit«»«» Gouve neur», ein s Justerbur» ger Arztes, während der Besetzung der Stadt durch die Russen vom 24. August bis 11. September. Die Plakaie sind auf Anordnung des Gouverneurs in der Druckerei der „Ostdeut schen Volkszeitung" hergesrelit worden. Da die Schristplatten noch sünnlich vorhanden sind, konnte der Wortlaut in historisch getreuer Nachbildung wtedergegeben werden , Auch der Um fang und die Farbe de» Papiers ist dabei berücksichtigt wor den. Die Befeule und Verfügungen sind typisch für die Art, wie das zarische Regiment in deutschen Länden durchgeführt werden sollte Es fehlen darin nicht Todesdrohungen ge^en die Bürger, wie die Androhung, die ganze Stadt niederzubren nen. Der zweite 2 eil enthält eine Bekanntmachung des rus sischen Generals Rennenkampf, in der allen Einwohnern Ost preußen« mitgeieili wird, daß jeder dem russischen Heere ge leistete Widerstand schonungslos und ohne Unterschied des Ge schlechts und des Avers b>straft wird Die Bekanntmachung mag mit dazu beigetragen haben, daß viele Hunderte von schuldlosen Männern, Frauen und Kindern erbarmungslos niedergemacht wurden. Eine andere Bekanntmachung ist gegen die deutschen Förster gerichtet, in der ihnen wegen ihrer angeblichen Beteiligung an feindlichen Handlungen gegen die russischen Truppen mit schwersten Strafen gedroht wird. Daß die Russen ihre Drohung wahr gemacht Haven, ist in den Bei- trägen nach amtlichen Quellen in einem Falle mitgeteilt: sie haben einen deutschen Oberförster in der Nähe der Stadt er schossen. Nicht uninteressant sind auch die iu Insterburg ver breiteten neun unwahren russischen Kriegstelegramme und die Ueversetzung eines Aufrufs des russischen Oberbefehlshabers der Armee und Flotte an die Polen. Im dritten Teil befin den sich Aufzeichnungen des ehemaligen Gouverneur« über seine Verhandlungen mit Rennenkampf, ein Stimmungsbild eines Augenzeugen über die Stellung von Jnsterburgern al» Geiseln der Russen und Mitteilungen aus der Jnslerburger Siadtverrraltang während der Jnvasionszeit. Die Mappe mit den Betträgen, die in unserer Geschäftsstelle zur Ansicht ausliegt, ist zu beziehen vom Verlage der „Ostdeutschen Volks zeitung" in Insterburg und kostet in der Expedition Inster burg 2 Mk, beim Bezüge durch die Post Sso Mark. StlMkSllM WM Sk. MO, Monat April 1915. Geboren: 9, 4 Knaben 5 Mädchen. Dem Probeentnehmer Martin Johannes Illing 1 M. Dem Fnhrwerksbesitzer Guido Florentin Fröhlich 1 K- Dem Schneidermeister He mich Max Franke 1 M. Dem Schutzmann Max Ehrhardt Pickeuhain 1 M. Dem Bergarbeiter Franz Hübner 1 K. Dem Berg arbeiter Isidor Jonathan Regel 1 K Dem Maler Ernst Arthur Büttner 1 M. Dem Weber Oskar Emil Schubert 1K. Dem Bergarveiter Max Paul Bochmann 1 M Aufgebote: I. Der Steiger Richard Emil Beier, mit der Schneiderin. Martha Alma Hippold, beide hier. Gestorben: 6. Der Schuhmacher Emil Gustav Müller 62 I 8 M. alt. Frau Selma Alma verw Kerber geb Krauße 32 I. 1 M. alt. Max Wilhelm, Sohn des Fabrikarb. Richard Max Schürer 1 M. alt. Der Weber Hein rich Theodor Günther 50 I. 8 M. alt Der Bergin valid Ernst Paul Landrock 51 I. 9 M. alt. Frau Christiane Augustiner verw. Otto geb. Brunner 79 I. 3 M. alt- Auf dem Felde der Ehre gefallen: 3. Der Ziegelmeister Franz Albin Hammerl, Soldat der Landwehr, gefallen am 18 November 1914 im Gefecht bei Tutki 32 I. alt- Der Geschäftsgehilse Otto Kluge, Ersatz-Reservist, gefallen am 18. März bei Ripont 28 I alt. Der Konditor Alban Ernst Hübner, Mus ketier im Inf. Reg. Nr. 123 gefallen iur Gefecht bei Borzymow 22 I. alt. Jas Amm RNerM-MOM. Die Karte zeigt die Gebietsteile (schraffiert) die Oesterreich-Ungarn, an Italien abtrcten will.
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