Großenhainer Unterhaltnngs- und An;ngcbllitt Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 71. Mittwoch, den 3. September 1851. Tagesnachrichten. Preußen. Den 15. October wird der Post- congreß in Berlin zusammentretcn. Vom I.Septbr. an ist auch Würtemberg beigetretcn; außerdem soll nicht nur Hoffnung sein, daß Frankreich sein Brief porto dem des Postvereins gleichsctzen und auf eine nähere Verbindung eingehen wird, sondern cs soll Ließ auch bei einigen andern Staaten Europas der Fall sein. — Wie man in Berlin wissen will, soll nächstens ein Verbot von Bundeswegen ausgehen, daß von den Verhandlungen des Bundestags nichts mitgetheilt werden darf, woraus hervorzugehen scheint, daß der Bundestag etwas zu beschließen gedenkt, was mitzutheilen von Interesse ist. — Die Huldigungsfeierlichkeiten in Hohenzollern sind nach Programm mit Illumination, Fackelzug rc. been digt worden. — Der deutsch-katholischen Gemeinde zu Berlin >st nicht nur das bisherige Local, son dern auch die Erlaubniß zur Sammlung für Her stellung eines neuen verweigert worden. — Auf ein freundliches Einladungsschreiben des Königs werden die katholischen Piusvereine in Berlin ihre Versammlung halten. — In Tilsit fand der Ma gistrat und Bürgermeister für gut, den neuen Re gierungspräsidenten bei seiner Ankunft gänzlich zu ignoriren. In Folge davon gab es Variationen auf das Thema von schlechtem Geiste rc., und wie derum in Folge hiervon eine abendliche Katzenmusik. Baiern. Hier ist befohlen worden, daß die in Ler jüngsten Zeit versteigerten Militärpferde sofort mittels Wiederankauf zu ersetzen sind. Baden. Der Schlossermeister Sönkcr in Ra statt ist „wegen Ler in dem Aufhängen (in seinem Zimmer) revolutionärer Bildnisse liegenden Gefähr dung der Ordnung" zu drei Monaten Kriegs gefangenschaft verurtheilt worden. — Der jetzt sehr gedeihende Gustav-Adolph-Verein hat im letzten Jahre 80,000 Gulden Einnahme gehabt. Kurhefscn. Das kriegsgerichtliche Verfahren hat hier immer noch seinen Fortgang. — Der Chef des Generalstabs, v. Helmschwert, und der Chef der Gendarmerie, Oberstleutnant Stähle, sind neuer dings um ihren Abschied eingekommen, da sie bei Hassenpflug wegen zu großer Milde in Ungnade gefallen sind. Gotha. Der Lberfeuerwerker Stinte, welchem Lie Eroberung der Gefion und der Untergang des Christian zum großen Theil zu verdanken ist, ward als Portepecfähnrich vom Herzog angestellt. Altenburg. Hier ward der sehr zahlreiche Fraucnverein aufgelöst, weil er sich mit Unter stützung politischer Flüchtlinge beschäftigt hatte. Schleswig-Holstein. Es ist beschlossen, daß die österreichische Occupation Holsteins so lange dauern wird, bis die vollständige Reorganisation des Landes vollendet ist, und zwar auf Kosten Dänemarks und des deutschen Bundes. — Der dänische Oberst Gerlach ist des Commandos in Angeln enthoben worden, weil er sich gegen die Deutschen zu gerecht bewiesen hatte. Luxemburg. Die hiesige Bundcsgarnison hat Befehl erhalten, die Ober- und Unterkinnbärte ab zulegen. Frankfurt. Vom Bundestage verlautet, daß man Übereinkommen werde, ferner statt 2 Procent nur 1 Proccnt der Bevölkerung als Grundlage des Bundesheeres anzunehmen. Oesterreich. Durch ein kaiserliches Patent vom 22. August wird die Nationalgarde im ganzen Reiche aufgehoben und die Reorganisation von Bürger- und Schützengilden bewilligt. — In Innsbruck haben die Jesuiten ihr ehemaliges Convictgebäude für 66,000 fl. wieder zurückgekauft. — Aus Un garn wird berichtet, daß ein großer Theil der Be völkerung in Epheu, Steinklee, Rübenblättern rc. ein Surrogat für den vertheuerten Tabak sucht. — Der Kaiser hat befohlen, daß die Minister in Zu kunft nur ihm und keiner andern politischen Auto rität mehr verantwortlich sein sollen. Desgleichen soll das Ministerium jetzt in Berathung ziehen, ob die jetzige Verfassung fortdauern könne und wie sie zu Gunsten des monarchisch-einheitlichen Princips abzuändern sei. — Die Zeitungen bringen das ge wöhnliche Stockprügelverzeichniß von voriger Woche im Betrage von 166 Stück. — Radetzky wäre in Folge eines Achsenbruches auf der Eisenbahn nach Verona beinahe verunglückt. Belgien. In Tournai ward der Bruder des Hingerichteten Grafen v. Bocarms mit 478 gegen 5 Stimmen wieder zum Mitgliede der Repräsen tantenkammer gewählt. Italien. In Rom haben jetzt die Unzufriedenen eine neue Taktik erwählt; an die Stelle des Dol ches ist der ungefährlichere Stock getreten. Kein Geistlicher kann sich mehr bei Abend auf den