74 Druck der öffentlichen Meinung in den USA, dies so schnell als möglich zu beenden. Daher legte man in Washington großen Wert auf einen Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan, der dessen totale Niederlage beschleunigen sollte. 1 atsächlich trat die UdSSR kurz nach der Konferenz von Potsdam in den Kriegszustand mit dem fernöstlichen Kaiserreich, und zwar am 9. August 1945 - drei Tage nach dem Atombombenwurf auf Hiroshima, am Tage des atomaren Angriffs auf Nagasaki. Die Amerikaner waren vom »Erfolg« ihres Atomprogramms dann selbst überrascht. 151 Die amerikanische Haltung gegenüber der Sowjetunion war zu die sem Zeitpunkt ferner noch von dem Wunsch bestimmt, die gerade gegründeten Vereinten Nationen zu einem wirksamen Instrument zur Schaffung der »Einen Welt«, wie sie Roosevelt erhofft hatte, zu machen. Dies mußte aber ohne Mitwirkung der Sowjets von vornherein eine Illusion bleiben. 16 ’ Churchill, der im Gegensatz dazu dem traditionellen Denken in Macht- und Einflußsphären verpflichtet blieb, hatte allerdings nicht die Möglichkeit, seine harte Haltung gegenüber Stalin weiter zu vertreten, da er noch während der Potsdamer Konferenz infolge der katastro phalen Wahlniederlage der Konservativen bei den Unterhaus-Wahlen Anfang Juli 1945 sei nen Platz dem neuen Labour-Premier Attlee räumen mußte. 17 ’ Das Ergebnis der Potsdamer Zusammenkunft, die am 2. August 1945 endete, hatte zum einen entscheidende Bedeutung für die Zukunft Deutschlands — insbesondere der mühsam erzielte Kompromiß in der Frage der Reparationen, der die Sowjetunion darauf festlegte, ihre Ansprü che im wesentlichen aus der eigenen Besatzungszone zu befriedigen, hatte einschneidende öko nomische Konsequenzen für die SBZ. Zum anderen wurden die von der Sowjetunion geschaf fenen Tatsachen hinsichtlich der neuen polnischen Westgrenze an der Oder und der westlichen Neiße, verbunden auch mit der weitergehenden gewaltsamen Vertreibung der deutschen Be völkerung aus den Gebieten östlich davon, zwar nicht explizit anerkannt, sondern formal mit Blick auf einen künftigen Friedensvertrag offengehalten, faktisch aber akzeptierten die Westalli ierten die gegebenen Verhältnisse. Noch vor der Konferenz hatten sich die britischen und ame rikanischen Truppen aus den von ihnen im Verlauf der letzten militärischen Operationen be setzten Teilen der sowjetischen Zone zurückgezogen, im Gegenzug hatten sie ihre Sektoren in Berlin in Besitz genommen; die USA hatten gegenüber den zögernden Briten auf der Einhal tung der entsprechenden Vereinbarungen mit der Sowjetunion bestanden. ’ Damit waren, auch wenn dies für die Zeitgenossen von damals wohl so noch nicht erkenn bar war, die Machtbereiche in Europa für mehr als 40 Jahre abgesteckt, denn die folgenden Konferenzen der Verbündeten der Anti-Hitler-Koalition ließen die Differenzen zwischen ihnen immer deutlicher hervortreten, bis schließlich der »Kalte Krieg« das internationale Klima längere Zeit gänzlich bestimmte. 19 ’ III. Die europäischen Länder im Rundblick Die letzte Kriegsphase, während der der Krieg neben der erwähnten unverminderten Fort setzung der Luftangriffe auch zu Lande nach Deutschland getragen worden war, hatte noch einen fürchterlichen Blutzoll gefordert. Allein in den letzten drei Kriegsmonaten kamen in Deutschland schätzungsweise 120000 Menschen im Bombenhagel um; der Schrecken dieser