20 Hans Joachim Neidhardt Romantische Maler am Elbhang Romantische Malerei in Dresden hat sich am gültigsten im Genre der Landschaft ausge sprochen. Die Motive für ihre Werke fanden Maler und Zeichner nicht zuletzt in der engeren und weiteren Umgebung der sächsischen Metropole, insbesondere in den male risch reizvollen Tälern wie dem Plauenschen Grund und dem Rabenauer Grund. Große Anziehungskraft hatte auch das obere Elbtal zwischen Loschwitz und Pillnitz mit seinen Weinberghängen und abzweigenden Bachtälern. Hier auf der alten Pillnitzer Landstraße verlief zwischen Fluß und Hügel der Wanderweg in die Sächsische Schweiz, den seit Graff und Zingg wohl alle Dresdner Landschaftsmaler gelaufen, gefahren oder geritten sind. Der Dresdner Akademieprofessor und Vedutenzeichner Adrian Zingg (1734-1816) hat als erster die Schönheit der rechtselbischen Hanglandschaft entdeckt und geschildert. Seine hochformatigen lavierten Zeichnungen »Blick zur künstlichen Ruine in Pillnitz« (1792) und »Die Keppmühle bei Hosterwitz« sind zwar noch im Geschmack des 18. Jahrhun derts inszeniert, spiegeln aber gleichwohl das präromantische Naturerleben der Epoche der Empfindsamkeit. Caspar David Friedrich (1774—1840), der von Zingg manches 1 echnische gelernt hat, mietete sich im Sommer 1803 in Loschwitz ein. Den schwerblütigen Pommern entzückte die Anmut und Stille des Ortes, fern vom Treiben der Stadt. »Gott sei Dank!« — schreibt er am 20. Juli 1803 in sein Tagebuch - »gestern bezog ich meine Wohnung in Losch witz; schön war der Tag, auch der Abend war schön«, und unter dem 5. August: »1 äglich fühle ich das Glück des Landlebens mehr. Loschwitz wird mir immer werter, und mit jedem Tage entdecke ich neue Schönheiten in diesem Grunde. Glücklicher wie ich mich jetzt dünke, kann wohl keiner sein, Gott sei Dank!« Friedrich hat damals in Loschwitz vermutlich jenen vierteiligen Zyklus der Tages- und Jahreszeiten konzipiert, zu dem einige der heitersten Naturvisionen seines Gi,uvres gehören. Drei weitere Sepiablätter sind als Früchte jenes Loschwitzaufenthaltes bekannt, darunter eine »Partie des Dorfes Loschwitz« und eine »Winterlandschaft mit einem Leichenzug«. Beide Arbeiten gelten als verschollen. Mit dem Beginn des Winters scheint Friedrich sein Loschwitzer Domizil wieder verlassen zu haben. »Heute ruft mir zum ersten Mal die sonst so herrliche Gegend Vergänglichkeit und Tod zu«, vermerkt er im Tagebuch, »da sie mir sonst nur Freude und Leben entgegenlächelte. Der Himmel ist trübe und stürmisch und