52 Heinz Quinger Brunnen und Denkmäler in Dresden um 1900 ° 6 ) Denkmale und Brunnenanlagen gehören mit zu den ältesten Kunstzeugnissen der Menschheit. In ihrer Funktion sind sie sich über die Zeiten ähnlich geblieben, ihre Häu figkeit freilich war starken Schwankungen unterlegen. Eine der wenn man so will denk malfreudigsten Zeiten war das späte 19. Jahrhundert. Der in den meisten Ländern sich entwickelnde Heimat- und Nationalstolz, verbunden mit einem gestiegenen Geschichtsbewußtsein, bot den geistigen Anreiz und die sich festi gende industrielle Großproduktion die ökonomische Basis für Denkmäler aller Art. Brunnen dienten der Verschönerung der sich explosionsartig entwickelnden Städte. Die Geschichte der Brunnen und Denkmäler zwischen 1870-1920 ist folglich ein europäi sches Phänomen, doch soll es hier auf Dresden bezogen und eingeschränkt behandelt werden. Auch nach der Reichsgründung spielte Dresden als Hauptstadt Sachsens eine bedeuten de Rolle. Sachsen suchte im neuen Deutschen Reich seine staatliche Identität in kulturel len Leistungen zu finden und durch diese zu beweisen. Die Basis dafür war eine beachtli che wirtschaftliche Entwickung. Das Gebiet Dresdens stieg von 1850 mit 2 600 ha auf 11 053 ha um 1921 an. Die Bevölkerungszahl erreichte nach 1900 die halbe Million. Die sich entwickelnde und festigende bürgerliche Gesellschaft und der Dresdner Hof nutzten Architektur und bildende Kunst zur „Selbstdarstellung mittels baulicher Monu mente.” 11 Durch die bestehenden Bauvorschriften blieb im wesentlichen der Charakter einer Kunst- und Residenzstadt gewahrt und Dresden im Zentrum frei von Schwerindustrie. Die Hinterhofbebauung war eingeschränkt. Das bedeutete eine günstige Situation für die harmonische Einfügung von Brunnen und Denkmälern in den Stadtorganismus. Die vorhandenen Parks der Stadt konnten z.T. erweitert und ausgebaut werden, dazu traten neue Anlagen. Plätze erhielten zunehmend einen Baumbestand und wurden so zu grünen Inseln. Diese Entwicklung setzte sich auch im beginnenden 20. Jahrhundert fort. Bauplätze waren im Zentrum (bis auf Ausnahmen) nicht mehr vorhanden. Brunnen und Denkmäler ließen sich jedoch noch leicht einfügen, wurden aber auch in den neu entstehenden Stadtvierteln aufgestellt. Sie bereichern insgesamt das Stadtbild. Das recht umfangreiche Programm zur Verschönerung der Stadt, gefördert durch die Stiftungen von Güntz und Tiedge, erlebt Ende des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt und klingt am Anfang des 20. Jahrhunderts aus.