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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190609265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19060926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19060926
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1906
- Monat1906-09
- Tag1906-09-26
- Monat1906-09
- Jahr1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.09.1906
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Anzeiger Hohenstein-Ernstthal, Kberlungwih, Gersdorf, Kagan, Hermsdorf, Kernsdorf, Erscheint jeden Wochentag abend- für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger Lro Quartal Mk. I^b durch die Post Mk. 1,92 frei in'- Hau». Zangenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Mrchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydim, HMmgnmd u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Atadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller <8einernöesVern>rrltungen ösr urnlregenöen Ortschaften. ^_^SSSM»'MSSSWNWWSSSSSSMSSSMWMEl»«W^''^SM««nMWMW«M«»WW«WDSW»«SS«SMSSSSS»WSSSM!^SSSSSS«WSWSSSMMIL' Mittwoch, den 26. September 1906. Nr. 223. «SWSSSSSSSSS 56. Jahrgang. «Aus dem (Reiche. Zur braunschweigische« Krage wird der „Post" aus Braunschweig gemeldet: „GS steht fest, daß mehr al- zwei Drittel der Abgeord- neten für eine neue Regentschaft nicht zu haben sind. Man wird deshalb alles daran setzen, die Wahl eines Herzogs zu stände zu bringen, da man fürchtet, daß eine neue Regentschaft mit dem alten Ministerium zur Seite die finanzielle Lage des Landes noch verschlimmern werde. DaS Mißtrauen gegen das Mini st er tum Otto sei ziemlich groß im Lande, und auch in der Landesversammlung säßen genügend angesehene und einflußreiche Abgeordnete, die ein ferneres Verbleiben des jetzigen Ministeriums von Nachteil für das Her- zogtum hielten. Die kürzlich in der Presse aufge tauchte Meldung, daß die Landesversammlung beab- sichtige, je eine Deputation an den Kaiser und an den Herzog von Cumberland zu ent- senden, sei unrichtig; dagegen werde angestrebt, daß einige einflußreiche welfische Abgeordnete versuchen sollen, vom Herzog von Cumberland nunmehr eine bündige Erklärung zu erhalten, wie er sich bei der heutigen Lage der Sache zu verhalten gedenke." Die „Post" selbst bezeichnet es als fraglich, ob das Miß- trauen im Lande gegen das gegenwärtige Ministe rium tatsächlich so groß sei; es sei möglich, daß die welfischen und welfenfteundlichen Elemente solche Stimmungen zu schüren und zu verbreiten suchten, weil daS Ministerium allem Anscheine nach wenig Sympathien für den Herzog von Cumberland habe. Aus München wird gemeldet: „Aus Kreisen, die über die Vorgänge in Braunschweig und Gmunden unterrichtet zu sein scheinen, verlautet, die maß gebenden Persönlichkeiten in Berlin und in den anderen Bundesstaaten seien bereits von Braunschweig dahin verständigt worden, daß die jetzige Regentschafts- Erledigung unbedingt zu einer end gültigen Lösung der Braunschweiger Thron- folgefrage benützt werde. Falls eine Einigung mit dem Herzog von Cumberland und seinen Söhnen nicht erfolge, werde die Landesversammlung zur Wahl eines neuen Herzogs schreiten und den nächsten berechtigten Cognaten, den Herzog Karl Borwin von von Mecklenburg-Strelitz, den zweiten Sohn des Großherzogs und Enkels der Großherzogin-Witwe Auguste Karoline geb. Prinzessin von Hannover und Großbritannien, wählen. Die Großherzogin- Witwe ist die Schwester des letzten Herzogs von Cambridge und beide sind Geschwisterkinder des Königs Ernst August von Hannover, aus dessen Ehe mit der Prinzessin Friederike von Mecklenburg- Strelitz, Georg V , der letzte König von Hannover, stammte." Der Führer der Braunschweiger welsischen Parteien, Graf von der Schulenburg, veröffentlicht in den „Braunschweiger Reuest. Nachr." eine Erklärung, in der es u. a. heißt: Der Herzog von Cumberland wünsche unter Zuziehung seiner Söhne und Berater auf Grund des in Gmunden liegenden Aktenmaterials alsbald zur Braunschweiger Thronfolgefrage Stellung zu nehmen. Dem Abg. Erzberger, dem SchreckenSkind deS Zentrums, rückt man jetzt von allen Seiten auf den Leib. Wir teilten schon mit, daß er in einer seiner Reden behauptet hatte, daß zwei große Berliner Zeitungen vom Kongo st aat bestochen seien und für ihi Schweigen bezahlt wurden. In die Enge getrieben, gefiel sich der junge Mann in der Aus flucht, man möge doch beim Kongostaat in Brüssel anfragen, welche Zeitungen eS seien. DaS „Berl. Tagebl." hat nun seinen Brüsseler Korrespondenten beauftragt, dem Wunsche Erzbergers gemäß, sie ent sprechenden Erkundigungen bei der AuSkunftSstelle de» KongostaateS einzuziehen. Der Korrespondent telegraphiert nun, ihm sei auf seine Anfrage mitge teilt worden, daß die zur Auskunft berechtigte Per- sönlichkeit mit Urlaub verreist sei. Daraufhin for dert nun daS „Tagebl." von Erzberger, daß er die Namen der von ihm als bestochen erklärten Blätter nenne, anderenfalls müsse ihn die unbescholtene Berliner Presse als einen Verleumder kenn zeichnen. «Aue dem Auskandc. Ei«e «e«e englische Provokation gegen Deutschland. Der Londoner „Observer" will erfahren haben, daß einflußreiche Kreise in England die Verhandlung über die Flottenabrüstungsfrage auf der nächsten Haager Konferenz mit beson derer Bezugnahme auf das A n w a ch s e n der deutschen Flotte befürworten. Da England jetzt der Bundesgenosse Japans und der loyale Freund Frankreichs sei, wäre die einzige Flottenmacht, die England bedrohen könne, Deutschland; denn Rußland käme auf ungefähr zwanzig Jahre nicht in Betracht. Auf der Haager Konferenz könne England daher eine Politik des Einhaltens im Schiffbau vorschlagen mit der Begründung, daß der Wettbau zwischen England und Deutschland zum Bankrott einer oder beider Nationen führen müsse, und da England im Besitze und sein Ruin weniger wahrscheinlich sei, wäre eS logisch (!) berechtigt, Deutschland aufzufordern, sein Flottenprogramm zu modifizieren und ihm deutlich zu verstehen zu geben, daß eine Weigerung von ganz England ohne Rücksicht auf Parteien als eine Bedrohung seiner Interessen angesehen werden würde. Weiter würde England dann sofort Ver geltung üben, indem eS für jedes geplante deutsche Kriegsschiff zwei auf Stapel legte. Bei der Haager Konferenz werde Deutschland seine Karten zeigen müssen, seine Zustimmung würde ihm Englands Wohlwollen eintragen, seine Ablehnung jedoch der Erklärung einer aggressiven Politik gleichkommen Es sei Grund zur Annahme vorhanden, daß diese Politik der Unterstützung beider großer Parteien in England sicher sei, da viele Liberale sowohl wie Kon servative die Notwendigkeit anerkennten, England die dauernde Vorherrschaft zur See zu sichern. — Es ist schade, daß der „Observer" diese „einflußreichen Kreise" nicht genauer bezeichnet, damit man sich die Herrschaften näher ansehen kann. Der österreichische Abgeordnete Schönerer veröffentlicht einen Aufruf an die Mitglieder der alldeutschen Partei, in welchem er folgende Erklärung abgibt: Mit Rücksicht darauf, daß die Wahlreform mit Hilfe vieler deutscher Abge ordneten zustande kommt und durch diese Wahl reform die Deutschen in Oesterreich zu einer dauernden Minorität herabstnken müssen, ist die Notwendigkeit herangetreten, das Linzer Pro gramm als undurchführbar aufzugeben, und insbe sondere die Forderung nach Einführung der deutschen Sprache als Staatssprache fallen zu lassen. Durch diese Wahlreform wird die Grundlage für eine all- mähliche Slavisterung Oesterreichs geschaffen und es wird für die Deutschen nichts anderes mehr übrig bleiben, als den Anschluß an Deutschland zu suchen und die Los von Rom-Bewegung zu fördern. Der „geknickte" Joh« Bull. Die Reuter-Depesche von dem Verbot des Opiums in China für Einheimische und Fremde auf die Dauer von 10 Jahren macht einen betrüblichen Eindruck in London. Man erwäknt, daß gerade Duanschikai ein Reformer ist, der mäch tigste aller Vizekömge, von Tschili, wo der Konsum am größten war. Mit tränendem Auge versichert der „Expreß", daß der Opium-Export In diens größer als der T e e - E x p 0 r t sei von der Insel Ceylon, die bekanntlich jetzt mehr Tee ausführt als ganz China Und Indien ist ohnehin schon schwierig. In den letzten drei Jahren ging das Geschäft gerade riesig, man hat Tre aus Indien ausgcführt für 112 970 640 Mk., dagegen Opium für 151645 800 Mk. Davon sind nur 2 425 610 Mk. an andere Länder gegangen als an China I Der Staat erhob dafür jährlich 16 600 000 Mk. Zölle. Einen Opium-Krieg, wie ihn der fromme John Bull 1840 vom Zaune gebrochen hat, kann der „gute Christ an der Themse" diesmal nicht aufangen, und die einzige „Erholung" ist noch, daß die „Pall Mall Gazetta", das Organ des India- Sekretärs Morley, sich für die Sache ausspricht, obwohl dcch da« India-Budget dadurch völlig oer schoben wird. Und Indien fordert gerade mehr Ausgaben infolge des Armeeplans von Kitchener! Umso betrüblicher ist die Verfügung deS Himmlischen Resches. Zu ei«em eigentümliche« Streit zwischen der Militärbehörde und dem staatlichen Sicherheitsdienst ist eS in der französischen Festung Verdun gekommen. Die Geheimpolizei wollte einen geheimnisvollen Anschlag auf die im Verduner Arsenal aufbewahrten Vorräte von Sprengstoffen und Melinitgeschossen entdeckt haben. DaS Festungskommando glaubt aber nicht an diese Geschichte und verbot den Schildwachen, die Geheim polizei dem Arsenal und Fort nahekommen zu lassen. Aus unseren Aokomen. Jetzt wo der Auf st and in unseren Kolonien ziemlich unterdrückt ist, beeilen sich unsre guten englischen Nachbarn, dem Waffen schmuggel über die deutsche Grenze ein Ende zu machen; viel zu verdienen wird frei lich nun nicht mehr sein. Londoner Blätter ver- öffentlichen nämlich mit selbstgefälliger Wichtigkeit ein Telegramm aus Kapstadt, wonach zwei Eng länder wegen der Lieferung von Waffen an die Hereros zu Geld st rasen von je 30 Pfund Sterling oder im Falle der Nichtzahlung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden find. „Der Richter", so wird in der Depesche heroocge- hoben, „verurteilte die Handlungsweise der zwei Leute in den schärfsten Ausdrücken und mies auf die Spannung der Beziehungen zu Deutschland hin, welche voraussichtlich eintreten würde, wenn solche unerlaubte Handlungsweise nicht scharf unterdrück: würde." — Bis vor kurzem kümmerte sich John Bull den Teufel darum, ob bei seinen Geschäften die Beziehu igen zu Deutschland litten oder nicht. Sozialdemokratischer Parteitag. Mannheim, 24. September. Die Verhandlungen des Parteitages wurden gestern Abend mit einer Begrüßungsversammlung im Rosengarten des städtischen Saalbaues eröffnet. Neben Bebel und Singer erschienen die Abgeordneten Pfann- kuch und Gerisch, dieser als Parteisekretär, jener als Partei- kassterer, der Abgeordnete Molkenbuhr-Hamburg, die Ge werkschaftsführer Legien-Berlin und Bömelburg-Hamburg und viele Andere. In auffällig starker Zahl sind auch diesmal wieder russische, polnische und galizische Zuhörer zum Parteitag erschienen. Rach einer Begrüßungsrede Dreevbach» folgte eine Ansprache Krbrls: Das badische Bürgertum war einst das erste. Hier nahm die demokratische Bewegung einen großen Umfang an, und Tausende ließen hier ihr Blut un Kampfe mit der Reaktion. Baden galt als das liberale Musterländle. Man versuchte die hiesigen Verhältnisse auf ganz Deutschland zu übertragen. Das ist nun nicht gelungen. Das deutsche Volk leidet an Unterernährung, man kann es uns nicht verdenken, wenn wir uns gegen ein System wehren, gegen Polizeichikanen der verderb lichsten Art. Es herrscht bei uns der Geist der Unduld samkeit. Man hält uns für Schwarzseher, freilich, wir malen schwarz, was schwarz ist, aber im Vertrauen, daß das deutsche Volk die Macht hat, um die Zustände früher oder später zu beseitigen. Bebel berührte dann die Polcn- politik. Diese sei vollständig zusammengebrochen. Karnickel haft habe sich das radikale Polentum vermehrt, um mit dem Fürsten Bülow zu reden. Man spreche jetzt in der Tat viel von der Enteignung der Polen. „Wir werden uns dieses System merken, wenn wir einmal die Macht haben werden. (Heiterkeit.) In bezug auf das Wahlrecht besteht ein Gegensatz zwischen Nord und Süd. Der feudale Zentrumsabgeordncte Strachwitz hat cs vor kurzem offen ausgesprochen, daß eine Aenderung des Wahlrechts nötig sei, um die bestehenden Zustände zu erhalten. Im preußischen Ministerium sitzt noch ein Herr von Podbielski, von dem man auch allerlei zu erzählen weiß, ein Mann, der absolut nicht gehen will. Uns kann das nur durch aus recht sein, wenn solche Männer an leitender Stelle bleiben. Das diskreditiert das ganze herrschende System. (Sehr richtig!) Von der Korruption lebt der größte Teil der bürgerlichen Gesellschaft. Unser Verhältnis zum Aus land ist nicht weniger als erfreulich. Marokko wird noch manchem im Magen liegen. Fürst Bülow war durch seine Erkrankung außer stände, seine Politik zu verteidigen. Er hätte es sowieso nicht vermocht. Deutschland ist isoliert. Alle die Reisen, alle die Reden, alle die Deklamationen, die wir im Laufe der letzten fünfzehn Jahre zu hören und zu lesen bekamen, hatten das einzige Resultat, daß sich alles von Deutschland zurückzog. Das ist ein Resultat, wie es beschämender und bescheidener nicht gedacht werden i kann. (Lebhafter Beifall.) Die Folgen der russischen Revolution liegen auch unseren herrschenden Klassen schwer! auf dem Herzen. Der preußische Justizminister sagte be , unserer Interpellation anläßlich des Königsberger Prozesse» I'ua re» »riwr. Dieses Wort hat für uns traurige Geltung In Rußland ringt das geknechtete Volk mit dem Zaren tum, mit dem zarischen Despotismus. Möge es dort ge lingen, diesen bald niederzuwerfen! (Stürmischer Beifall.) In Rußland beging man den niederträchtigen Staats streich der Auflösung der Duma, und nun gibt man den Finnländern das allgemeine uno gleiche Wahlrecht. Ein widerspruchsvoller Mann sitzt in Rußland auf dem Throne, dessen Verhalten man sich nicht erklären kann. Die heutige Zeit ist bei uns schwer bedrängt, wichtige Fragen siiw auch von uns zu lösen. Mögen die Verhandlungen deS Parteitages von Erfolg sein. Hiermit erkläre ich den Parteitag für eröffnet. (Stürmischer, langandauernder Beifall.) Hierauf wurden geschäftliche Angelegenheiten erledigt. Singer wurde zum ersten und Dreesbach zum zweiten Vorsitzenden erwählt. Dann wurden die Anträge behandelt. Ein Antrag, auf die Tagesordnung des Partei tages die Alkoholfrage zu setzen, fand, wie früher, nicht die nötige Unterstützung, desgleichen der Antrag, daS Thema: „Die russische Revolution und die deutsche Arbeiterbewegung" zu behandeln. Singer erklärte dazu, daß der Parteitag bereits mit Arbeiten überlastet sei. Man würde in anderer Form die Sympathien für die russischen Revolutionäre zum Ausdruck bringen. Im Theatersaale des Apollo-Theaters trat heute früh der Par teitag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Gleich zu Beginn der Sitzung gab es ein heilloses Durch einander, da der Saal erst für den Parteitag hergestellt werden mußte, als bereits die Mehrzahl der Delegierten erschienen war. Im letzten Augenblick wurde noch über der Bühne, wo noch die Turngeräte der Artisten aufge baut waren, ein großes Schild angebracht mit der In schrift: Proletarier aller Länder vereinigt Euch! Der Vor sitzende, Reichstagsabg. Singer erhielt seinen Platz auf einer schwankenden Brücke, die über dem Orchester aufge baut war. Kurz vor Beginn der Verhandlung erschien, allseitig lebhaft begrüßt, Rosa Luxemburg. Singer eröffnete um 9 Uhr die Verhandlungen, be grüßte die ausländischen Vertreter, worauf deren Antworten erfolgten. Die „Genossin" Kalabanoff überbrachte die Grüße der russischen Genossen: Die deutschen Sozialdemokraten haben von jeher unseren Kampf unterstützt, und das schon, als man noch die russische Bewegung als romantisch und phantastisch ansah. Sie haben stets ihren russischen Kamvf- und Leidensgefährten ihre Hilfe angedeihen lassen. In der tiefsten Erniedrigung haben uns die deutschen Genossen mit Treue beigestanden. Sie kennen unsere Leiden. Wir werden trotz aller Schwierigkeiten mit voller Selbstver leugnung und mit vollem Bewußtsein festhalten an dem sozialdemokratischen Endziel. Auch aus ihren Parteitagen machen sich Bestrebungen geltend, die uns zum Siege helfen. Wir wollen die letzten Kräfte anspannen zum Kampfe gegen den Despotismus. Hierauf erfolgt der Bericht de» Norstand«» an den Parteitag. Zur Frage der Agitation und Organisation wird darauf hingewiesen, daß sich das Bedürfnis herauS- gestellt habe, den die mündliche Agitation betreibenden Ge nossen gesichtetes Material zur Verfügung zu stellen. Der Parteivorstand hofft, dem vorhandenen Bedürfnis mit der seit dem 1. Juli herausgegebenen „Sozialdemokratischen Korrespondenz" gedient zu haben. Ueber die letzten Reichstagswahlen heißt es, daß die Wahlresultate bei den Nachwahlen vom Herbst 1903 bis zum Sommer 1905 fast sämtlich weniger Stimmen für die Sozialdemokratie gebracht hatten als die Hauptwahl von 1903. Wo aber seit den letzten Wahlen an dem Ausbau der Organisation gearbeitet worden sei. halfen die schmutzig sten Mittel der Gegner nicht. Die Parteipresse zeige auch im abgelausenen Berichtsjahre eine steigende Tendenz. Ueber den Konflikt des „Vorwärts" mit seinen entlassenen 6 Redakteuren äußert sich der Bericht rein referierend und stellt mit Genugtuung fest, daß der Abonnentenstand des „Vorwärts" sich am Schluffe des Geschäftsjahres auf 112000 belaufe. Die gesamten Einnahmen der Partei beliefen sich auf 810000 Mark. Sie waren aber nicht ausreichend, um die Ausgaben zu decken, so daß noch etwa 60000 Mark der Reserve entnommen werden mußten. Eine unverhältnismäßige Höhe hat das Darlehns-Konto mit 327606 Mk. erreicht. Abgesehen von einem größeren Darlehn, das einer durch wiederholte Aus sperrungen in Bedrängnis geratenen Gewerkschaft gegeben wurde, sowie einigen Beihulfen zur Errichtung und Er haltung von Gewerkschaftshäuscrn, die zugleich Versamm lungslokale unserer Partei sind, wurden auch diese Aus gaben fast ausschließlich im Interesse der Parteipresse ge macht. Neben diesem allgemeinen Geschäftsbericht liegt auch alljährlich dem Parteitage der Bericht über die parlamen tarische Tätigkeit der sozialdemokratischen Reichstagsfrak tion vor. Ueber die Ka sse n v erh ä l t n i ss e der Partei berichtet dann der Parteikassierer Gerisch, der Finanz minister der Partei. Er gibt einen detaillierten Bericht. Anläßlich der Maifeier sind für die Ausgesperrtcn in Brandenburg 90000 Mk. ausgeaeben worden. Die teuer sten Kinder für uns aber sind die Rheinprovinz, Bayern, Baden, Mecklenburg. Die Freien und Hansestädte haben die geringsten Forderungen an die Partcikasse gestellt (Beifall); am rühmlichsten aber haben sich ivieder hervor getan die Genossen von Groß-Berlin. Sie hatten statutarisch nur 25000 Mark abzulicfern, sie haben aber fast 200000 Mark aufgebracht. (Stürmischer Beifall.) Auch die Hamburger Genossen geben ein leuchtendes Beispiel. In Jena haben wir uns ein neues Parteigesetz
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