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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190302145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030214
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-14
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.02.1903
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HohenfteinGt lstthal. Merl««gmttz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Hernsdorf, 's Sonnabend, den 14. Februar 1903, 53. Jahrgang. sind besragt worden, ob sie gegen eine Erhöhung der Barzahlungen an Deutschland aus mehr als 5500 Psund Sterling Einspruch erheben würden sür den Fall, daß die deutsche Regierung darauf bestehen sollte. Die Botschafter Englands und Jialiens haben ihren Regierungen darüber telegraphisch berichte!. Man er wartet von keiner Seite einen Protest. Der deutsche Geschäftsträger bemüht sich in jeder Weise, eine baldige Einigung zu erzielen. Die Antwort Deutschlands auf BowenS Ersuchen, bei der Aushebung der Blockade die von den deutschen Kriegsschiffen beschlagnahmten venezolanischen Schiffe auSzuhändigen, wie dies in dem englischen und italienischen Protokoll vorgesehen -^ASSNSSS Nr. 37 doch erst eingehendere Beweise für eine wirkliche Not wendigkeit gebracht werden. Redner greift dann die Mittelstandspolitik des Grafen PosadowSky an. — Staatssekretär Graf PosadowSky weist die Angab' GampS zurück, daß bei der Gastwirtsverordnung die Beteiligten in unzulänglicher Weise gutachtlich gehör« worden feien. Der Verordnung feien die denkbar ein- . gehendsten Erhebungen vorausgegangen, ab'r wie bei ' jeder Arbeiterschutzverordnung, so fänden sich auch hier , kleine Kreise von Interessenten, die sich belästigt fühlten. Die anderen Interessenten, die von einer Verordnung befriedigt seien, verhielten sich natürlich still, weil si erreicht hätten, was sie wollten. Hätte Herr Gamp bessere Vorschläge zu machen, so werde sie die Re- gierung sorgsam prüfen. Herr von Staudy habe ihm Borwürfe wegen seiner Aeußerung über Handwerk und Mittelstand gemacht; er sei aber kein Schauspieler, er spreche nicht des Beifalls wegen, der Beifall von rechts oder von links lasse ihn vollkommen kalt, er tue seine Pflicht als Vertreter der verbündeten Re- gierungen. Der Befähigungsnachweis nütze nun ein mal dem Handwerk nichts, er passe nicht in die mo dernen Verhältnisse. — Abg. Stöcker (konf.): Die Art zu reden, wie es der Abg. Wurm hier auf der Tri büne getan hat, ist unerhört. Um so zu sprechen, muß man entweder ein gehässiger Jude oder ein be sitzloser Proletarier sein. Unter Ihnen (zu den Sozial- Demokraten gewendet) sitzen doch auch reiche and be- itzende Leute, aber reich fein und dann solche Reden sier zu halten, das ist etwas, was gegen jede politische Vernunft ist. Unter den sozialdemokratischen Reichs- tagsabgeordneten sind nur drei wirkliche Arbeiter, j (Gelächter bei den Sozialdemokraten.) Daß eine Klasse von B-sitzlosen einen Kapitalisten wie Singer zu ihrem Führer wählt, das ist etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat. Wenn es nach der Annahme der Zoll- tarisvorlage in einer Flugschrift hieß, die Mehrheit fülle sich die Tasche mit den Wucherzöllen, so ist daS eine Verlogenheit ohne gleichen. (Sehr wahr! rechts, Gelächter und Zurufe links.) Die Leute, die sich über Brotwucher beschweren, haben nichts dagegen, daß die Berliner sozialdemokratische Genoffenschaftsbäckerei un geheure Prozente verdient hat. Redner geht sodann auf die gestellten Anträge und Resolutionen ein. — Morgen 1 Uhr: Fortsetzung. war man außer sich über solche „Perfidie"; jetzt, wo ' die umgekehrte LeSart beliebt wird, reibt man sich entzückt und schadenfroh die Hände über diese „smsrt- neos" d-s Londoner Foreign Office. Dennoch wäre es falsch, hierin den Ausdruck „reiner Liebe" zu dem britischen Vetter zu erblicken. Die Amerikaner sind viel zu kühle Rechner, um auch die Engländer nicht gehörig übers Ohr zu hauen, sobald sie dazu in der Lage sind. Zunächst ist es ihr sehnlichster Wunsch, Deutschland und England zu trennen, denn so lange diese beiden Staaten einig sind, können die Amerikaner nichts machen. Weiter wird kalkuliert, ob eS für Amerika besser sei, ob England oder ob Deutschland zuletzt auf dem Platze bleibt, und da sagt man sich, eS sei besser, wenn die Engländer sich aus der Affäre zurückzögen, als wenn die Deutschen das täten, denn England habe sechsmal so viel Linienschiffe und große Kreuzer als Deutschland, und daher könne die Union es m't Deutschland wohl ausnehmen, mit England aber nicht. Das ist die Logik der Jingos. Nun, hoffentlich wird all diesen Kombinationen und Jntri- guen durch eine baldige Verständigung der Boden entzogen. London, 12. Febr. Die drei Blockademächte sind einer Reutermeldung zufolge übereingekommen, daß die Bowen vorzulegenden Protokolle nur zusam- men unterzeichnet werden können. Die Protokolle be- stimmen außer den bereits gemeldeten Bedingungen, daß vor dem Haager Tribunal Deuischland, England und Italien als eine Macht und ihre Interessen als gemeinschaftlich betrachtet werden. Die sofortigen Bar- Zahlungen beziehen sich nur auf die englischen und deutschen Ansprüche erster Klaffe. Washington, 12. Febr. England und Italien Nmgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w verlaffen bin i!", oder gar „Im Kloster", oder wird eS sonst irgend einen sensationellen Titel tragen? Erscheint leden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1HL durch die Post Mk 1.82 frei in'? HanS. 21 fiir das Königliche Amtsgericht and de« Stadtrat r« Hohenstein - Ernstthal. Organ aller Genreinöe-VertVcrltrrngen öer urnliegerröen Ortschaften Hm Wt Ser „WNW" schreibt uns heute unser Berliner Korrespondent: Der Lebens-, Lieber« und Leidensroman der oster- reichischen Erzherzogin und nachmaligen Kronprinzessin von Sachsen, der in seinem ganzer Aufbau und in seiner sensationellen Entwickelung einem spannenden Kolportage- roman gleicht, ist in sein viertes Kapitel getreten, DaS erste Kapitel des Romans, welches die Neberschrift „Am loScanischen Hofe" trug, wird sür die unglückliche Frau vielleicht die schönste, wenn auch in Anbetracht der Unglück lichen Gegenwart nicht ungetrübte Erinnerung bilden. Dat zweite Kapitel des Romans, betitelt „Kronprinzessin, Gattin und Mutter", schien ganz dazu angetan, da« letzte Kapitel zu bilden. Aber eS kam anders. Vielleicht wird manch einer weinen, daß daS geflügelte Wort „wo ist die Frau?" hier nicht zutreffe, sondern daß cs heißen müsse, „wo ist der Mann?", da ja der belgische Sprachlehrer und Wind beutel Herr Giron den Faktor bildet, der in das Leben der Kronprinzessin jäh eingegriffen und die unheilvolle Wendung in ihrem Schicksal verschuldet habe. Der Psychologe aber wird eine solche Auffassung al« vollkommen unberechtigt abweisen. Der Operettenheld Giron, der mit seinem Ehebruch förmlich auf der Gaffe prahlte, war nicht der Mann, die geistig weit höher stehende Luise von genug, um, falls ein solches Verbot einmal erlassen fei, eS innezuhalten. Durchaus angezeigt sei ferner «uS sanitären Rücksichten der in der Resolution Stötzel gewünschte zehnstündige Maximalarbeitstag sür alle er wachsenen Arbeiter. Seine Freunde wollten damit nur die allgemeine Regel ausstellen, unbeschadet etwaiger Ausnahmen, ebenso wie ja auch bei den Sonntags- ruhevorschristen verschiedentliche Ausnahmen zugelassea seien. Dir Gewerbeaufsicht müsse einzelstaatliche An gelegenheit bleiben, und am allerwenigsten gehe eS an, daß durch die von den Sozialdemokraten vorge- schlagen« Wahl der Aufsichtsbeamten die Arbeiter Herren in der Fabrik würden. Was den Arbeitern Gutes durch die bisherige soziale Gesetzgebung zuge flossen sei, davon sprächen die Sozialdemokraten nicht; immer nur von Lücken und Mängeln erzählten sie den Arbeitern. (Lebhafter Beifall im Zentrum und rechts.) DaS Zentrum werde je enfalls solcher Ver hetzung, wo rL sie finde, entgegevtretcn. „Stürmen Sie", schließt Redner zu den Sozialdemokraten ge wendet, „nur weiter gegen unsere sozialpolitischen und zollpolitifchen Positionen, Sie werden sich blutige Köpfe holen, Sie werden sich die Köpfe einrennen, Sie beißen auf Granit; also auf Wiedersehen bei den Wahlen!" (Lebhafter Beifall im Zentrum und Lachen links.) — Abg. Horn-Sachsen (Soz.) wiederholt seine früheren Beschwerden bezüglich der Verhältnisse in der GlaSfabrikation. — Abg. Hilbck (nat.-lib.) weist darauf hin, daß alle Berufsorganisationen der Sozialdemo kratie lediglich Kampforganisationen seien, woraus sich die Gegnerschaft gegen dieselbe erkläre. Was ein ver nünftiger Arbeitgeber seinen Arbeitern gewähren könne, werde diesen immer gewährt werden; aber die Arbeit geber wollten Herren in ihrem Betriebe bleiben. Mit einem MaximalarbeitStag könnte man einverstanden sein, wenn dieser nur besage, daß der Arbeitgeber dem Arbeiter eine längere Arbeitszeit nicht zumuten darf, wolle aber der Arbeiter freiwillig länger arbeiten, so dürfe daS nicht verboten werden. Auch die Frauen dürfe man nicht zwingen, gegen ihren Willen mit dem Weiterarbeiten aufzuhören. Nehme man den Antrag auf Einführung des Maximalarbeitstages an, so wür- den bald weitere Herabsetzungen auf sechs, fünf, vier Stunden beantragt werden. Redner schließt: Alle die Borwürfe der Sozialdemokraten sind unbegründet. Wir betrachten die Arbeiter durchaus als gleichbe rechtigt. — Abg. Gamp. (ReichSP.) hält den Sozial demokraten vor, daß sie in ihren eigenen Betrieben, Druckereien, Konsumvereinen, Anstalten usw., ihren Arbeitern selbst nicht diejenige tägliche MaximalarbeitS- zeit gewährten, die sie hier in ihren Anträgen ver langten. (Singer ruft: DaS ist ja Unsinn!) Vize- Präsident Graf Stolberg: Wenn ich wüßte, wer der Rufer wäre, würde ich ihn zur Ordnung rufen. Auf weitere Zwischenrufe fährt Redner fort: Ach so. Sie geben also zu, daß Sie in Ihren eigenen Unter- > nehmungen den Arbeitern gar nicht das gewähren, , waS Sie hier fordern; Sie mästen sich also mit den < Groschen der Arbeiter. (Lebhafte Unruhe links.) — , Vizepräsident Gras Stolberg: Ich nehme an, Sie i meinen damit kein Mitglied des Hauses. Redner (fort-, fahrend): Natürlich meine ich das „sie" Nein ge- , schrieben. (Heiterkeit.) Redner fordert dann, daß sür § das Handwerk mehr geschehe. Der BesähigungS-Nach- s weis sei schon deshalb erforderlich, damit Lehrlinge nur von solchen Meistern angenommen werden können, ' die tatsächlich und nachweislich etwas gelernt haben. — Abg. Augst (südd. BolkSp.) spricht gegen daS Ver langen einer Befähigungsnachweises des Handwerks und polemisiert gegen den Bund der Landwirte und dessen Gegnerschaft gegen Handelsverträge. — Abg Staudy (kons.): Die vielen eingebrachten Anträge hätten doch zunächst nur theoretischen Wert, sie sollten ?och erst mit d-n Wählern besprochen und dann ein- "ebracht werden. Für den Antrag Heyl müßten uns S Vo« Reichstage. Berit«, 12. Februar. Die Beratung des Etats der Reichsamts der Innern, Titel Staatssekretär, und der dazu vorliegen den 6 Resolutionen, wird fortgesetzt. DaS Haus ist sehr schwach besetzt. — Abg. Trimborn (Zentr.) tritt sür daS beantragte Verbot der Mitgabe von Arbeit an jugendliche Fabrikarbeiter in das HauS ein. Man sage, eS sei nicht durchführbar, weil unkontrollierbar; aber er halte doch unsere Arbeitgeber für anständig » Toscana zu verführen, wenn sie nicht verführt sein wollte. , Der aufgeblasene Giron war nur AmboS, nicht Hammer, . er war nicht die Ursache, sondern nur da- Mittel, mit > dessen Hilfe die allzu leichtblütige, liebe-abenteuersüchtige , Kronprinzessin daS dritte Kapitel ihres RomanS, betitelt , „Die Geliebte GironS", entrierte Jetzt hat das Dresdener Ehegericht gesprochen, und i damit ist die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen in das vierte Kapitel ihres RomanS getreten, welches die Ueber- ' schrist trägt: „Luise, die geschiedene Frau." DaS Dres dener Gericht hat die Ehe des Kronprinzen „wegen Ehe bruchs der Frau Beklagten mit dem Sprachlehrer Andrö Giron vom Bande geschieden" und die Frau für den schuldigen Teil erklärt. Die Scheidung vom Bande be deutet die völlige Scheidung im Gegensatz zur Aufhebung vcr ehelichen Gemeinschaft, wie sie die katholische Kirche vorschreibt und wie sie auS Rücksicht auf diese auch indaS bürgerliche Gesetzbuch ausgenommen ist. So viel man weiß, lautete die Klage des Kronprinzen von Sachsen nur auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft, während die Kronprinzessin den weitergehenden Antrag auf Scheidung der Ehe stellte, entsprechend dem K 157b des B. G. B„ der wie folgt lautet: „De- Ehegatte, der auf Scheidung M klagen berechtigt ist, kann statt auf Scheidung auf Auf hebung der ehelichen Gemeinschaft klagen. Beantragt der . andere Ehegatte, daß die Ehe, falls die Klage begründet ist, geschieden wird, so ist auf Scheidung zu erkennen." Das Urteil des Dresdener Gerichtes ist, da der König von Sachsen auf sein Bestätigungsrechr ausdrücklich verzichtet hat, auf Grund des HavSgesetzeS mit der Ler- kündigung alsbald in Kraft getreten. Sie ist damit aus der sächsischen Königsfamilie auSgeschieden, ebenso wie sie infolge der früher ergangenen Verfügung des Kaisers Fran, Josef nicht mehr dem österreichischen Herrscherhaus« angehört. Mit der nunmehr erfolgten Scheidung der Ehe ist Zuise von ToScana aus dem Bannkreis des öffentlichen Interesses geschieden oder sollte dies wenigstens sein, wenn sich ihr auch daS privat J-tereffe der Neugier oder vielleicht auch --der Anteilnahme noch geraume Zeit zu wenden dürfte. Wird das fünfte Kapitel ihres LebenS- romans „Frau Giron" lauten, oder „Verlassen, verlassen, Inserat» nehmen außer der Expedition aucb die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Anuouceu- Expeditionen solche zu Originalpreisen. ist, ist bisher nicht überreicht worden. Bowen weist daraus hin, daß die Schiffe keine Kriegsschiffe, sondern Zollkutter seien, die zur Ausrechterhaltung der Ord- nung erforderlich seien. Washington, 12. Februar. Dem Vernehmen nach ist gestern die Regelung der Venezuela-Frage zu stande gekommen. Bowen willigte ein, Deutschland- Forderung einer sofortigen Barzahlung von 340000 Dollars avzuerkenuen, Deutschland seinerseits gibt die beschlagnahmten venezolanischen Schiffe an Venezuela zurück- Für die zwei zum Sinken gebrachten venezo lanischen Schiffe verlangt Venezuela keiae Entschädigung. Bowen soll auch bei der Verhandlung vor dem Haager Schiedsgericht als Vertreter Venezuelas fungieren. Iss NW-» MI MM. Zum Venezuela-Konflikt wird der „Kreuzztg." auS Newyork xeschrieben: Der Umstand, daß die Ber- Handlungen in Washington geführt werden und daß Mr. Bowen zu diesem Zwecke gewissermaßen an Be- nezuela ausgeliehen ist, dient in den Augen der Ame rikaner natürlich dazu, dar Prestige der Uniou in unerhörter Weise zu erhöhen. Kabelnachrichten aus Berlin geben in naiver Weise dem Erstaunen und Aerger Ausdruck, daß die deutsche Presse die ganze Frage so en ba^atelle behandle, während doch die Jingoblätter ein welthistorisches Gemälde liesern, auf dem England, Deutschland, Italien und Venezuela zu den Füßen Onkel Sams kauernd, spannungsvoll die Entscheidung erwarten. „WaS Amerika wünscht, wird geschehen", ist die Losung. Dagegen ist in der Beurteilung der Frage, ob Deutschland oder England in dieser Frage die Initiative ergriffen habe, jetzt eine Wandlung eingetreten. Vor einigen Wochen hieß eS allgemein, Deutschland habe di- englische Regierung „eingeseist" und sie eigentlich gegen ihren Willen ver anlaßt, mit ihm zu gehen; ein Brooklyner Blatt („Dr.ily Eagles drückte daS in der anmutigen Form auS, der „böswillige deutsche Affe" habe die „leicht gläubige englische Katze" vermocht, ihm die Kastanien aus dem Feuer zu hole?. Jetzt heißt eS dagegen um- gekehrt, die Sache sei von Balfour und LanSdowne sehr schlau eingefädelt, um Deutschland hereinzulegen. Die Briten seien von vornherein darauf auSgegangev, Deutschland als Hauptuuternehmer vorzuschieben und es im Stiche zu lassen, sobald es sich soweit engagiert habe, daß es nicht mehr zurück könne. Gerade so hätten sie es vor mehr als 40 Jahren mit Napo leon III. in der mexikanischen Frage gemacht und die Deutschen würden am Ende dabei ebenso schlecht ab- schneiden wie Bonaparte. Bei dieser verschiedenen Lesart ist der Unterschied in der Beurteilung der gelben Presse bezeichnend. So lange es nämlich hieß, Deutschland habe England aus das Glatteis gelockt, Da- vom Sondergericht»hof gefällte Urteil, welche- die Scheidung der Ehe de- sächsischen Kronprinzen- paarcS vom Bande auSspricht, wird von dem Kron prinzen Friedrich August in vollem Umfang und mit allen seinen Konsequenzen anerkannt, wenngleich eS feinem Inhalte nach im Gegensatz zu den am sächsische» Hose hochgehaltenen katholischen Traditionen steht. SS gilt als feststehende Tatsache, daß raS Oberhaupt der katholischen Kirche aus Interpellation daS Urteil aner- kennen wird- WaS die Rechtsverhältnisse deS zu er wartenden Kindes der einstigen Kronprinzessin anbe- trifft, so muß vor allen Dmgeu die Geburt abgewartet werden. Alle bisherigen Kombinationen find müßig. Durch den Zeitpunkt der Geburt werde» die Fristen der Konzeption genau festgelegt werden können, und daraus wiederum ergibt sich die Frage der Legitimität der Kinder. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Grundlage zur Entscheidung dieser Frage die von dem Sondergcricht-Hof geführten Prozeßakten bilden, welche genaue Protokolle über die Aussagen der sämtlichen Zeugen enthalten. Zur Scheidung der kronprinzlicheu Ehe rühren die „B. N. R" aus - Da die Ehe wegen Verschuldens der Frau geschieden ist, würde der Kronprinz seiner früheren Frau gesetzlich keinerlei Unterhalt zu gewähren haben und die Sorge für die Kinder steht nach 81635 dem Kronprinzen zu- Indessen bestimmt 8 1636, daß auch dem Ehegatten, dem diese Sorge nicht zusteht, die Befugnis verbleibt, mit den Kindern persönlich zu verkehren. „Dar VormundschaftSgericht kann den Ver kehr näher regeln." Rach 8 12 der sächsischen HauS- gesetze», Nachtrag vom 6 Juli 1900, ist der König bei der Ausübung der elterlichen Gewalt und der Führung einer Vormundschaft nicht an die Mitwirkung »eS VormundschaftSgericht- gebunden, sondern tritt, soweit die Ausübung der elterlichen Gewalt oder die Führung einer Bormunischaft seiner Aussicht untersteht, selbst an die Stelle deS BormundichastSgerichtS. Auf absehbare Zeit wir» wohl ein Verkehr der geschiedenen Frau mit den Kindern nicht stattfinden. Die „Germania" bemerkt u. a.: „ES bedarf wohl kaum noch eine- besonderen Hinweises, daß katholischer- sei» nicht von einer Scheidung der Ehe gesprochen werden kann Rach der Lehre der katholischen Kirche Anzeiger für
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