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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191204267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19120426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19120426
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-26
- Monat1912-04
- Jahr1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 26.04.1912
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lauernden Gefahr zu rechnen haben, die auch nicht vom Grundstücke Brd.-Kat.-Nr. 138 für Gersdorf. überfahren und so schwer verletzt, daß er nach Verlauf — Am Dienstag abend spielte der drei Jahre alte Purtz, die gewiß noch nichts der Leich« des Ermordeten er- so noch in völliger Sicherheit sofort der Königlichen Staats- derten Wirtschafterin von der Aufsnrdung fahren hat und sich wiegt. Der Brief ist ligk ten zen Haselhuhn gelungen, einen als äußerst tüchtig be kannten Redner auf diesem Gebiete, Herrn Lehrer Schatter- Chemnitz, für diesen Bortrag zu ge winnen. Jedenfalls wird für den Ort selbst wie für die angrenzenden Dörfer solch ein zeitgemäßer, sich durch anschließende Debatte wohl äußerst in teressant gestaltender Vortrag so bald nicht wieder geboten werden. Wir verweisen unsere Leser des halb gern auf diese Gelegenheit, die Grundideen der Bodenreformer kennen zu lernen. Mit etwaigen politischen Angelegenheiten haben die Bodenreformer nichts zu tun. Wer über manche Punkte des Vor trags nicht ganz klar werden sollte, dem ist bei der sich anschließenden Aussprache auch durch Abgabe von schriftlichen Anfragen Gelegenheit geboten, Auf klärung zu erhalten. — Herr Kreishauptmann Lossow in Chem nitz ist vom 29. April bis 18. Mai d. I. beur laubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Geheimen Regierungsrat Roch vertreten. —m. Der 14. Turnkreis Sachsen (Deutsche Turnerschaft) hatte nach der Erhebung am 1. Januar 1912 1205 Vereine in 994 Orten. Männliche Vereinsangehörige über 14 Jahre wurden 153287 (im Vorjahr 148849) gezählt, dabei waren Zöglinge im Alter von 14 bis 17 Jahren 29 160 (28 023). Vorturner einschließlich Turnwarte gab es 8614 (8340). Im Jahre 1911 wurde vou allen Vereinen an 122 292 Abenden geturnt. Die Zahl der Turner, die an diesen Abenden die Turnstätten besuchten, betrug 3 672 048 (3 631 364), die der in den Turnerinnenabteilungen turnenden Frauen und Mädchen über 14 Jahre 15 238 (14 238). Sie turnten an 24 740 (24 077) Abenden mit 481209 (446 392) Besucherinnen. Lcreinseigene Turnplätze waren 277 (270), Turnhallen 204 (194) vorhanden. Am 24. April d. I. tvaren 75 Jahre ver flossen, seit innerhalb der grünweißen Grenzpsähle der erste Eisenbahnzug verkehrte. Wohl war schon vom 7. Dezember 1835 ab die kleine Nürnberg—Fiirtber Bahn im Betrieb, aber die erste größere Bahn, die in Deutschland den Anfang für eine stets wetterschreikende, unabsehbare Verzwei gung und Ennoicklung bilden sollte, war doch die Leipzig—Dresdner Eisenbahn, deren erste Teilstrecke Leipzig—Mthen vor 75 Jahren eröffnet wurde. — Wie wir erfahren, findet nächsten Sonntag, den 28. April, nachmittags 4 Uhr, ein öffentlicher Herrn Malataä Leitung folgen. An der Aufführung der Festwiese werden sich sämtliche Mitglieder, der Bühne zur Ehrung ihres scheidenden Direktors beteiligen. — Auf der Karlftraße wurde der 7 Jahre alte Schulknabe Walter Oertel von einem Lastgeschirr —.4. Oberlungwitz, 25. April. Im In teresse der auswärts Arbeitenden, der Geschäftsreisen den und Geschäftsleute und unter Berücksichtigung der Fahrzeiren der Staatsbahn hat die Verwaltung der Autoomnibuslinie Oberlungwitz—Chemnitz in ihrer gestrigen Sitzung bestimmr, daß die Autos vom Gasthof „Hirsch" ab vormittags und nachmittags um je bez. L, Stunde früher, von Nicolai an statt 8,20 früh und 4 nachmittags schon um 8 früh und erst 4,15 nachm. zurückfahren. Der Fahrplan hängt auf den Haltestellen, sowie in allen hiesigen Gasthäusern und Verkaufsstellen aus. — Chemnitz, 24. April Die Abschieds vorstellung für Herrn Direktor Jesse wird am kommenden Dienstag im Neuen Theater stattfinden. Zum Anfang wird Herr Kapellmeister Dr. Ottzenn die Egmont-Ouvertüre von Beethoven dirigieren. Hiernach wird in neuer Besetzung Wallensteins Lager von Schiller aufgeführt, und zum Beschluß werden Vorspiel und Festwiese aus den Meistersingern unter nur damit zu bannen ist, daß man die Fremden- legionüre ins Feuer schickt. Vorläufig verspricht man sich einigen Erfolg mit der Verhängung des Belagerungszustandes über Fes. Am nächsten Sonnabend wird der Ministerrat über die Frage der Absendung von VerstärkungS- truppen nach Marokko endgültigen Beschluß soffen. Im Prinzip ist die Regierung von der Un- erläßlichkeit dieser Maßnahmen durchaus überzeugt. Das „Echo de Paris" meldet: General d'Amade sei bereit, die Stellung eines Generalresiden ten in Marokko anzunehmen. Aus Colo mb Bechar, 24. April, wird be richtet : Zwei eingeborene Eilboten, die den französischen Postdienst zwischen Beni-Abbes und Taberlabat besorgen, wurden von Marokkanern nie dergemetzelt und ausgeplündert. Groitzsch, 24. April. Im nahen Au- wurde auf einem Gute bei einer 18 Jahre al- zaliztscken Arbeiterin Erkrankung an schwar- Pockeu festgestellt. Die Kranke wurde vehrffs Neue Lehrermatzregelungen t« Sachsen. Gegen den Redakteur der „Sächs. Schulztg", Lehrer Leupold, ist von der Bezirksschulinspektion Dresden I auf Veranlassung des Kultus ministeriums das BesseruftgSverfahren eingeleitet worden. Herr Leupold hat in Nr. 9. der „Sächs. Schulztg." unter der Ueberschrist: „Wirkungs volle Kampfesweise" das Flugblatt des Zwickauer Lehrervereins gegen den Schulgesetzentwurf abgedruckt und dabei die Meinung ausgesprochen, daß dieses Flugblatt „sehr geschickt abgefaßt" sei und „vielen Vezirksoereinen als gutes Vorbild dienen könne, wie auch neben Versammlungen usw. nachdrucksvoll in den Kampf eingegriffen werden kann." Sächsisches Hohensit-in-Grvstthal, 25. April 1912. E8-tlaM»arauKsaga der Königl. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Kür Kreitag: Nordweftwinde, Bewölkungszu nahme, keine Temperaturänderung, keine er heblichen Niederschläge. 26. Aprilt Tagesmittel -st 8,5", Maximum -s 12,4", Minimum 3,8". Anwaltschaft in Zwickau übergeben worden. — Bad-Elster, 24. April. Das groß« Denkmal des Königs Friedrich August, öas vor dem Palast-Hotel „Wettiner Hof" zur Aufstellung kommt, wird den König als Jäger darstellen. — Grimma, 24. April. Wegen Lohnforde rungen haben die Arbeiter in den Steinbrüchen der Wurzener Gegend die Arbeit eingestellt. Es sind über 80 Proz. der Arbeitenden, insgesamt 581 Männer 170 Frauen, ausständig; sie fordern Lohn erhöhungen von 10 vis 40 Proz. Aus dem puslandk. Zum Krieg in Tripolis wird heute aus Konstantinopel gemeldet: In Smyrna wurde die Arti l le r i e d ie nstk l a sse 1896 einberufen. Die Italiener sollen seit Sonntag das Telegraphenamt von Lemnos be setzt halten. Den Blättern zufolge tragen die Geschosse, mit welchen die Italiener Kum Kalese beschaffen haben, die Aufschrift „Tripolis 1910". Dies wird als Beweis angesehen, daß die Italiener die Expeditton seit dem Jahre 1910 vorbereitet haben. Die Regierung hat beschlossen, die italie nischen Korrespondenten aus Dalici auszuweisen. Aus Tobruk liegt folgende Nachricht vom 24. April vor: In der vergangenen Nacht gegen 9 Uhr griff ein starker Beduinentrupp, welcher von türkischen Soldaten durch Trompeten- signale geführt wurde, das neue Fort heftig an und versuchte, es zu umgehen. Der Angriff wurde verschiedentlich erneuert, bis gegen 11 Uhr der Feind gezwungen wurde, sich in Unordnung zurückzu ziehen Er ließ auf dem Kampfplatze Stangen, Drahtscheren und andere Instrumente zurück. Zahl reiche Blutspuren legen von seinen schweren Ver lusten Zeugnis ab. Auf italienischer Seite sind nur zwei Mann durch aufschlagende Geschosse verletzt worden. Amtliche Stellen .n Saloniki bestätigen, daß alle italienischen Schiffsdivisionen sich von den Inseln zurückgezogen haben und nicht mehr im Aegäischen Meer gesehen werden. Wie der Sekretär des Oberkommissars der Hohen Pforte erklärt, ist die von Rom aus ver breitete Meldung vom Tode Enver Beis reine Erfindung. Das Schmerzenskind Marokko. Marokko wird zu einer dauernden Gefahr für Frankreich werden. Die letzten Nachrichten lasten nämlich erkennen, daß die Meuterei in Fes nur der Beginn eines lange vorbereiteten Kom plottes war, das erst nach der Abreise des Sul tans und Regnaults von Fes zur Ausführung kommen sollte, aber infolge der Ungeduld einiger Führer vorzeitig ausbrach. Der Sultan und Regnault sollten auf dem Wege nach Rabat auf gehoben werden, wobei die Empörer sich des Pro-! tettoratsverttages bemächtigen wollten, den sie naiver- > weise als eine Art Urkunde über den Verkauf Ma-^ rotkos an Frankreich auffaßten. Sie glaubten, die, —s. Seit heute früh ist die 250 Zentner schwere Dampf st raßenwalze der Firma Karl Waha-Chemnitz auf der Straße zwischen dem Schwei zerhaus und dem Bahnhof tätig, uw dort ihre ge- wichttgen Bahnen zu ziehen. Die Straßenbau-In spektion Zwickau läßt auf diesem Terrain Straßen- verbesjcrungen vornehmen und werden dieselben dann bis zum Eisenbahntunnel an der Goldbach straße fortgesetzt. —: Am kommenden Montag, den 29. April, findet im Altstädter Schützcnhause ein Konzert des erblindeten Opern- und Konzerffängers Ernst Baer (Baß) statt, zu dem Fräul. Martha Hopp (Rezitation) und Pianist Willy Richter, sämtlich aus Chemnitz, ihre Mitwirkung freundlichst zugesagt haben. — Der 3. diesjährigen Bezirksausschuß- Sitzung, die am 25. d. M., nachmittags >/,4 Uhr im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmann schaft Glauchau stattfindet, liegen u. a. folgende Tagesordnungspunkte zur Beschlußfassung vor: Be willigung einer Kurbeihilfe für ein Mädchen aus Langenchursdorf. Baurechtliches Ortsgesetz für die Gemeinde Callenberg. Baurechtliches Orts gesetz für die Gemeinde Gersdorf. Gesuch Fried rich Hermann Esches in Langenchursdorf um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank in dem Grundstücke Rr. 217 des Brandkatasters für Langenchursdorf (Uebertragung). Gesuch des Gasthofsbesitzcrs Hugo Junghans in Knh - schnappet um Erlaubnis zum Bier- und Brannt weinschank in der zu errichtenden Veranda der Schank wirtschaft „Zum heiteren Blick". Nr. 61k des Brandkatasters für Kuhschnappei (Ausdehnung). Be schlußfassung wegen Entziehung der Schankkonzession in der Schankwirtschaft „Zur Glänzelmühle", Nr. 159 des Brandkatasters für Callenberg. Veit, Johann Lorenz, Gersdorf, Untersagung der ge werbsmäßigen Besorgung fremder Rechtsangelcgen- heiten und bei Behörden wahrzunehmender Ge schäfte, insbesondere auch der von ihm seither be- Knabe Paul der Familie Ehnert, Jakobsttaße 9^ mit einem brennenden Stearinlicht und kam damit seinem Hemdchen — er war nur mit diesem bekleidet — zu nahe, sodaß es Feuer fing und hell branule. Das Kind, das schwere Brandwunden erlitt, ist im Stadtkrankenhaus seinen Verletzungen erlegen. — Chemnitz, 24. April. Im Nftchbar- vrte Einsiedel, wo er seinen Lebensaberrd ver brachte, ist Herr Kommerzienrat Karl Dürfeld, der Begründer der Aktiengesellschaft Karl Dürfeld, ge storben. Mi: ihm ist einer der Männer dahinge- schieden, die den Ruf von Chemnitz als Industrie stadt begründeten und ausbauten. Die Fabrikation von Möbelstoffen wurde von dem Verstorbenen zu nächst in dem Grundstück Aue Nr. 3 ini bescheide nen Maße betrieben. Di« neue Fabrik, di« mit allen Fortschritten der Neuzeit ausgerüstet war, wurde 1889 in Betrieb genommen. — Hainichen, 24. April. Freiwillig aus dem Leben schied der Teerstrickfabrikant Berger von hier. Er erschoß sich in einem Raume seiner Fabrik» — Der Bahnsteigschaffner Rauh beging auf dem Güterboden Selbstmord durch Erhängen. Schwer mut scheint ihn in den Tod getrieben zu habe». — Geyer, 24. April. Auf der Höhe vom Tannenberger Gebiet ist ein aller Schacht zusam mengebrochen, so daß man jetzt etwa 20 Meter tief tn das Innere der Erde sehen kann. — V o i g t s d o r f i. E., 24. April. Hier schlug der Blitz tn das Neuüersche ErbgerichtsguS und tötete einen fetten Ochsen. Das entstanden« Feuer wurde bald wieder gelöscht. — Reichenbach i. V., 24. April. Seinen Verletzungen erlegen ist im Krankenhaus zu Plauen der vorgestern mit seinem Geschirr unter der Göltzschtal- brÜcke verunglückte Kommerzienrat Otto Jahn aus Mylau, Inhaber der weltbekannten Kammgarn spinnerei von F. A. Jahn. Mit dem Verstorbenen ist ein hochangesehener Industrieller dahingegangen» — Ruppertsgrün, 24. April. Die Un- gethümsche Mardangelegenheit scheint nach und nach doch der Aufklärung nahe zu kommen. Ein Glits- besttzer in Beiersdorf, der von dem Ermordeten Geld geliehen hatte, erhielt nämlich gestern aus Amerika einen Brief, der mit ibarl Ungethüm un terzeichnet ist und in dem die Rückzahlung des ge liehenen Geldes gewünscht wird. Anscheineird stammt der Brief von der nach Amerika ausqewan- tuell« internationale Regelung der Materie zn gewinnen. Der Kaiser wird über das Ergebnis dieser Beratungen den mündlichen Vortrag des StaatÄekrctäxL d«S Innern und des Vorsitzenden der Treberufsgenoffenschaft entgegennehmen. unentgeltlicher Vortrag über Bodenreform einer Stunde in der elterlichen Wohnung oerstarb, im Gasthofe zu Reichenbach statt. Es ist Herrn — Am Dienstag abend spielte der drei Jahre alte latungenüber verschärfte Eicherhe itsma ß->Wiedererlangung dieser Urkunde mache den Vertrag triebenen DarlehnSvermittlung und Vermittlung regeln für den Passagierverkehr einge- hinfällig. Daraus ergibt sich, daß die Franzosen von Grundstücksverkäufen und dergleichen. Gesuch treten wird, um damit Grundlagen für eine even- mit Unruhen in Marokko vorläufig als mit einer des Handelsmannes Bruno H u n g e. —Abtrennung M Wk See. Roman von H. C o n r t b s - M a b l e r. 5f Nachdruck vc boten. Der Bankier fuhr in feinem Selbstgespräch sott: Hans Rochus ist von festerem Schlag, er wird unter meiner diskreten Leitung ein vernünftiger Wirtschafter werden. Nun bleibt nur noch Ruth. — Das Mädchen gefällt mir schon lange nicht mehr. Sie gibt sich mir nicht inebr offen und klar. Irgendeine Torheit steckt ihr im Kopf. Aber was schert mich das? Dor Mädchenlaunen mache ich nicht kehrt. Wenn ich nur wüßte, was sie so verändert hat in ihrem Wesen — seit fast zwei Jahren ist sie eine andere. In der ersten Zeit, als sie aus dem Pensionat zurückkam, war ich mit ihr zufrie den. Ihre vornehm stille Art paßt in meine Plätte- Aber dann kam plötzlich etwas Fremdes in ibr Be- uet-nen — ettvas, das ich nicht mit Namen nen nen kann. Wie eine stille Auflehnung und Abwehr liegt «s oft in ihren Augen. Sehr zärtlich »cur sie ja nie — das hätte mich auch mir gestört, aber jetzt erscheint sie mir ost geradezu feindlich m ihrer Haltung. Ach was — sie Kat sich zu fügen plMtttMt. Diese Gedanken beherrschten Peter Ravenpott auf der Fabri nach Hause. Mit geschloffenen All- gen lag er in den Wagenpolstern, nnd sein nube- wegltches Gesichr verriet auch fetzt, da er allein war, nichts von dem, was er encpfand. — Peter Rckvenpott bewohnte schon feit laugen Jahren ein altes, zweistöckiges Gebäude in der Marienstraße, Im Parterre befanden sich 'ne Ge schäftsräume hinter mit Eisen gittern versehenen Fen stern. Der erste Stock enthielt die bescheiden aus gestatteten Wohnräume. Sie umschlossen noch die selben schlichten Möbel, die bei Peter Rw enpotts Verheiratung hineingestellt worden waren. Das ein zig« neu angeschaffte Stück in dem sogenannten „Salon" war ein schöner Blüthnerflügel, den er sei ner Tochter geschenkt batte, damit sie mit dem Kla- vierspiel nicht aus der Ueburig kani. Es nahm sich recht fremd und auffallend vornehm in der schlich ten Umgebung aus, gleich der Tochter des Hau ses, ' ic mit ihren eleganten, eigenartigen Toilet ten und den feinen, schlanken Händen ganz aus dem Nahmen dieser Umgebuirg fiel. Fm zwe ien Ttock lagen die Schlafzimmer Ra- venpotts und seiner Tochter, ein Zimmer sür Früw tcin Ernestine Hebeustreit, die seit dem Tode der Fran Ravenport den Haushalt führte, und kleinere Rünme für das Hausmädchen nnd wirtschaftliche Zwecke. Fräuleiic Ernestine Hebenstreit war eine "title, fauste Person, die vaue viel Worte ihren Pflichten nachkam und sich als einzigen Lnxns eine schwärmerische Verehrung sür alles, was vor nehm war, leistete. Sie las mn Vorliebe Hofnach- richten nnd wußte genau über alle Vorkommnissein den rohen nnd höchsten Kreisen Bescheid, soweit sie in die Oeffentlichkeit drangen. Wenn ihr aus ihre» Ausgängen ein Hofwagen begegnete oder sie gar eine der hoben und höchsten Personen zn Ge sicht bekam, dann ging sie mit einein erhabenen Ge- süh' nach -üanse, als kabe sie etwas Köstliches er lebt. Für die Tochter ihres Brotherrn hegte sie eine statte, ehrliche Zuneigung, die sie aber scheu ver schloß und nur bei ganz besonderen Gelegenheit« durchblicken ließ, während sie Ravenpott selbst wohl ürouq respektierte, aber eigentlich nicht leiden mochte. Zwar hörte sie nie ein twrtes oder scheltendes Wert, er Ivar höflich zn ihr wie zu allen Men schen. Aber bei dieser Höflichkeit ftvr Fräulein Hebenstreit innerlich immer ein wenig. Am wohl- sten war ihr, solange Rabenpott nnten in den Ge schäftsräumen war. Dies pflegte den größten Teil des Tages der Fall zu sein. Ruth Naveuport wußte ganz genau, daß Frän- tein Hebenstreit für sie durchs Feuer gegangen wäre. Da sie aber selbst still nnd zurückhaltend war und ihre Gefühle hinter einer ruhigen Gleichmäßigkeit verbarg, kam cs nicht zu vielen Watten zwischen ihnen. Es ging überhaupt alles still und ruhig zu i'.n Ravenporffchen Hause, denn auch der Hausherr pilegie nur das Nötigste zu sprechen, als müsse er auch mit Worten sparen, Dieser reichgewordene Mann gönnte sich keinen Lupus, auch nicht den mit Worten, — Als Ravenport von Rochsberg zurückkam, zog er sich in feinem Zimmer schnell um, wobei er mit peinlichster Akkuratesse sofort jeden Gegenstand an seinen bestimmten Platz legte. Dann nahm er ein frisches Taschentuch, nachdem er sich überzeugt, daß es unter dem Monogramm die nächste Num mer trug des eben benutzten. Wäre es durch ir gendeinen Zufall nicht zur Stelle gewesen — viel leicht hätte er sich nicht entschließen können, eines außer der Reibe zu nehmen. Aber solche Unregel mäßigkeiten waren einfach undenkbar in seinem Hause. Als er fertig war, ging er in das Wohnzim mer, wo er seine Tochter anzutreffen hoffte. Sie saß, über eine feine Handarbeit gebeugt, am Fenster. Bei feinem Eintritt flog eine intensive Röte in ihr Gesicht. Sie sah jedoch nicht auf und erwiderte seinen kurzen Gruß in gleicher Weift, ohne ihre Arbeit zu uniervrechen. „Lege Deinen Sticklram beiseite, Ruth, ich bade mit Dir zu sprechen." Sie folgte sofort seinem Gebot. Die Röte war so schnell, wie sie gekommen, aus ihren ern sten fnngen Zügen verschwunden. Ohne ein Wort der Erwiderung erhob sie sich und stand vor ihm mit niedergeschlagenen Angen. Er schob ihr einen Stuhl hin und setzte sich ihr gegenüber. Sie ließ sich nieder. Kein Zug in ihrem Gesicht verriet eine besoirdere Erregung, nur die Hände lcgcen sich fest ineinander, weil ein lei ses Beben ihre innere Unruhe hätte verraten können. Ravenport beobachtete sie scharf. Ettvas wie Unwillen glitt über sein Gesicht. Seine Finger drehten wie spielend an der dünnen goldenen Uhr- tette. Endlich sagte er ruhig, fast geschäftsmäßig: „Du bist nun in dem Alter, in dem junge Mädchen heiratsfähig genannt werden. Es hat sich auch ein Freier für Dich bei mir gemeldet, der alle Eigenschaften besitzt, die ich von meinem künftigen Schwiegersohn erwarte. Ich habe ihm Deine Hand bereits zugesagb Du wirst mit der Wahl zufrieden sein, die Dein Vater in weiser Fürsorge für Dich getroffen bat." Er machte eine Pause. Ruth antwortete nicht. Sie saß nockt immer mit gesenkten Augen da. Nur ein unruhiges Heben und Senken der Brust verriet, daß Leben tn ihr war. „Nim, Du frag'! mich nickst, wer dieser Freier ist?" „Nein," antwortete sie leise. Peter Ravenport war gewöhnt, daß sie sich ruhig all seinen Befehlen nnd Anordnungen fügte. Daß sie aber auch bei dieser Gelegenheit kein Wort der Erwiderung fand, verursachte ihm einiges Un behagen. „Du fragst nicht, tveil Du wohl überzeugt bist, daß Dein Vater eine gute Wahl sür Dich setraffen hak. Ich hab« Dich für ein vornehmes Leben er ziehen lassen, tveil ich Dich mit einem vornehmen Mann verheiraten wollte. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Also kurz mrü gut, Graf Rochsberg hat mich um Deine Hand gebeten, nnd ich habe sie ihm zugesagt. Morgen mittag wird er kommen, um per sönlich bei Dir sein« Werbung oorzubringen." Ruth preßte die Lippen fest aneinander, und über den Augen auf der Stirn erschien eine kleine Falte. Die Hände schloffen sich noch fester inein ander, und die Augenlider zuckten leise. Dieses Zeichen deutete ihm an, daß sic nicht so ruhig war, wie ne schien. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich an, als ob er sich aus einen Kampf oorberetten müßte. Ruth zwang aber schnell ihre äußere UnruK zurück. „Es ist gut, Vater," sagte sie fest. Er richtete sich doch nun überrascht auf. Dieft glatte Fügsamkeit, ohne eine Frage, eine Einwen- dnng, hatte er nicht erwartet. „Du scheinst gar nicht überrascht zu sein?" fragte er zögenid. „Nein," erwiderte sie kurz. Er riß etwas ungeduldig an seiner Utzrtette. „Willst Du mir Dein jcnrderdares Benehmen nicht «Mären? Wie kommt es, daß Du es als so etwas Selbstverständliches annimmst, daß Gras Rochsberg nm Dich anhalt?" Ru!h atmet« tief auf. „Muß ich Dir darauf antworten, Baler?" fragte sic ernst. „Gewiß. Dein Verhalten bei dieser Eröffnung ist so eigentümlich, daß ich dafür eine Erklärung erwarte." Das junge Mädchen schlug jetzt die dunkle» Augen groß aus und sah dem Vater mit ernstem Ausdruck in das Gesicht, in dem sich eine nervöse Gereiztheit spiegelte. „Ich hab« schon lange gewußt, daß Du mich dazu bestimmtest, Graf Rochsbergs Gattin zu wer den. Deshalb war ich nicht erstaunt über Deine Eröffnung." Ravenpott fuhr empor. „Das hast Du gewußt? Woher?" „Muß ich auch das iwch sagen, Vater? Es wäre mir lieber. Du erließest mir die Antwort ans diese Frage." ' > „Ich will es wissen!" rief er scharf und inner lich unruhig. Fortsetzung folgt.
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