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Uhu
- Bandzählung
- 5.1928/29, H.3, Dezember
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- Z. 8. 5658-5.1928/29,1/6
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id358216435-192803002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id358216435-19280300
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-358216435-19280300
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Der Wohltäter
- Untertitel
- Eine Geschichte aus der Wildnis von Walter Brecht
- Autor
- Brecht, Walter
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Charlesbury
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftUhu
- BandBand 5.1928/29, H.3, Dezember -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis 2
- WerbungWerbung 2
- ArtikelTitelblatt 11
- AbbildungWeihnachten im Walde 12
- ArtikelEngel 14
- ArtikelDas Wunder der Geburt 20
- AbbildungIm Stile Nurmis 27
- Artikel24. Dezember geschlossen 28
- AbbildungMann am Fenster 35
- ArtikelKunstdruck-Teil 37
- AbbildungDie Herrenfahrerin heiratet 43
- AbbildungDer Steptänzer Louis Douglas, [...] 44
- Artikel"Hier spricht der Automat von Schulze & Co" 45
- AbbildungHerr Lehmann lernt photographieren 49
- ArtikelUnter den Rädern der Justiz 50
- AbbildungDie Zunge einer Katze 55
- ArtikelDie Schutzlose 56
- ArtikelFamilienähnlichkeit in der Technik 62
- ArtikelDie Dame im Vorzimmer 64
- AbbildungDie Griechin 68
- ArtikelDas Gefühlsleben von Fischen 69
- ArtikelElse Lasker-Schüler 74
- ArtikelGedichte von Else Lasker-Schüler 76
- AbbildungDer Meister 79
- AbbildungEine neue Filmschönheit 80
- ArtikelWas halten Sie von Eifersucht? 81
- AbbildungWas ein reicher Mann seiner Frau zu Weihnachten schenken sollte: ... 86
- ArtikelDer Wohltäter 87
- Artikel70 Knöpfe um 22 Taschen 90
- WerbungWerbung 93
- ArtikelUhu-Umschau 94
- WerbungWerbung -
- DeckelDeckel -
- BandBand 5.1928/29, H.3, Dezember -
- Titel
- Uhu
- Autor
- Links
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In Charlesbury wohnen 28 Seelen, einschließlich eines Dobermannpin schers und eines Meerschweinchens. Der Kanarienvogel starb vor drei Wochen. Hinter den Wänden der Hütte schließt sich der Wald zu einem groben, unend lichen Pelz zusammen und deckt die Erde. Ein kleiner Seitenarm des Lorenz rivers kommt aus der mächtigen Tiefe der Wälder und trägt das Holz, das die Männer von Charlesbury fällen, durch weite Wälderstrecken nach dem Süden. Eine kleine Straße, die zwei Tage reisen südöstlich von Charlesbury von der Ueberlandstraße Montreal—Van- couver abzweigt, wird zu einer bleichen Ader und hört an der Schnapsbar von Charlesbury auf. Sie liegt unweit von Jack Pakhams Haus, der einmal ein Gentleman war, aber heute Bäume fällt wie alle an deren. Er zieht jeden Sonntag einen steifen Kragen an, besitzt einen Kine- matographen, ein Radio, das Meer schweinchen und einen Ford und ist auf die ,New York Times“ abonniert, die er alljährlich viermal in Quartalspackung von Marytown zugefahren bekommt. Um ihm volle Gerechtigkeit wider fahren zu lassen, muß erwähnt werden, daß er trotz dieses Papierüberschusses stets Rollen feinsten Klosettpapiers aus Marytown mitbezieht. Dadurch nimmt er in unserem Städtchen in selbstver ständlicher Weise die Stelle des Bürger meisters ein. Mit ihm wohnten sechs andere Holzfäller zusammen. An dem Abend, von dem hier die Rede ist, fiel der erste Schnee, und gegen Mitternacht sah Martin Baller zwei Wolfe. Aber es war erst acht Uhr abends, und fünfundzwanzig Seelen einschließlich eines Dobermannpinschers waren in der Bar versammelt. Der Franzose, Napoleon Daguerret, lag krank zu Hause, und mit Jack Pakhams Kommen war nicht zu rechnen, da am Nachmittag das Quartalsauto von Mary town eingetroffen war mit anderthalb Zentner ,New York Times“, 14 Rollen Salonpapier und einem großen ver mummten Gegenstand, über den wir nichts wußten, und über dessen Natur gegen sieben Uhr abends schon siebzehn Wetten Vorlagen. Der Führer des Autos war seit Nachmittag betrunken und schlief in Pakhams Hütte mit dem Meerschweinchen auf dem Kopf. Von den Männern, die in der Bar saßen, rauchten und tranken, und deren Gesichter hinter pelzigen Bärten steckten, hatte keiner ein ungerieftes Kerbholz. Daguerret hatte dem Iren Sullivan vor 14 Tagen ein Nähzeug gestohlen und lag nun daheim, da ihm ein fallender Ast das Schlüsselbein abgeschlagen hatte. Und selbst der Idiot Martin Baller wußte, daß Charlesbury letzten Endes nichts anderes war als ein ins Herz der Wälder hinaufgeschobenes Gefängnis von flüchtigen Männern. An dieser Stelle muß bemerkt werden, daß der Dobermannpinscher keinen ei gentlichen Herrn besaß und auch nie mand wußte, wer ihn eigentlich mit- gebracht hatte. Von den vielen Fuß tritten, die er bekam, war er nicht fett geworden, aber es geht nicht an, ihn bei Aufzählung der Seelen zu umgehen. Das große Geheimnis an diesem Abend war der vermummte Gegen stand, den Pakham mit Hilfe Joes in sein Haus getragen und so lange stehen gelassen hatte, bis die anderen sechs gegangen waren. Gegen 9 Uhr erschien Pakham in Stehkragen und Krawatte, aber mit schmutzigen, zerarbeiteten Händen, und brachte ein Fläschchen Whisky mit, das er dem Kantinenwirt, der auch nichts anderes war als Holz fäller, aber allen im Trinken nachstand, übergab. Die Erwartung und Spannung, die alle Gemüter gefesselt hielt, stieß bei Jacks Erscheinen ins Enorme und äußerte sich durch allgemeines Schwei gen, das nur von klatschendem Tabak spucken unterbrochen wurde. Jack wickelte seinen Schal vom Hals, zog die schafpelzgefütterte Jacke aus und sagte in die Stille hinein: „It s get-
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