Die interessante Debatte: Gespannte Aufmerksamkeit auf der überfüllten Trilnine. von den Diplomaten und den An gehörigen der Ministerien geliefert. Neben dem Präsidentengestühl, auf dem außer dem amtierenden Präsidenten die Schriftführer Platz nehmen, ziehen sich rechts und links erhöhte Sitzreihen hin. Die Reihe rechts vom Präsidenten ist die Ministerbank, auf der fein säuber lich nach Tradition und Dienstalter die einzelnen Reichsminister mit dem Kanz ler, dem Vizekanzler, dem Minister des Innern und dem Minister des Auswär tigen an der Spitze aufgebaut sind. Die linke Sitzreihe birgt die Vertreter der einzelnen Länder im Reichsrat. Und hinter diesen beiden Vorzugsreihen drängt sich im dichten Gewühl die Schar der Staatssekretäre, Ministerial direktoren, Geheimräte und Ministerial- referenten. Eine unabsehbare Masse in nicht immer ganz bequemer Enge bis an das Rednerpidt heranreichend. Die Zu schauertribünen sind voll besetzt, im Hintergründe mit Stehgästen bepflastert, und in der Diplomatenloge Kopf an Kopf alle Botschafter und Gesandten der fremden Staaten mit ihren Räten und Sekretären, und an Tagen, die beson ders interessant zu werden versprechen, mit ihren Damen. Den schönsten Schmuck wichtiger Tage aber stellen die Abgeordneten, die sdion lange vor Eröffnung der Sitzung die Bänke des Halbrundes unten im Saale füllen. Die Regie des Präsidenten legt an solchen Tagen meist eine kleine Er wartungspause zwischen die Zeit, für die die Sitzung anberaumt ist uncl ihre tat sächliche Eröffnung. Der Aeltestenrat, das Gremium für wichtige, gesdiäfts- ordnungsmäßige uncl Ehren-Entscheidun- gen, in dem alle Fraktionen des Parla mentes vertreten sind, pflegt gewöhnlich vor besonders wichtigen Sitzungen noch Entscheidungen zu treffen. Endlich rührt der Präsident die Glocke. Diese Glocke, deren Metallzunge mächtig durch den Saal dröhnt, hat ein weithin durdi den ganzen Reichstagsbau hallendes Echo. Die Schriftführer drücken auf einen Knopf, der die elektrischen Klin geln in allen Stockwerken und allen Gängen in Bewegung setzt. Das Wort hat der Herr Reichskanzler. Und nun tritt atemlose Stille ein, wenn der Reichskanzler oder der Außen minister zum Rednerpult schreitet, um seine Auseinandersetzungen zu begin nen. Allmählich bekommt der Redner Kontakt mit dem Hanse. Der erste Zwischenruf ertönt. Je nach Laune läßt der Redner ihn unbeachtet oder greift 14