Steckbrief Nr. 3. V oie ist nur im Roman die Meisterin des Ehebruchs, der Ruin von einem an getrauten Mann und sechs Liebhabern, entzückend lasterhaft. Ihre mütterliche Tätigkeit besteht darin, daß sie sich in großer Abendtoilette über die Bettchen der zwei schlafenden Kleinen beugt. Sie ißt nur im Restaurant und vernachlässigt alles um eleganter Toiletten willen. Oder sie versetzt ihr letztes Hemd, um tanzen zu gehen. Wie sie wirklich ist, kann man etwa so definieren: unerhört prak tisch und sachlich, steht mit beiden Füßen auf der Erde, träumt nicht. Gerade aus diesen Eigenschaften heraus gelingt es ihr vollkommen, Frau zu sein. Sie ist absolut auf den Mann ein gestellt. Sie weiß genau, wie weit sie gehen kann — damit er ihr näherkommt. Sie organisiert ausgezeichnet. Sie ist kein Vamp, sie ist kein Gretchen, sie ist keine Nora. Sie ist vom Scheitel bis zur Sohle Frau. Ein Sprichwort sagt: sie ist nicht schön, aber sie wird schön. Sie beherrscht die ganz große Kunst, den Mann, an dem ihr liegt, zu halten. Daher ihre Virtuosität, sich anzuziehen, durch kleine kaum merkbare Details ihre Erschei nung zu verändern, ihr gepflegter Gang, ihr Lächeln. Sie ist von anständiger Ge sinnung.