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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190107145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19010714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19010714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-14
- Monat1901-07
- Jahr1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.07.1901
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sm H»hnis>ki!l-Enistl!jlil, LdttluNMitz, GkrsSms, Lugau, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Hernrsdorf, Bemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatl erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich l Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitunasbezirk 1b Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 162. Sonntag, den 14. Juli 1901. 28. Jahrgang. Bekanntmachung. Das gegenwärtig noch in Benutzung befindliche, auf dem südöstlichen Flügel des alten Friedhofs gelegene Quartier für kleine Kindergräber wird voraus sichtlich in einigen Wochen erfüllt sein. Darnach soll das zwischen dem Armen haus uud dem Hauptwege des alten Friedhofs gelegene, ehemals mit Leichen von 2—14jährigen Kindern belegte Quartier eingeebnet nnd von neuem als Begräbniß- platz für Kinder unter 2 Jahren benutzt werden. Alle diejenigen, welche jetzt auf diesem neuzubelegenden Quartiere Gräber von Angehörigen haben und dieselben auch für fernere Zeit zu erhalten wünschen, werden hierdurch aufgefordert, bis zum 31. Juli d. I. ihren Wunsch auf dem Pfarramt St. Trinitatis auzubringen. Der Kirchenvorstand zn St. Trinitatis. ? Schmidt. Ei» Schritt zur deutschen Einheit. Die Ausdehnung der Giltigkeit der Eisenbahnfahr karten auf 45 Tage bei Hin- und Rückreise für das ganze Reichsgebiet hat in den weitesten Kreisen außer ordentlich angenehm berührt. In Süddeutschland scheint man anfänglich nicht allzu freudig überrascht gewesen zu sein, als der preußische Eisenbahnminister ganz un erwartet die Neuerung bekannt gab, aber über dieses Gefühl ist man bald hinweggekommen und ist, was einzig und allein am Platze war, dem preußischen Vorbilde gefolgt. Das characterisirt prächtig die deutsche Einheit. Was im größten Verkehrsbezirke Deutschlands begonnen wurde, ist in den übrigen, kleineren sofort beendet worden — Zug um Zug, Schlag aus Schlag. Die preußische Staatsbahnverwaltung umfaßt die größte Zahl der deutschen Bundesstaaten, es war also nicht nur Preußen, welches von der Neuerung den Vortheil halte. Außer verschiedenen Privatbahnen und kleineren Landes-Eisenbahnen giebt es im deutschen Reiche noch die folgenden größeren Bahnverwaltungen: die bayrische, sächsische, württembergische, badische und die Reichs- Eisenbahnverwaltung in Elsaß-Lothringen. Unterstellt ist diese letztere dem preußischen Eisenbahnminister. Wenn man den Umfang dieser verschiedenen Verwalt ungen in Betracht zieht, so ergiebt sich ohne Weiteres, daß die preußische Verwaltung weit eher „mit der Wurst nach der Speckseite werfen kann", als irgend eine andere, denn in ihrem weiten Gebiet werden am schnellsten umfängliche Minder-Einnahmen durch einen verstärkren Verkehr ausgeglichen. Wenn die kleineren Verwaltungen dem Vorgänge der größten so schnell folgten, so verdienen sie also doppelte Anerkennung, denn bei ihnen wird es vor der Hand wohl nicht ohne Verluste abgehen. Die Fahrkarten-Angelegenheit im Bilde der deutschen Einheit ist kein Schritt zum Einheitsstaate, sondern eine Förderung des Gedankens, daß das, was dem einen Deutschen recht ist, auch dem anderen billig sein soll; ferner soll die Einigkeit der deutschen Fürsten, Regier ungen und Stämme charakteristisch und klar zum Aus druck gebracht werden. Die letzten Merkzeichen auf diesem Gebiete waren die Einführung des großen bürgerlichen Gesetzbuches, des neuen Militärstrafrechtes und der schwarz-weiß-rotheu Cocarde für das ganze Reichsgebiet. Die 45tägigen Retourfahckarten kommen namentlich den ersten beiden großen Gesetzeswerken an Bedeutung nicht gleich; aber als Annehmlichkeit, die geeignet ist, den Verkehr zwischen dein deutschen Norden und Süden wesentlich zu fördern, werden sie dankbar empfunden und in diesem Sinne als ein gleicher Schritt zur weiteren Einheit begrüßt werden dürfen. Diese Förderung ist auch im nationalen Sinne zu wünschen; der Sommerstrom deS Verkehrs, der vom Norden nach Süden und vom Süden nach Norden geht, ist schon recht rege, aber diese Hochfluth hat mehr den Character der Flüchtigkeit, sie vermittelt bei Tausenden nur eine oberflächliche Kcnntniß von Land und Leuten und ebnet zu anderen Jahreszeiten wieder stark ab. Das GroS der Süddeutschen ist trotz aller nationalen Einigung auf die Norddeutschen immer noch nicht zum Besten zu sprechen; allerdings werden unter den Nord deutschen meist die auch noch anderswo nicht recht beliebten „sogenannten" Berliner verstanden, und der mehr an der Etikette festhaltende Nord deutsche hat wiederum für süddeutsche Gemüthlichkeit und Offenheit, die sich auch sehr, sehr hochgestellten Personen gegenüber unumwunden äußert, kein volles Verständniß. Alles das könnte und wird sich hoffent lich in der regeren persönlichen Bekanntschaft ändern. Wenn auch von deutschen Verschiedenartigkeiten mit der Zeit mehr und mehr dahinschwindet, so bleibt doch auch noch mancherlei In ihren eigenen P^stmarkev er blicken die Bayern ein unveräußerliches Zeichen der Souveränität, auf das von Berlin aus, zuletzt durch Herrn von Podbielski, wiederholt zu Gunsten des Reiches einzuwirken versucht worden ist, indessen ohne Erfolg. Hingegen hat, wie vor Kurzem mitgetheilt worden ist, die württembergische Regierung sich zur Annahme der Reichspostmarken entschlossen. Bei diesen und den bayerischen wird es dann also sein Bewenden haben. Man sollte aber doch wenigstens zu erreichen streben, daß Reichspostmarken auch in Bayern und bayrische Postmarken im Reichspostgebiete verwendet werden könnten, denn der heutige Zustand wird doch viel fach als lästig empfunden. Manchen alten Zopf hat man abgeschnitten, aber die Lotteriestrafen sind geblieben. Auch diesen fast komischen Zustand sollte man ganz energisch zu beseitigen streben, denn die Strafandrohung für diese Harmlosigkeit wirkt doch sehr wenig, eigentlich gar nicht. Und was ist denn dabei, wenn z. B. ein Preuße in der sächsischen oder thüringischen Staats lotterie spielt? Wer es thun will, der thut es doch! Man kann es verstehen, wenn ein Staat jedwedes Lotteriespiel verbietet, aber weshalb der Preuße, der ein Deutscher ist, bestraft werden soll, wenn er aus Sachsen, das auch zum einigen Vaterlande gehört, ein Lotterie- loos bezieht, ist schwer erklärlich. Also manches ist noch da, was nicht als Wahrzeichen berechtigter Stammes- eigenart erhalten zu werden verdient, aber mit der neuen Eisenbahnverkehrserleichterung ist doch wieder ein tüchtiger Schritt vorwärts gemacht worden, die Deutschen untereinander näher zu bringen, und wir wollen uns dessen freuen. Denn so gewinnt das Bild der deutschen Zukunft, das unserem Bismarck vvrge- schwebt hat, immer mehr an Abrundung, und was den deutschen Einzelstaaten erhalten bleiben soll und muß, wird davon nicht berührt! TageSgeschichte. Deutsches Reich. — Der Berliner Korrespondent der „Frkf. Ztg." meldet, Reichskanzler Graf Bülow habe sich auf Grund eigener Ueberzeugung für die Nothwendigkeit und Nütz lichkeit der Gewährung von Diäten an die Reichstags abgeordneten ausgesprochen. — Ueber den Tod des Fürsten Hohenlohe wird noch Folgendes berichtet: „Einen Tag vor seiner Abreise nach Colmar war der Fürst noch durch seinen lang jährigen Baden-Badener Arzt untersucht worden; dieser erklärte alle Organe für vollkommen tadellos funktionirend. Der Fürst war müde in Ragaz angekommen, wollte so- gar Nachmittags noch eine Spazierfahrt machen, von der er wegen schlechten WetterS Abstand nahm. Er ging etwas früher al» gewöhnlich zu Bett, etwa um 11 Uhr; er verlangte von dem Kammerdiener noch ein kleines Kopfkissen, daß er auf der Reise benutzte, und das ihm Jener, der beim Fürsten 16 Jahre lang treue Dienste geleistet, unter den Kopf schob. Der Kammer diener, der in Folge einer in Paris zugezogenen Er kältung an starkem Husten litt, sah nach dem Fürsten noch um 12 Uhr (er schlief im Vorzimmer und die Zwischenthür war offen), dann wieder um 2 Uhr; der FHrst schlief vollkonuyen ruhig. Der Kammerdiener bekam dann einen Hustenanfall, fürchtete, den Fürsten durch Husten zu wecken und ging hinaus auf den Korridor. Als er nach einiger Zeit wieder kam, näherte er sich dem Bett, um zu sehen, ob der Fürst gut schliefe, und fand den Fürsten in's Jens.its hinübergeschlummert. Der Fürst lag genau jo, wie er sich hingelegt hatte: kein Kissen, kein Theil des Bettes war verschoben, kein Gesichtswinkel war verzogen, und mit dem friedlichen, freundlichen und liebenswürdigen Gesicht, das er im Leben stets Jedermann, der mit ihm in Berührung kam, gezeigt hatte, lag er da. — Einem unter Führung der Diskontogesellschaft stehenden Syndikat ist die Berechtigung erlheilt worden, in Kaiser-Wilhelmsland nach Edelmineralien, nämlich Gold, Silber, Platin, gediegen und als Erzen, Edel steinen und Halbedelsteinen, sowie gemeinen Mineralien, gediegen und als Erzen, Steinkohlen, Braunkohlen, Graphit, Glimmer, Steinsalz und anderen Salzen, Salz quellen und Erdölen zu schürfen. Dem Syndikat stehen für die zunächst geplante Forschungsexpedition 500000 Mk. zur Verfügung. — Ein auf der Heimreise befindlicher englischer Invalide schreibt, wie wir der „Tägl. Rundschau" ent nehmen, an seine Ellern in London u. A. Folgendes: Ich stand mit meinem verbundenen Arm auf Posten. Eine junge Burin — von Hunger entstellt und entkräftet — schlich sich an meine Seite. Ein Sergeant hatte sie zwingen wollen, und als sie sich nicht geben wollte, hatte er ihre beiden Kinder, ein Mädchen von zwei Jahren uud einen Säugling, mit sich in sein Zelt genommen mit der Drohung, die Kinder verhungern zu lassen, wenn sie sich nicht fügen würde (!!). Sie bezeichnete mir da» Zelt des Sergeanten, der — wie ich wußte — diese Nacht auf Patrouille geschickt war. Als wir uns dem Zelte näherten, hörten wir daraus ein schwaches, kläg liches Wimmern — wie aus weiter Ferne kommend — an unser Ohr schallen. Wir fänden das Aelteste in der Ecke des Zeltes, nackend und frierend und kaum noch im Stande, sich zu bewegen. Von ihm kam das kläg liche Winseln. Das Baby aber fanden wir todt. Man hatte ihm — um es am Schreien zu verhindern, als es der mütterlichen Brust entbehrte — ein Taschentuch in den Mund gesteckt (!). Der Sergeant, in der Eile des Aufbruchs, hatte die Kinder liegen lassen; fünf Stunden waren seitdem vergangen und die unglückliche Mutter — nicht ahnend, daß der Kinderräuber auf Pa trouille commandirt ward — hatte nicht gewagt, sich dem Zelte allein zu nähern. Der vor mir die Wache hatte, hatte sie, ohne sie anzuhören, in ihre Hütte zurück- gejagt. Am frühen Morgen meldete ich den Vorfall meinem vorgesetzten Offizier, hörte noch, daß nur ein Mann von der Patrouille, die der Sergeant geführt
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