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Der Grenzbote : 04.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189601041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18960104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18960104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-04
- Monat1896-01
- Jahr1896
- Titel
- Der Grenzbote : 04.01.1896
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Herr Amtshauptmann Dr. Bonitz in Auerbach mit seiner Familie befunden haben, dessen Töchter auf roheste Weise mißhandelt worden sind. — Die Meldung, daß in Schöneck ein Pferd gestohlen worden sei, ist dahin zu berichtigen, daß das Pferd nicht gestohlen, sondern, als es ange spannt und unbeaufsichtigt in der Winterkälte stehen mußte, davongelaufen ist. Es wurde am Montag Vormittag auf einem Waldweg wieder aufgegriffen. — Gelegentlich einer Schlittenpartie der Oelsnitzer Kasino-Gesellschaft nach Roßbach sind am Neujahrstage im Stalle des Gasthofes „zum Roß" einem Pferde vier Stiche beigebracht worden. Ob der ruchlose Thater ermittelt wird? — Die in der Alraunmühle (Hundsgrün) ausgebrochene Lungenseuche wird voraussichtlich, da man die Krankheit zu spät erkannt hat, den ganzen schönen und wohlgenährten Rindviehbe stand des Gehöftes fordern. Herrn Mühlenbe sitzer Dölling erwächst hieraus beträchtlicher Schaden. Oelsnitz. Am Sonntage traf die 48jährige Weichenwärters-Ehefrau Ernestine Knoll aus Chem nitz zu Besuch bei Verwandten ein, von ihrem Gatten hierhergeleitet, um im Vogtlande sich zu zerstreuen, da sich bereits in Chemnitz Spuren von Geistesgestörtheit bei der Genannten bemerk bar gemacht hatten. Tags darauf war Frau Knoll plötzlich verschwunden, und es ist auch bis heule nicht gelungen, der Unglücklichen habhaft zu werden. Sie ist sowohl in Dreihöf als auch in der Untertriebeler Gegend gesehen worden, und dürfte, wenn nichts Schlimmeres mit ihr geschehen ist, mindestens die Füße erforen haben, da sie die Filzschuhe, welche sie bei ihrem Ver schwinden getragen, schon in Drcihös zurückge lassen hat und in Strümpfen oder barfuß umher irrt. Ihr bedauernswerther Gatte ist sofort wieder hierhergereist, er hat jedoch bis zur Stunde ebenfalls nicht vermocht, seine unglückliche Lebens gefährtin wiederzufinden. — In Rodewisch wurde ein 51 Jahre alter Mann verhaftet und dem Amtsgerichte Auerbach zugeführt, weil sich derselbe eines Sittlichkeits verbrechens an einem l^jährigen Schulmädchen schuldig gemacht hat. Der Verbrecher ist bereits wegen gleicher Vergehen mit Zuchthaus vorbestraft. Zwickau. Seine Majestät der Kaiser haben vor wenig Tagen auf Ansuchen einem hiesige» Einwohner, dessen Sohn im 1870er Feldzug ge blieben ist, eine fortlaufende, allmonatlich zahl bare Unterstützung aus dem Allerhöchsten Dis positionsfond bewilligt. Chemnitz. Ein hiesiger Fortbildungsschüler beleidigte vor Kurzem den Dirigenten der Fort bildungsschule in gröblichster Weise, weil ihm dieser eine Carcerstrafe auserlegt hatte. Der naseweise Bursche wurde deshalb vom hiesigen Landgericht zu einer vierwöchigen Gefängnißstrafe verurtheilt. Nossen. Im benachbarten Reinsberg mußten zwei an Milzbrand leidende Ochsen geschlachtet werden, wobei sich der als tüchtiger Fleischer be kannte Gastwirth Voigt eine Vergiftung zuzog, welche seine Unterbringung im Krankenhaus zu Dresden nöthig machte. Der Arm dieses unglück lichen Fleischers war ganz gewaltig angeschwollen, doch hofft man, den Mann am Leben zu erhallen. Leipzig. DerHausdiener Karl Otto Trapp, welcher, wie mitgetherlt, am Abend des 14. Nov. vor. I. dem Schuldirector Nächster durch einen Stich in die Brust verwundete, wurde am Donners tag wegen versuchten Todtschlags und unter Zu billigung mildernder Umstände zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt, auf welche Strafe ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft in Anrech nung gebracht wurde. — Bei der Gemeinderathswahl in Naunhof erhielt der sozialdemokratische Kandidat die gleiche Stimmenzahl wie sein Gegenkandidat, so daß die Entscheidung durch das Loos getroffen werden mußte, die zu Gunsten des Ersteren ausfiel. — Ein biederer Einwohner von Meißen ver abschiedete sich am Weihnachts-Heiligenabende nach der Bescheerung von seiner Familie mit dem Be merken, daß er blos noch ein Glas Bier geneh migen wolle. Es scheint aber nicht bei einem „Debbchen" geblieben zu sein, denn der Gambri- nusverehrer kehrte erst am 2. Feiertag Abend zu den heimischen Penaten zurück. Dresden, 31. Dez. Dem wegen Mord versuches an seinen eigenen Kindern in Unter suchung befindlichen Wirthschaftsgehilfen Michel aus Doberzeit wurde nach seiner Festnahme eine größere Geldsumme, die er im Kleiderschrank ver steckt gehabt, gestohlen. Als Dieb wurde Michel's ehemaliger Arbeiter Göbel aus Rachlau bei Bautzen, durch den der Jnhastirte bei Begehung der That überwältigt wurde, ermittelt und dem Königl. Amtsgericht in Pirna zugeführt. Dresden. Der Mörder Julius Maiwald wurde am 28. Dez. von dem Photographen Blume im Hirschberger Gerichtsgesängniß Photo- graphirt. Maiwald, welcher bei der Aufnahme die Kleidung trug, in der er festgenommen wurde, sitzt in derjenigen Zelle, in welcher die zum Tode verurtheilten Verbrecher untergebracht werden und welche ganz besondere Sicherheit für?en Aus bruch von Gefangenen gewährt. Maiwald ist nicht gefesselt, ist es auch bis jeh, nicht gewesen, da er sich durchaus nicht renitent benimmt. Der Verbrecher, der niedergedrü^c und in sich gekehrt erscheint, hat außerordentlich geringen Appetit. Er verzehrt kaum ein Drittel seiner Ration. Es wird erzählt, daß Maiwald den Zimmermann Gaebel nur d-^-alb erschossen habe, weil er sein Gewehr pro^ln wollte, da er dann seine Mutter zu erschieße/gedachte. Ferner verlautet, daß er auch den Mord an dem Posisckretär Kretzschmar eingestanden haben soll. Pirna. Aui der fiskalischen Straße bei Heidenau wurde am Dienstag ein hier wohnender Handarbeiter dabei betroffen, wie er ein großes Loch in die Straße hackte, angeblich weil dort ein lebendiger Mensch vergraben worden sei, den er befreien müsse. Der Bedauernswerthe, der jedenfalls geistesgestört ist, wurde dem Pirnaer Stadtkrankenhause übergeben. Bautzen. Die junge Ehefrau eines Guts besitzers in Neukirch wurde vor einigen Tagen von dem dort eingestellten Gemeindebullen mit den Hörnern so heftig in den Leib gestoßen, daß das eine Horn auf der anderen Seite des Leibes wieder heraustrat. Die so gräßlich verletzte, be- dauernswerlhe Frau sieht in kurzer Zeit auch noch ihrer Entbindung entgegen. Das Grubenunglück im Wrangel- Echacht, das sich infolge einer Explosion schlagender Wet ter kurz vor Jahresschluß bei Waldenburg in Schlesien zugetragen, hat nicht weniger als 31 Menschenleben gefordert; überdies gab es vierzehn Schwerverwundete. Die erste, einige 50 Mann zählende Abtheiiung der Belegschaft des Wrangel schachts verfuhr ihre letzte Schicht im Jahre 1895; für manchen braven Bergmann sollte es die letzte sein Es waren einige Minuten nach 2 Uhr nachts. Die Leute hatten eben ihre Arbeit been det, das Arbeitsgeräth zusammengepackt und die Jacken angezogen, um die Ausfahrt anzutreten — da erfolgte die Explosion. Die wenigen Gerette ten — einige Leute hatten ein paar Minuten früher Schicht gemacht und befanden sich schon näher dem Schachte — können über die furcht bare Explosion nur spärliche Angaben machen. Sie haben nur das Aufblitzen der Flamme gese hen, sind vom Luftdruck zu Boden geschleudert worden und dann blutend und mit versengtem Haupthaar und Bart gelaufen, was sie konnten, um den Schacht eher zu erreichen als die „Nach schwaden", die erstickenden giftigen Verbrennungs produkte der Explosionsgase. Halb wahnsinnig vor Schreck, Leichenblässe auf dem blutüberström ten Gesichte, gaben sie mit abgerissenen Worten die erste Kunde von der Explosion, und sofort be gann die soeben zum Schichtwechsel angetretene neue Belegschaftsabtheilung unter Führung des Stei gers Krügel die Rettungsarbeiten. Muthiq fuh ren die Braven in die Tiefe, aber die Nachschwa den wirkten so betäubend, daß es im ersten Au genblick nur gelang, die wenigen bis in die Nähe des Schachtes gelangten Verunglückten zu bergen; die tapferen Retter sahen ihre Arbeitsgenossen im letzten Todeskampfe zucken und konnten ihnen doch keine Hilfe bringen. Erst als sich die Nachschwa den etwas verzogen hatten, konnte man weiter in der Abbaustrecke vordringen, aber nur unter größ ter Gefahr; denn die Zimmerung der Strecke ist zerstört und die Strecke droht auf etwa 300 in Länge zu Bruche zu gehen. Schauerlich war der Anblick, der sich den Ret tern bot und am schauerlichsten „vor Ort", wo die Explosion stattgefunden hat. Die hier befind lich gewesenen Bergleute sind gräßlich zugerichtet: die Kleider waren ihnen vom Leibe gerissen, die Gliedmaßen abgerissen, und große Hautfetzen hin gen an den verbrannten Körpern herab, sodaß bei Manchem die Recognoscirung kaum möglich sein wird. Aber auch die wenigen noch lebend Ge borgenen sind größtentheils bis zur Unkenntlich keit entstellt, da ihre Gesichter verbrannt und an geschwollen sind. Die zu Tage gebrachten Kör per wurden sosort mit Schlitten nach dem Knapp- schaftslazareth in Waldenburg gefahren, und die Aerzte arbeiteten mit vollster Hingebung, um das etwa noch vorhandene Leben zu retten. Aber mit entsetzlicher Regelmäßigkeit lautete das sich meist wiederholende Uriheil: „Todt infolge Erstickung" und „todt infolge Verbrennung". Jammernd und wehklagend drängten sich die Angehörigen der in der Grube Befindlichen theils nach dem Schachthause, theils nach der Leichen halle des Knappschaftslazareths; war doch die Mehrzahl der Verunglückten Familienväter. Un- tn denen, die mit banger Erwartung nach ihren Lieben suchten, war auch die Frau eines Häuer» aus Hermsdorf; da brachte man die Leiche ihres Mannes, mit einem markerschütternden Schrei brach sie besinnungslos zusammen, und um sie drängten sich weinend ihre sieben unerzogenen, des Ernäh rers beraubten Kinder. Aus einem Hause in Ober- Hermsdorf sind allein drei Tote. Em schrecklicher Jahresschluß! Als Ursache des Unglücks wird an genommen, daß ein Sprengschuß die Gase ent zündet hat; es ist aber auch möglich, daß einer der Verunglückten trotz des strengsten Verbotes seine Lampe geöffnet hat, um sich die Zigarre oder Pfeife anzuzünden, denn „vor Ort" hat man eine Sicherheitslampe mit abqeschraubiem Deckel gesunden. Vermischtes. Zwötzen b. Gera. Ein Passagier ohne Billet wurde während der Feiertage aus einem von Greiz kommenden Zuge herausbefördert. Der Locomotivführer hatte sich schon während der Fahrt gewundert, daß die eine Laterne der Loco- motive recht trübes Licht gab. Auf hiesigem Bahnhose forschte man nach der Ursache und fand — ein Re-bhuhn, das, jedenfalls vom Lichte angelockt, gegen die Scheibe geflogen war, letztere hierbei zertrümmert hatte und nun in der Laternenhöhlung vor der Lampe saß. Von der wieder gewonnenen Freiheit machte der Vogel so fort Gebrauch, er flatterte munter davon. — In Wieblingen (Baden) brannten 9 Ge bäude nieder. Einer der Abgebrannten wurde irrsinnig und erhängie sich. — Wer ist schlimmer als der Teufel? Einer kleinen Freundin unseres Blattes, schreibt das B. T., Schülerin der höheren Töchterschule zu K., Provinz Posen, verdanken wir die Beantwortung dieser Frage, weiche sie uns in Gestalt folgender „wahren Geschichte" einsendet: In W , einem Dorfe bei K., fragte ein Lehrer, wer schlimmer als der Teufel wäre. Keiner der Schüler konnte die Frage beantworten. Endlich meldete sich eine Knabe und sagte: „Schlimmer als der Teufe! ist der Herr Gerichtsvollzieher W .... aus K." Auf die Frage des Lehrers, welchen Beweis er für seine Behauptung hätte, sagte der Knabe: „Meine Mutter halte eine Kuh, und als diese nicht genügend Milch geben wollte, sagte sie oft: „„Der Teufel soll sie holen."" Doch der Teufel holte sie nicht, aber der Herr Gerichtsvollzieher. Deshalb ist er schlimmer als der Teufel." — Ein trauriges Weihnachtssest verlebte die Familie des Goldwaarenhändlers A. in Berlin. Am Weihnachtsabend begab sich Frau A. nach dem Wohnzimmer, um hier den Weihnachtstisch zu ordnen. Sie verblieb jedoch ungewöhnlich lange im Zimmer, und die Zeit rückte heran, wo der Baum angezündet werden sollte. Ver geblich pochte Herr A. an die Thür des Zimmers, in welchem sich die junge Frau eingeschlossen hatte. Im höchsten Grade beunruhigt, erbrach er die Thür und fand in dem Zimmer seine Frau leblos auf dem Fußboden liegend, in der bereits erkalteten Hand eine Puppe für ihr Kind haltend. Ein sofort hinzugezogener Arzt konnte nur den durch Herzschlag erfolgten Tod der Frau A. konstatiren. — Chinesische Todesurtheile. Ueber eine eigenthümliche Art von Todesurtbeil berichtete in einem Vortrag im Verein für Handelsgeographie, nach der „Voss. Ztg.", von Hannecke, der un längst im japanischen Kriege die chinesische Nord armee befehligte. Der Maschinendircktor in Tient sin sei wegen der in der Fabrik erwiesenen Miß stände zu siebenjähriger Todesstrafe verurtheilt worden. Das heißl, er kommt sieben Jahre lang auf die Liste der Todescandidaten. Diese Liste wird dem Kaiser zweimal im Jahre vorgelegt und der Kaiser berührt dann mit einem rothen Pinsel nach Gutdünken einen oder zwei Namen, an deren Trägern die Strafe durch Köpfen oder Erdrosseln vollstreckt wird. Hat jener das Glück, während der sieben Jahre diesem Geschick zu ent gehen, so ist er frei. — Bei Helmstedt fand eine Treibjagd statt. Der Konditor Weigel verfolgte dabei einen an geschossenen Hasen, der sich in einem Gebüsch ver steckt hatte. Er klopfte mit seinem Gewehr an das Gebüsch und hatte dabei den Lauf auf sich gerichtet. Plötzlich entlud sich das Gewehr und der Schuß ging W. durchs Knie. Dem Unglück lichen mußte das Bein abgenommen werden. — In der Nacht vom vergangenen Donners tag aus Freitag wurde die bei Kleinmehring ge legene Fluderer-Mühle von etwa sechs mit Ge wehren bewaffneten Individuen regelrecht um zingelt und angegriffen. Diese wußten offenbar, daß der Mühlenbesitzer eine größere Summe Geldes als Erlös für Gerste in der Mühle halte. Gleich beim ersten Angriff lief der Müller auf
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