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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191001214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100121
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1910
- Monat1910-01
- Tag1910-01-21
- Monat1910-01
- Jahr1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.01.1910
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WenstAGnMrAnM Tageblatt sür Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .»ohenstein-Srnstthaler' Anzeiger erschein« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Ml«. 1.50, bei Abholung in der Geschästsfielle Mk.tLS, durch die Poft bezogen (auber Bestellgeld) Mk.l.50. «inzeloe Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen di« Geschäfts, und Ausgabestellen, di« Austräger, sowie sämtliche Kaiser«. Postonstallen und die Landbriesträger entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzrtgengebühr sür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum lL Psg., für auswärts 15 Psg.: im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämiliche Anzeigen finden gleichzeitig «m »Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. Anzetgen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags U Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Dl« Ausnahme von Anzelgrn an oorgeschriebenen Togen und Plätzen wird möglichst berücksichtig«, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe cingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion DDSSLLlSLSlLckLrsrLrlLsrLSiLereriLLrlLerLcLlLLrLriiLiLlSlLaeererLrer nicht verbindlich. serslLeriLlLlLlLiLlLlLtLLLerereLLrlLLiLlLsreLi-riLcrkrkLlLeiLüiLLrlL^LLsr Nr. 16. Fernsprecher Nr. 161. Freitag, den 21. Januar 1910. B-h-str. s. 37. Jahrgang. TageSgefchichte D«» Alt««b»rßer Herr-gSpaar in Dresden Der Hrrzoa und die Herzogin von Sachsen« Mtendurg trafen gestern abend 6 Uhr 17 Min., von Vertin kommend, auf dem Neustädter Bahnhof in Dretden ein, w« sie vom König Friedrich August und der Prinzessin Mathilde empfangen wurden. Di« Begrüßung der Fürstlichkeiten war ein« r«cht herzliche. St« begaben sich alsdann im geschloffenen Wagen zum Refidenzschlofse. Der König, der Grenadieruniform angelegt hatte, fuhr mit dem die Uniform seine- Freiberger Jäger« bataillonS Nr. 12 tragenden Herzog. Im zweiten Wagen folgte die Herzogin mit der Prinzessin Mathilde. Am Abend wohnte der König mit seinem Gaste der Aufführung de- Gchausptcl» „Ein ideal« Gatte" im Königlichen Schauspiel haus« bei. »er LandeSderet» der Deutsche» Reform« Partei im Königreich Sachsen hält am Sonntag, den -0. Januar, seine Jahres hauptversammlung in Chemnitz ab. Mit dieser Tagung wird zugleich ein« außerordentliche Haup!« Versammlung verbunden scin. Die Festrede hält der Reich-tag-abgeordnete Oswald Zimmermann. Ei» Wechsel i« Nuterstaatsfekretariat de» Reichsschatzamt». Wie di« „N. pol. Korr." meldet, hat sich der Gesundheitszustand deS UnterstaatSsekrelärS im Reichsschatzamt, Wirklich«» Geheimen Rats Lwele, der bekanntlich schon seit mehreren Monaten wegen schmren körperlichen Leidens beurlaubt war, leider nicht derart gestaltet, daß für absehbare Zett sein Wiedereintritt in den Dienst erwartet wrrdcn könnte. Seinem Wunsch« entsprechend, ist er daher von der Wahrnehmung seines derzeitiger« Amtes «ntbunden, indessen nicht in den dauernden Ruhe stand versetzt, sondern einstweilen zur Disposition gestellt, und gleichzeitig durch Verleihung deS Königlichen Kronen-OrdenS I. Klaffe ausgezeichnet worden. An seiner Stelle ist, wie die genannte Korrespondenz weiter erfährt, der Direktor im RetchSschatzamt, Kühn, zum UnterstaatSsekretär er nannt und in di« dadurch srrigewordene Direktor stelle der bisherige Geheime OberregterungSrat H«rz eingerückt. Da» Schicksal ve» deutsch-portugiesische« Handelsvertrag» soll am heutigen Donnerstag sich in der Reichs- tagSkommisfion entscheiden. Wie vrrlautet, wird beabsichtigt, di« Beschlußfassung vorläufig auSzu- setzen und soll der Regierung Veranlassung gegeben werden, zu erklären, ob sie eS sür möglich hält, mit der portugiesischen Regierung neue Verhand lungen mit Aussicht auf Erfolg anzuknüpfen, ohne daß der Reichstag einen Beschluß faßt. Der Vertrag ist von den KorteS bereits 190S genehmigt word«n, eS ist daher die Frage, ob neue Ver- Handlungen zwischen beiden Regierungen angeknüpft werden können, ehe nicht der Reichstag, d. h. das Plenum, einen Beschluß, entweder Aufnahme neuer Verhandlungen ober Ablehnung deS Vertrages unter dieser Voraussetzung, gefaßt hat. Vonseiten der Regierung wird di« Meinung verfochten, daß die Aufnahme neuer Verhandlungen im jetzigen Stadium nicht möglich sei und «inen für die deutschen Interessen viel günstigeren Vertrag nicht zeitigen wird. Wenn man neue Verhandlungen aufnehmen will, muß der Vertrag entweder vom Reichstage abgelehnt oder von der Regierung zu rückgezogen werden. Der frühere Bizepriistdent der Reich»da«k Dr Gallenkamp s. Der frühere Vizepräsident der Reichsbank, Wirklicher Geheimer Rat Dr. Gallenkamp, ist am Mittwoch in Charlottenburg gestorben. Neue direkte Steuer« i« Gro-Herzogtum Sachsen-Weimar Der Hauptvoranschlag dek GroßhrrzogtumS Sachsen-Weimar für die nächste dreijährige Finanz. Periode steht die Einführung neuer direkter Steuern im Betrage von 2S5 000 Mark jährlich vor. Zur La»e i« Nuhrrevler. Die Absicht de» alten BrrgarbeiterverbandeS, den ZwangearbeitSnachweiS der Zechenverwaltungen mit einem Generalstreik zu beantworten, scheint von dem christlichen Bergarbeitervrretn Deutsch lands nicht gebilligt zu werden. In einer Vor« standtfihung deS christlichen Vereins wurde nämlich beschlossen, den einzelnen Mitgliedern di« Ent scheidung darüber zu überlassen, einen Sonderbei trag zu dem Fond- zu liefern, den der alte Ver band in Erwartung eine- Streik» ansammrlt. Einstellung der Präg«»« vo« Küufmarksiücke» Nachdem schon im Jahre 1S0S silberne Fünf markstücke nur noch im Betrage von 0,2 Millionen Mark zur Ausprägung gelangt sind, ist nunmehr die Au»prägung von Fünfmarkstücken b!S auf weiteres ausgesetzt. Schon einmal wurde diese Münzsorte einige Jahr« hindurch nicht geprägt. Man wird zusehen, ob man bei größerer Aus prägung von Drei- und Zweimarkstücken überhaupt ohne weitere Prägung von Fünfmarkstücken auS« kommen kann. Die HeiratSpläue der Priuzefsi» Klementine vo» velgi«». Au» offizieller Brüsseler Quelle wird die Mel dung einer bevorstehenden Heirat zwischen dem Prinz«n Viktor Napoleon und der Prinzessin Kle mentine von Belgien bestätigt. Die jüngste Tochter deS König» Leopold ist am 80. Juli 1872 geboren. Prinz Viktor Napoleon, der Sohn de» Prinzen Napoleon Bonaparte und der Prinzessin Mari« Clotilde von Savoyen, ist am 18. Juli 1862 ge boren. Ein« Jugendliebe findet nach langen Jahren der Entsagung ihren Lohn. Obgleich dir Mutter de» Prinzen dieser Heirat sehr günstig gestimmt «ar, scheiterte sie bisher immer an dem Widerstande de» König» Leopold, der sich au» diplomatischen Gründen der Heirat seiner Tochter mit dem Thronanwärter der Napoleontden wider setzte. Die- führte zu einer jahrelangen Entfrem dung zwischen König Leopold und der Prinzessin. König Albert hat jedoch sein« Zustimmung zu der Heirat gegeben, die im Oktober oder Mitte No vember stattsindrn wird. Dio Wahle» tu Engis»» führen zu so zahlreichen Siegen konservativer Kan didaten, daß den Liberalen bang, zu «erden be ginnt. Zwar befürchten sie nicht, die Majorität im Unterhause zu verlieren; aber sie schränken ihre Hoffnungen auf einen glänzenden Wahlsieg mehr und mehr ein. Bemerkentwert ist die außer ordentlich starke Wahlbeteiligung, di« allerdings nur die Folge de» ungewöhnlich heftigen Wahl kampfes und der im ganzen Land« verbreiteten Erkenntnis ist, daß bei der diesmaligen Wahl die wichtigsten Interessen auf dem Spiele stehen und daß die Entscheidung darüber fallen soll, ob Eng land Schutzzollstaat werden oder FreihandrlSstaat bleiben wird. Braud de» Ko»sia»ttnop«ker Parlamout». gebimde» Nach dem KönigSschloßin Alhenist gestern da» Par- lamentSgebäude zu Konstantinopel ein Raub der Flammen geworden. Während in mehreren Zim mern des Hause» Kommissionen tagten, brach plötz lich gegen 11 Uhr vormittag» Großfcuer auS. Da» Feuer entstand im zweiten Geschoß, in den TenatSräumen, und griff mit reißender Schnelligkeit um sich. Die Sitzungssäle der Kammer und de» Senat» sowie der Thronsaal wurden vollständig vernichtet. Di« von Truppen unterstützte Feuer- wehr, die da» Wasser au» dem nahen Bosporus pumpte, wurde der Gewalt deS Elemente» schließ lich Herr und vermochte auch die Vildizgärten zu schützen. Der prachtvoll« marmorne Tschiragan« palast — «r wurde al» Parlamentsgebäude be nutzt — ist jedoch in eine rauchende Ruine ver- wandelt. Der Schaden beziffert sich auf 10 Millionen Pfund. Da» Gebäude war nicht ver sichert. Da» Volk glaubt hartnäckig an Brand stiftung. ßl«p»lntia» t» Uruguay- In Bueno- Aire» erhält sich hartnäckig da» Gerücht, daß in Uruguay eine Revolution au»ge- brachen sei. Di« strenge Zensur in Montevideo macht«» unmöglich, näher« Nachrichtin zu erhalten. Deutscher Reichstag. 20. Sitzung vom 1S. Januar. Auf der Lage»ordnuvg de» sehr schwach be setzten Hause» steht zunächst der Handelsvertrag mit Bolivia. Auf Anfrage deS Abg. Tüvekum (Saz.) erklärt Staatssekretär v. Schön: Wir haben von Anfang an der gesetzgeberischen Tätigkeit in Frank reich zwecks Erhöhung der Zölle sorgsamste Be achtung geschenkt. E» ist auch selbstverständlich, daß die Regierung bestrebt bleibt, alle» zu tun, um unsere handelspolitischen Interessen in Frank reich nicht schädigen zu lassen. Oder doch wenigsten» nicht in dem Maße schädigen zu lassen, daß unsere handelspolitischen Beziehungen zu Frankreich er heblich beeinträchtigt werden. Hierauf wird der Vertrag sofort in zweiter Lesung genehmigt. ES folgt die Interpellation Ablaß (frs. Vp.) über die Anwendung deS Reich-- vereinSgesetze-. Abg. Wüller-Meiningen (frs. Bp.): Selten ist ein Gesetz mit dem Namen eines Minister» so eng verknüpft gewesen, wie da- RsichSvereinSgrsetz mit dem Namen de» damaligen Staatssekretärs und jetzigen Reichskanzlers. Um so mehr hätte ich gewünscht, Herr v. Bethmann Hollweg hätte wtnigsten» dieses eine Mal seine Parlamentsscheu abgelegt und wäre hier erschienen, um sür eine loyal« Handhabung deS Gesetzes einzutreten. Hat er doch dafür sein Wort verpfändet! Allmählich muß die Schonzeit für eine verständnislose Burcau- AngioUna. Novelle von der Adria von Hans v. Basedow. 1öj (Nachdruck verboten.) Achtes Kapitel. Francesco hatte eine Schar junger Leute um sich versammelt — ihm zunächst staud die verschmitzt lächelnde Rosetta, mit ihrem zierlichen Köpfchen, mit den falschen, lobenden Katzenaugen nickend, wie wenn sie sagen wollte: „Ja, ja, das habe ich längst gewußt.' Ebenso regen Anteil an der Erzählung nahm der junge Fischer Pippo, der die zerbrochenen Ruder gefunden halte. Er ahnte, daß Francescos Erzählung mit den Rudern Zusammen hänge und war stolz darauf, mehr zu wissen, wie die andern — er braute sich eine ganz phantastische Geschichte zusammen, die er abends der hübschen Cechiua, seinem Schatz, erzählen wollte. Die würde Augen mache», ja. ja — daß auch so etwas Vorkommen konnte — er glaubte bereits fest an seine eigene Phantasie. Mit einer großen Schadenfreude hörten auch die andern zu, namentlich die Francesca und Guilia, die mit Ruffo und Antonio die Köpfe zusammcuslcckten und kicherten — nur die bucklige Bianca, die Enkelin des allen Weibes, dem Karl die paar Körbe gerettet, schüttelte den Kopf. Dit häßlichen Reden, die da geführt wurden, verletzten sie — dennoch blieb sie und hörte alles an. Vielleicht konnte sie so dem Pittore ihre Dankbarkeit beweilen. Ja — es fielen häßliche Reden, die jungen Leute konnten Augiolina alle ! üt leiden, eben, weil sie bei dem Alten so beliebt war. Und dazu kam noch etwas — Augiolina war doch auch nichts anderes wie sie, aber stets hatte sic sich von ihnen fern gehalten, kaum je ein Wörtchen mit ihnen geredet, und immer still für sich mit dem alten Beppo gelebt — kam sie je einmal zu einer öffentlichen Lustbarkeit, war sie wohl ausgelassen > munter, oft sogar mehr noch, wie die andern, aber doch auch nur für sich. Und zudem las sie sogar, las wichtige Bücher, die ihr der alt« Beppo aus Triejt brachte, wichtige dcuische Bücher. Dahinter steckte etwas, sie selber waren alle froh, kaum lesen zu können — und sie saß den ganzen Tag im Gärtchen und las. Ja, ja — stille Wasser sind tief — das war sehr interessant, was der Francesco erzählte, so erfuhr man doch endlich einmal etwas über die „Singolare, die Lesende", wie sie genannt wurde. Francesco fuhr in seiner Erzählung fort: „Ja — so thnt sie immer so stolz, aber denkt Euch lischt, daß sie wirklich so ist, im Gegenteil. Wenn wir dabei sind, weicht sie allen Malern scheu aus, aber der Pittore drüben in Agnileja macht eine Ausnahme — von ihm hat sie sich malen lassen." Ein ungläubiges „Ah" erscholl. „Jawohl — iw habe das Bild gesehen, heute abend wenn der Pittore nicht zn Hanse, führe ich Euch hiu, daun sollt Ihr es selbst sehen. Ganz wie sie leibt und lebt, steht sic ans dem Bilde." „Ta seht Ihr cs", rief Rosetta, „das sind die Schlimmsten, die so reden. Hihihi." „Wer wird gleich Arges denken", warf Bianca schüchtern ein. „Was weißt denn Du, Bucklige?" lachte Rosetta und Francesco fuhr fort: „Nun kann mau sich auch denke», wie die Geschichte auf dem Meer da im Sturm war. Ja. ja — die Madonna straft die Sündigen", setzte er scheinheilig hinzu. Rosetta wurde ein wenig verlegen, dann aber ge lobte sie der Madonna ein kleine? Licht, sie wollte ihr augenscheinlich wohl — denn ihrethalben hatte sie es noch nie stürmen lassen. „Nun wißt Ihr es — und bandelt darnach! Aber ich kann Euch noch mehr sagen, der Maler sitzt immer vor ihrem Bild, und sie umschleicht sein Hans. Da muß noch etwas Besonderes dahinterstecken, denn heute — ich stand an meinem gewohnten Plätzchen und schaute durchs Fenster — kam eine andere Danie, und die um armte er — hahaha — und di« Angiolina hat das Nachsehen. Ah — da kommt sie, seht, wie eine Trauer weide bei Regem Na — ich mache mich fort. Andere, wie Ihr, wollen auch gerne etwas Neues hören." Damit entfernte er sich eilig. Ein böses Lächeln spielte um seine Lippen, indem er sich die Hände rieb, mnrmelte er vor sich hin: „So ist es gut — so ist es gut. Nun ist sie der Spott und niemand will was mehr von ihr wissen. Sinn mnß sie mich doch »och nehme»." Angiolina trat auf die Gruppe junger Leute zu. Sie hörte, wie Pippo, als sie heraunahte, mit besonderer Betonung ausrief: „Ja, ja — die Ruderl" „Hat mau den Thäier gefunden?" rief sie. Ein lautes, höhnisches Lachen erhielt sie zur Ant wort. Rian wich ihr aus und blickte sie seltsam an. Sie sah erstaunt ans. „Was habt Ihr denn — wie, Rosetta?" wandte sie sich an jene. „Bah, man kennt Dich schon, und da wirst Du be greifen." „Was? Ich begreife nichts, garnichts." „Hihihi", lachte Rosetta, „natürlich wollen wir nichts mehr von Dir wissen!" „Ja, was man weiß, weiß man", warf Guilia ein. „Und wenn man mal was weiß, siebt man sich vor", meinte Ruffo. „Um mich brauchte die Madonna noch keinen Sturm zu machen", schloß Rosetta, heimlich nach ihrem Rosen kranz greifend. Ein wildes Gelächter — und der Kreis war aus- eiuandergestoben. Angiolina stand bleich, mit klopfendem Herzen da. Sie verstand die Reden nicht — und daß man nichts Gntes von ihr dachte, verstand sie. Sie schlug die Hände vor das Gesicht uud schluchzte auf — da legte sich eine magere, weiße Hand ans ihre Schulter und die Bucklige flüsterte leite: „Poveretta, Povcretta — wenn ich Dir nicht zu schlecht bin — ich bleib« bei Dir." Augiolina wußte selbst nicht, wie es kam, aber sic zog das verkrüppelte Mädchen an ihre Brust und küßte sie auf die Stirn. Da hörten sie Rosetta? gellende Stimme. „Hihihi - da küßt sich die Bucklige und die das lepte Wort verstand man nicht, es wurde übertönt von rohem Gelächter. „Was ist es — sage eS mir, Bianca — ich bitte Dich." „Nicht jetzt, nicht hier", flüsterte die Bucklige scheu, „man würde uns verhöhnen — heute abend - am Turin." Eine Weile standen sie stnmm nebeneinander — Bianca blickte warmherzig, mitleidig ans Angiolina. die düster vor sich hinstarrte. Was mochte geschehen sein, was? — Sie fnhr auf. Beppiua, Karls kleine Freunde kamen des Weges daher. Angiolinas Augen leuchteten ans. „Sich Nanni, nud Dn meine süße, kleine Beppina — Ihr wollt gewiß znm Pittore?" „Nein, wir dürfen nicht mehr hin." „Beppina autmoriete garnicht, sondern steckte den Finger in das Mündchen. „Nun, warum denn nicht?" „Das darf ich nicht sagen", rief Nanni mit kecker Miene. „Nicht sagen?" „Nein, weil wir mit Dir nicht mehr reden dürfen, mit Dir nicht und mit dem Pittore auch nicht." Damit lief er weiter und zog Beppina mit sich. Angiolina war leichenblaß geworden, dann wandte sie sich zn Bianca. Tonlos fragte sie: „Ist es das?" Bianca nickte stmnm. Lant aufschlnchzend sank Augiolina auf die Knie, und nun war es die Bucklige, die sie au die Brust zog und auf die Stirn küble, in dem sie flüsterte: „Poveretta, Poveretta." (Fortsetzung folaU
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